"Kristiansen-Illumination" - Hat das mal jemand ausrpobiert?

Begonnen von Peter V., November 10, 2024, 18:14:46 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo,

Evteuell haben einige von Euch schon einmal die durchaus beeindruckenden Videos von Martin Kristiansen gesehen:

https://www.tv2nord.dk/mikroliv-i-nordjylland/mikroliv-i-nordjylland-s1e1?autoplay=1&fbclid=IwAR2JeKeoQxV2vMJByqVAJ20_trqTnKDar6GdM7Dyt55I0BshQyZdOI4aacc#player

https://www.youtube.com/channel/UCtGn297bjkVb8i0arO32jcg/videos?app=desktop

https://www.nikonsmallworld.com/people/martin-kristiansen

Martin arbeitet mit einem Motic BA310 und einem adaptierten iPhone.

Seine Methode, den Pseudo-DIC mit Scotch-Tape zu erzeugen, hat er in dem unten angehängten PDF ausführlich beschrieben.

Hat mal jemand mal diese Methode ebenfalls ausprobiert?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Lupus

Hallo Peter,

ZitatSeine Methode, den Pseudo-DIC mit Scotch-Tape zu erzeugen, hat er in dem unten angehängten PDF ausführlich beschrieben.
die Technik ist kein Pseudo-DIC, sondern eine Variante der Dunkelfeldbeleuchtung. Das Klebeband über der Kondensorfrontlinse wirkt als relativ schwacher Diffusor, diese haben typisch etwa einen Streuwinkel von 10-20° (bei 50% Intensität der Steukurve). D.h. dass bei einer optimalen Dunkelfeldblende in der Aperturebene durch das Klebeband trotzdem etwas Licht in das Objektiv fällt und je nach dessen Streuwirkung etwas den Hintergrund aufhellt, und zusätzlich ein schwaches Hellfeldbild durch diese "diffuse" ringförmige Beleuchtung das Dunkelfeldbild überlagert. An der Daphnie sieht man m.E. dass ein gutes, reines Dunkelfeldbild besser wäre. Seine weitere Variante ist, die (kreisförmige) Dunkelfeldbeleuchtung in einem kleineren Winkelbereich zu unterbrechen, also eine Art "schiefe Dunkelfeldbeleuchtung" mit dem aufhellendem Klebeband zu kombinieren. Welche physikalische Objektinformation das Bild dann enthält erschließt sich mir nicht.

Hubert

Peter V.

Hallo Hubert,

es geht bei seinen Bildern wohl nicht nur um Auflösung und wissenschaftlichen Erkenntsnisgewinn, sondern um Ästhetik. Mit Pseudo-DIC meinte ich auch eher eine DIC-artige Anmutung seiner Videos.

Dass diese Art der Belechtung (genau wie m.E. Rheinbergbeleuchtung) keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn bringt, ist eigentlich klar. Seine Videos sind sicherlich eher unter künstlerischen Aspekt interessant.
Man kann natürlich darüber streiten, ob einem so etwas gefällt.

Herzliche Grüße
Peter



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Lupus

Hallo Peter,

ich habe nichts gegen seine Videos gesagt, da sind einige sehr schöne Dunkelfeld-Videos dabei. Dass diese "neue" Technik zu schöneren Videos führt bezweifle ich aber rein persönlich, das kannst Du gerne anders sehen. Übrigens habe ich auch nicht von "zusätzlichem Erkenntnisgewinn" gesprochen, sondern ich sehe bei solchen Kontrastierungs-Mischmethoden eher einen Verlust an Bildqualität. Das Beispiel Daphne noch einmal im Vergleich, links aus dem von Dir verlinkten PDF nach Kristiansen https://de.scribd.com/document/645579945/Kristiansen-illumination, rechts "normales" Dunkelfeld von einem Forumsmitglied https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9063.msg64030;topicseen#msg64030

Vergleich Kristiansen Ilumination_Dunkelfeld.jpg

Hubert

purkinje

#4
Hallo Peter und Hubert,

vornweg, mit diesem Aufbau habe ich es noch nicht probiert, wollte ich aber schon länger mal machen.
Irgendwie ein 'höchstmöglich gelegter' Dodt Kontrast: A guide to Dodt Gradient Contrast, jedoch wie Hubert schon bemerkt hat mit überwiegenden Dunkelfeld und weniger Schieflicht-Effekten.

Ich hatte mal einen recht einfachen Leitz-Kondensor 1,2, den ich trocken verwenden wollte, auch mit mattem Klebeband auf der Frontlinse beklebt um die Ausleuchtung der Objektivapertur gleichmäßiger gestalten zu können. Dies hat für ein Fl 40/0,85 am Exkursionsmikroskop besser geklappt als ohne Diffusor in trockener Verwendung. Schiefe Beleuchtung hatte ich nicht verwendet.

Auch wird ja in der Praxis gerne mal mittels Kondensorhöhe der Blendeneffekt der evtl nicht ganz exakt passenden Blende angeglichen, was schnell zu ungleichmäßiger Objektivausleuchtung führt. Dies gleicht der Diffusor in gewissen Grenzen etwas aus, da er das ausgeleuchtete Feld im Fokus des Kondensors etwas erweitert. Für mich erklärt dies auch den leichten 'nachtblauen' Hintergrund, hier 'kratzt' der (diffus beleuchtete) Blendenrand schon am Rand der Objektivapertur.

Anzumerken bleibt, dass die von Peter oben verlinkten preisgewürdigten Videos von Würmern und Bärtierchen nichts mit dem Diffusor zu tun haben sondern eher mit der hier andernorts diskutierten PPM  ;)
Beste Grüße Stefan

wilfried48

Zitat von: Peter V. in November 10, 2024, 18:14:46 NACHMITTAGS....
Seine Methode, den Pseudo-DIC mit Scotch-Tape zu erzeugen, hat er in dem unten angehängten PDF ausführlich beschrieben.
....

Herzliche Grüße
Peter

Hallo Peter,

mich erinnert die Methode und auch die damit erzielten Bildergebnisse an die schöne schiefe Beleuchtung bis in zum einseitigen Grenzdunkelfeld die man mit der Kondensorwippe mit Mattscheibe am Zeiss KF 2 erreichen kann.
Nur dass sich dort die Streuscheibe in der Aperturblendenebene des Kondensors befindet.
Du kannst dich bestimmt noch an die tollen "Pseudo-DiK" Bilder von Sabine (Forumsname Bini) erinnern die uns damals so beeindruckt haben sodass wir den Begriff "Dik des kleinen Geldbeutels" geprägt haben.
Leider sind die eindrucksvollen Bilder im Forum verloren gegangen.

Gruß
Wilfried


vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Peter V.

#6
Hallo Hubert,

ich bezwifle nichts von dem, was Du schreibst. Allerdings weiß ich nicht, ob der Bildervergleich ganz fair ist. Man sieht da schon an dem extremen Rauschen des Bildes von Martin, dass es - so vermute ich - ein aus einem Video gegrabbtes Einzelbild ist, das nicht weiter in PS etc. bearbeitet wurde. Wie dem auch sei: Ich sehe seine Videos auch eher unter dem künstlerisch-ästhetischen Aspekt und finde, dass er damit aus dem einfachen Hellfeldmikroskop viel herausholt - künstlerisch, wohlgemerkt. Aber das ist sicherlich Geschmacksache.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

purkinje

#7
Hallo Peter,
dachte ich auch erst, aber Ralfs Bild scheint mir auch aus einem, übrigens 2011 auch bei Nikons small world gewürdigten Video, zu stammen. Das Augenrollen... immer wieder klasse  ;D
Edit:
in dem o.g. Forumsbeitrag von Ralf spricht er davon, dass das Foto eingespiegelt geblitzt ist, also doch nicht aus diesem video frame gegrabbt
 

Es kommt halt immer darauf an, ob man bestimmte Daten oder feine, evtl. wichtige Details wissenschaftlich illustrieren möchte oder ästhetisch gefallen will, beides in einem Bild gelingt sehr selten.
Beste Grüße Stefan

Lupus

Hallo Peter,

es ging mir bei dem Bildervergleich nicht um die fotografische Qualität, die natürlich aufgrund unterschiedlicher Randbedingungen (z.B. auch die Formatierung in einem PDF-Text) nicht zu vergleichen ist. Sondern um die von Dir angesprochenen künstlerischen-ästhetischen Aspekte. Bei dem Großteil seiner Videos, die übrigens mit "normaler" Technik gemacht wurden, steht schon eher die (genauso) eindrucksvolle realitätsnahe Darstellung im Vordergrund.

Hubert

gewo

Hallo Peter,

ich finde die Videos durchaus gut gemacht und ich weiß von einigen absoluten Laien, die davon wirklich begeistert sind. Ich kenne nicht viele, die mit den hier verwendeten Mitteln solche Ergebnisse erreichen können.
Da ich persönlich von der fotografischen ("künstlerischen") Seite komme und nicht von der wissenschaftlichen Mikroskopie, sprechen mich auch Bilder an, die nicht alle wissenschaftlichen Kriterien und Details erfüllen. Und man möge mir hier verzeihen, wenn mir ein gut bearbeitetes, klares, farblich ansprechendes Bild besser gefällt als ein "wissenschaftlich" korrektes Bild, das den ästhetischen Aspekt aber vollkommen vermissen lässt. Ich denke hier hat beides gleichwertig Platz - ich will auch die dokumentarischen Bilder in keinster Weise herabwürdigen. Experimentelle Beleuchtungsmethoden können die wissenschaftlich anerkannten Methoden (DIC, Phasenkontrast, Fluoreszenz, Konfokalmikroskopie etc.) natürlich nicht ersetzen, aber dem interessierten Hobbymikroskopikern helfen seine Bilder interessanter zu machen - auch wenn dadurch nicht die Auflösung maximiert wird und mitunter auch feinste Details verloren gehen.

Liebe Grüße
Gerhard