Liebe Kollegen,
angeregt durch den schönen Artikel von Holger Schimmel im Mikrokosmos (März 2011) über Gesteinsdünnschliffe habe ich mir mal wieder meine bescheidene Sammlung von Schliffen hervorgeholt und angeschaut. Ich habe lediglich Mineral-/Gesteinsdünnschliffe von nicht-fossilführendem Material.
Im Artikel von Holger Schimmel hatten es mir jedoch ganz besonders die Schliffe mit den Mikrofossilien angetan ! Was also tun, um an etwas vielversprechendes Material zu gelangen? Die Fundstellen-Literatur ist hier ja nicht ganz einfach, und ganz besonders nicht auf den Freund von Fossildünnschliffen spezialisiert und zusammengefasst, wie auch Herr Schimmel ja schreibt.
Ein anderweitig geplanter Besuch bei der Firma Krantz in Bonn (http://www.krantz-online.de/de/1.html) führte dann zu meiner Erleuchtung :)
Im Hause Krantz war gerade Hausmesse, also Tag der offenen Tür.
Ideal, um die vielen mineralogischen und paläontologischen Schätze des Spezialisten in Form eines Hausrundganges zu erkunden.
Nach einem kurzen Gespräch mit der 'Fachfrau' Cornelia Haasler begannen wir auch schon, die Kellermagazine und die Lager nach einigen
vielversprechenden fossilführenden Gesteinen zu durchforsten. Insgesamt habe ich dann 9 kleine Gesteinsproben und Fossilienreste auf diese Art gesammelt.
Da ich noch keine Schleifanlage habe, gab ich die Herstellung von 9 Dünnschliffen direkt bei Krantz in Auftrag, zugegeben keine billige Sache, aber perfekt in der Ausführung und absolut geeignet um sich erstmal zu orientieren ob einem dieses Gebiet auch Freude machen könnte...
Von den 9 Schliffen waren 7 absolut Klasse, einer eher mager und ein anderer so so. Insgesamt bin ich mit der Ausbeute aber sehr zufrieden da mein Sachverstand auf diesem Gebiet noch sehr gering ist (Frau Haasler hatte hier wohl auch ein glückliches Händchen).
Ich denke im Moment darüber nach, einen kompletten Abele Apparat (http://www.duennschliff.com/) mit ein paar Gleichgesinnten anzuschaffen (Interessenten aus dem Köln / Bonner Raum bitte vor ;D).
So, jetzt aber zu den Fotos (Leitz ORTHOPLAN, PL Fluotare / PL Apos 6,3:1, 10:1, 16:1), POL Filter und 1-Lambda Platte, Canon EOS 5D):
Die erste Probe stammt aus Dexheim bei Mainz (Schöner Artikel über die Geologie des Mainzer Beckens: http://www.geodz.com/deu/d/Mainzer_Becken). Es ist ein sog. Hydrobienkalk des Untermiozän
(http://epub.ub.uni-muenchen.de/11956/1/zitteliana_2005_45_07.pdf).
Das Gestein besteht zum grössten Teil aus Mikrofossilien, die im Schliff wunderbar zu sehen sind. Ich bin kein Fachmann, könnte mir aber vorstellen, dass die Bilder Foraminiferen zeigen!?
In den Kammern der Gehäuse sind schöne Auskristallisierungen zu sehen
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63353_14528545.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63353_58799469.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63353_61968010.jpg)
Viel Spass beim Anschauen, wird fortgesetzt.
Herzliche Grüsse
Holger
Hallo Holger,
willkommen im Kreis der Dünnschliff-Freaks. Schön, daß der Virus auch Dich erwischt hat.
Die Abele-Einrichtung ist übrigens ganz phantastisch. Wir haben seit einiger Zeit zwei Einheiten, die wir auch in Studenten-Praktika einsetzen. Auch Ungeübte kommen damit sofort zurecht und die Qualität der Schliffe ist wirklich prima :) :) :)
Herzliche Grüße,
Olaf
Danke lieber Olaf! Ja, ich glaube das wird noch was mit mir und den Dünnschliffen ;)
Ja, die Abele Maschine habe ich schon gesehen, aber nicht in Aktion. Ich würde gerne versuchen so etwas mit ein paar Interessierten zusammen anzuschaffen, das rechnet sich bestimmt besser bzgl. Anwendungshäufigkeit und Kosten.
Aber jetzt gleich zu Teil 2:
Die Gattung Nerinea war eine im Jura und der Kreidezeit weitverbreitete Turmschneckenart. Die Gehäuse treten stellenweise so häufig auf, dass sie gesteinsbildend sind. Bestimmte Arten wurden bis ca 20 cm gross.
Die folgenden Aufnahmen zeigen Schliffe durch die Schale von Nerinea gracilis (die 'zierliche'), einer sehr kleinen Art der Gattung. Man sieht sehr schön den Aufbau der Schale aus prismatischen Strukturen.
Das Gestein stammt aus der Oberkreide vom Neffgraben, Russbach bei Salzburg.
Touristische Wanderbeschreibung:
http://www.biowin.at/all/Pflanzen/aufnahmeorte/salzburg/Russbach/neffgraben.htm
Wissenschaftliche Beschreibung der Schichtenfolge in diesem Gebiet:
http://www.geologie.ac.at/filestore/download/JB1091_091_A.pdf
Schöne Beschreibung dieser Fundstelle auch in "Fossilien suchen im Salzburger Land" von Gero Moosleitner).
Viel Spass beim Anschauen, wird fortgesetzt.
Herzliche Grüsse
Holger
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63376_15269222.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63376_22058334.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63376_31976476.jpg)
Teil 3 der Fossildünnschliffe folgt hier.
Ebenfalls im Gestein der Oberkreide vom Neffgraben (Russbach bei Salzburg) und zwischen den Nerinea Schalen und Bruchstücken, finden sich mannigfaltige Mikrofossilien, welche ich noch nicht bestimmen konnte.
Ich beginne mal mit 3 Bildern die offenbar alle Schnitte durch ein gleichgeartetes Objekt darstellen, hat jemand eine Ahnung, was das sein könnte? Durchmesser ca 0.75 Milimeter...
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63441_15822405.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63441_44738843.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63441_22353265.jpg)
Hallo Holger,
... was die Kakerlaken anbetrifft halte ich mich zurück. Ich mußte zwar mal Wirbellose I und II hören, aber das ist Dekaden her ;D ;D
... bzgl. der Abele Maschine kann ich Dir nur wärmstens empfehlen, einmal hierher zu kommen und das Ding einfach auszuprobieren. Der Weg ist ja nicht so weit es lohnt sich wirklich. Du könntest es auch mit einem Besuch bei mir privat verbinden - da wirst Du sogar getränkt und gespeist und ein Orthoplan hat's auch. Es liegt direkt an der Strecke zwischen Köln und Bochum.
Herzliche Grüße und schöne Ostertage,
Olaf
Vielen Dank, Olaf, ich habe Dir eine PN geschrieben.
Herzliche Grüsse
Holger
Hallo Holger,
die respektlose Bezeichnung der Hüllen von toten Lebewesen durch Olaf darfst Du nicht persönlich nehmen ;)
Aber dennoch kann ich einen Besuch bei ihm empfehlen - Essen und Trinken ist nicht der einzige Grund, warum es sich lohnt.
Eine gewisse Frustrationstoleranz benötigst Du aber. So viel schöne alte Optik siehst Du in keinem Museum!
Ich tippe mal auf Turmschnecken, die in verschiedenen Ebenen senkrecht zur Windungsachse geschnitten wurden.
Super Schliffe und schöne Aufnahmen!
Zitat von: Holger Adelmann in April 21, 2011, 15:16:00 NACHMITTAGSIch beginne mal mit 3 Bildern die offenbar alle Schnitte durch ein gleichgeartetes Objekt darstellen, hat jemand eine Ahnung, was das sein könnte? Durchmesser ca 0.75 Milimeter...
Hallo Holger,
schöne Schliffe!
Ich tippe mal auf miliolide Foraminferen im Schnitt senkrecht zur Längsachse. Milioliden besiedel(te)n auch ungefähr das gleiche (Paläo-) Milieu wie die Nerineen: warme Küsten mit schwankender, teilweise erhöhter Salinität.
