Hallo zusammen,
auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist:
Hat jemand den Katalog der Winkel - Zeiss Polarisationsmikroskope um 1946 und könnte mir diesen als Scan zukommen lassen?
Auch ein Hinweis auf eine Bibliothek würde eventuell helfen.
Das Zeiss Archiv hat leider nichts 😞
(https://i.postimg.cc/YqpSgkjn/IMGP7091-Kopie.jpg)
Hallo Hugo,
aus den 50ern hätte ich einen. Würde der auch helfen ?
Hallo Hugo,
ich habe ja jahrelang die gesamten Prospekte von R. WINKEL, dann WINKEL- ZEISS (nach Kriegsende dann mit ZEISS- WINKEL- Linsenlogo) beschützt und behütet. Wir hatten noch fast jeden Prospekt ab 1893. Da waren neben u.a. Kristallschleifmaschinen, Polarimetern, Spektroskopen eben auch die Mikroskope vom einfachen Schülermikroskop bis zum aufwendigen POL- Gerät dabei. Teilweise noch in 10er oder 20er Paketen. Jetzt hat diesen kleinen Schrank das CZJ- Archiv in Jena.
1946 lief die Produktion in Göttingen erst ganz langsam wieder an (die meisten Männer waren tot oder noch nicht wieder zurück in Göttingen) und es gab dann so um 1949 sogar den ersten FARBKATALOG von ZEISS- WINKEL zur Baureihe STANDARD (das war ein A4- Format, auf sehr weichem Papier und in der entsprechenden Druckqualität).
Die erste POL- Broschüre von ZEISS- WINKEL (nicht irgendein S/W- gedrucktes Erzeugnis) ist erst im November 1954 erschienen. Das Format war A5. Das Titelblatt war farbig und auf stark glänzendem Papier gedruckt:
(https://www2.pic-upload.de/img/37308445/1954_POL_ZEISS_WINKEL_1.jpg)
Die zweite Auflage hieß dann noch genauso, nämlich "Instrumente für die Polarisationsmikroskopie" und der Verfasser war in beiden Fällen der neue wissenschaftliche Leiter der Fa. ZEISS- WINKEL, Dr. Kurt Michel. Die Druckschriften-Nummer der zweiten Auflage ist 40-550/I - d (e).
Ich habe die besagte Broschüre auch bestimmt zu Hause irgendwo in einem Karton im trockenen Keller. Einscannen möchte ich die nicht, da die sonst auseinanderbricht. Vielleicht habe ich die noch doppelt. Dann schicke ich Dir ein Original. Ich werde nächste Woche noch einmal in der Fa. nachschauen, weiß aber nicht, ob dieser Bestand nicht schon eingelagert ist.
LG
Michael
Nachtrag: Eine der ersten Gebrauchsanleitungen zum STANDARD GFL Pol G 550/G/E ist im März 1954 erschienen.
(https://www2.pic-upload.de/img/37308319/STANDARD_GFL_POL_ZEISS_WINKEL_1.jpg)
Liebe Freunde historischer Mikroskope,
ich habe mich in meinem obigen Beitrag missverständlich ausgedrückt:
Es geht nicht um ein Mikroskop der GFL Standard Reihe oder dessen Vorläufer mit dem Zeiss Winkel Firmenzeichen, sondern um das auf dem Foto zu sehende Hufeisenstativ.
Aus Freude über den geglückten Kauf habe ich gar nicht mehr daran gedacht, dass es natürlich auch GFL Polarisationsmikroskope gab !
PS: Foto muss ich gleich hochladen bin noch unterwegs
(https://i.postimg.cc/Z5R1tsDK/IMGP7094.jpg)
Hallo Hugo,
zu allen Stativen aus dem Göttinger Werk gab es kleine, recht kurz gefasste mit S/W Zeichnungen versehene Datenblätter. Da ich aber kein Sammler von WINKEL- Mikroskopen bin, müsste ich da noch einmal in dem alten Katalogschrank schauen. Da habe ich NICHTS selbst zu Hause. Ich melde mich dazu bei Dir per PN, nächste Woche, wenn ich weiß wo dieser Aktenschrank gerade steht.
LG
Michael
In dem großen ZEISS- Katalog von 1938 waren auch alle bei WINKEL gebauten POL- Mikroskope drin. Da schaue ich auch noch mal nach.
LG
Michael
Hallo Hugo,
ich habe leider nur diese Grafik auf der Festplatte, die den Strahlengang zeigt.
Grüße
Martin
Moin!
Dieser Katalog ist von 1941, hat ca. 140 Seiten mit einer ganzen Reihe von Abbildungen und Tabellen. Ich habe die beiden Seiten söben mit dem Teleklingel abphotographiert. Allerdings möchte ich ihn auch nicht gerne scannen, weil er mit Sicherheit erheblichen Schaden nähme. Wenn Michael keine attraktive Lösung findet, wäre es eventuell eine Möglichkeit, ihn sorgfältig abzuphotographieren? Du müsstest dann aber mit der Verzeichnung bei den durchgebogenen Seiten leben und die ist erheblich.
Oder weiß jemand eine andere Lösung?
Freundliche Grüße vom Wolfgang
Hallo Wolfgang,
wenn Du ihn mir anvertrauen würdest, könnte ich ihn mit einem professionellen Buchscanner zu scannen und in ein PDF umwandeln, wobei sogar die "Biegung" durch die Software auotmatisch herausgerechnet würde. Bei einem speziellen Buchscanner muss das Buch nicht - wie bei einem normalen Scanner - "plattgedrückt" und damit ggf. beschädigt werden, sondern es wir dim prinzip auch abfotografiert, allerdings mit den oben erwähnten Zusatzfunktionen (also PDF-Umwandlung, Herausrechnen der Biegung etc.).
Herzliche Grüße
Peter
Hallo,
anbei ein Lieferkatalog von 1940. Vielleicht kann man dort die zutreffende Druckschrift von Winkel finden.
LG
Michael
Den von Wolfgang gezeigten Katalog von 1941 habe ich in dem Aktenschrank gehabt (Wolfgang´s Heft dürfte auch von dort sein- es war ein senfgelber Kabinettschrank mit ganz vielen Auszügen, der stand früher bei Manfred oben im Service, wenn Du Dich noch erinnerst ..., danach bei mir) Es wird aber etwas dauern, bis der auftaucht.
LG
Michael
Hallo Michael,
der Katalog von 1941 steht bei mikroskop-online (https://www.mikroskop-online.de/Mikroskop%20BDA/Mikro%2011-035-1%20Lieferkatalog.pdf) zum Download.
LG Gerd
Lieber Gerd,
da ist aber das Winkel-Pol-Stativ gar nicht drin. Außerdem scheint das kein originaler Katalog zu sein. Sieht man schon am Schriftbild. Den scheint jemand mit viel Mühe, vielleicht nach dem Original, "zusammengebastelt" zu haben.
In den Zeiss Jena Katalogen von 1934 und 1939 ist es drin (Anhang). Siehe den Winkel Schriftzug am Fuß des Stativs.
Grüße
Martin
Hallo Martin,
Du hast ja Recht. Ich hatte das auf den von Michael geteilten Link bezogen, nicht auf die von Wolfgang mit dem "Freihandscanner" bereitgestellten Katalogteile bezogen, auf die Michael sich bezog...Sorry.
LG Gerd
Hallo Hugo,
was mich beim Betrachten Deines Fotos etwas verwundert hatte, war, dass das Stativoberteil (ohne den Fuß) genau dem WINKEL-ZEISS Göttingen Modell Stativ IV M entspricht. Aber der Stativfuß ist der aus der Baureihe B (z.B. BTK). Und der Kondensor von Dir sieht auch etwas anders aus. Das Stativ IV M steht in meinem Büro. Mein Polarisator sieht aber schon fast genauso aus, wie später beim STANDARD GFL.
Ich habe diese Information aus dem ZEISS Hauptkatalog (ZEISS-Mikroskope und Nebenapparate) von 1939 Seite 173 und 170 entnommen. Den kann man beim CZ Archiv noch käuflich erwerben.
Vielleicht wurde Dein Stativ ja erst nach 1945 aus noch vorhandenen Beständen zusammengebaut. Hast Du die Seriennummer des Stativs? Mit etwas Glück kann dann das Alter festgestellt werden.
LG
Michael
(https://www2.pic-upload.de/img/37308719/IMG_20231101_091259_resized_20231101_091344306.jpg)
(https://www2.pic-upload.de/thumb/37308721/IMG_20231101_091306_resized_20231101_091344837.jpg)
Hallo Michael,
ZitatVielleicht wurde Dein Stativ ja erst nach 1945 aus noch vorhandenen Beständen zusammengebaut. Hast Du die Seriennummer des Stativs? Mit etwas Glück kann dann das Alter festgestellt werden.
Das Mikroskop hat die Nummer 74339 und wurde laut Fr. Marte Schwabe 1946 hergestellt, weitere Angaben habe ich vom Zeiss Archiv leider nicht bekommen.
(https://i.postimg.cc/d3wL7Tk7/IMGP7093.jpg) (https://postimg.cc/phc24rBx)
.
Die Verkäuferin in Neustadt am Rübenberge hat mir gesagt, daß ihr Großvater das Mikroskop im Salzbergwerk Asse (ja, das vermeintliche "Endlager" für Atommüll) im Labor genutzt hat und später, wahrscheinlich bei Einstellung des Bergbaus, mitnehmen durfte.
Der Fuß hat mich - und auch Fr. Schwabe - irritiert und ich vermute mittlerweile auch, daß das Mikroskop - direkt nach dem Krieg - aus noch vorhandenen Teilen zusammengesetzt worden ist. Da ich diese merkwürdige Kombination von Fuß und "Reststativ" nirgendwo finden konnte, habe ich dann den Beitrag hier geschrieben.
Interessant wäre in Zusammenhang mit dem Herstellungsjahr auch,
wie das Mikroskop, dessen Kaufpreis sicher nicht gering gewesen sein wird, bezahlt worden ist.
Die Reichsmark war 1 Jahr nach der Kapitulation des Deutschen Reichs wertlos, die Bevölkerung hungerte, der Schwarzmarkt blühte und eine gängige Währung waren Zigaretten. Kippen oder Salz wird das Zeiss-Werk ja wohl nicht genommen haben...
Jetzt ist die Katze ganz aus dem Sack, ich wollte - auch mit den hier gewonnenen Informationen - einen Beitrag für die Rubrik "Mikroskope" schreiben und dabei natürlich auch Neues präsentieren. Mach ich dann aber trotzdem noch, auch wenn´s dann ein alter Hut ist!
Lieber Hugo,
das kann ich Dir beantworten.
Wir hatten bei ZEISS in Berlin einen langjährigen Servicetechniker der direkt nach der Befreiung Deutschlands 1945 bei WINKEL- ZEISS in Göttingen seine Lehrlingsausbildung mit etwa 14 Jahren startete. Anfänglich bestand die Ausbildung lediglich aus Mathematik- und Physikunterricht bei Arthur Ehringhaus, weil es ja nichts gab, an das man die Lehrlinge heranlassen wollte. Selbst die Beschaffung von Papier und Bleistift war schwierig. Den Servicetechniker habe ich in Berlin noch kennenlernen dürfen und natürlich gründlich ausgefragt.
Alle Menschen hatten Hunger (der Hungerwinter 1945/ 46 soll besonders schlimm gewesen sein) und froren. Im Göttinger Werk war nur noch eine Handvoll von Menschen übrig (Dr. Arthur Ehringhaus und Dr. Kurt Michel waren zwei davon). Aber die Firma war unbeschädigt und intakt, weshalb die Amerikaner den Dr. Michel bei einem Zwischenhalt einfach in Göttingen abgeworfen hatten, mit Frau Margarete und den zwei Kindern, Hans und Ursula.
Bezahlt wurde in dieser Zeit mit Kohlenbriketts, Schmuck und Dauerwurstwaren, neben Zigaretten oder Kaffee, Honig, Mehl, Schokolade und Konserven. Die Fa. WINKEL- ZEISS hatte auch gar keinen Vertrieb mehr. Der wurde dann Anfang 1950 von Jena aus wieder aufgebaut, vom damaligen Vertriebsleiter, Herrn Otto Birkenbeil. Daraus ging dann nach der Entfremdung von ZEISS Jena und ZEISS Göttingen 1951 die Fa. Werner Jähnert GmbH und Co. KG hervor, die zunächst mit im Werk untergebracht war.
Der Erstbesitzer Deines Mikroskops ist sicher ganz einfach in der Königsallee direkt vorstellig geworden und anscheinend wurden sich beide Seiten handelseinig. Ganz offiziell, sonst hätte Frau Schwabe ja gar keinen Eintrag in den Nummernbüchern gefunden.
Die Mettwürste ..... Die waren im ZEISS- Werk in Göttingen noch länger wichtig: Die Lehrlinge, die aus bäuerlichen Familien aus dem Göttinger Umland stammten, konnten sich einer etwas milderen Behandlung durch die sehr strengen Ausbilder sicher sein. Die bekamen dann eben mal eine Eichsfelder Mettwurst zugesteckt. Sonst musste man zur Strafe und Besinnung auch schon einmal eine Woche in der Lackiererei arbeiten (jedes schwarze STANDARD- Stativ wurde ja 8 mal lackiert).
LG
Michael
Hallo Hugo,
ich hoffe doch, daß du uns dieses Mikroskop nocheinmal vollständig vorstellen wirst.
