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Foren => Bestimmungshilfe => Thema gestartet von: rekuwi in Juni 20, 2011, 21:45:32 NACHMITTAGS

Titel: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: rekuwi in Juni 20, 2011, 21:45:32 NACHMITTAGS
Liebe Mikroskopiker/innen,

diese Babyzecke (sie mißt nur 795 µm!) hat mich leider erwischt. Die Quaddel ist 1 cm groß und jetzt meine Frage dazu: woher hat die Zecke die Borrelienerreger? Bekommt sie die von der Mutter oder über eine erste Blutmahlzeit?

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/67146_41915205.jpg)

Etwas OT aber ich hoffe daß hier Kundige eine Antwort haben. Im Netz konnte ich nichts darüber lesen.

Liebe Grüße
Regi
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Florian Stellmacher in Juni 20, 2011, 21:59:53 NACHMITTAGS
Liebe Regi,

das ist zwar nicht wirklich meine Rennstrecke, aber wenn ich das richtig weiß, stechen Zecken mehrmals in ihrem Leben zu und saugen Blut, meistens aus Haarwild usw., gelegentlich eben auch aus Menschen. Hierbei kommen sie wohl ohne Borrelien zur Welt, nehmen sie aber bei einer Blutmahlzeit zu sich und übertragen sie so weiter. Dein kleiner Freund ist offenbar noch eine Larve (drei Beinpaare), d.h. die Wahrscheinlichkeit, dass er bereits jemanden vor Dir gestochen hat, dürfte recht klein sein. Ich haben für Larven eine Durchseuchung von 1 bis 7% (letzteres allerdings in der Schweiz) gefunden. So gesehen hast Du wohl Glück gehabt!

Herzliche Grüße,
Florian
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: rekuwi in Juni 20, 2011, 22:11:36 NACHMITTAGS
Lieber Florian,

herzlichen Dank für die schnelle Antwort. Prima, die wird mir also weiter nur Juckreiz verschaffen.
(Allerdings hat mich an Pfingsten beim Waldspaziergang auch eine geentert, der Biß ist aber schon abgeklungen. Sollte also auch problemlos sein (es gibt aber auch wenige Fälle wo die "Wanderröte" ausbleibt und doch eine Infektion zustande kommt).

Liebe grüße
Regi

Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Nutzer nicht mehr aktiv in Juni 21, 2011, 08:19:15 VORMITTAG
Hallo Regi

In einer Doku habe ich dazu mal einiges gesehen.
Man geht hier von aus, das sich die Zecken bei Rötel- und Gelbhalsmäuse den Borreliose Erreger holen.
Rötel- und Gelbhalsmäuse tragen diesen Erreger in sich ohne selber zu erkranken.

Es gibt aber noch mehr Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden.
Eine davon ist

Tularämie

Ich bin auch immer davon ausgegangen, das Zecken bei einem harten Winter das zeitliche segnen.
Bei weitem nicht. Sie vertragen sehr gut

Hitze
Kälte

Waschen in der Waschmaschine bis 40°C macht ihnen nicht wirklich was aus.
Genauso -12°C.

Auch sollte man seine Klamotten untersuchen, weil sie sehr gerne auf Wanderschaft gehen.
Man kann sie dadurch sehr leicht auch in die Wohnung bekommen.
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: rekuwi in Juni 21, 2011, 16:30:29 NACHMITTAGS
Lieber Mike,

auweia! Da bekommt man ja richtig Angst. Tularämie - nie davon gehört. Daß Kaninchen das haben ist bekannt, der Name war mir aber so nicht geläufig.

Aber ich falle dennoch nicht in Panik - hilft auch nicht weiter. Mehr wie die Stichstellen beobachten bleibt sowieso nicht übrig.
(Aber durch das betreffende Gebüsch - um an einen Tümpel zu kommen - werde ich bestimmt nicht mehr kriechen!)

Liebe Grüße
Regi
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Nutzer nicht mehr aktiv in Juni 21, 2011, 16:41:14 NACHMITTAGS
Tularämie ist selten, kann aber vor kommen. Wusste auch nicht, das es auf den Mensch übertragbar ist.
Es gibt Zeckenschnelltests, wo man zu hause die Zecke auf Borreliose untersuchen kann. Die Tests sind aber ehr umstritten.

Was man aber machen kann ist, die Zecke in ein Labor schicken und untersuchen lassen. Kostet ca. 30-40€.
Apotheken können da Auskunft geben. Man kann sich das zu hause hin legen und wenn man eine Zecke hat, kann man diese in das Labor schicken.

Sollte die Zecke Borreliose haben, kann man danach den Arzt aufsuchen.

Jetzt denken viele, was soll das, alles nur Panick. Ein guter Freund von mir, hat durch einen Zeckenbiss Borreliose Erreger bekommen.
Glaubt mir, das ist keine leichte Sache. Ich gebe lieber 100€ im Jahr für so einen Test aus, bin mir aber danach zumindest sicher, alles mögliche gemacht zu haben.

Aber so oft kommt das zum Glück nicht vor. Nur hier im Taunus, hat man schnell eine Zecke am Hals. Als ich mal beim Arzt war, war vor mir eine Patientin, die wollte nur ein Rezept ab holen.
Als ich ihr auf den Rücken schaute, habe ich sie aufmerksam gemacht, sie habe eine Zecke auf der Schulter. Tja, nur hatte sie insgesamt drei Zecken auf ihrer Bluse. Und sie war nur mal kurz auf dem Friedhof
in unserem Dorf.



Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Jürgen H. in Juni 21, 2011, 17:53:27 NACHMITTAGS
Liebe Mitmikroskopiker,

ich schrieb ja bereits, dass mich vor kurzem auch eine Zecke erwischt hat. Ich habe Sie gut entfernen können und habe sie für meine Zwecke in alkoholisches Bouin gelegt. Das ist immerhin eine Lösung von Pikrinsäure in 100% Alkohol mit etwas Formol und etwas Eisessig. Das Erstaunliche: Die Zecke krabbelte darin noch einige Zeit munter herum. Das scheinen sehr zähe Tierchen zu sein.

Zur Beruhigung von Regi: Die Borrelien befinden sich im Darm der Zecke. Die saugt erst einmal genüßlich. Später allerdings erbricht sie den Inhalt wieder. Gelingt es daher, die Zecke frühzeitig zu entfernen, besteht  kaum ein Risiko, die Borrelien mit zu erwischen. Die Durchseuchungsraten sind also für das Ansteckungsrisiko noch nicht allein entscheidend.

Persönlich haben mich schon eine Vielzahl von Zecken erwischt. Borrelien noch nicht. Die Stichstelle würde ich allerdings in nächster Zeit auf die Wanderröte hin beobachten.

Schöne Grüße

Jürgen
Mikrogrüße

Jürgen

Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Nutzer nicht mehr aktiv in Juni 21, 2011, 18:26:49 NACHMITTAGS
Hallo Jürgen

Ich gebe dir Recht, man sollte das ganze nicht zu hoch kochen.
Der Freund von mir, kommt aus dem Bayrischem Wald. Ist auch früher öfters mit Zecken gesegnet gewesen. Nur diesmal hat es ihn erwischt.

Wenn man 100% sicher sein möchte, Zecke einfach in ein Labor schicken.

Was deine Beobachtung angeht mit alkoholisches Bouin. Mich wundert das nicht. Die Zecken sind zäher als man denkt.
Das würde auch erklären, warum die Anzahl der Erkrankung steigen und die Zecken immer mehr vor kommen.

Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Peter V. in Juni 21, 2011, 19:23:00 NACHMITTAGS
Hallo!

Wichtig ist: Nich am Bauch packen!!! Nich dran rumzppeln!  ;)

Im Ernst: Wenn man nicht weiss, wie es geht, sollte man sie lieber von einem Arzt ( der es dann hoffentlich auch nicht zu ersten Mal macht ) entfernen lassen. Dabei ist wichtig, die Zecke nicht am Leib zu quetschen, um den Darminhalt ( samt Borrelien ) nicht in die Wunde zu pressen bzw. die Regurgitation zu provozieren.
Man darf sie nur mit speziellen Werkzeugen ( Zeckenzange, Zeckenhaken, Zeckenkarte ) fassen und vorsichtig herausdrehen ( Drehrichtung ist gleichgültig )
Wie es richtig geht - auf Youtube gibt es massenhaft Filmbeispiele.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Nutzer nicht mehr aktiv in Juni 21, 2011, 19:26:34 NACHMITTAGS
Hallo Peter

Zecken nicht raus drehen sondern ziehen.
Wie einen Stackel, den man aus der Haut entfernt. Auf jeden Fall nie drehen.

Und mit einer Pinzette so tief wie möglich unterhalb des Kopfes ansetzen. So knapp wie möglich an die eigene Haut.
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Peter V. in Juni 21, 2011, 23:49:57 NACHMITTAGS
Hallo Mike,

