Die Leitz Mikrophoto- und Spektrometer

Begonnen von Stefan_O, Januar 29, 2012, 10:38:45 VORMITTAG

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Stefan_O

Die Leitz Mikrophoto- und Spektrometer

Leitz hat im Laufe seiner Geschichte eine Reihe von Mikrophoto- und Spektrometern herausgebracht, die ich hier ein wenig vorstellen möchte. Grob lassen sich die Geräte in vier Gruppen gliedern:

1) Mikrophotometer

MPV
MPV-2
MPV-3 (je nach Ausstattung)
MPV compact
MPV compact 2
MPV-MT
MPV-MT2
MPV-compact MT

2) Mikrospektrometer

MPV-3 (je nach Ausstattung)
MPV-SP

3) Schichtdickenmessung

MPV-SP (je nach Software)

4) Strukturbreitenmessung (CD=Critical Dimension)

MPV-CD
MPV-CD2

Die Geräte der MT-Serie waren für Umkehrmikroskope gedacht, sie basieren auf den MPV Compact Einheiten. Das MPV-3 liess sich mit einem Monochromator erweitern. Die Funktion des MPV-SP ist abhängig von der verwendeten Software.

Lediglich drei dieser Geräte wurden zusammen mit den ersten Microcomputern betrieben: MPV-SP, MPV-CD und MPV-CD2. Die Programme liefen anfangs unter DOS, später unter den Windows Systemen:

Spectra (Erfassung von Spektren)
MPVGEO (Messung von Einzelpunkten)
MPV Meas (Messung von Einzelpunkten)
ELMES-SP (Schichtdickenmessung)
ELMES (Strukturbreitenmessung)

Die anderen Geräte wurden über Kontrollkonsolen bedient.

Zur Funktion: im Prinzip funktionieren alle gelisteten Geräte auf der selben Basis. Das von Trinokular kommende Licht durchläuft eine Blende, die die zu messende Fläche begrenzt, läuft dann direkt oder über weitere Optik (z.B. Monochromator) in den Detektor. Dieser besteht aus einer stabilisierten Hochspannungserzeugung, einem Photomultiplier und einem Messsignalverstärker. Die Detektoreinheiten vom MPV compact, MPV-SP, MPV-CD und MPV-CD2 sind nahezu identisch. Um die zu messende Fläche einzugrenzen haben letztere eine interne Beleuchtung, die das Bild der Blende auf das Bild der Probe spiegelt. Bei der Messung wird dann die Hilfsleuchte abgeschaltet, der Einblendspiegel aus dem Messstrahlengang geklappt und der Strahlengang zum den Okularen verschlossen.

Die Anwendungen der Geräte waren vielfältig: Reflexionsmessungen an geologischen Proben und Kohle, Fluoreszenzmessungen, Flow-Cytometry, Schichtdickenmessungen und Strukturbreitenmessungen in der Wafer/Microchipherstellung, letzter auch in vollautomatisierten Systemen.

Leider finden sich nicht allzuviele Informationen im Netz. Hier trotzdem ein paar Bilder aus allgemein zugänglichen Quellen.

MPV

Quelle: Leitz Instruction Manual

MPV2

Quelle: Leitz Instruction Manual

MPV3

Quelle: Science Magazine, Online Archive

MPV-SP
Nicht zu sehen sind hier das 19" 3 HE Elektronik-Gehäuse und das geregelte Lampennetzteil.

Quelle: Leitz Werbebroschüre

MPV compact

Quelle: Homepage Universita di Pavia

MPV-compact MT

Quelle: Science Magazine, Online Archive

Die Angaben im Text sind stellenweise die Ergebnisse einer ziemlichen Detektiv- und Puzzlearbeit, Fehler sind also nicht ausgeschlossen. Anbei noch eine Suchanfrage. Ich suche die folgenden Kompenenten:

- MPV-SP Steuereinheit oder Teile davon
- Service Manuals (nicht Bedienungsanleitungen) für MPV-SP, CD, CD2

Liebe Grüsse,
Stefan

Stefan_O

Noch einer Ergänzung dazu: der folgende Artikel beschreibt den Umbau einer Orthomat W Kamera in ein Cytophotometer. Die Orthomat W hat wie die Photometer einen Fotomultiplier eingebaut, der eigentlich die Belichtungszeit der Kamera steuert. Der Artikel beschreibt die Ergänzung einer Zeitmessung zum Orthomat, mit der die Absorption/Transmission berechnet werden kann. Sehr kreativ gedacht!