Ich hatte gerade einen ähnlichen Fall eines Leitz-Mikroskops, das von Leitz direkt an einen Mitarbeiter 1947 für 80 Reichsmark verkauft wurde (Rechnung liegt vor). Der hat sicher nicht in Salamiwährung bezahlt.
Dein Stativ hat übrigens nach der englischen Ausgabe des Gesamtkatalogs von 1934 in der Grundausstattung 87 Pfund und 7 Shilling gekostet. Leider weiß ich nicht, wieviel das 1934 in RM war.
@Michael: der Hungerwinter war 1946/47.
Grüße
Martin
@beamish: Was das Hungern angeht, da verlasse ich mich lieber auf das Gedächtnis meiner Mutter als auf Google. Es wurde ja schon lange vorher gehungert und das bis zur Währungsreform.
Die Fa. WINKEL war ja in den Jahren 1945 - 1950 in einer viel schlechteren Lage (kein Personal, die unklare Beziehung zum Mutterkonzern in Jena, der ja komplett demontiert war) als E. LEITZ (keine Komplett- Demontage etc.), die ja auch viel früher damit anfangen konnten, wieder schöne Mikroskope zu bauen als ZEISS. Wie gesagt in Göttingen gab es nach dem Krieg auch nicht einmal mehr einen Vertrieb. Der erfolgte ja auch zum großen Teil vor 1945 über Jena.
Gruß
Michael
Hallo Michael,
natürlich wurde schon vorher und auch nachher gehungert! Der Winter 46/47 war aber zudem noch besonders kalt:
https://www.deutschlandfunk.de/der-hungerwinter-neunzehnhundertsechsundvierzig-100.html
Gruß,
Martin
Hallo Hugo und Mitlesende,
ich habe genau das gleiche Stativ, wohl auch aus der Zeit stammend, kurz bevor die Standart-Modellreihe erschien. Ich dachte immer, das die es bei Winkel genauso gemacht hätten wie bei Leitz: Nämlich das in der Nachkriegszeit erst einmal die gleichen Modelle wie in der Zeit vor der "Befreiung" weitergebaut wurden. Nur eben mit einem dem veränderten Zeitgeschmack angepasstem Stativfuss. Ich glaube eigentlich weniger, dass es sich um aus Resten zusammengestückelte Instrumente handelt. Wie sieht es denn bei den kleineren Stativen im Vergleich: Vorkriegszeit / nach der "Befreiung" aus? Pol-Stative sind ja selten, aber entsprechende kleinere biologische Stative hat ja vieleicht hier jemand in seiner Sammlung, an denen man die Stativfüsse miteinander vergleichen könnte.
Bei der Bestimmung als Stativ IV bin ich mir allerdings noch nicht restlos sicher, weil es ja auch noch andere sehr ähnliche Stativ-Varianten gab (V., VI.), von denen ich aber keine Abbildungen habe. Aufgrund der wohl am häufigsten nachgefragten Modellvariante IV scheint es mir aber trotzdem auch ohne festen Beweis am wahrscheinlichsten, dass es sich bei unseren Modellen am ehesten genau um diesen Typ handelt.
Frage in die Runde: hat jemand passende Okulare dafür? Meins hatte nämlich nur ein Fremdokular von ROW. Und den Originalpolarisator hat wahrscheinlich erst recht keiner in seiner Kramkiste?
Allen noch einen schönen Sonntag!
Das Stativ V M unterscheidet sich im Katalog von 1939 vom IV M nur durch eine Kreuztisch. Das VIB ist aber ein eigenes Stativ, das im Katalog als "Großes mineralogisches Stativ VI M mit synchroner Bewegung" bezeichnet wird (Anhang). Abgebildet ist es dort leider nicht. Ein Exemplar von 1925 gibt es aber in der Sammlung Mappes:
http://www.museum-optischer-instrumente.de/winkel_zeiss_28353.html
Grüße
Martin
Hallo,
mein Stativ war wahrscheinlich einmal das V M mit der optionalen synchronen Drehung der Polare/ Nicols (über einen damals sehr üblichen Stangenmechanismus), bis mir jemand die Stangen weggefunden hatte. :(
Das hier gezeigte Instrument war das (eines der) Mikroskop (e) von Arthur Ehringhaus und ist gleichzeitig das Einzige erhaltene der von ihm benutzten Instrumente. Arthur Ehringhaus war der frühere wissenschaftliche Leiter der Fa. Rudolf Winkel, ein berühmter Mineraloge (der Gegenspieler von Max Berek) und auch der ehemalige Bewohner meines Arbeitszimmers im Werk in Göttingen. Damals hieß das "Privatkontor Dr. Ehringhaus". Ich zeige das wunderbare Mikroskop im POL-Kurs und die Gäste sind immer wieder überrascht von der guten Bildqualität und dem schieren Gewicht des gusseisernen Stativs, dass ein erwachsener Mann einhändig kaum hochheben kann.
