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Schulteich VIII: Welche Alge?

Begonnen von Mitochondrium, April 12, 2012, 00:14:07 VORMITTAG

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Mitochondrium

Guten Abend,

Um welche Alge handelt es sich auf diesen Fotos? Die Zellen weisen "fransige" Chloroplasten auf.

Fotos:



Vielen Dank!

Liebe Grüße
Marina

Bernhard Kaiser

#1
Hallo Marina,

die Alge gehört zur Gattung Spirogyra zu deutsch Schraubenalge. Es sind deutlich die spiralig angeordneten Chloroplasten (fransig) zu erkennen.

Die Art ist nur mit reifen Zygoten zu bestimmen. Das sind Verschmelzungsprodukte zweier Protoplasten aus Zellen von zwei nebeneinanderliegenden Algenfäden in einer Zelle. Leiterförmige Konjugation.

Spirogyra gehört zur Familie der Zygnemaceae und diese zur Ordnung Conjugales (Jochalgen). Die Watten der Zygnemaceae fühlen sich immer schleimig an. Erstes Bestimmungsmerkmal.

Zu den Conjugales gehören auch die Desmidiaceae die Zieralgen. Diese finden Sie sicher auch noch bei Ihren weiteren Untersuchungen. Sie lösen dann einen Aha-Effekt aus.

Literatur: "Strasburger" (1962). "Streble/Krauter" (1988).

Ergänzung: weitere Gattungen der Zygnemaceae sind Mougeotia und Zygnema.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser

Mitochondrium

Hallo,

Die Gattung genügt mir schon. Danke für die ausführliche Erläuterung!

Mich hatte die Form der Chloroplasten etwas irritiert.

Liebe Grüße,
Marina

Monsti

Hallo Marina,

es ist durchaus interessant, bei den Jochalgen den Vorgang der Kopulation zu verfolgen:



Hier siehst Du zwei bereits verbundene Fäden.

Liebe Grüße
Angie

Bernhard Kaiser

Hallo Marina.

ZitatDie Gattung genügt mir schon.

die sollte Ihnen nicht genügen. Wenn Sie sich nur mit der Feststellung der Gattungen begnügen, bleibt die ganze Bestimmerei ein Torso.
Ihre Arbeit soll ja letztlich dazu dienen den Zusammenhang des Systems der Lebewesen zu erkennen.
Die verschiedenen Gattungen vergessen Sie wahrscheinlich schnell wieder und zurück bleibt - nichts.
Kennen Sie dagegen das System und an welcher Stelle die verschiedenen (Arten)-Gattungen-Familien-Ordnungen stehen, dann erinnern Sie sich auch nach langer Zeit noch an Ihre Arbeit und an Biologie life.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser

Mitochondrium

Hallo,

Ich meinte das eher auf meine Facharbeit bezogen, da man ja nur bei der Kopulation die genaue Art bestimmen kann. Und natürlich möchte ich auch die Arten bestimmen können und
die Lebensweisen der einzelnen Oragnismen beobachten, doch mir fehlt da noch die Erfahrung und ich müsste bessere Aufnahmen von bestimmten Aspekten einer Art machen. Ich beschränke mich daher innerhalb meiner Facharbeit dann eher größtenteils auf die Gattung. Doch privat will ich natürlich wissen was für Organismen ich unter der Linse liegen habe!
Sonst wäre es ja langweilig und eine halbe Sache.
Zu welchem Zeitraum kann man besonders diesen Vorgang beobachten oder muss man einfach nur Glück haben?
@ Angie: Danke fürs zeigen! Sieht sehr interessant aus! Ich hoffe, das ich diesen Vorgang auch einmal live beobachten kann!

Liebe Grüße
Marina

Monsti

#6
Hallo Marina,

das gezeigte Foto ist Anfang September entstanden. Ich habe Kopulationen ansonsten überwiegend im späteren Frühling bzw. Frühsommer gesehen. Nimm einfach mal eine größere Menge dieser satt grünen schleimigen Ballen. Ich benutze dafür eine entnadelte Spritze.

Viel Erfolg und liebe Grüße
Angie

Bernhard Kaiser

#7
Hallo Marina,

Zitatoder muss man einfach nur Glück haben?

das müssen Sie. Die Hinweise von Angie sind ein Anhaltspunkt. Ich habe kopulierende Zygnemaceen zu allen Jahreszeiten außer im Winter rein zufällig gefunden. Die Zugabe von Rohrzucker soll die Bereitschaft zur Kopulation steigern.
Wichtig ist dann natürlich die Literatur. Mir fällt momentan nur Czurda, Borge & Pascher, Transeau ein. Vor ca. 30-40 Jahren hat Justus Müller im Mikrokosmos einige Arbeiten darüber veröffentlicht.
Bei den Zygnemaceen sollten Sie sich wirklich mit der Gattungsbestimmung begnügen.

Anders z.B. die Desmidiaceen. Hier gibt es moderne Literatur und sie sind fast ganzjährig in nicht kalkhaltigen Gewässern zu finden. Es ist keineswegs so, daß sie nur in Hochmooren vorkommen.

Und dann die Grünalgen sowie das mikroskopische Tierreich. Ein weites Feld.

Mein Hinweis in der vorigen Antwort bezog sich auf die Gesamtheit der zu findenden Lebewesen und deren Stellung im System.

Viel Erfolg und freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Monsti

Lieber Bernhard,

Zitatsie sind fast ganzjährig in nicht kalkhaltigen Gewässern zu finden.

Das muss ich doch etwas korrigieren, denn selbst in unserem Pillersee bzw. dessen Niedermoor (pH > 7,5!) tummeln sich Desmidiaceen. In ca. 10 entnommenen Proben fand ich immerhin über 90 verschiedene Arten.

Herzliche Grüße
Angie

Bernhard Kaiser

#9
Liebe Angie,

also noch besser!
Das solltest Du einmal untersuchen. In der Literatur heißt es immer (noch): nur in saurem Milieu.
Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich selten den ph-Wert messe.

Liebe Grüße
Bernhard

ruhop

Hallo, Leute.

Die Annahme, Desmidiaceen gäbe es nur in sauren oder sauberen Gewässern, geistert seit "Urzeiten" durch die Literatur. Es ist wie mit dem Spinat, der ja angeblich so viel Eisen enthalten soll. NYGAARD hatte sogar eine Formel aufgestellt (Desmidiaceen-Index), mit deren Hilfe man die (natürliche und anthropogene) Gewässerbelastung bestimmen sollte. Hat im Praxistest leider versagt. Ich selbst habe vor vielen Jahren reichlich Desmidiaceen in den stark belasteten Hamburger Stadtgewässern gefunden und finde sie auch heute noch in Gewässern mit alkalischem Milieu. NYGAARDs Annahme(und auch die vieler anderer Autoren) basierte auf der Hypothese, daß Desmidiaceen stenöke Organismen wären. Das mag für einige Arten auch stimmen. Viele Desmidiaceenarten weisen aber eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Euryökie auf.

Gruß aus dem Hintertaunus

Holger