Beim dritten Bild bin ich mir nicht sicher. Die Schalenstruktur scheint aber ähnlich zu sein, mit einer (ehemals) porzellanartigen Außenseite.
Beste Grüße, Thomas
Lieber Olaf, Klaus und Thomas, vielen Dank für Eure Kommentare.
Thomas, ich glaube Du hast ins Schwarze getroffen mit den milioliden Foraminiferen!!
Hier eine Webseite auf der ein ganz ähnliches Gebilde zu sehen ist:
http://www.gzn.uni-erlangen.de/palaeoumwelt/mitarbeiter/wissenschaftliche-mitarbeiter/link/tuerkei-lykien/
Das entscheidende Bild mit Beschreibung habe ich von der zitierten Webseite entnommen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63470_44068664.jpg)
Das sieht für mich genauso aus - toll, vielen Dank !
Das Gestein aus der Oberkreide vom Neffgraben ist eine wahre Fundgrube für die verschiedensten Mikrofossilien, ich versuche mal, an mehr Material heranzukommen.
Nachfolgend noch ein paar mir unbekannte Strukturen daraus, vielleicht kannst Du sie ja auch zuordnen Thomas ;D
Alle folgenden Strukturen zwischen 0.5 und 1,5 mm
Bild 1 ???
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63470_61984776.jpg)
Bild 2 - Foraminifere ?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63470_58347875.jpg)
Bild 3 ??? (das orangefarbene 'UFO')
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63470_43452658.jpg)
Bild 4 ??? (wieder das orangefarbene 'UFO')
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63470_36728517.jpg)
Bild 5 - Foraminifere ?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63470_29474197.jpg)
Teil 4 der Fossildünnschliffe folgt hier.
Die folgenden Fotos zeigen einen Dünnschliff vom Nummulitenkalk aus den Eozän-Schichten der Halbinsel Istrien (ehem. Jugoslawien).
Bei den Nummuliten handelt es sich um Großforaminiferen, die typischerweise 1 bis 2 cm im Durchmesser, aber auch bis über 10 cm erreichen können. Die Familie tritt in der obersten Kreide in Erscheinung und erlebte ihre Blütezeit im frühen Tertiär: Paleozän (65-58 Mio. Jahre) und Eozän (58-36 Mio. Jahre).
Der Begriff Nummuliten stammt von dem im Volksmund gebräuchlichen Begriff der Münzsteine ab (lat. nummulus - kleines Geldstück), zentrische, gekammerte Strukturen, die Kammern waren einst mit dem Plasma der schalentragenden Amöbe besetzt. Bild 1 zeigt diesen zentrischen, gekammerten Bau sehr schön.
In dem Gestein sind aber wie so oft auch noch andere Mikrofossilien zu sehen, die noch bestimmt werden müssen. Aber das macht die Sache ja so spannend ;)
Viel Spass beim Anschauen, wer noch ideen zur Bestimmung hat, bitte melden.
Ich habe einige PN Anfragen bekommen, wie man an solche Schliffe kommt. Meine Vorgehensweise habe ich ja am Beginn dieser Beitragsreihe beschrieben.
Ich habe aber mittlerweile verstärktes Interesse und würde mir doch gerne mit einigen Gleichgesinnten eine Dünnschliffmaschine anschaffen wollen. Ich denke wenn man mindestens 6 'Investoren' zusammenbekommt ist das machbar.
Herzliche Grüsse
Holger
Bild 1
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63650_22857715.jpg)
Bild 2
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63650_64751120.jpg)
Bild 3
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63650_37550231.jpg)
Bild 4 - offenbar eine kleine Foraminifere
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63650_63164465.jpg)
Bild 5
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/63650_39606256.jpg)
Hallo Holger,
für die ästhetische Darstellung mag die Verwendung des Hilfsobjekts Rot1 geboten sein (aber auch hier würde ich sagen: de gustibus non est disputandum, oder warum muss ein Mercedes Strich-Achter pink lackiert werden?), aber bei der Bestimmung stört die Farbe im allgemeinen. Dünnschliffe für die Karbonatsedimentologie (andere Stichworte: Karbonatpetrographie, carbonate/limestone petrography/petrology) werden gerne etwas dicker (30 - 50 µm) als das übliche Dünnschliff-Maß ausgeführt, um nicht von dem ganzen Kristallogaphie-Gedöns (das war die Retourkutsche auf Olafs "Kakerlaken" ;D) abgelenkt zu werden.
Wenn sie nun schon dünner sind: das ist nicht schlimm. Wichtig wird es dann, den Kontrast zwischen den mikritischen (mikrokristallinen, "unspektakulär" und irgendwie düster aussehenden) und den sparitischen (spätigen, also wohl-auskristallisierten) Partikeln zu maximieren. Das geht recht gut im (stink-) normalen Hellfeld ohne Polarisatoren und mit ein bisschen stärker als gewöhnlich geschlossener Aperturblende. Leicht schiefe Beleuchtung verstärkt die Kornkontakte.
Zu Deinen Bildern:
Bild 1: nicht sicher: Könnte eine Bryozoen-Kolonie sein,
Bild 2: Foraminifere ist sicher korrekt, aber der Schnitt scheint ein bisschen ungünstig (außerhalb der charakteristischen Merkmale),
Bild 3: Zwischen den großen Nerineen-Fragmenten ist eine Foraminifere (UFO oben links). Zur Taxonomie kann/möchte ich nichts sagen. Das dunkle "Ding" rechts unten könnte eine Rotalgen-Kruste sein. Schwer zu sagen...,
Bild 4: noch schwerer zu sagen. Das würde ich einfach bei 'Foraminifere' belassen und einen besseren Schnitt suchen,
Bild 5: textulariide Foraminifere.
In allen Bildern ist natürlich noch reichlich weiterer 'skeletal debris', also Fossil- und Mikrofossilschutt, wie man ihn in einem (ehemals) sehr warmen Flachwassermilieu erwarten würde. Um diesen zu bestimmen, braucht man nicht zwingend Dünnschliffe, sondern es reichen Abzüge des leicht angeätzten Gesteinsklötzchens auf einer Azetatfolie (Suchwort: acetate peel). Wir haben dazu früher nichtmal ein Mikroskop benutzt, sondern ein Industriegerät namens Shadowmaster (nein, nicht das PS3-Spiel).
Diese Abzüge lassen sich auch gut zwischen uralten Diagläsern (ca. 48x48x1mm) einspannen und dann projizieren. Obwohl die nun wahrlich nicht spektakulär aussehen, kam in den Praktika mit ein paar gut gewählten Begleitworten bald "Karibikstimmung" auf. Immerhin sind das die Sedimentationsräume, die 99% von uns mit Traum-Urlaubszielen assoziieren (tropische Karbonatrampen und -Plattformen; also Bahamas, Persischer Golf, Malediven, etc.).
Noch ein Tipp: ein wirklich gutes und ganz sicher preiswertes Werk zur Foraminiferen-Taxonomie für Einsteiger ist Wilfried Rönnfelds Katalog typischer Formen (http://www.foraminifera.eu/roennfeld.html).
Beste Grüße, Thomas
Hallo Thomas,
nochmals vielen Dank für deine Anmerkungen. Auch für den Literatur-Tipp, das Foraminiferen Buch bestelle ich mir.
Ich gehe davon aus, dass sich Deine Kommentare von heute Abend auf meinen Post und die Bilder vom 21. April beziehen , nicht auf die von mir heute geposteten, neuen Bilder.
Herzliche Grüsse & eine schöne Woche
Holger
Lieber Holger,
da hast Du aber feine Funde in den Kellern der Firma Krantz gemacht. Tolle Schliffe und wie gewohnt erstklassig fotografiert.
Die Mikrofossilien sind wirklich sehr interessant, davon gerne mehr.
Herzliche Grüße
Jörg
Gerne lieber Jörg :)
Liebe Kollegen,
heute setze ich die Serie fort mit den sogenannten Tentaculiten.
Die Tentaculiten sind eine ausgestorbene Tiergruppe, sie lebten hauptsächlich vom Ordovizium über das Silur bis in das Devon.
Die genaue biologische Einteilung ist umstritten, da nur die wenige Millimeter grossen, im Beginn teils gekammerten, Kalkgehäuse erhalten sind. Weichteilerhaltungen sind nicht bekannt.
Man streitet noch darüpber ob es sich um marine Würmer (mit einer Tentakelkrone an der Öffnung des spitzkonischen Gehäuses), Weichtiere oder gar Cephalopoden handelte.
Die hier gezeigten Formen lebten in der ehemaligen Helderberg Sea, jetzt im im US Staat New York, im ausgehenden Silur.
Die Gehäuse sind typischerweise quer geringelt, was im Längsschliff an der zackigen Aussenschale deutlich wird. Die Tiere traten stellenweise in grosser Zahl auf und werden dann gesteinbildend ('Tentaculitenschiefer').
Viel Spass beim Anschauen der bizarren Formen. Das dritte Bild ist insofern bemerkenswert, als dass ein kleineres Gehäuse in einem grösseren zu stecken scheint...
Herzliche Grüsse
Holger
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66037_59010193.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66037_3498839.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66037_9234702.jpg)
Nachtrag:
In dem bereits gezeigten Tentaculitenschiefer aus dem Obersilur kommen auch diese interessanten Formen vor, die ich nicht bestimmen kann.
Vielleicht weiss Thomas (TPL), was das ist??
Herzliche Grüsse
Holger
Hallo Holger
Super Material, die letzte, noch unbekannte Form gefällt mir am besten ...
:-)
Gerhard
Hallo Gerhard,
ja, das Material ist klasse !
Ich finde diese unbekannte Form auch sehr interessant. Jedes dieser 5 'Kleeblätter' hat ja zudem eine feine radialstrahlige Streifung (besonders gut in den äusseren Bereichen zu sehen).
Offenbar sind die Kristalle bei der Mineralisierung entlang streifenförmigen biologischen Strukturen gewachsen, denn sie orientieren sich entsprechend, was im POL (mit lambda Plättchen) dazuführt, dass jede Einfallsrichtung eine andere Interferenzfarbe erzeugt. Verrückt, wie?
Herzliche Grüsse
Holger
Einfach nur stark, spitze ...
:-)
Gerhard
Hallo Holger,
Danke für Deine wunderbaren Bilder. Mich hat´s ja auch mal mit der schleiferei gepackt und dann kam ich zu den Foramis und dem Buch von W. Rönnfeld. ich hab mal das Werk durchforstet, muss ja gestehen, dass mir das Fachchinesisch in diesem Fachbereich nur spanisch vorkommt. ???
Was deinem Bild in meinen Augen am nächsten kommt ist Pararotalia inermis.
Die beschreibung: Ähnlich Rotalia jedoch nur leicht trichospiral, mit massivem umbilicalem Umbo. Peripherie carinat, mit stumpfen breiten Stacheln oder lobaten Kammern versehen. Mündung interiomarginal-areal, mit Lippe oder Zahnplatte.
Schöne Grüße,
Rainer
Lieber Rainer,
ZitatÄhnlich Rotalia jedoch nur leicht trichospiral, mit massivem . Peripherie carinat, mit stumpfen breiten Stacheln oder lobaten Kammern versehen. Mündung interiomarginal-areal, mit Lippe oder Zahnplatte.
Ähm... soweit zum Thema "Fachchinesisch" ;D
das gefiel mir besonders:
Zitatumbilicalem Umbo
???
Danke für Deinen Kommentar, Rainer.
Ich habe jetzt auch mal in meinem Rönnfeld nachgesehen, die Form sieht in der Tat ähnlich aus, allerdings gibt Rönnfeld als Zeitalter für Pararotalia spp. Oberkreide bis rezent an, während der Schliff aus dem Obersilur stammt, also wesentlich älter ist ...
Ich habe in dem Schliff noch Anschnitte aus anderen Ebenen dieser Form gefunden, die ich hier anhänge. In einer bestimmten Ebene ist das Zentrum hohl, die ganze Gestalt kreisrund ohne 'Kleeblätter', in einer anderen Ebene mit deutlicher äusserer Kleeblattform ist das Zentrum fein gekammert ...
@ Klaus: Ich sympathisiere mit Dir, die Ausdrücke im Rönnfeld sind mir auch völlig fremd ;D
Herzliche Grüsse
Holger
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66150_19480320.jpg)
Liebe Kollegen,
heute ergänze ich diesen Post mit einem Dünnschliff durch eine Knochenplatte eines Panzerfisches.
Die Panzerfische waren urtümliche Tiere die über einen Zeitraum von ca. 70 Millionen Jahren (430-360 Mio Jahren), überwiegend im Silur und Devon lebten.
Den Namen haben sie von der eigentümlichen äusseren Knochenpanzerung des Kopfes und Vorderkörpers. Eine Rekonstruktion eines solchen Panzerfisches ist unten als Bild angehängt (nebst Quellenangabe).
Taxonomisch gehören die Tiere in die Gruppe der Gnathostomata, was auf Deutsch etwa 'Kiefermünder' bedeutet. Hierbei stellen die Panzerfische sozusagen die primitiveste Fraktion der Gnathostomata, aus denen sich letztlich
alle höheren Wirbeltiere (über Knorpelfische, Knochenfische, Amphibien, Reptilien, Vögel bis hin zu den Säugetieren) entwickelt haben. Die Panzerfische brachten offenbar bereits lebende Junge zur Welt und hatten mutmasslich auch
die erste Form einer koitalen Begattung (gegenüber der einfachen Abgabe von Gameten ins umliegende Wasser).
Der Dünnschliff durch eine Knochenplatte von Asterolepis ornata (Oberdevon, Lettland), zeigte überraschenderweise schöne, sternförmige Anordnungen der Knochensegmente.
Viel Spass beim Anschauen & herzliche Grüsse
Holger
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66186_11114775.jpg)
Abbildung aus: http://fishindex.atw.hu/fosszilia%20taxa/placodermi/antiarchiformes.htm
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66186_53052592.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66186_27672662.jpg)
Lieber Holger,
das sind schöne Aufnahmen von wirklich faszinierenden Präparaten!
Ich hatte ja letzte Woche Gelegenheit, diese bei Dir live zu sehen - nochmals Danke für den schönen Nachmittag.
Herzliche Grüße
Jörg
Zitat von: Holger Adelmann in Juni 04, 2011, 13:55:04 NACHMITTAGSIn dem bereits gezeigten Tentaculitenschiefer aus dem Obersilur kommen auch diese interessanten Formen vor, die ich nicht bestimmen kann.
Lieber Holger,
fünzählige Symmetrie ist typisch für die Echinodermata (Seeigel, -sterne, -lilien), deshalb würde ich dort weitersuchen. Die Stielglieder (Trochiten) von Seelilien (Crinoiden) sind in manchen Zeitaltern gesteinsbildend gewesen (im deutschen Muschelkalk, z.B.). Aaaber... die Stielglieder, die ich bisher gesehen habe, sind Kalzit-Einkristalle und zeigen nur in ihrer äußeren Gestalt diese charakteristische Symmetrie. Vielleicht ist das also doch ein anderes Bauteil eines (anderen, urtümlicheren) Echinodermen...
Die Bilder sind auf jeden Fall sehr schön und dabei muss selbst ich alter Lambada-Kritiker mal zugeben, dass hier der Gebrauch des Hilfsobjekts mal ausgesprochen nützlich und dazu noch hübsch ist :D
Beste Grüße, Thomas
Vielen Dank für's Feedback liebe Kollegen.
@ Thomas. Gute Idee mit den Echinodermen und eine heisse Spur :)
Nachtrag Panzerfisch: Ich habe noch einen Dünnschliff durch eine andere Knochenplatte von Asterolepis ornata (Oberdevon, Lettland), dieser Schliff liegt nicht wie der bisherige an der Oberfläche sondern geht in die Tiefe der Substanz, sozusagen 90 Grad versetzt zur Oberfläche.
Die dabei sichtbaren Knochenstrukturen waren bis in die kleinsten Details sensationell gut erhalten und durchaus mit dem Dünnschliff eines rezenten Knochens vergleichbar, das hätte ich bei einem Stück dieses Alters (370 Millionen Jahre) nicht erwartet !
