Die sog. Einbettung nach Wittmann von Diatomeen in Zimtrindenöl

Begonnen von Jakob_Wittmann, März 12, 2023, 07:35:31 VORMITTAG

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Lupus

Hallo Michael,

ZitatBereits Ernst Abbe hat Zimtrindenöl/ Zimtaldehyd und Mischungen davon mit Anisöl/ Cassiaöl etc. in seinen POLYOP- Objektiven als Flüssiglinse verwendet
da war er aber nicht der erste. Bekannte Optiker wie David Brewster haben Vorarbeiten geleistet und sich bereits Anfang des 19. Jh. mit verbesserten achromatischen Objektiven aus "Flüssigkeitslinsen" zwischen Glaslinsen beschäftigt. Sein Buch Treatise on Optics enthält Tabellen über die gemessene Dispersion diverser Feststoffe und Flüssigkeiten, dabei mindestens 15 verschiedene Pflanzenölsorten. Da steht das Cassiaöl ganz oben mit einer (von ihm anders als heute als Differenz zwischen extremen violetten und roten Licht definierten) Dispersion von 0.089 (n=1.641) und Anisöl von 0.044 (n=1.601), im Vergleich zu der von ihm ebenfalls aufgelisteten Dispersion von Flintglas mit 0.029 und Kronglas mit 0.018. Nur war man damals mehr auf experimentelle Optimierungen angewiesen.

Hubert

Rene


Apochromat

Hallo Hubert,

das ist sehr interessant. Man müsste sich damit einmal näher befassen und versuchen rauszufinden, ob Abbe von den Brewster´schen Arbeiten mit den Flüssigkeitslinsen wusste, da er ja sehr im Austausch mit den englischen Mikroskopikern der Royal Microscopical Society stand. Das würde mich gar nicht wundern, wenn dies so gewesen wäre. Diese Arbeiten an den POLYOP- Objektiven waren für Carl Zeiß so teuer, das er darunter finanziell sehr zu leiden hatte, wie Moritz von Rohr in seinem Buch über die Geschichte der Zeissischen Werkstätten bemerkte.

LG
Michael

Apochromat

#18
Hallo Rene,

dieses Büchlein wurde im Jahr der Olympiade 1936 in einer großen Auflage in Kommission bei GUSTAV FISCHER in Jena gedruckt. Deutschland gab sich noch weltoffen. Es gab sogar drei verschiedene Einlegeblätter auf denen Carl Zeiß in drei verschiedenen Grußformeln von "hochachtungsvoll" über "mit Deutschem Gruß" bis .. na ja kann man sich ja denken, den Leser grüßte.
Es kostet antiquarisch so um die 20 EUR und ist nicht selten. Es gab auch eine englische Fassung mit roter Schrift auf dem Einband.

LG
Michael

Lupus

Hallo Michael,

ZitatMan müsste sich damit einmal näher befassen und versuchen rauszufinden, ob Abbe von den Brewster´schen Arbeiten mit den Flüssigkeitslinsen wusste, da er ja sehr im Austausch mit den englischen Mikroskopikern der Royal Microscopical Society stand.
ich halte es für nahezu ausgeschlossen dass er die Arbeiten nicht kannte, immerhin war Brewster zur Studienzeit Abbes Ende der 1850er Jahre sehr bekannt, gerade auch durch seine Forschung zum Thema Lichtbrechung und Dispersion, und ich unterstelle dass u.a. sein Buch "Treatise on Optics" von 1831 und andere Aufsätze (auch von anderen Zeitgenossen wie Henry Coddington die sich ebenfalls damit beschäftigten) in jeder Universitätsbibliothek zu finden war. Übrigens war David Brewster interessanterweise auch Mitglied jeweils der Preußischen und Bayerischen Akademie der Wissenschaften, wie auch später Abbe. Die Wissenschaft war damals noch überschaubar, die Vernetzung relativ eng.

Hubert

olaf.med

Hllo Michael,

schau bitte einmal in Deine PN.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Jakob_Wittmann

Zitat von: Apochromat in März 13, 2023, 22:50:02 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,

das ist sehr interessant. Man müsste sich damit einmal näher befassen und versuchen rauszufinden, ob Abbe von den Brewster´schen Arbeiten mit den Flüssigkeitslinsen wusste, da er ja sehr im Austausch mit den englischen Mikroskopikern der Royal Microscopical Society stand. Das würde mich gar nicht wundern, wenn dies so gewesen wäre. Diese Arbeiten an den POLYOP- Objektiven waren für Carl Zeiß so teuer, das er darunter finanziell sehr zu leiden hatte, wie Moritz von Rohr in seinem Buch über die Geschichte der Zeissischen Werkstätten bemerkte.

LG
Michael

Zitat von: Lupus in März 14, 2023, 13:50:51 NACHMITTAGS
Hallo Michael,

ZitatMan müsste sich damit einmal näher befassen und versuchen rauszufinden, ob Abbe von den Brewster´schen Arbeiten mit den Flüssigkeitslinsen wusste, da er ja sehr im Austausch mit den englischen Mikroskopikern der Royal Microscopical Society stand.
ich halte es für nahezu ausgeschlossen dass er die Arbeiten nicht kannte, immerhin war Brewster zur Studienzeit Abbes Ende der 1850er Jahre sehr bekannt, gerade auch durch seine Forschung zum Thema Lichtbrechung und Dispersion, und ich unterstelle dass u.a. sein Buch "Treatise on Optics" von 1831 und andere Aufsätze (auch von anderen Zeitgenossen wie Henry Coddington die sich ebenfalls damit beschäftigten) in jeder Universitätsbibliothek zu finden war. Übrigens war David Brewster interessanterweise auch Mitglied jeweils der Preußischen und Bayerischen Akademie der Wissenschaften, wie auch später Abbe. Die Wissenschaft war damals noch überschaubar, die Vernetzung relativ eng.

Hubert

Guten Morgen,

ich finde, dass diese Eure Anmerkungen zu der Verwendung flüssiger Medien für die optische Konzeption von weitgehend ohne Chromatische Aberration abbildenden Objektiven für Mikroskope ausgesprochen wissenswert bzw. gehaltvoll sind.

Was die Verwendung von Öl in Optiken angeht, war mir bisher nur bekannt, dass sehr wenige Hersteller von apochromatischen Refraktoren (darunter Zeiss) Ölfügungen verwendet haben bzw. diese noch immer verwenden. Beispielsweise bietet die renommierte Firma Baader Planetarium Teleskope an, die so etwas aufweisen.

Dass es auch bei Mikroskop-Objektiven diesbezüglich verwandte Konzepte gab, ist für mich eine ausgesprochen interessante Information.

Danke dafür.

Das von Michael zitierte Werk – Moritz von Rohr: ,,Ernst Abbes Apochromate" – ist, wie vollkommen richtig erwähnt, nicht weiter schwierig beschaffbar. Ich habe ein Exemplar um günstige € 8,45 bei einem Buchantiquariat gefunden.

Liebe Grüße

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow