1. Versuch Schnitte und Färbung

Begonnen von Peter T., September 11, 2024, 10:38:25 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Peter T.

Liebe Forianer,

ich habe mich an meine ersten Schnitte und meine erste Färbung gemacht. Da kommen jetzt natürlich Fragen auf.

Als Übungsobjekt habe ich den Querschnitt einer Tannennadel versucht:
Handmikrotom, Schnitt mit SHK-Klingenhalter in Karotte (allerdings nicht mit frischer Klinge, sondern einer, die schon im Halter war). Schnittdicke weiß ich nicht, ich habe da  einiges durchprobiert, bis überhaupt ein paar Schnitte geklappt haben. Dann 70% Ethanol für 30 Minuten, dann Aqua dest 3x für 1 min., Etzold FCA ca 60 Grad 5 min., dann Aqua dest 1x wechseln je 1 min., Isopropanol 2x, dann Euparal.

Jetzt meine Fragen: Sind die Schnitte zu dick?
Wie bekommt ihr die Schnitte sinnvoll aus dem Färbebad? Man sieht sie ja dort nicht mehr.
Wie transferiert ihr überhaupt die Schnitte in eine andere Petrischale? Ich hatte immer Angst, dass jede Berührung ihnen schaden könnte und habe sie meist mit der Pipette eingesaugt.
Warum ist der eine Schnitt überwiegend blau und der andere schon fast unverschämt bunt?

Es ist wie gesagt mein erster Versuch und ich bin über praktische Ratschläge sehr dankbar.


n2.jpg
n1.jpg
Liebe Grüße
Peter

Nexcope 620T
(Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation)

K. B.

Hallo Peter,

für die ersten Versuche sieht das doch schonmal gut aus, für den Anfang würde ich aber etwas leichteres wie z.B. Walnussblattstengel oder noch besser irgendwas mit hohlem Stiel nehmen, dann hat man Ringe die man einfach aus der Lösung angeln kann.

Bei Nadeln sauge ich entweder die Lösung aus der Schale oder nehme eine Pipette in der die Schnitte in der aufgesaugten Lösung nach unten zur Spitze sinken können wo ich sie dann mit einem Tropfen ablegen kann und überschüssige Lösung abtupfe bevor ich die nächste Lösung dazu gebe.
Nadeln finde ich aber immer schwierig zu differenzieren bzw. bearbeiten und würde sie nicht für den Anfang empfehlen.

Unterschiedlich starke färbung kann durch unterschiedliche Dicke entstehen, etwas einfacher finde ich wenn man die Lösung verdünnt (z.B. 3 Tropfen auf 10 mL), dann kann man den Färbeprozess gut unter dem Stereomikroskop verfolgen und eine Überfärbung wird unwahrscheinlicher.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU mit Trino (DL; PH; Fluo; DF)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Bob

Hallo Peter,
mir kommen die Schnitte schon noch zu dick vor, evtl. auch etwas ungleichmäßig. Die Nadeln sind außen hart, evtl. fester einkarottieren und stärker ziehend anschneiden. Bei den Fotos scheint mir die Belichtung noch nicht optimal zu sein, die helle Fläche um den Schnitt irritiert tendentiell die Belichtungsmessung.
Vor dem Euparal füge ich zwei Bäder in Isopropanol ein, ein ganz kurzes, das zweite länger.
Ich lassen die Schnitte im Gefäß und wechsele die Flüssigkeiten duch Absaugen mit einer Pipette. Wenn man die flach auf den Boden setzt bleiben die Schnitte im Gefäß. Den Farbrand wische ich mit einem Zipfel Papiertaschentuch weg.
Man kann Schnitte sonst auch mit einem feinen Pinsel übertragen.

Aber grundsätzlich mal: Das sieht doch schon prima aus für den Anfang, Schnitte, Färbung, sogar ein Mikrofoto!

Viele Grüße,

Bob

Peter T.

@Kay und Bob: Euch beiden erstmal danke fürs Mutmachen!

Kay, Du hast wohl recht mit den Nadeln, ich werde mich erstmal auf was Einfacheres verlegen. Danke auch für die praktischen Hinweise.

Bob, das mit dem Isopropanol habe ich vergessen aufzuzählen, ich ergänze das. Und die Belichtung finde ich tatsächlich nicht ganz so leicht einzustellen, vor allem bei den Schnitten.

Insgesamt plage ich mich ziemlich mit dem Handmikrotom (Euromex), manchmal habe ich den Eindruck, ich kann unten drehen, wie ich will, das schiebt einfach nicht raus. Dann ist es viel zu schnell am Anschlag und ich muss die Karotte weiter rausziehen und die Mikrometerschraube zurückdrehen. Dann saftet die Karotte, dass alles schwimmt. Insgesamt eine ziemliche Pfriemelei, mehr mit trial and error als mit System. Aber das ist wahrscheinlich anfangs so.
Liebe Grüße
Peter

Nexcope 620T
(Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation)

Gerd Schmahl

Hallo Peter,
der Klassiker für erste Schnippelübungen sind Efeu-Blattstiele: ganzjährig verfügbar und von einer Festigkeit, die sich leicht schneiden lässt (nicht gar zu weich, aber auch nicht hart wie Holz).
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Peter T.

