Botanik: Forsythie (Forsythia x intermedia) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Mai 16, 2023, 15:27:45 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Die Gattung wurde nach dem schottischen, königlichen Gartendirektor William A. Forsyth (1737-1804) benannt.

Forsythia x intermedia enstand vor über 100 Jahren als Kreuzung zweier Arten aus der Gattung der Forsythien im Botanischen Garten von Göttingen.
Sie ist die bei uns am häufigsten verwendete Garten-Forsythie.

Die Hybride aus F. Suspens  und F. Viridissima wird häufig in Mitteleuropa kultiviert. Sie wird hier erst seit 1833 angepflanzt.
Die Züchtungsarbeit an Forsythien setzt sich bis in die Gegenwart fort.

Bild 01 Habitus, Hybrid-Forsythie (Forsythia × intermedia)

Urheber: Dontworry

Seit den Achtzigerjahren ist die Zwergforsythie bei uns in Europa bekannt. Dazu gehören unter anderem die Sorten 'Mêlée d'Or' (synonym 'Courtaneur') und 'Marée d'Or' (synonym 'Courtasol'), welche in Frankreich aus der Gartenforsythie (Forsythia x intermedia) gezüchtet wurden.

Alle Sorten der Zwergforsythien zeichnen sich durch eine Vielzahl an grossen Blüten und einen kompakten Wuchs aus.

Es gibt etwa 7 - 11 Forsythien-Arten, die ursprünglich aus Asien (China) stammen.
Nur eine Art, die Europäische Forsythie (Forsythia europaea) stammt aus Südosteuropa.

Mitunter finden sich bei botanischen Namen Schreibweisen in denen ein Gattungsname vom Epitheton durch ein x getrennt wird. Das ist ein Hinweis darauf, dass es sich nicht um eine reine Ausgangsart handelt, sondern um eine Vermischung zweier nahe verwandter Arten.
Das x gibt an, dass sie keine reine Art ist, sondern eine Hybride, wobei vor dem x der weibliche Elternteil steht und nach dem x der männliche.

Warum gehen Bienen nicht in Forsythien?

Doch nicht alle Sträucher sind für Bienen geeignet: Nadelgehölze bieten Wildbienen beispielsweise gar keine Nahrung. Auch exotische Pflanzen, wie beispielsweise die Forsythie (Forsythia), sind für die Nützlinge nicht zu gebrauchen, obwohl sie zuckerhaltigen Nektar und eiweißreichen Pollen als Nahrung bieten.
Warum die so ist, weiß man noch nicht.

Bei der Forsythie handelt es sich um ein mesotones Gewächs, das bedeutet, dass neue Triebe überwiegend aus dem Mitteltrieb wachsen. Sie wachsen zunächst als aufrechte Ruten heran. Mit der Zeit verholzen sie unten und verzweigen sich oben.

Aussehen:
Forsythia x intermedia ist ein sommergrüner bis 3 Meter hoher, breitbuschiger Strauch mit  gekammertem Mark.
Die Zweigoberfläche ist gelbbraun und markant mit Korkwarzen besetzt.
Die Knospen haben häufig Beiknospen, sie sind spindelförmig und beidendig verschmälert, mit mehreren Schuppenpaaren besetzt.

Bild 02 Blätter, Forsythie (Forsythia x intermedia)

Foto: H.-J_Koch


Bild 03 Blatt, Forsythie (Forsythia x intermedia)

Foto: H.-J_Koch

Die gegenständigen Blätter sind 8 cm lang und gestielt, die Spreite ist ungeteilt.


Bild 04 Vierzählige Blüten, Forsythie (Forsythia x intermedia)

Foto: H.-J_Koch

Bei der Forsythie sind die oberen Knospen am größten.

Die ansehnlichen Blüten sind zwittrig und sitzen bis mehreren in den Blattachsen vorjähriger Zweige und entfalten sich lange vor dem Blattaustreib.

Im so genannten phänologischen Kalender der natürlichen Jahreszeiten markiert der Blütebeginn der Forsythien den Erstfrühling, dem der Vorfrühling (Blütebeginn der Hasel) vorangeht.

Die zwittrigen Blüten sind die ursprüngliche Form der Blüte bei den Angiospermen (Bedecktsamer).
Hier befinden sich männliche und weibliche Anteile innerhalb einer Blüte, wobei die Staubblätter immer zwischen Kron- und Fruchtblättern sitzen.

