Nicht nur Pferde tragen Sattel...

Begonnen von Michael Plewka, Juli 11, 2021, 16:44:02 NACHMITTAGS

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Michael Plewka

hallo zusammen,

im Sediment eines kleinen Bachs  bei uns in der Nähe habe ich mehrfach ein  seltsames Rädertier gefunden. Kennzeichnend ist eine Bedeckung mit Detritus-Partikeln, die sich aber nur auf einem Teil des Rückens befindet und sich (auch mit Chemikalien) nicht ablöst. In  Seitenansicht erinnert die Bedeckung ein wenig an einen Pferdesattel. Auffällig ist auch der lange, nach hinten orientierte Dorsaltaster.



Das Viech ist m.W. in der Literatur noch nicht beschrieben; vermutlich eine neue Art.

Mehr Infos dazu hier:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Bdelloid_20.html

Beste Grüße
Michael Plewka

limno

Guten Abend Michael,
alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der....Rädertiere.
Falls es sich um eine neue Art handeln sollte, schlage ich als Artepitheton "sagmaphora" (um) 'einen Packsattel tragend' vor.
So oder so, Du hast das verdiente Glück des Tüchtigen. Meinen herzlichen Glückwunsch zu diesem kuriosen Fund.
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

D.Mon

Hallo Michale,

Danke fürs Zeigen dieser interessanten und sehr schönen Bilder.
Rädertierchen sind wohl immer wieder für Überraschungen gut.

Viele Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
--
Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10, Orthoplan mit DIC
Kamera: Sony ILCE-6400

Heiko

Hallo Michael,

die Frage nach der vermutlichen Funktion verkneife ich mir tunlich – der Hersteller wird's schon wissen – aber nach dem ,,Haftgrund" für die Partikel vielleicht? ,,Klebedrüsen" gehören doch wohl zur gehobenen Grundausstattung?

Gratulation und viele Grüße,
Heiko

Michael Plewka

hallo zusammen,

vielen Dank für die netten Kommentare!
@ Heinrich: ich werde gegebenenfalls auf Deinen Vorschlag zurückkommen (hängt von Deinen Nutzungskonditionen ab ;-) )

@ Heiko: Klebedrüsen o.ä. sind bei Rädertieren durchaus zu finden. Dabei ist es  ja gerade der besondere Aufbau der "Haut", der die Einordnung der Rädertiere als "Syndermata" ins biologische System bestimmt. Zum Aufbau der Haut ist hier was mit einigen Beispielen:

https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/E-TL/ID_Bdelloid/morphology/src%20/M_04_Integument.html

Man findet in diesem Integument jede Menge Poren, die bei vielen RädertierArten auch im Lichtmikroskop erkennbar sind. Aus diesen Poren kann  ein Sekret ausgeschieden werden, welches z.B. zu Platten werden kann, siehe hier:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Dissotrocha%20macrostyla-tuberculata.html

oder an welchem Detrituspartikel hängenbleiben können, siehe hier:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Rotaria%20tardigrada.html

Neulich hatte ich Adineta tuberculosa mit den "Warzen" vorgestellt, diese Art hat die "Warzen" über den gesamten Körper verteilt. Es gibt aber einen weiteren Morphotyp, bei dem nur der Kopf und Fuß  diese großen Warzen hat:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Adineta%20sp_4_cf_tuberculosa.html

Somit ist es kein Einzelfall, wenn in dem hier vorgestellten "Sattel-Rädertier"  nur ein Teil des Integuments Klebedrüsen aufweist, an dem Detritus hängenbleibt.

Zur Funktion dieses "Sattels", aber auch zur außergewöhnlichen Länge der Dorsalantenne: rätselhaft;  und bietet viele Möglichkeiten der Spekulation....


Beste Grüße
Michael Plewka

Heiko

Danke, Michael.

Wie nicht anders zu erwarten, interpretieren wir die Strukturen in Umkehr der Ankündigung des Mephistopheles: ,,Wir seh'n die kleine, dann die große Welt".
Schön, dass Du solche Einblicke ermöglichst.

Gruß, Heiko