Zs-Nagy I.: Transformation of LEITZ ORTHOMAT W into cytophotometer. Mikroskopie 31 (1975) 241-245

Wer sich mit Photomultipliern beschäftigen möchte, dem sei unbedingt dieses kostenlose Handbuch and Herz gelegt:
http://sales.hamamatsu.com/assets/applications/ETD/pmt_handbook_complete.pdf

Gruss,
Stefan

Lothar Gutjahr

Salü Stefan,

danke für den Einblick in diese Seite von Leitz. Da habe ich noch keinen Kontakt mit gehabt. Aber wenn jemand einen Photomultiplier braucht, da habe ich einige und würde auch jederzeit etwas anderes dafür eintauschen. ;D Hamamatsu baut auch separate Miniatur-Hochspannungsnetzteile die man über eine Steuerspannung einstellen kann. Mit so einem betreibe ich meinen Piezotranslator.

Gruß Lothar

ortholux

#3
Lieber Stefan,

vielen Dank für den Artikel.
Endlich mal eine "schnöde Zusammenstellung" eines exotischen Themas. Aber wann macht sich schonmal jemand die Mühe, Schnödes zusammenzustellen. Sehr schön!

Es gäbe sicher noch so manches Thema, das Ähnliches leisten könnte. Heiztische, Motortische, Fluoreszenzeinrichtungen, Aristophot......

Auch wenn MIR(!) bei Deinem Artikel Informationen fehlen, die für MICH(!) als Sammler interessant sind.

Was ich suche? Bilder! Bilder mit Informationen zu Adaption, Konstellation, was wozu gehört....
Im Speziellen Informationen zu den modernen Diaverts der späten 70er und 80er Jahre. Motortische, Beleuchtung, Halterungen... Und hier nicht nur photometerspezifisch, wobei das wohl die Hauptanwendung dieser Mikroskope war.

Das hier könnte evtl. interessant sein, wobei ich mich gegen bezahlte Urheberrechtsverletzungen für 20$ verwehre.
http://www.ebay.com/itm/Leitz-MPV-SP-Microscope-Operating-Manual-CD-Ergolux-Metalloplan-Orthoplan-/270873208809?pt=LH_DefaultDomain_0&hash=item3f114d27e9

Ergänzen möchte ich noch zwei Photometer:

Das ehrwürdige "Berek":



und das MPE:



Mir fehlen Informationen zum Schieber, der auf der linken Seite der Blendentrommel zu sehen ist. Oder besser: mir fehlt dieser Schieber. Also - sollte jemand dieses Teil haben, ich wäre an selbigem oder an Fotos davon interessiert.

'nacht
Wolfgang

Stefan_O

#4
Hallo Wolfgang,

danke für die Blumen. Natürlich habe ich mehr Information, ebenso die Broschüre im eBay Link. Wenn sich schon jemand die Mühe macht, etwas zu scannen, soll er von mir aus auch Geld dafür bekommen. Wieviele Dokumente liegen wohl bei unseren Forenmitgliedern, unzugänglich?  Der Leica "Swiss Service" stellt sich komplett tot. Würde Leica Informationen liefern, bräuchte es keine bezahlten Urheberrechtsverletzungen! Zeiss ist da um einiges weiter.

Ich habe auch die MPV-SP, MPV-CD, MPV-CD2-Messköpfe zum Spielen und gerade zwei MPV compact bei eBay gekauft, die ich über LabView an meinen Rechner anbinden werde, um die leidige Steuerelektronik loszuwerden. Über das MPV-SP bastele ich gerade selber ein Informationspaket, ebenfalls mit der Idee der LabView-Anbindung, inklusive Fotos, Steckerbelegung etc.

Zum Artikel: ich bin zwar enthusiastisch, habe aber kaum Zeit. Natürlich hätte ich mehr schreiben können, aber wofür? Der Artikel hatte gerade mal 100 Besucher, kein Feedback, keine weiteren Infos. In meinen Augen ist es die dann Zeit nicht wert, wenn kein Dialog zustande kommt.