Da die Staubblätter auch ganz fehlen können, kann man die Pflanzen als zweihäusig bezeichnen oder nur von Heterostylie sprechen – eine Frage, die schon Charles Darwi  beschäftigte.

Je nach Witterung beginnt in Deutschland die Blütezeit der Forsythie etwa Mitte März und dauert je nach Sorte bis Mai an. Das besondere bei dem Strauch ist die üppige Blütenbildung noch vor dem Laubaustrieb, weshalb die Forsythie bereits im frühen Frühjahr ihre gelbe Blütenpracht präsentiert.
Die Forsythie blüht am vorjährigen Holz. Eine Vollblüte kann sich also nur an jüngeren Zweigen entwickeln.

Bild 05 Früchte von Forsythia giraldiana

Urheber: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz

Die Kapsel verholzt schnell, jedes Fruchtfach enthält mehrere Samen, diese sind geflügelt und ohne Nährwert.
Forsythien gelten als schwach giftig. Der Verzehr von Pflanzenteilen führt in größeren Dosen zu Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall.

Die Forsythie ist eine von 50 fundamentalen Pflanzen in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) mit einem breiten Spektrum an antibakteriellen Effekten.

TCM –Traditionelle Chinesische Medizin. Die TCM basiert in erster Linie auf dem philosophischen Konzept der Yin-Yang-Theorie. Diese Lehre entsprang zunächst einer Naturphilosophie und beschreibt die Phänomene der Natur sowie deren Beziehungen zueinander und zum Universum.

Sie wird seit mehr als 4000 Jahren in der TCM verwendet. Insbesondere bei Eiterbeulen, geschwollenen Lymphknoten, Wundrose,  Mumps, Mandelentzündungen, Halsentzündungen, Nierenentzündungen, Fieber oder zur Entgiftung. Ein Sud aus Blättern und Zweigen wird erfolgreich bei Brustkrebs eingesetzt. Für andere Krebsarten werden meist die Wurzeln verwendet.

Forsythie ist eine Pflanze, deren Frucht als Medizin verwendet wird.
Manchmal wird Forsythie intravenös in Verbindung mit anderen Pflanzenextrakten zur Behandlung von Bronchiolitis verabreicht.
Die Früchte enthalten u. a. Fortunellin, ein Flavonglykosid, Forsithin, Quercetin und Rutin (ca. 1 %).

Wie wirkt Forsythie?
Forsythie könnte Entzündungen reduzieren. Es bedarf jedoch weiterer Untersuchungen, um eine Aussage darüber treffen zu können, wie Forsythie wirken könnte.

Wie effektiv ist Forsythie?
Es gibt nicht genügend wissenschaftliche Daten, um eine Aussage bezüglich der Effektivität von Forsythie bei einer Bronchiolitis treffen zu können.

Systematik:
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Ölbaumgewächse (Oleaceae)
Tribus: Forsythieae
Gattung: Forsythien
Wissenschaftlicher Name: Forsythia
Volkstümliche Bezeichnung: Goldglöckchen, Garten-Goldglöckchen, Goldflieder oder Goldbecher, Stangen-Blütler (Süddeutschland) 
Englischer Name: forsythia

Bild 06 Illustration,Hänge-Forsythie (Forsythia suspensa)

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Teil 1
Spross, Querschnitte
20 Mikrometer

Bild 07 Schnittstellen, Forsythie (Forsythia x intermedia)

Foto; H.-J_Koch

Der Spross läßt sich schlecht schneiden.

Bild 08 Übersicht, ungefärbter Schnitt, Forsythie (Forsythia x intermedia)



Bild 09 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 10 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 11 Detailaufnahme, ungefärbter, in AFE III fixierter Schnitt, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 12 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Forsythie (Forsythia x intermedia)

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 13 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 14 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Detailaufnahme, Forsythie (Forsythia x intermedia)
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Hans-Jürgen Koch

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf:
1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.30 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.

Fotos: Nikon D5000, Sony Alpha 6000

Bild 15 Übersicht, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 16 Detailaufnahme, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 17 Detailaufnahme mit Beschriftung , Forsythie (Forsythia x intermedia)

PE = Periderm, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym – Inseln, XY = Xylem, T = Trachee, K = Kambium, ST = Strahl

Bild 18 Lentizelle (Korkwarze), Forsythie (Forsythia x intermedia)


Korkwarzen, die dem Luftwechsel über die Rinde dienen und aus locker liegenden Korkzellen bestehen.
Ihre Namensgebung leitet sich aus dem Lateinischen her (lens, lentis = Linse; ellus ist die Verkleinerungsform, daraus ist die Bezeichnung Lentizelle entstanden – sie hat also mit dem eigenlichen Begriff der Zelle nichts zu tun !).

Bild 19 Detailaufnahm , Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 20 Dunkelfeld, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 21 Dunkelfeld, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 22 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Forsythie (Forsythia x intermedia)

Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 23 Korkwarze, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Lentizellen sind an Stämmen und Zweigen von Sträuchern oder Bäumen als kleine, rundliche oder längliche Ausstülpungen (,,Korkwarzen") erkennbar.

Teil 2

Spross , Längsschnitt

20 Mikrometer

Bild 24 Gekammertes Mark, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Die jungen Triebe von Forsythien können hohl und nur an den Nodien (den Knoten) durch Markscheidewände erfüllt sein.

Als Knoten oder Sprossknoten wird der Bereich der Sprossachse bezeichnet, an dem ein oder mehrere Blätter ansetzen. Die Knoten bzw. Nodi können je nach Pflanzenart kahl oder behaart sein. Der Sprossachsenbereich zwischen zwei Knoten wird Internodium genannt.

Der Spross ist hohl, bei einem Längsschnitt -Radialschnitt (aufgeklebte Schnittprobe) ergeben sich zwei Teile.

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 25 Übersicht, Tangentialschnitt, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 26 Detailaufnahme, Tangentialschnitt, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 27 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 28 Blattknospe, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 29 Blattknospe, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 30 Blattknospe, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 31 Blattknospe, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Bild 32 Blattknospe, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Forsythie (Forsythia x intermedia)


Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Heinz Butin ,,Farbatlas der Gehölzkrankheiten", ISBN: 3-8001-3874-3
Dietrich Böhlmann ,,Gehölzbiologie", ISBN: 978-3-494-01547-7
Bachofer ,,Der Kosmos Baumführer", ISBN: 978-3-440-14660-6
Peter A. Schmidt ,,Die wildwachsenden und kultivierten Laub- und Nadelgehölze Mitteleuropas", ISBN: 978-3-494-01800-3
,,Das grosse Illustrierte Pflanzenbuch", 1966
,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6
,,Welcher Baum ist das ?", ISBN: 978-3-440-16449-5
,,Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen", ISBN: 978-3-89996-508-7

Wie komme ich eigentlich an die Informationen?
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere.Dahinter verbargen sich weitere spannende Informationen.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen
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jcs

Hallo Hans-Jürgen,

wie immer sehr schöne und detailreich dargestellte Aufnahmen! Eine Fage zum Querschnitt: Wo wäre in dem von Dir beschrifteten Detail des Querschnitts das Phloem zu sehen?
LG
Jürgen

Bernd Miggel

Lieber Hans-Jürgen,

danke für die eindrucksvollen Bilder!

Herzlichen Gruß
Bernd

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wieder ein schöner und interessanter Beitrag, den ich gerne gelistet habe.

Lieber Jürgen,

die Zellen des Phloems liegen direkt ausserhalb des Kambiums, sie unterscheiden sich durch die leicht ins blaue gehende Färbung vom noch weiter aussen liegenden Rindenparenchym.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Hallo Jürgen, Bernd und Jörg,

danke für euer Interesse an meiner Arbeit und die Rückmeldungen.

@ Jürgen,

Jörg hat deine Frage beantwortet.


Gruß und einen schönen Vatertag wünscht

Hans-Jürgen
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Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Ist wieder toll geworden, aus meiner (leihenhafter) Sicht sieht man auf Bild 16 sehr gut das es sich um ein Halbringporiges Gefäßsystem handelt, im Frühholzbereich große Porenkreise und dann gleich mäßige Verteilung der Gefäße ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard,

danke.

Ich denke, dass deine Aussage richtig ist.
Halbringporer (Übergangsform zwischen Ringporern und Zerstreutporern) sind z. B. auch: Echte Wallnuss, Vogel-Kirsche, Pflaume und Liguster.


Gruß
Hans-Jürgen
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