Trachtänderung durch Modifikator

Begonnen von Heiko, Februar 12, 2013, 21:50:13 NACHMITTAGS

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Heiko

Hallo,
leider kenne ich nur wenige Beispiele aus der Literatur, wie Fremdstoffe (Modifikatoren) die Kristallform (Tracht) ändern.
So soll der Zusatz von Harnstoff zu einer Kochsalz-Lösung die NaCl-Würfel in Oktaeder überführen. Auf dem Objektträger ist dies schwer nachzuvollziehen, da diese kleinen NaCl-Kristalle eigentlich immer als Pyramide daherkommen.
Hier einige Bilder:


NaCl-Pyramide, die (makroskopische) Würfelform ist noch nicht erreicht


Harnstoff im pol. Licht



Hier wurde der NaCl-Lösung eine geringe Menge Harnstoff zugesetzt. Die Grundflächen der Pyramiden sind jetzt oft rechteckig. Noch keine Doppelbrechung.



Diese beiden Aufnahmen zeigen Kristalle aus einer NaCl-Lösung, der vergleichsweise viel Harnstoff zugesetzt wurde. Vielfältige Kristallformen, vollständig und auch nur partiell doppelbrechend.

Viele Grüße,
Heiko



Heiko

Hallo,

mir wurde mitgeteilt, dass der Harnstoff nicht in das NaCl-Gitter integriert wird - die Tracht-Änderung beruhe vielmehr auf Grenzflächeneffekten.

Für eine ,,Gegenprobe" wurde eine NaCl-Lösung mit einem Tropfen Spülmittel versetzt. Prompt treten auch ,,absonderliche" Formen auf ...



... die dann bei gekreuzten Filtern auch anisotrop erscheinen:







Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

ich vermute einmal, dass das, was Du als Doppelbrechung interpretierst, nur Brechungs-und Beugungs-Effekte an den rauhe Oberflächen sind. Du müßtest die Kristalle unbedingt in Immersion untersuchen. Wenn sie zu dick sind - einfach eine Brücke aus zwei Deckgläsern links und rechts und einem dritten obendrüber bauen und den Zwischenraum mit Immersionsöl volllaufen lassen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Heiko

Lieber Olaf,

Deine Vermutung hat sich bestätigt – in Immersion herrscht ,,finsterste Nacht".
Erst wenn die Belichtungszeit um etwa den Faktor 10 verlängert wird, werden wohl ,,innerkristalline" Streueffekte sichtbar:



Wiederum herzlichen Dank für Deine Fehleranalyse.

Viele Grüße,
Heiko