Das kann man so pauschal nicht sagen. Letztlich ist die Technik gleichgültig, wobei Drehen durchaus helfen kann, obgleich es das kein "Gewinde" gibt. Oberste Priorität hat das Greifen möglichst nahe an der Haut ohne Manipulation an der übrigen Zecke und das Herausziehen /-drehen ohne Gewaltanwendung.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Nutzer nicht mehr aktiv in Juni 21, 2011, 23:54:52 NACHMITTAGS
Zitat
Über die Frage, wie denn eine Zecke entfernt werden soll, mit einer Drehbewegung oder gerade ziehen,
links oder rechts herum drehen, wurde und wird fast "ideologisch" gestritten.
Um diesem Streit ein für allemal ein Ende zu bereiten, sei an dieser Stelle eine
persönliche Mitteilung von Priv.Doz. Dr. Klaus Honomichl vom Institut für Zoologie an der
Universität Mainz zitiert.
Dr. Honomichl ist ebenfalls der Meinung, dass man eine Zecke mit Hilfe einer Pinzette
oder Zeckenzange gerade herausziehen sollte. Drehbewegungen, gar links oder rechts herum
drehend, hält er für überflüssig und aufgrund der Anatomie
des Stechwerkzeugs der Zecke sogar für eher kontraproduktiv.
Weiter schreibt er:
"Unter dem Raster-Elektronenmikroskop stellt sich der Stechrüssel einer Zecke
als stielartiges Gebilde dar, das unter dem Mund entspringt.
Sein Schaft ist ringsherum und von vorn bis hinten mit Widerhaken besetzt,
die nach hinten gerichtet sind. Dieser Stechrüssel wird in die Haut eingeführt,
unterstützt durch die Cheliceren, die darüber sitzen und wie zwei Sägemesser
durch Bewegungen nach seitlich außen die Haut aufschlitzen können.
An der Anordnung der Widerhaken kann man beim besten Willen nicht erkennen,
dass Drehen das bessere Verfahren sein soll. Die Widerhaken sitzen in längs
verlaufenden Reihen hintereinander, und zwar gibt es an beiden Seiten
je eine Reihe mit relativ großen Zähnchen. Nirgends ergibt sich eine auch nur annähernd spiralige Anordnung,
die vorliegen müsste, wenn Drehen besser wäre. Im Gegenteil, durch die unterschiedliche Größe
der Zähnchen ergibt sich - bezogen auf einen beliebigen Querschnitt durch den Schaft des Stechrüssels -
eine eher regellose Anordnung der Zähnchen.
Andererseits könnte es gut sein, dass die zwei Reihen seitlicher Zähnchen
zwei breitere Furchen ins Gewebe graben, so dass es von daher besser sein
könnte, gerade herauszuziehen."
Soweit die kompetente Stellungnahme eines Experten.

Quelle: http://www.staff.uni-mainz.de/goldinge/zecken.htm
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Peter V. in Juni 22, 2011, 08:00:21 VORMITTAG
Hallo Mike,

ZitatDr. Honomichl ist ebenfalls der Meinung, dass man eine Zecke mit Hilfe einer Pinzette
oder Zeckenzange gerade herausziehen sollte. Drehbewegungen, gar links oder rechts herum
drehend, hält er für überflüssig und aufgrund der Anatomie
des Stechwerkzeugs der Zecke sogar für eher kontraproduktiv.

ZitatAndererseits könnte es gut sein, dass die zwei Reihen seitlicher Zähnchen
zwei breitere Furchen ins Gewebe graben, so dass es von daher besser sein
könnte, gerade herauszuziehen. Soweit die kompetente Stellungnahme eines Experten."

Na ja, evidenzbasierte Aussagen sehen aber anders aus  ;)

Nun bin ich selbst wahrlich kein Experte für Zeckenbisse, aber ganz unabhängig von diesen speziellen Fall halte ich die Aussage in dieser Form
ZitatNirgends ergibt sich eine auch nur annähernd spiralige Anordnung,
die vorliegen müsste, wenn Drehen besser wäre.
für nicht ganz sinnig. Aus der alltäglichen Erfahrung wissen wir, dass es häufig besser ist, Dinge durch vorsichtiges "Drehen" zu lösen als streng in eine Richtung zu ziehen, auch, wenn sie keine gewindeartige Konstruktion haben.

Aber bei dieser Zeckenproblematik will ich mich mangels Erfahrung nicht allzu sehr engagieren, da haben andere sicher mehr Erfahrung. Glücklicherweise sind die Zecken im Ruhrgebiet kein so großes Problem ( Na ja, außer in Lüdenscheid-Nord vielleicht  ;) )

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: Monsti in Juni 22, 2011, 13:05:50 NACHMITTAGS
Servus zusammen,

unsere Tiere haben regelmäßig Zecken - manchmal bis zu zehn an einem Tag. Ich greife die Viecher direkt über der Haut mit einer Zeckenzange und drehe sie vorsichtig (!) heraus. Das Drehen sorgt dafür, dass die Zecke freiwillig "los lässt". Mir ist es ziemlich wurscht, was irgendwelche Wissenschaftler sagen, sondern vertraue meiner Erfahrung.

Liebe Grüße
Angie
Titel: Re: Zecke, Borreliosefrage
Beitrag von: rekuwi in Juni 22, 2011, 17:09:19 NACHMITTAGS
Hallo,

da schließe ich mich Angie an. Herausdrehen funktioniert bei meinem Hündchen bestens, ziehen half nichts und funktioniert nur bei absolut winzigen Zecken (wie bei meiniger, die mich erwischt hatte!).

Liebe grüße
Regi