Hallo Gerd,

dann wird das mein nächstes Projekt! Besten Dank!
Liebe Grüße
Peter

Nexcope 620T
(Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation)

jcs

Zitat von: Cidrin in September 11, 2024, 19:19:53 NACHMITTAGSInsgesamt plage ich mich ziemlich mit dem Handmikrotom (Euromex), manchmal habe ich den Eindruck, ich kann unten drehen, wie ich will, das schiebt einfach nicht raus. Dann ist es viel zu schnell am Anschlag und ich muss die Karotte weiter rausziehen und die Mikrometerschraube zurückdrehen. Dann saftet die Karotte, dass alles schwimmt. Insgesamt eine ziemliche Pfriemelei, mehr mit trial and error als mit System.
Hallo Peter,

mit dem Euromex-Mikrotom ist noch niemand wirklich glücklich geworden. Das musst Du als reine Einstiegsdroge in die botanische Mikroskopie betrachten. Der Wunsch nach einem richtigen Mikrotom ist dann nur eine Frage der Zeit.

LG
Jürgen


Peter T.

Hallo Jürgen,

die Einstiegsdroge hat genau 2 Tage gehalten, bin ehrlich gesagt schon am Googeln ...
Was wäre denn die nächste Ausbaustufe ?
Liebe Grüße
Peter

Nexcope 620T
(Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation)

Bob

Bei der Belichtung wird der Belichtungsmesser versuchen das Bild insgesamt "mittelgrau" zu machen, also unterzubelichten. Oder der ist "intelligent" und macht irgendwas.

Die Karotte schneide ich zu einem rechteckigen Klotz, spalte ihn mittig und drehe die Außenseiten nach innen. Dann behält er seine Form besser wenn er etwas trocknet.

Heutige Zylindermikrotome haben oft erstaunlich viel Spiel zwischen innerem und äußerem Zylinder. Richtig wäre wenn sie spielfrei liefen und durchaus etwas Reibung hätten, dammit der Zylinder von der geneigten Klinge nicht hochgezogen wird.
Mäßiges Spiel lässt sich ausreichend mit zähem Fett ausgleichen. Viel Spiel könnte man versuchen mit aufgeklebten Streifen Getränkedosenblech auszugleichen. Es hilft auch deutlich, das Zylindermikrotom um einen Halter zu ergänzen.
Wichtig beim Schneiden ist, dass das Scheibchen, das man wünscht, durch zwei Schneidevorgänge entsteht, den davor und den aktuellen. Da muss jeweils sauber was abgetrennt worden sein.

Nadeln kann man auch ganz gut freihand schneiden, als wären sie Schnittlauch für die Suppe. 

K. B.

Hallo Peter,

bei mir war der nächste Schritt direkt ein einfaches Schlittenmikrotom und seit kurzem noch ein Rotationsmikrotom für Parafinschnitte, wenn man etwas Zeit in die Suche investiert bekommt man teilweise sehr gute mikrotome unter 200€ häufig muss man aber noch etwas Pflege und Bastelarbeit in das Gerät investieren.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU mit Trino (DL; PH; Fluo; DF)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

jcs

#10
Zitat von: Cidrin in September 11, 2024, 20:08:06 NACHMITTAGS...
Was wäre denn die nächste Ausbaustufe ?
Die nächste Eskalationsstufe wäre ein sogenanntes "Tempelchen". Das ist ebenfalls ein Zylindermikrotom wie das Euromex, aber in deutlich besserer Qualität und mit einer größeren Fläche für das aufliegende Messer. Einige Foristen verwenden das und können damit hervorragende Schnitte herstellen, Übung vorausgesetzt.

Grobmotoriker (wie z.B. ich) werden damit immer noch nicht glücklich, da hilft dann nur ein Schlittenmikrotom. Die gibt es immer wieder gebraucht, je nach Typ und Erhaltungszustand zwischen 350 und 800 Euro. Du kannst hier im Forum eine Suchanzeige aufgeben, da meldet sich wahrscheinlich jemand.

Die Dinger sind massiv gebaut und somit eher als Einrichtungsgegenstand zu betrachten, der in Bezug auf Anschaffungskosten, Platzbedarf und Gewicht dem Familienfernseher Konkurrenz machen kann.

Mein Exemplar sieht so aus:

IMG_20220509_091340.jpg

LG
Jürgen



Peter T.

@Kay und Jürgen: Klasse, jetzt hab ich wieder was zum Googeln. Danke für die Tipps.

Jürgen: Bei "Grobmotoriker" fühle ich mich angesprochen. Allerdings ist dein Schlittenmikrotom durchaus ehrfurchtgebietend.

Kay: Das Rotationsmikrotom ist nur für Paraffinschnitte?
Liebe Grüße
Peter

Nexcope 620T
(Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation)

Bob

Mein Eindruck ist aber, dass bei Schnitten von Frischmaterial die Probe und die Karotte am stärksten Grenzen aufzeigen. Womit man die Probe schneidet ist dann zu einem guten Teil Geschmackssache. Deutlich kontrollierbarer und feiner wird es mit Paraffineinbettung, aber das ist doch ein längerer Weg bis zum fertigen Präparat. Bei einer Nadel würde sich das in meinen Augen nicht so richtig lohnen.


K. B.

Hallo Peter,

Mikrotome gehen auch kleiner, mein Schlittenmikrotom hat nur eine Grundfläche von 30x15 cm und das Rotationsmikrotom eine von ca. 23x28 cm, beeindruckender ist da schon das Gewicht, mit einer Hand hebt man die nicht so leicht an.
Mein Rotationsmikrotom könnte man sicher auch für anderes als Parafinschnitte nutzen da man die Klinge auch schräg stellen kann, aber für mich ist es am besten für kleine parafineingebettete Proben geeignet, die auf dem Schlittenmikrotom nicht so schön werden.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU mit Trino (DL; PH; Fluo; DF)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP