Interessante Pilz- und Flechtenfunde 153 – Zerstreutfrüchtige Kuchenflechte

Begonnen von Bernd Miggel, Mai 21, 2024, 19:57:17 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Zerstreutfrüchtige Kuchenflechte (Polyozosia dispersa)

Text in Anlehnung an WIRTH & DÜLL 2000

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48585.msg356806#msg356806

Bild 1 - Verputzte Mauer mit Zitronen-Schönfleck und Zerstreutfrüchtiger Kuchenflechte, Bernd Miggel, 800x.jpg
Bild 1 – Ein großes Areal mit dem Zitronen-Schönfleck (alles, was gelb ist) und vielen winzigen, weißen Pünktchen (Apothecien der Zerstreutfrüchtigen Kuchenflechte). Foto: Bernd Miggel


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Beim Begutachten einer verputzten Mauer mit einem großen Lager des Zitronen-Schönflecks (Flavoplaca citrina) fielen mir unzählige, winzige, weiße Punkte auf (Bild 1). Diese stellten sich als Apothecien einer ,,Fremdflechte" heraus. (Die sehr seltenen Apothecien von Flavoplaca citrina müssten eine orangefarbene Scheibe und einen gelben Lagerrand besitzen). Die gefundenen Apothecien hatten jedoch eine graue Scheibe und einen weißen Lagerrand. Nach pers. Mittlg. Volkmar Wirth gehören die Apothecien zur Zerstreutfrüchtigen Kuchenflechte (Polyozosia dispersa), die hier vom Zitronen-Schönfleck umwachsen werden. Es handelt sich bei P. dispersa um eine häufig vorkommende Krustenflechte, die nur auf auf kalkreichem Substrat gedeiht und bei der das Lager oft nicht sichtbar ist.

Bild 2 - IMG_1828-Detail, Bernd Miggel, 800x.JPG
Bild 2 – Bereich mit knapp dreißig Apothecien der Zerstreutfrüchtigen Kuchenflechte: bis 1 mm breit, mit grauer Scheibe und weißem Rand. Foto: Bernd Miggel.


Morphologische Merkmale

Das Lager (Thallus) ist häufig nicht sichtbar oder nur in Form kleiner, zerstreuter Körnchen vorhanden. Die Apothecien wachsen zerstreut oder in kleinen Gruppen (Bild 2). Sie werden bis maximal 1,5 mm breit und besitzen einen kräftig entwickelten, weißen, leicht gekerbten Rand sowie eine flache, gelb- bis olivbraune, hellbraune oder graue bis olivgraue Scheibe (Bild 3).

Bild 3 - P1090927-Detail, Bernd Miggel, 800x.JPG
Bild 3 – Die Apothecien haben einen weißen, leicht gekerbtem Rand und eine flache, olivgrauer Scheibe. Foto: Bernd Miggel.


Farbreaktionen

K-, C-, P-

Verwechslungsmöglichkeiten (in Anlehnung an WIRTH & KIRSCHBAUM 2024)
• Die Weiße Kuchenflechte (Polyozosia albescens) besitzt ein deutlich erkennbares, dickliches, am Rand scharf begrenztes Lager.

Literatur

• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 472-473.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 128.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.
• WIRTH, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 585, 594.
• WIRTH, V. & KIRSCHBAUM, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 221.
https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=1487
https://lichenportal.org/portal/taxa/index.php?tid=53798&taxauthid=1&clid=1231
http://www.pilzflora-ehingen.de/pilzflora/arthtml/ldispersa.php
https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/flechtenbilder-la-leca


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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