Viel Spass beim Anschauen & herzliche Grüsse
Holger
Bild 1 zeigt das Äquivalent zu einem Havers'schen Kanal in dem ein Blutgefäss durch den Knochen zieht. Man sieht deutlich die typischen, konzentrischen Lagen der Knochensubstanz um den Kanal.
Bild 2 zeigt ein rechteckiges Kapillarnetz um Knochenbälkchen herum.
Bild 3 zeigt die unglaublich gut erhaltenen Osteozytenhöhlen mit ihren feinen Ausläufern.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66228_26894784.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66228_28944360.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66228_45868087.jpg)
Wow,
ist doch immer wieder faszinierend, über welch lange Zeiträume solche Fossilien so gut erhalten sein können, bin begeistert!
Schöne Bilder, vielen dank noch mal,
Rainer
Lieber Holger,
faszinierend! Da hast Du eine tolle Stelle gefunden. Wenn es das Copyright zulässt, könntest Du auch noch die Zeichnung zeigen, die wir am Freitag angeschaut haben. Die Strukturen sind in der Versteinerung ja wirklich super gut erhalten.
Herzliche Grüße
Jörg
Liebe Kollegen,
heute kommt die Fortsetzung mit dem Dünnschliff durch einen Torfdolomit, Mittleres Oberkarbon (ca. 305 Mio Jahre), Essen-Borbeck, Flöz Katharina, Zeche Chr. Levin.
Die Torfdolomite sind für die Paläobotanik sehr wichtig, da sich in diesen Steinknollen im Kohleflöz die Pflanzenreste aus dem Karbonzeitalter (Steinkohlezeitalter) ausgesprochen gut erhalten haben. Man muss sich dass so vorstellen, dass die Pflanzen in den Sümpfen der Steinkohlezeit stellenweise mit Mineralsalzen durchtränkt wurden und so mineralisierten und nicht verkohlten.
Viel Spass bei Ansehen, ich überlasse den Vergleich zu rezenten Pflanzen unserer Botanikerfraktion. Ich meine aber, neben Leitbündeln (z.B. Farn, Bild 2 ?) auch Spaltöffnungen (Bild 3 ?) im Ansatz zu erkennen.
Das schöne Ästchen (Wurzel?) mit den Verzweigungen im ersten Bild ist ca 4,5 mm im Durchmesser, die anderen Pflanzenzellen und Leitbündel sind in der von rezenten Pflanzen bekannten Grösse.
Herzliche Grüsse
Holger
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66408_55075021.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66408_43483351.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66408_37986950.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66408_13961107.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66408_35534494.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/66408_47628145.jpg)
Hallo Holger
Wunderschöne, faszinierende Aufnahmen, die Du hier zeigst.
Man hat den Eindruck, dass das mal ein Spezialgebiet von Dir wird.
Ich finde es faszinierend. Danke für die Bilder!
Herzliche Grüße
Horst-Dieter
Lieber Holger
Ich kann mich nur wiederholen, spitze und irre Qualitaet ...
:-)
Gerhard
Liebe Freunde,
ich möchte diesen Artikel heute noch um den Anschliff eines Knochens von Apathosaurus ("trügerische Echse") aus dem Oberen Jura (ca. 150 Mio Jahre) ergänzen.
Der Apathosaurus, auch Brontosaurus ("Donnerechse") genannt, war einer der grössten Saurier und daher wohl auch einer der bekanntesten.
Der Knochenschliff wurde am Leitz Orthoplan (Plan Apo 63 / 0.95 corr.) im polarisierten Licht mit der Moticam 2300 aufgenommen.
Man sieht wiederum sehr schön die Osteozyten mit ihren feinen Ausläufern.
Hier noch ein Link zur Webseite des MKB, wo Fahrenheit ein paar Bilder aus einem Histoatlas eingestellt hat, zum Vergleich.
http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/geologie/index.html#a822
Viele Spass beim anschauen.
Herzliche Grüsse
Holger
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/67769_44234850.jpg)
Liebe Kollegen,
heute ergänze ich den Mikrofossilien-Beitrag wieder um ein paar Bilder (bitte um Nachsicht wenn nicht alle Objekte wirklich "mikro" sind ;)).
Bild 1 zeigt einen Schliff durch den Backenzahn eines Mastodons aus dem Pliozän von England (ca. vor 3 Mio Jahren). Das Mastodon ist ein Vorfahr der heutigen Elefanten.
Es ist die Grenze zwischen Dentin (Zahnbein - innen) und Schmelz (aussen) dargestellt. Die feinen Dentinkanälchen und anschliessenden Fasern im Schmelz sind nach etwas Kontrastverstärkung gut zu erkennen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/69459_58314433.jpg)
Bild 2 zeigt eine kleine Schnecke aus den Moosbacher Sanden, Wiesbaden (liebe Regi, hier nochmals herzlichen Dank für die Steinprobe !).
Dieses Gestein stammt aus dem Pleistozän (Cromer Warmzeit: 850.000 bis 475.000 Jahre) und ist noch nicht gut verfestigt.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/69459_42081549.jpg)
Die Bilder 3-5 zeigen fossile Foraminiferen aus dem Nummulitenkalk von Wietersdorf in Kärnten (Eozän: Lutetien, ca. 50 Mio Jahre).
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/69459_47621930.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/69459_6342106.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/69459_58699782.jpg)
Bild 6 und 7 zeigen Knochenschliffe vom Nothosaurus (Mitteltrias: unterer Muschelkalk (ca. 240 Mio Jahre), Polen).
Bild 6 zeigt die Übersicht eines Röhrenknochens mit (von links nach rechts):
Corticalis ("Rinde") -> Compacta -> Spongiosa ("Schwammknochen" - enthält das Knochenmark).
Bild 7 zeigt Details eines Knochenbälkchens in der Spongiosa mit wiederum schön erhaltenen Osteozytenhöhlen und - Ausläufern.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/69459_57880830.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/69459_24303804.jpg)
Viel Spass beim anschauen & herzliche Grüsse
Holger
Hallo Holger,
die netzförmigen Gebilde von Teil 4, Bild 1 und 2, sowie Bild 5 der Zusammenfassung am Ende des Diskussionsfadens stellen meines Erachtens Kalkalgen (Corallinaceen, vgl. z.B. Lithothamnium) dar.
Bei dern Objekten, die von anderen Foristen mit Foraminiferen Rotalia verglichen wurden, handelt es sich um Echinodermenreste. Sie zeigen die einheitliche Auslöschung über große Teile des angeschnittenen Skelettelementes, die fünfstrahlige Symmetrie, und vor allem die typische Stereom-Struktur von Echinodermenskleriten. Auch stimme ich deinem Einwand gegen die Foraminiferen-Deutung, nämlich dem hohen geologischen Alter, voll zu. Im Silur sind neben Krinoiden auch reichlich andere Echinodermen zu erwarten, jedoch kaum Foraminiferen, die damals noch sehr unbedeutend waren. So viel auf die Schnelle als Nachtrag zu einem alten Beitrag. - Dsb.
Spät kommt er - aber nicht zu spät :)
Herzlichen Dank für Die Ergänzungen, dsb.
Schönen Sonntag
Holger
Danke Holger,
ich staune da ehrfürchtig und nehme wiedermal zur Kenntnis, wie extrem kurz doch unsere Erlebnisspanne reicht. Irgendwie berührt mich das noch mehr, als die Insekteninklusen im Bernstein. Wenn man sich vorstellt wie da mal der Saft nach oben zog. >>>CHAPEAU<<< !
Schönen Sonntag
Lothar
Hallo Holger,
nachdem ich letztes Wochenende an einem Kakerlakenkurs teilgenommen habe, bin ich auf diesen alten Thread gestoßen. Die Bilder von den Strukturen in den Knochen sind wirklich spektakulär! Da musste gleich an einen Artikel aus Spektrum der Wissenschaft denken:
https://www.spektrum.de/news/blutspuren-aus-der-kreidezeit/1072452 .
Hast Du Dir in der Zwischenzeit eigentlich ein Eberle Schleifgerät zugelegt?
Viele Grüsse,
Florian
ZitatEberle Schleifgerät zugelegt?
du meinst sicher den Georg Abele? Aber viele Schwaben heißen natürlich auch Eberle.