Danke für deine Zusatzinfos. Ich dachte tatsächlich, das MPV wäre das erste "elektrische", aber das MPE war sicher früher. Mein Fokus hier liegt aber auf den modernen Geräten, ich bin kein Sammler, sondern versuche sie zu benutzen. Mikroskopie ist nach wie vor "nur" Mittel zum Zweck (für mich natürlich).

Liebe Grüsse,
Stefan

Lothar Gutjahr

Hallo Stefan,

mein Beitrag sollte einerseits aufzeigen, daß dies für mich Neuland ist. Andererseits das Interesse für Photomultiplier stärken und du schreibst "wenn kein Dialog zu Stande kömmt..". Von daher sage ich mal vorsichtig zum Dialog gehören mindestens zwei. Mich hätte in einem Dialog, wenn er entstanden wäre auch interessiert, ob du vor hast mit Bio-Photoionen zu experimentieren. Oder gehört das mehr in die Eso-Szene ? Ich gehe mal davon aus, daß mein Beitrag übersehen wurde. :)

Gruß Lothar


Stefan_O

Hallo Lothar,

das Thema lautet ja nach wie vor Leitz Mikrophoto- und Spektrometer, nicht Photomultiplier und deren Anwendung. Zu eben dieser Thematik sind keine weiteren Infos geflossen, die Technik der Photomultiplier gehört eigentlich auch nicht in dieses Forum. Daher bitte nicht böse sein, und nicht gleich persönlich nehmen. Ebenso wie nicht nur Leitz, sondern auch Zeiss, Hamamatsu und einige Mikroskop-fremde Firmen (Oriel z.B.) Mikro-Photometer hatten und partiell auch immer noch haben. Wenn die MPV compacts laufen, schreibe ich vielleicht nochmal etwas über deren Anpassung.

Gruss,
Stefan

ortholux

Zitat von: Stefan_O in Februar 09, 2012, 06:55:49 VORMITTAG
Danke für deine Zusatzinfos. Ich dachte tatsächlich, das MPV wäre das erste "elektrische", aber das MPE war sicher früher.

Lieber Stefan,

ich habe mal in meinen Katalogen geblättert.

Das MPE gab es von 1962-1966 (erst schwarz, dann grauer Hammerschlaglack) und wurde vom MPV abgelöst.
Das "Berek" kam Ende der 30er Jahre. Die Bohrung dafür im Arm des Ortholux verschwand 1964. Also kann man davon ausgehen, daß dann auch kein "Berek" mehr gebaut wurde.

Das noch als Ergänzung zur Geschichte.

Viele Grüße
Wolfgang

Stefan_O

Hier noch eine Variante: Leitz MPV-Flow


Quelle: Science Magazine, Online Archive

Gruss,
Stefan

Stefan_O

...und nach einigem Schweiss und Tränen, verbrannter Elektronik und der verzweifelten Suche nach Teilen: mein MPV-SP ist funktionsfähig und surrt fröhlich vor sich hin. Die letzten Versionen der 32bit Software laufen problemlos unter Windows 7 (64 bit), lediglich ein Schnittstellenadapter auf RS232 war zusätzlich nötig. Da ist es in ganzer Grösse mit dem Orthoplan Pol im Hintergrund:



Das Orthoplan selbst ist eine UV Durchlicht-Version für das MPV-SP, hier mit dem Ploemopak als Auflicht-Variante umgebaut. Ist nicht ganz optimal, der original MPV-SP Auflichtilluminator, der noch eine dritte Blende (Messfeldblende) hat, ist leider kaum zu finden. Der Pol-Würfel übrigends auch nicht. Im unteren Bild das 19" Gehäuse mit der leidigen Elektronik. Nicht zu sehen ist das schwerste Netzteil, das Leitz gebaut hat. Im Gegensatz zu den anderen Halogen-Netzteilen ist es als Konstantstromquelle gebaut, deren Strom sich per Software regeln lässt. Die Helligkeit der Lampe muss für die Messungen extrem stabil sein, daher ist ein konstanter Strom sinnvoller als die sonst übliche konstante Spannung.

Weil es so schön ist und sich nicht hinter seinem grossen Bruder verstecken muss, hier nochmal das Auflicht Pol, aufgemotzt mit einem Spiegelhaus mit Halogen auf einer und Xenon Kurzbogen auf der anderen Seite. Endlich umschaltbare Lampen, ohne sich am heissen Lampenhaus die Finger zu verbrennen:


Liebe Grüsse,
Stefan