Hilfe beim Herstellen von Quetschpräparat von Pflanzenpollen

Begonnen von laetitia, April 23, 2023, 20:08:12 NACHMITTAGS

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laetitia

guten Abend,
ich wollte von den Pollinien einer Phanaelopsis ein Quetschpräparat herstellen, um die feinen Pollenkörner unter dem Mikro zu untersuchen. Leider kam ich schon gleich zur ersten Hürde, die Pollinien sind derart hat und auch mit nicht mit Brachialgewalt zu quetschen mit der üblichen Methode (Deckglas drauf mit Bleistift drücken). Es heißt man sollle das Präparat mazerieren, welches "einfaches" Mittel eignet sich dazu am besten. Pikrinsäure habe ich leider nicht.
Ich hatte es vorher mit Neufuchsin/Chrysodin gefärbt, leider voll undifferenziert gefärbt.
Wer kann mir dazu einen guten Rat geben??
im voraus vielen Dank
herzliche Grüße
Laetitia

Meine Mikro: Zeiss Stemi 305
                   Olympus CH2

rhamvossen

#1
Hallo,

Die Pollenkörner sollten nicht gequetscht werden. Ein einfache Methode ist um etwas von dem Pollen in ein kleiner Tropfen Olivenöl oder Sonnenblumenöl zu mischen. Danach vorsichtig ein Deckglas drauf legen und warten bis das Öl sich verteilt hat. Das Präparat ist ein Paar Jahr haltbar.

Sehe auch:

https://mikroskopiedernatur.de/pollen

Beste Grüsse,

Rolf

liftboy

Hallo Rolf,

genau darum geht es :-) Laetitia möchte gern an die Pollenkörner rankommen, geht aber nicht, weil die Pollinien ( https://de.wikipedia.org/wiki/Pollinium ) so hart sind, das  man sie nur mit Gewalt zerlegen kann (wie Nüsse).

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

rhamvossen

Hallo Wolfgang,

Aber die Pollinien kann man doch aufschneiden? Beste Grüsse,

Rolf

liftboy

Hallo Rolf,

an sowas vergeh ich mich nicht :-)

viele Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

laetitia

Zunächst vielen Dank an Rolf und Wolfgang,

Rolf, den Hinweis von mikroskopienatur mit dem Öl kannte ich schon und habe ich es mir bei meinen Recherchen gleich notiert und auch gestern nachgemacht. Die Pollenkörner in diesem Fall müssen schon gequetscht werden, siehe Bild mit Öl, die hellen Flächen sind Luft durch die Quetschung. Man ahnt schon die Pollen-Tetraden, aber ein schlechtes Bild.
Der Pollen in einem Pollinium von Orchidaceae ist durch einen starken Klebstoff, Elastoviscin und zu Massulae verbunden, daher brachten meine Versuche leider nicht den gewünschten Erfolg, die Pollinien bleiben genauso unverletztbar wie vorher. Da auch Säure (Pikrin) empfohlen wird, habe ich es auch mit Essig probiert/mazeriert, genau gleich erfolglos.

Ich muss doch versuchen ein Pollinium mit Handmikrotom zu verdünnen.
herzliche Grüße
Laetitia

Meine Mikro: Zeiss Stemi 305
                   Olympus CH2

Gerd Schmahl

#6
Hallo Laetitia,
ich habe selber bisher nur wenig mit Pollen gearbeitet, dennoch ein paar Gedanken von mir:
Mazerieren bedeutet ja "zermürben". Pollenhüllen sind außerordentlich widerstandsfähig. Du könntest versuchen
1. Ein Pollinium einfach in Wasser zu legen und Bakterien ihr Werk tun zu lassen. Die Pollen sind das Letzte, was sie geknackt kriegen.
2. eine "künstliche Verdauung" mit Enzymen, wie sie in manchen Rohrreinigern Verwendung finden, mit denen man die organischen Bestandteile einer Rohrverstopfung (oft Haare) auflöst. Im ROMEIS "Mikroskopische Techniken" werden für die Mazeration pflanzlichen Gewebes auch verschiedene Enzymmischungen genannt, je nach dem welche Art Gewebe mazeriert werden soll. Aber Achtung: Viel Rohrreiniger arbeiten einfach mit starken Laugen.
3. Eine Oxidatin des organischen Materials mit Wasserstoffperoxyd. Wenn ich Diatomeen mit Wasserstoffperoxyd reinige und ihre organischen Bestandteile durch Kochen in H2O2 auflöse um nur die Kieselsäurehüllen übrig zu behalten, sind oft andere Algen mit in der Proben, die i.d.R. mit aufgelöst werden. Nur die sehr widerstandsfähigen Hüllen mancher Zieralgen bleiben oft noch übrig und auch Pollenkörner, die (leider) auch in vielen Tümpelproben zu finden sind. Das hochprozentigste Wasserstoffperoxyd mit 12% gibt es frei käuflich im Auqarienhandel. Das 30%ige mit dem ich bisher gearbeitet habe, dürfen die Apotheken jetzt leider nicht mal mehr nach Eintragung im Giftbuch verkaufen. Das 12%-ige sollte aber reichen. Wenn nicht: Kunststoffflasche ins Gefrierfach und die aufkonzentrierte Lösung, die zwischen den Eiskristallen verbleibt, abgießen. Umgang mit Wasserstoffperoxyd: Schutzbrille und Gummihandschuhe!!! Am besten im Wasserbad erhitzen und etwas Alkohol (z.B. in einer Spritze) bereit halten. Das Zeug neigt sehr zum (Über-)Schäumen. Ein paar Tropfen Alkohol wirken Wunder.

Übrigens ist Pikrinsäure kein Mazerationsmittel, sondern das Gegenteil davon: Es ist Bestandteil von Fixierlösungen. Prikrinsäre ist explosiv und deshalb auch nicht frei käuflich.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Hugo Halfmann

Hallo Laetitia,

hast Du schon versucht, mit Kalilauge in aufsteigender Konzentration alles außer die Pollen aufzulösen?
Bei unserer Suche nach subfossilen Pollen in Torf war das das Mittel der Wahl. Die Lauge zersetzt eigentlich alles außer die Pollen.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann