Botanik: Geißblatt (Lonicera spec.) *

Begonnen von BioExplorer, September 03, 2024, 09:06:49 VORMITTAG

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BioExplorer

Hallo zusammen,
Im folgenden soll es um eine Art aus der Gattung Lonicera gehen. Die genaue Art kann ich nicht bestimmen, ich schwanke aber zwischen dem echten Geißblatt und dem chinesischen Geißblatt.
Sollte jemandem dieser Spross bekannt vorkommen, wäre ich dankbar für eine Einordnung.
Aus diesem Grund muss ich auf eine exakte Beschreibung der Pflanze leider verzichten, beschreibe aber die Gattung Lonicera.
Die Gattung Lonicera, zu deutsch die Heckenkirschen und Geißblätter, sind eine Pflanzengattung,
deren etwa 180 Arten ausschließlich auf der Nordhalbkugel verbreitet sind.
Als ,,Heckenkirschen" bezeichnet man meist die strauchig wachsenden Spezies. Bei ihnen wachsen die Blüten paarweise. Bei manchen Arten verwachsen die Früchte der benachbarten Blüten. Diese Arten nennt man Doppelbeeren.
Doppelbeere:
Lonicera_nigra_(Schwarz-Heckenkirsche)_IMG_6307.JPG

Keine Doppelbeere:
Lonicera_coerulea_a3.jpg

Als Geißblätter bezeichnet man die Lianen mit mehrblütigen Blütenstände. Sie werden auch als ,,Jelängerlieber" bezeichnet.
Es gibt sowohl immergrüne als auch laubwerfende Spezies in der Gattung Lonicera, die in der Regel als Sträucher oder Lianen wachsen, selten auch als Bäume. In einigen Fällen sind die Sprossachsen hohl.

In der Regel sind die Laubblätter gegenständig angeordnet, Nebenblätter fehlen meist.
Hier eine kleine Auswahl an Blüten verschiedener Arten der Gattung Lonicera:
330px-Lonicera_alpigena.jpg
330px-Lonicera_coerulea_1.jpg
330px-Lonicera_tatarica.jpg
Lonicera_gracilipes_1.JPG

Die Blüten sind zwittrig. Besagte Beeren können von weiß über rot bis hin zu blau-schwarz gefärbt sein. Die Anzahl der Samen ist variabel. Die Gattung wird von einer großen Vielfalt an Insekten bestäubt. Nachtfalter, Hummeln, Bienen, Wespen oder auch Schwebfliegen.

Ich habe den Spross einer dieser Spezies mit dem Haga Kastenmikrotom mit einer Dicke von 25μm geschnitten.
Diese Schnitte wurden für 30 Minuten in 70%igem Ethanol fixiert.
Danach wurden sie über 50% und 30% Ethanol in destilliertes Wasser überführt.
Anschließend erfolgte die Färbung in W3Asim I für 7 Minuten, der mehrmalige Spülungen und die Entwässerung folgten.
Letztere wurden ausschließlich mit reinem Isopropanol durchgeführt.
Dieses wurde 3 Mal schnell gewechselt und anschließend 2 mal 2 beziehungsweise 5 Minuten in der Petrischale belassen.
Nach der Entwässerung folgte die gewohnte Eindeckung in Euparal.
Die folgenden Bilder sind alle am Swift SW380t mit der 5mp Swiftcam entstanden.
Zur Anatomie meiner Spezies, die ich, wie bereits gesagt, nicht genau bestimmen kann:

über-stack-result-beschriftet.jpg
Vergrößerung: 40x
Dieses Bild ist geschärft, am Histogramm verändert und aus 9 Bildern gestackt. Gemacht habe ich das mit Picolay und GIMP. (Letzteres finde ich nach einiger Zeit der Einarbeitung ziemlich gut)
Das Originalbild (nur gestackt) ist dieses hier:
über-stack-result-unbearbeitet.jpg

Nun aber wirklich zur Anatomie:
In der Mitte findet sich, wie immer, das Markparenchym. Dieses ist umgehen von dem durchgängigen Sklerenchymring mit vielen Leitbündeln.
Dahinter folgt das Rindenparenchym, zwischen dem intensiv blauen Phloem und der violetten Kollenchym. Dieses besteht aus nur einer Zellschicht von deformierten Zellen.
Danach folgt die Epidermis mit aufliegender Cuticula.
Im Schnitt sind viele (simple) Trichome enthalten.

leit-stack-result-beschrieben.jpg

Dieses Bild ist geschärft, am Histogramm verändert und aus 5 Bildern gestackt. Bei der Belichtung war ein wenig das Problem, das sowohl helle Tracheen und helles Rindenparenchym enthalten sind, als auch das intensiv blaue Phloem. Ich hoffe ich habe einen guten Kompromiss gefunden. Ist es unterbelichtet?
Ganz unten befindet sich im Leitbündel das primäre Xylem, inklusive einiger Tracheen.
Darüber ist das Xylem. Dann folgt eine dünne, deformierte Zellschicht: das Cambium und darüber das Phloem. Dann habe ich noch das darüber liegende Rindenparenchym und Kollenchym beschriftet

An dieser Stelle bin ich am Ende und bedanke mich fürs lesen.
Liebe Grüße
Felix

Manfred Rath

Chapeau, deine Fortschritte sind beachtlich, weiter so.
Auch ich hatte das Haga Mikrotom und kam gar nicht zu recht damit,umso bemerkenswerter die Qualität deiner Schnitte.
Beste Grüße aus Österreich
Ich lebe in der Region "Steirisches Vulkanland" - bin aber kein Vulkanier sondern waschechter Steirer.

BioExplorer

Danke für das Lob!
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, das mein Haga Mikrotom das ist, das Rolf-Dieter Müller etwas modifiziert hat. Ich weiß nicht, wie ich mit einem "normalen" Exemplar klarkäme.
Liebe Grüße (Bei mir aus dem Rheinland)
Felix

Lupus

Hallo Felix,

fotografierst Du mit der Kamera direkt im Fototubus ohne verkleinernde Zwischenoptik? Das würde m.E. erklären, warum das Originalbild etwas unscharf wirkt. Denn bei einer Kamerasensorgröße von 6.4 x 4.8 mm wird nur ein kleiner Ausschnitt des Objektivbildkreises erfasst, und dieser dann mit unnötig hoher Vergrößerung abgebildet. Bei z.B. einem 40x/0.65 Objektiv würde das maximal vom Objektiv auflösbare Objektdetail bei dieser Konstellation mit etwa 7 Sensorpixeln erfasst.

Hubert

BioExplorer

Nein, ich habe eine 0,5fach Zwischenoptik.
Und ich fotografiere fast nur mit dem 4x Objektiv, nur die Leitbündel sind mit dem 10x oder in seltenen Fällen mit dem 40x gemacht.
Durch die Bearbeitung bin ich aber eigentlich ganz zufrieden mit den Bildern.

Rawfoto

#5
Hallo Felix

Um Deine Frage zu beantworten, ja du bist (mit dem Bild) noch Unterbelichtet. Weit weniger als beim letzen Mal, aber ...

Du hast Rosa, Rot und Orange ==> die liegen auf der Gauachse alle über Neutralgrau, das sind 50% der Strecke am Histogramm. Bei dir liegen sie darunter, das ist immer noch ein voller Lichtwert.

Liebe Grüße
Gerhard

PS: du bist am richtigen Weg :-)
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Orkim

Hallo Felix,

danke für deinen schönen Beitrag, in dem ich mich vollständig wiederfinde: eine anständige Arbeit, so gut man es eben zum momentanen Zeitpunkt kann. Ich finde es gut, dass du dich nicht von den perfekten Mikrofotografien mit Schlitten- oder Rotationsmikrotom hast abhalten lassen, deine Arbeit zu präsentieren. Mir geht´s ähnlich, ich habe nur ein handelsübliches, mechanisch ludriges Tischmikrotom, wie es eben zur Zeit zu überhöhten Preisen verhökert wird sowie ein Haga-"Allmikrotom". Die besten Ergebnisse erziele ich mit letzterem, nachdem ich etwas modifiziert habe. Frage: hattest du auch Probleme damit, dass deine Schnitte zerreissen?
Gruß, Peter
"It is a good thing to own a microscope; it is a far better thing to use the microscope"
(H.Scherren - Ponds and Rock Pools)

Peter T.

Ein sehr schöner Beitrag! Ich hoffe, demnächst auch mit Schnitten anfangen zu können und wäre froh über solche Ergebnisse :)
Liebe Grüße
Peter

BioExplorer

Zitat von: Rawfoto in September 03, 2024, 16:53:10 NACHMITTAGSja du bist noch Unterbelichtet. Weit weniger als beim letzen Mal, aber ...

Du hast Rosa, Rot und Orange ==> die liegen auf der Gauachse alle über Neutralgrau, das sind 50% der Strecke am Histogramm. Bei dir liegen sie darunter, das ist immer noch ein voller Lichtwert.


Dann muss ich nächstes mal noch mehr belichten.
:)
Zitat von: Rawfoto in September 03, 2024, 16:53:10 NACHMITTAGS:)
PS: du bist am richtigen Weg :-)
Man tut was man kann.  :D

Zitat von: Orkim in September 03, 2024, 16:56:59 NACHMITTAGShattest du auch Probleme damit, dass deine Schnitte zerreissen?

Hallo Peter, tatsächlich hatte und habe ich dieses Problem.
Wenn du solche Schnitte meinst, die nicht vollständig abgeschnitten werden, dann kann man das verbeugen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das entweder daran liegt, dass der Klingenschlitten zu fest oder nicht fest genug angezogen ist oder daran, dass man zu viel Druck ausübt - dann gibt die Platte etwas nach und es kommt zu ungleichmäßigen Schnitten, die schnell reißen. Bei mir lag es meist an letzterem.

Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen.
Liebe Grüße
Felix

BioExplorer

#9
Zitat von: Cidrin in September 03, 2024, 17:48:05 NACHMITTAGSEin sehr schöner Beitrag! Ich hoffe, demnächst auch mit Schnitten anfangen zu können und wäre froh über solche Ergebnisse :)

Danke für das Lob! :)
Und: falls ich in der Position bin, das mit meinen Schnitten sagen zu können: Das schaffst du mit Sicherheit!

Wird es auch ein Rasierklingenmikrotom?

Peter T.

Zitat von: BioExplorer in September 03, 2024, 17:53:30 NACHMITTAGS
Zitat von: Cidrin in September 03, 2024, 17:48:05 NACHMITTAGSEin sehr schöner Beitrag! Ich hoffe, demnächst auch mit Schnitten anfangen zu können und wäre froh über solche Ergebnisse :)

Danke für das Lob! :)
Und: falls ich in der Position bin, das mit meinen Schnitten sagen zu können: Das schaffst du mit Sicherheit!

Wird es auch ein Rasierklingenmikrotom?

Danke fürs Mutmachen!

Zum Mikrotom: Das Euromex-Handmikrotom und der SHK-Klingenhalter dürften die nächsten Tage mit der Post ankommen. Ebenso die Alkohole, Färbemittel und Euparal. Dann wird geübt ...
Liebe Grüße
Peter

Heribert Cypionka

#11
Hallo Felix,

erst einmal Glückwunsch zu gelungenen Dokumentation! Dann Danke für den Einsatz von PICOLAY :)

Dann aber noch Fragen:
ZitatGemacht habe ich das mit Picolay und GIMP. (Letzteres finde ich nach einiger Zeit der Einarbeitung ziemlich gut)

- Soll das etwa heißen: PICOLAY findest du nicht gut? Dann sag' dem Autor, was es zu verbessern gibt! (Das ist aber nicht der Grund, weshalb ich mich hier melde.)

- Ich sehe hier immer wieder, dass die Leute GIMP nutzen, um ihre Bilder zu verbessern. GIMP ist ein tolles und mächtiges und komplexes Freeware-Programm, mit dem man fast alles machen kann (außer Stacking und 3D-Bilder, soweit ich weiß). Aber mit PICOLAY kann man die wichtigsten Bildparameter auch schnell einstellen. Es sind zwar nur 15 Parameter, aber mit der Testfunktion kommt man schnell zu guten Ergebnissen.



(Mit der rechten Maustaste angeklickt lässt es sich größer darstellen.)

Das rechte (PICOLAY-)Bild wurde nicht aus dem linken (GIMP-)Bild erzeugt, sondern mit einem Klick aus dem unbearbeiteten Original. Darüber sieht man die verwendeten Parameter. Ich hab's etwas zarter gehalten als du, da mir die Haare etwas hartkantig erschienen. (Darauf kam es mir hier nicht an, ich hätte es auch ähnlicher machen können.)

Bearbeitungszeit: <1 min. Deswegen an alle die Einladung, das auch mal zu versuchen, es geht schneller als GIMP zu erlernen ;)

Herzliche Grüße,

Heribert


BioExplorer

Hallo Heribert,
ich finde Picolay auch gut, aber ich wurde letztes Mal gewissermaßen vor GIMP gewarnt, daher habe ich es da extra dazugeschrieben.
Ich denke, ich muss in Zukunft weniger bearbeiten, da ich jetzt tatsächlich ein Leitz Orthoplan habe, womit sich die Fotoqualität deutlich verbessern dürfte.
Was die gewöhnliche Bildbearbeitung betrifft, werde ich aber wohl trotzdem bei GIMP bleiben. Insbesondere, weil ich dort den Schärfungs- und Verwischungspinsel habe.
Das geht auf keinen Fall gegen Picolay, aber ich mag die Präzision, wenn ich einige Teile nochmal manuell schärfen möchte oder irgendwas mit dem Pinsel entfernen möchte.
Ich hoffe, du kannst das nachvollziehen.

Liebe Grüße
Felix

Heribert Cypionka

#13
Hallo Felix,

Danke für deine Antwort und ALLES GUT :)

Der Vollständigkeit halber möchte ich aber doch noch darauf hinweisen, dass man auch mit dem PICOLAY-Pinsel  manuell schärfen/weichzeichnen und Störendes entfernen kann.



Vor allem die Hintergrundreinigung (Clean Background) bietet besondere Möglichkeiten, die in diesen beiden Youtube-Videos zu sehen sind:
https://www.youtube.com/watch?v=Yk7b_X5Q55w
https://www.youtube.com/watch?v=nvUHgWBqCCY

Herzlichen Gruß,
Heribert

Fahrenheit

Lieber Felix,

das schaut gut aus! Schnitt und Färbung passen und die Beschriftung ebenfalls.

Mit Picolay und GIMP kenne ich mich nicht aus, aber da hast Du ja schon kompetente Unterstützung bekommen.

Ich habe den Beitrag unter Geisblatt gelistet.

Beste Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM