Expertenrätsel am Ostersonntag (gelöst! -> Viscum laxum)

Begonnen von Oliver S., April 04, 2010, 01:33:25 VORMITTAG

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Oliver S.

Liebe Experten,
heute ist mir beim Spaziergang eine Pflanze aufgefallen, die mit Sicherheit alle schon mal gesehen haben. Da ich sie aber noch nie unter dem Mikroskop betrachtet habe, habe ich sie mitgenommen und kann Euch auch ein paar Bilder zeigen.
Bei Blättern erwartet man ja eigentlich unter der Epidermis Palisaden- und Schwammgewebe.
Ganz anders aber hier:

Abb. 1 (Blattquerschnitt 10x)


Abb. 2 (Blattquerschnitt 40x)


Abb. 3 (Blattquerschnitt 40x)


Abb. 4 (Blattquerschnitt 100x)


Vermutlich hat diese anatomische Besonderheit ihre guten Gründe.
Um welche Pflanze handelt es sich?

Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

Horst Isele

Hallo Oliver

Hast du eine Mistel gefunden.

Bei mir im Hausgang hängt noch ein Exemplar und schützt mich mit seinen Zauberkräften.
Zum Mikroskopieren ist der Zweig wohl nicht mehr geeignet. Seine Schutzarbeit hat ihm stark zugesetzt. Er ist vertrocknet.   ;)

Gruss  Horst


Danke dem Tippgeber
das freundschaftliche Du ziehe ich vor

±  µ ∞ λ ¼  ½  ¾   ν  δ  π  σ  φ  ψ  Փ ‰  ‱ ℃  Ω   √  ∛  ∜  ∑  ≤  ≥  ⋲  ♀  ♂

Oliver S.

#2
Hallo Horst,
das ist richtig! ;D
Gruß, Oliver

p.s. hat jemand vielleicht eine Idee, warum die Mistel so ein kompaktes Gewebe und gar kein Palisaden- und Schwammparenchym hat?
(gern per "Du" )

Detlef Kramer

Lieber Oliver,

das habe ich vor ein paar Tagen schon einmal erklärt: Es handelt sich um Phyllodien, d.h. hier sind die Blattstiele spreitenähnlich entwickelt, die eigentliche Spreite fehlt. Eine typische Anpassung an trockene Standorte, wie z.B. bei Eucalyptus und Acacia u.a.

Wieso übrigens V. laxum? Bei uns kommt eigentlich V. album vor.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Oliver S.

#4
Zitat von: Detlef Kramer in April 04, 2010, 22:41:51 NACHMITTAGS
Lieber Oliver,

das habe ich vor ein paar Tagen schon einmal erklärt: Es handelt sich um Phyllodien, d.h. hier sind die Blattstiele spreitenähnlich entwickelt, die eigentliche Spreite fehlt. Eine typische Anpassung an trockene Standorte, wie z.B. bei Eucalyptus und Acacia u.a.

Wieso übrigens V. laxum? Bei uns kommt eigentlich V. album vor.

Herzliche Grüße

Detlef

Lieber Detlef,
vielen dank für den Hinweis auf Phyllodien. Das erklärt natürlich einiges. Obwohl es sich lohnen würde, schaffe ich es meist nicht, alle Beiträge zu lesen.
Dass die Mistel versucht Wasser zu sparen, macht sie ja schon fast zu einem sympathischen Parasiten, denn sie schmarotzt ja, wenn ich das richtig in Erinnerung habe und erkenne...

Abb. 1


Abb. 2


Abb. 3 (links Parasit rechts Wirt; das ist natürlich nicht politisch gemeint  ;D)


...nur an den Wasserleitungsbahnen des Wirtes.
Dieser Wirt war aber eine Kiefer wie das folgende Bild beweist:

Abb. 4


Daher dachte ich, es handelt sich um Viscum laxum.

Gruß, Oliver

p.s. wie man sofort merkt, fehlt mir etwas zum Färben. Auch auf die Gefahr hin, dass dazu gerade etwas geschrieben wurde, folgende Frage: Hätte jemand einen guten Tipp, wo man etwas ganz Einfaches Gebrauchsfertiges in kleinen Mengen (vlt. 50-100 mL) zum Färben bestellen kann?
(gern per "Du" )

Klaus Herrmann

#5
Also das lieber Oliver

ZitatEinfaches Gebrauchsfertiges in kleinen Mengen (vlt. 50-100 mL) zum Färben bestellen kann?

bestätigt den nächsten Satz:

ZitatObwohl es sich lohnen würde, schaffe ich es meist nicht alle Beiträge zu lesen.

:D :D :D :D

Übrigens: sehr schöne Quer- und Längsschnitte. Ich habe seit letzter Woche auch einen Ast mit aufsitzender Mistel und wollte denn verarbeiten und natürlich färben. Mal schauen, dass ich eine geeignete Färbelösung auftreibe! Wenn ich was gefunden habe kann ich Dir ja einen Tipp geben! 8)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Oliver S.

Zitat von: Klaus Herrmann in April 05, 2010, 00:16:55 VORMITTAG
...Ich habe seit letzter Woche auch einen Ast mit aufsitzender Mistel und wollte denn verarbeiten und natürlich färben. Mal schauen, dass ich eine geeignete Färbelösung auftreibe! Wenn ich was gefunden habe kann ich Dir ja einen Tipp geben! 8)

Also darüber würde ich mich sehr freuen.
Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

Gunther Chmela

Zitat von: Detlef Kramer in April 04, 2010, 22:41:51 NACHMITTAGS
Wieso übrigens V. laxum? Bei uns kommt eigentlich V. album vor.

Lieber Detlef,

wie schon oft gehabt ;) - hier haben wieder zwei Leute recht! Du und Oliver S.! Neuerdings fasst man die Misteln auf Nadelbäumen als eigene Art auf (Viscum laxum), während es bis vor nicht allzu langer Zeit nur Viscum album gab. SEYBOLD (neueste Auflage vom "Schmeil") führt V. album ssp. laxum noch als Unterart, während M.A.FISCHER (Flora von Österreich) die Artaufspaltung bereits akzeptiert hat.

Man kann es sehen wie man will. Ich weiß allerdings nicht, ob da nicht molekularbiologische Erkenntnisse vorliegen.

Herzliche Grüße!

Gunther