Beim JENAPOL b für den feinstrukturell arbeitenden Mediziner und Biologen mit dem wohl raffiniertesten de Senarmont- Mess-System (achromatisiert, mit Innenablesung der Analysatorwinkelwerte im Großfeldsystem und digital auslesbar über RETARMET 2), das es je gab, hatte es auch eine Variante mit x- y-Bewegung über einen auf einen Drehtisch gesetzten Kreuztisch gegeben,. Mann vergaß nichts bei ZEISS. Wer einmal durch ein JENAPOL mit echten, wirklich so etwas von komplett völlig spannungsfreien Objektiven GF- Planapochromat POL 50x und 100x geschaut hat, schaut nichts anderes mehr an (durch nichts anderes mehr durch). Das hat alles Joachim Bergner in Jena bei ZEISS entwickelt. Das zeige ich auch ab und zu im Kurs.
Hier ein paar Bilder des Mikroskops:
(https://www2.pic-upload.de/img/37310223/IMG_20231107_121041_resized_20231107_055856418.jpg)
(https://www2.pic-upload.de/img/37310224/IMG_20231107_121031_resized_20231107_055856613.jpg)
Lieber Michael,
zu dem schönen Winkel Polarisationsmikroskop, das Du gezeigt hast, würde ich gerne noch ein paar historische Anmerkungen machen.
Die Grundkonzeption dieses Geräts geht auf Ernst Anton Wülfing zurück, der 1918 "Ein neues Polarisationsmikroskop und kritische Betrachtungen über bisherige Konstruktionen" vorstellte (Abh. der Heidelberger Akad.e der Wiss., 6. Abh., 79 S.). Mehr zu Wülfing hier (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=35335.msg258276#msg258276).
Wülfings Konstruktion wurde "Ausgeführt von R. Winkel, G.m.b.H. in Göttingen" und war das Flaggschiff der Winkelschen Mikroskop-Palette. Es wurde über einige Jahrzehnte mit nur erstaunlich wenige Veränderungen gebaut, was zeigt wie innovativ Wülfings Konstruktion war. Es war in dieser Zeit sicher eines der weltbesten Polarisationsmikroskope.
Unten sieht man einen zeitgenössischen Stich von Wülfings erster Konstruktion (aus Rosenbusch-Wülfing: Mikroskopische Physiographie, E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung, 1921) und zwei Bilder eines solchen Instruments. Dieses gehörte einst Hans Schneiderhöhn (1887-1962), einem berühmten Mineralogen und Lagerstättenkundler, der maßgeblich an der Entwicklung der Auflichtmikroskopie (Erzmikroskopie) beteiligt war. Man erkennt deutlich die Stange, die Polarisator und Analysator zur synchronen Drehung verbindet, und die bei Deinem Gerät leider fehlt.
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Herzliche Grüße,
Olaf
Lieber Olaf,
vielen Dank für die wunderschönen Fotos und die Erklärungen. Ich dachte immer, das Ernst Schneiderhöhn eher mit Max Berek zusammengearbeitet hatte und das die auch miteinander befreundet waren.
Die hintere Abstützstange für die Verwendung als Horizontalmikroskop war an meinem Gerät nie montiert. Mein Polarisator ist auch bereits ein Folienpolarisator und kein Ahrensprisma mehr.
Mein Mikroskop steht immer neben dem Wülfing- Rosenbusch :). Da fühlt es sich wohl.
Ja dies Stange ist leider weg und die sah so ähnlich aus, wie bei Deinem Gerät. Es war auch in einem ganz schlimmen Zustand als ich es bekam. Aber da bin ich ja kein Fachmann, auf Deinem Gebiet der Geräterekonstruktion.
LG
Michael
Ich meinte Hans Schneiderhöhn, nicht Ernst. Sein Buch über Erzmikroskopie habe ich auch. Und die erste Hälfte auch gelesen.
Hallo Olaf,
R. FUESS in Berlin- Steglitz hatte das synchrone Drehen der Polare mittels Stange auch, so um 1920. Das sehr gut erhaltene Mikroskop von R. FUESS habe ich irgendwo einmal in einem Mineralienmuseum in Südtirol gesehen. Im Wanderurlaub. Völlig unerwartet. Meine Frau hat nur geseufzt, weil sie wusste, dass ich jetzt mindestens 20 Minuten länger durch die Ausstellung brauchen würde, als sie.
LG
Michael
Das im Eingangsbeitrag von Hugo gezeigte Stativ hat ja hinten im Fuß einen "Stöpsel"(?). Ließe sich der herausnehmen und so eine justierbare Stütze zum Umlegen des Stativs einschrauben?
Lieber Michael,
die Synchrondrehung der Polarisatoren war bei Mineralogen einst sehr beliebt. Sie geht auf einen Vorschlag von A.B. Dick zurück und wurde erstmals von Swift in London 1888 ausgeführt. Beispiele solcher wunderschöner viktorianischer Mikroskope sieht man hier (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33038.0). Bei ihnen besteht der Drehmechanismus aus zwei identischen Zahnradgetrieben, die über eine lange Stange bzw. ein langes Ritzel gekoppelt sind. Dieses Verfahren wurde von anderen Herstellern übernommen, z.B. von Voigt & Hochgesang / Dr. Steeg & Reuter hier (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=17504.0) oder Leitz hier (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=26148.0).
Die vereinfachte Synchrondrehung ohne Zahnradgetriebe wie bei Deinem Mikroskop geht auf Sommerfeld zurück und wurde erstmals bei dem Mikroskop nach Souza-Brandáo von Fuess im Jahre 1903 verwirklicht. Besonders für U-Tisch-Messungen erwies sie sich als sehr vorteilhaft und wurde tatsächlich noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts für solche Zwecke angeboten, z. B. für das Leitz Dialux und das Zeiss Standard. Bei dem sehr seltenen und speziellen Theodololit-Mikroskop von Fuess war diese Drehung konstruktionsbedingt sogar zwingend erforderlich, wie man hier (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=29762.0) sieht.
Herzliche Grüße,
Olaf
Wenn ich mir die Synchron -Dreh-Einrichtung bei den frühen Modellen so ansehe, war diese Konstruktion notwendig, um Kristalllagen von der Auslöschungsstellung in die Diagonalstellung zu überführen, da ja ein Drehtisch (noch)nicht vorhanden war.
Dass man diese Vorrichtung nach Einführung des Drehtisches beibehalten hat könnte seine Begründung darin finden, dass man beim fotografieren bei unveränderter Kornlage , die Orientierung , z.B. an Gneisen , auswerten konnte.
Eine dritte, mir bekannte Anwendung, war die Messung des Drehwinkels anisotroper Erzminerale im Auflicht, als noch keine Kompensatoren mit azimutaler Drehung existierten.
Aber vielleicht gibt es ja einen viel offensichtlicheren Grund, für solch eine Konstruktion?
Welchen Vorteil bietet sie z.B. bei U-Tisch Untersuchungen?
LG
Jürgen
Lieber Jürgen,
die Erklärung ist einfacher als Du denkst: der Drehtisch ist viel älter als die erste Synchrondreheinrichtung, denn bereits das erste kommerziell gefertigte petrographische Mikroskop von Rosenbusch/Fuess (1876) vefügte über einen solchen. Das Problem war aber immer die Zentrierung der Objektive, d.h. die Zusammenführung von mechanischer Drehachse des Drehtischs und der optischen Achse des Objektivs. Dazu gab es verschiedenste Lösungsansätze: Zentrierung des Tubus (beim Rosenbusch-Mikroskop), Zentrierung des Tischs (z.B. bei frühen Seibert-Mikroskopen) Zentrierung der Objektivaufnahme (bei Fuess ab ca. 1880, dann bei vielen anderen Firmen), obskure Innenzentrierung durch Exzenter bei Zeiss und Zentrierrevolver bei denen die einzelnen Aufnahmen zentrierbar sind und die heutiger Stand der Technik sind.
Bei den älteren Verfahren musste nach jedem Vergrößerungswechsel eine Neuzentrierung vorgenommen werden, was sehr lästig und bei stärkeren Vergrößerungen auch nicht ganz einfach war. Um dieses Problem zu umgehen entwickelte Nachet in Paris um 1880 eine sehr eigenwillige Konstruktion, bei der das Objektiv mit dem Drehtisch gekoppelt ist und sich so mit diesem synchron dreht - damit war das lästige Zentrieren nicht mehr erforderlich. Ein animiertes GIF dieses Verfahrens findet sich in diesem (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=23565.0) Beitrag.
1888 erfand A.B. Dick seine Synchrondrehung der Polarisatoren und bei Swift verzichtete man dann sogar konsequent auf den drehbaren Objekttisch. Andere Firmen boten in ihren hochklassigen Forschungsstativen beides, Drehtisch und Synchrondrehung der Polarisatoren, sodass sich der Nutzer von Fall zu Fall für eine der beiden Methoden entscheiden konnte.
Die U-Tisch-Mikroskopie mit Schwerpunkt der Bestimmung der Feldspäte (Plagioklase) entwickelte sich ab ca. 1895, als Fedorow vorschlug, die Orientierung der optischen Konstanten relativ zu der kristallographischen Orientierung zu nutzen, denn diese ist eine Funktion der chemischen Zusammensetzung. Beim U-Tisch-Verfahren muss man während der Messung laufend zwischen der Normalstellung (Hauptachse des U-Tischs parallel zu der Schwingungsrichtung eines Polarisators) und der Diagonalstellung (45° gedreht) wechseln. Das ging mit der Synchrondrehung mit einer starren Kopplung der Polarisatoren nach dem Sommerfeldschen Prinzip schnell und einfach.
Übrigens verfügen die Drehtische besserer Mikroskope aus diesem und nur diesem Grund über eine zuschaltbare 45°-Raste!.
Herzliche Grüße,
Olaf
Lieber Olaf,
damit ist auch meine Neugier wieder befriedigt und ich habe in Sachen POL-Mikroskop-Entwicklung dazugelernt.
Vielen Dank dafür
LG
Jürgen
Lieber Olaf,
Du musst ein Buch über die Entwicklungsgeschichte der Polarisationsmikroskopie und ihrer Applikationen schreiben. Sonst wird das niemals geschrieben.
LG
Michael
""Lieber Olaf,
Du musst ein Buch über die Entwicklungsgeschichte der Polarisationsmikroskopie und ihrer Applikationen schreiben. Sonst wird das niemals geschrieben.""
Diesem Wunsch kann ich mich nur anschließen.
Sonst geht Wissen verloren.
Gruß Peter
Hallo,
hier eines der wohl letzten Mikroskope, die noch mit Synchrondrehung von Polarisator und Anaylasator gebaut wurden.
https://www.facebook.com/photo/?fbid=6853596941358699&set=gm.6867688093318045&idorvanity=1085462534873992
Ich finde das Gerät übriegns sehr ästhetisch.
Hezrliche Grüße
Peter
Hallo Peter,
mit extra für WILD modifiziertem EHRINGHAUS- Kompensator von CZO aus Göttingen und vierachsigem Universaldrehtisch von uns in der letzten Ausführung für die 160 mm- Optik.
LG
Michael
Lieber Peter,
könnte man statt des Links auch ein Bild einbinden, damit auch Facebook-Verweigerer in den Genuss kommen?
Herzliche Grüße, Olaf
das geht auch ohne facebook:
https://scontent-fra5-1.xx.fbcdn.net/v/t39.30808-6/384801584_6853596921358701_2049097805268315827_n.jpg?stp=cp6_dst-jpg&_nc_cat=102&ccb=1-7&_nc_sid=5f2048&_nc_ohc=XiYQCMUeLE4AX_JF8cS&_nc_ht=scontent-fra5-1.xx&oh=00_AfBG9LioGXgowIiLK1lfgGqMFZ13ZJsn9oOKLgDBWsnxBA&oe=655365E4
Grüße
Martin
Hallo Peter,
da sieht man förmlich das schweizer Uhrwerk ticken... auch die bei Wild konnten mal feine schwarze Mikroskope in ganz eigenem Design bauen.
Beste Grüße Stefan
Zitat von: olaf.med in November 11, 2023, 12:36:42 NACHMITTAGSLieber Peter,
könnte man statt des Links auch ein Bild einbinden, damit auch Facebook-Verweigerer in den Genuss kommen?
Herzliche Grüße, Olaf
Lieber Olaf,
ja, das ginge...aber das Urheberrecht... :-\
Nun hat aber Martin einen Weg über einen Link gefunden, danke dafür.
Hezrliche Grüße
Peter
Hallo,
ich bin auch glückerlicher Besitzer dieses Wild M21 Polarisationsmikroskops
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33210.15
wobei das Gerät mit der auf Facebook gezeigten Ausstattung mit dem Drehtisch, Ehringshaus-Kompensator und der Stange für die Synchrondrehung noch einmal eine andere Nummer ist. Da kommt schon ein gewisser Neid auf, dem glücklichen Beistzer sei das feine Gerät gegönnt.
(Falls übrigens mal jemand auf einen Binotubus dafür stößt, der aussieht wie der ganz normale Binotubus für das Wild M20, allerdings oben weiß "Pol" eingraviert hat, wäre ich für einen Hinweis sehr dankbar.)
Heute ist aber Silber-und-Licht-Wolfgangs Katalog, der Ausgangspunkt dieses Threads ist, bei mir eingetroffen. Ich hoffe, dass ich am Wochenende dazu komme, ihn einzuscannen. Interessenten mögen sich bei mir melden. Falls Michael keine Probleme mit dem Urheberrecht sieht, kann ich auch einen Link zu der Datei in meiner Cloud posten.
Hezrliche Grüße
Peter
Facebook-Verweigerer kommen auch einfacher an das komplette Bild - wenn sie Firefox verwenden:
Mauszeiger ins Bild - Rechte Maustaste - "Grafik in neuem Tab Öffnen"
Tataaa - Werner
Hallo,
diese Urheberrechte sind -Gott sei Dank- nach 50 Jahren abgelaufen. Und selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, handelt es sich doch hier um historische Dokumente.
LG
Michael
Zitat von: Apochromat in November 11, 2023, 17:01:43 NACHMITTAGSdiese Urheberrechte sind -Gott sei Dank- nach 50 Jahren abgelaufen.
Das Photo macht doch einen recht neuen Eindruck. Da hat der Photograph natürlich Urheberrechte drauf, im Zweifel bis 70 Jahre nach seinem Ableben.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Florian D.,
ich bezog mich aus Wolfgang´s schönen Winkel- Pol- Prospekt
LG
Michael
und was das Foto des M21 betrifft, wurde hier die Originalquelle nur verlinkt und nicht das Bild selbst hier im Forum eingebunden.
Hallo,
ich habe jetzt den Scan des Kataloges "Zeiss Polarisations-Mikroskope und Nebenapparate" in meine Cloud gealden. Hier der Downloadlink:
https://magentacloud.de/s/dPADbjErc2qSwec
Die Datei sollte nach Worten durchsuchbar sein (OCR). Trotz durch die Software vorgenommener automatsicher "Glättung" sind einige Seiten leicht verzogen, was aber der Lesbarkeit keinen Abbruch tut. Ich wollte das schöne Heft von Wolfgang aber nicht mehr als absolut notwendig durch "Plattdrücken" beanspruchen.
Sollten noch irgendwelche Fehler auffallen, bitte Bescheid geben. Noch habe ich die Scaneinrichtung aufgebaut.
Vielen Dank auch an Wolfgang (Silber-und-Licht) für die vertrauensvolle Überlassung des offenbar doch recht seltenen Katalogs für den Scan.
Herzliche Grüße
Peter
Hallo Peter und Wolfgang,
herzlichen Dank für das Dokument.
Vermutlich gebührt auch Michael (Apochromat) ein Dankeschön wegen der Geschichte mit den Rechten.
Hallo Jürgen,
vielen Dank für das Kompliment. Das gebührt aber Wolfgang und Peter, nicht mir. Ja und noch einmal vielen Dank an Wolfgang und Peter. Ich habe mir das Dokument auch heruntergeladen.
LG
Michael
Zitat von: olaf.med in November 08, 2023, 16:13:43 NACHMITTAGSLieber Michael,
...
Die Grundkonzeption dieses Geräts geht auf Ernst Anton Wülfing zurück, der 1918 "Ein neues Polarisationsmikroskop und kritische Betrachtungen über bisherige Konstruktionen" vorstellte (Abh. der Heidelberger Akad.e der Wiss., 6. Abh., 79 S.)....
Herzliche Grüße,
Olaf
Vielleicht wurde der link an anderer Stelle schon mal angegeben und ich habe ihn übersehen:
Dann noch einmal der Download der Abhandlung von Wülfing 1918 ,,Ein neues
Polarisationsmikroskop...."
https://archive.org/details/abhandlungen06heid/page/n3/mode/2up
LG
Jürgen
Lieber Jürgen,
auch Dir herzlichen Dank für diesen Link.
Hallo,
ich habe 3 ältere Zeiss-Winkel, Göttingen Mikroskope. Habe selbst in Göttingen 1980-1983 gelernt und war dort viele Jahre beschäftigt.
Mich würde interessieren, wo man anhand der Produktionsnummern 57533, 45826 und 45345 das Jahr der Produktion finden kann?
Schöne Grüße,
Michael
Hallo Michael,
wende dich per Mail an Frau Marte Schwabe vom Zeiss Archiv:
https://www.zeiss.de/corporate/ueber-zeiss/vergangenheit/geschichte/archiv.html
Wenn Frau Schwabe nicht helfen kann, kann´s keiner.
Ich tippe auf die 40er Jahre:
https://www.antiquemicroscopes.co.uk/serialnumberswinkel.html
Grüße
Martin