Blitzen am Zeiss Standard: Mechanische u. optische Einbindung?

Begonnen von JB, November 16, 2016, 01:02:03 VORMITTAG

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JB

Hallo Forum,

Ermutigt durch diesen Faden https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=27203.0 moechte ich nun ueberlegen, wie ich realistisch ein Blitzgeraet an mein Standard RA anschliessen koennte. Das Blitzlicht sollte sich in einer koehlerbaren Position befinden, vorzugsweise hinten am Mikroskop. Rolf hat schon mehrfach erwaehnt, dass moeglichst viel Licht vom Blitz zum Objekt gelangen soll, damit man die Blitzdauer sehr kurz halten kann.

Es gibt eine Menge hervorragend konstruierter Loesungen, die das ermoeglichen http://www.klaus-henkel.de/seriefoto8.html . Der Einfachheit wegen hat es mir aber dieser Aufbau angetan: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=8637.msg73303#msg73303 :

Ein Grundkoerper I (Teilung 30/70), angeschlossen hinten am Standard, in Kombination mit Leuchte 60.

- Meine Sorge: durch den Grundkoerper wird der Lichtweg verlaengert. Ist die Leuchte 60 mit ihrer Kollektorlinse trotzdem noch in der Lage Koehler-Beleuchtung sicherzustellen?

Ich besitze einen Grundkoerper II (30/70; 0/100), den ich dafuer verwenden koennte (Objektiv f=125 kann entfernt werden).


Meine zweite Moeglichkeit ist etwas abenteuerlicher. Man koennte den Blitz an ein Glasfaserkabel anschliessen http://www.microimaging.ca/Article/flash7.JPG Dafuer haette ich z.B. eine Fostec Kaltlichtquelle (100W Halogen), in die das Blitzgeraet komplett passen koennte.

Die Einbindung in die Leuchte 60 wuerde dann so aussehen:



Die Austrittsoeffnung des Glasfaserkabels waere die Lichtquelle, im gleichen Abstand vom Kollektor der Leuchte 60 wie meine LED. Was halten Sie davon?

Beste Gruesse,

Jon

junio

Lieber Jon,
die Auswirkungen aufgrund der Verlängerung des Lichtweges lassen sich doch recht einfach mit einem provisorischen Versuchsaufbau ermitteln. Dann bist Du bzgl. dieser Thematik schon einmal sicher. Es ist schon möglich, dass ein Aperturverlust z.B. durch das Prisma im Grundkörper entsteht. Ob er signifikant ist, muss man eben testen.
Beste Grüße von Jürgen

Lupus

Hallo Jon,

Die Glasfaserausleuchtung ist eine elegante Methode, aber man muß da einiges beachten. An der vorgeschlagenen Stelle ist die NA des Kollektors sehr groß, daher sollte die NA des Lichtleiters ähnlich hoch sein. Da gibt es große Unterschiede je nach Material der Glasfasern, man müsste die konkrete Kaltlichtquelle testen. Der Strahlteiler verschiebt durch seinen optischen Weg (Brechungsindex) außerdem die optimale Position der LED zum Kollektor (und erzeugt Abbildungsfehler). Bei stark divergenten Strahlengängen sollte man teildurchlässige Platten verwenden.

Hubert

reblaus

Hallo Jon -

auf Grund mannigfaltiger Erfahrungen mit solchen Blitzeinspiegelungen (bei Zeiss Standard 16, IM35, Axiovert) an den unterschiedlichsten Stellen muss ich zunächst Jürgen voll zustimmen. Theoretische Erwägungen können nur ein Ansatz sein, eine wirklich brauchbare Lösung kriegt man nur empirisch, zumal man ja meist ein vorhandenes (teures) Blitzgerät verwenden will, das für eine völlig andere Anwendung gedacht ist!

Der springende Punkt dabei ist, dass die längliche Lichtquelle eigentlich nicht zu der Beleuchtungsoptik des Mikroskops passt, die für eine kleinflächige Lampenwendel konstruiert ist. Das gilt eigentlich schon für die Original Zeiss-Lösung mit Doppelkollektor, stört dort aber kaum (siehe K. HENKEL), aber wenn man die Blitzröhre nicht aus dem kunstvoll gestalteten Refelktor seines teuren Kamerablitzes ausbauen will wird es ganz unübersichtlich.

Einige praktische Erfahrungen:

a) Die besten Erfahrungen hatte ich mit der abenteuerlichen Plexiglaskonstruktion in dem von Dir zitierten thread http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=8637.msg73303#msg73303 erhalten - hier kriegt man eine homogene Leuchtfläche, kann die Leuchtfeldblende scharf abbilden und der Blitz ist hell genug - leider war diese Konstruktion an den vorhandenen Platz gebunden.

b) Für IM35 bzw. Axiovert musste deshalb die Grundkörperkonstruktion herhalten. Im Vergleich zu a) ging dabei relativ viel Licht verloren, trotz aller Versuche mit diversen Blenden, Reflektoren, Fresnellinsen etc.
Der beste Grundkörper war dafür übrigens der alte ZEISS-WINKEL (hat kein 125 mm Objektiv), weil der ein viel größeres Teilerprisma hat als GK I oder GK II.
Der Lichtverlust als solches würde zwar nicht stören - man hat ja genügend davon - aber er bedeutet eine wesentliche Verlängerung der erstrebten kurzen Belichtungsdauer.

c) Der durch GK verlängerte Leuchtenabstand hat bei mir eigentlich nie eine Rolle gespielt und konnte immer durch die Fokussiermöglichkeit der Leuchte ausgeglichen werden. Schließlich benutzt man ja auch Leuchtenwechsler mit Klappspiegel, die den Lichtweg ebenso stark verlängern.

d) Ich habe einen Adapter herumliegen, der für den Anschluss eines Lichtleiters (AD = 10 mm) statt einer Mikroskopleuchte gedacht ist. Er hat eine Optik, welche den Leiterquerschnitt wesentlich vergrößert.  Falls Du im Laufe Deiner Versuche an so was Bedarf hast, kannst Du das gerne mal zum Probieren haben. Momentan ist eine Ringschwalbe für Axiobeleuchtung dran, die man aber leicht abmontieren oder leicht gegen die kleinere Standard-Ringschwalbe auswechseln kann.

e) Einige neuere Erfahrungen mit EOS, Software und Automatikblitz hänge ich noch an den alten thread.

f) Der Lichtleiter hat mich auch an ein anderes Projekt erinnert: Man könnte mit einem winzigen Lichtleiter etwas Licht vom Objektbild zu der Sensorzelle eines alten, extern geregelten, Automatikblitzes zurückführen und dadurch zu einer verzögerungsfreien Automatikbelichtung kommen.

Viele Grüße

Rolf