Panzertafelflagellat

Begonnen von Eckhard, Oktober 24, 2012, 21:31:00 NACHMITTAGS

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Eckhard

Hallo,

leider komme ich derzeit nicht viel zum Mikroskopieren >:( Vorhin konnte ich jedoch in eine am Sonntag hoffnungsvoll gesammelte Probe hineinschauen und freute mich, einen kleinen Panzertafelflagellat, Peridinium sp., zu finden.


40x, DIK, Dorsalansicht, Körperumfang 25 µm

Diese Einzeller haben einen Panzer aus Zellulose. Der Panzer besteht aus zwei Hälften mit einer äquatorial verlaufenden Querfurche. An der Vorderseite ist eine Längsfurche vorhanden. In beiden Furchen liegt jeweils eine Geissel. Das Zusammenspiel der Geisseln bewirkt die charakteristische, drehende Bewegung beim Schwimmen. Die in der Querfurche vorhandene Geissel ist schwer zu erkennen - deswegen nahm man früher einen Wimpernkranz in der Querfurche an. Daher kommt auch der alte Name, Peridineen (peri: rund herum; dine: Wirbel). Die Geissel in der Längsfurche ist für den Vortrieb zuständig.

Der deutsche Trivialname für diese Einzeller war Panzergeisslinge (Dinoflagellaten). Viele Dinoflagellaten können sich heterotroph ernähren. Die Beute (z.B. einzellige Algen) wird über die Querfurche zur Verdauung in den Plasmakörper gezogen. Die einzelnen Dinoflagellaten haben unterschiedlichste Mischungen aus Chlorophyll und Pigmenten - ein Indiz dafür, dass die Chloroplasten aus gefressenen Algen, die zu Endosymbionten geworden sind, entstanden sind. Tatsächlich gehören die Dinoflagellaten wie auch die Ciliaten, zur Gruppe Alveolata, da sie ein Alveolensystem haben. Auch haben einige Dinoflagellaten Trichocysten, mit denen sie Feinde abwehren können, ähnlich wie viele Ciliaten (z.b. das Pantoffeltierchen). 

Die meissten Arten der Dinoflagellaten leben im Meer - es gibt jedoch einige Arten, die im Süsswasser vorkommen. Peridinium wie auch Ceratium sind im Süsswasser Plankton regelmässig zu finden.
   
Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

rekuwi

Lieber Eckhard,

schöner Schnappschuß! Denn die kleinen Kerlchen sind immer recht flink unterwegs. Oder konntest Du ihn festklemmen? Es passiert dann leider oft daß er "geplättet" wird.

Danke auch für die ergänzenden Erläuterungen. Es ist immer wieder interessant mehr über die Lebensweise des "Kleinzeugs" zu erfahren.
(Ich schmöckere derzeit bißchen im Buch:
Die große farbige Enzyklopädie Urania-Pflanzenreich in vier Bänden, Band: "Viren . Bakterien . Algen . Pilze" herum. Eine unglaubliche Fundgrube auch für Mikroskopiker/innen!)

Liebe Grüße
Regi

TPL

Lieber Eckhard,
ich hätte schwören können, dass Dinoflagellaten nur im marinen bis brackigen Milieu vorkommen - wieder was gelernt.
Ganz interessant ist übrigens, dass die Vorfahren dieser Gattung bereits in der frühen Jurazeit auftraten, also vor mehr als 175 Millionen Jahren.

Herzlichen Gruß
Thomas

Michael Plewka

hallo zusammen,

@ Eckhard
vielen Dank für die schöne Dokumentation. So verständlich auch Deine Freude über den Fund sein mag: Peridinium ist definitiv nicht selten, sondern ein sehr häufiger Vertreter des Süßwasser-Planktons. Die Dichte dieser Dinoflagellaten kann man diesem Beitrag (1.Bild) ermessen:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9472.0

Zur Zeit ist unser Gartenteich ebenfalls voll mit dem Zeugs


beste Grüße Michael Plewka

Klaus

Lieber Eckhard, lieber Michael Plewka,

auch hier im Norden ist unser kleiner Gartenteich voll mit Peridinium, für mich als Mikroskopiker fast schon eine Plage. Im etwa 100 m entfernten größeren flachen Teich ist hingegen kein Peridinium zu finden. Hängt wohl stark von der Qualität des Wasers ab.

Gruß

Klaus