Interessante Pilz- und Flechtenfunde 125 – Borken-Schwefelflechte

Begonnen von Bernd Miggel, März 27, 2024, 11:29:48 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Borken-Schwefelflechte (Chrysothrix candelaris)

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
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Bild 1 - am Fundort, feuchter Kiefernforst, x800.jpeg
Bild 1Chrysotrix candelaris am Fundort, einem alten Waldkiefernstamm an einem luftfeuchten Waldrand. Foto: Bernd Miggel.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Eine in Deutschland weit verbreitete, aber überall seltene Flechte, die Borken-Schwefelflechte (Chrysothrix candelaris). In der Rote Liste gefährdeter Flechten Deutschlands (2011) wird sie daher in der Gefährdungskategorie V (Vorwarnliste) geführt. Am Fundort fällt sie schon von Weitem durch ihre leuchtend schwefelgelbe Farbe auf. Sie wächst vornehmlich in feuchten Wäldern auf der Rinde oder in Borkenenrissen alter Eichen, Tannen oder Kiefern.

Bild 2 - vornehmlich in Borkenrissen, x800.jpeg
Bild 2 – Man gewinnt unwillkürlich den Eindruck eines gelben Farbanstrichs. Foto: Bernd Miggel.



Morphologische Merkmale (vorwiegend nach WIRTH 1995)

Chrysothrix candelaris gehört zu den ,,Leprösen Flechten". Das oft sehr ausgedehnte Lager ist gänzlich pulverig aufgelöst und besteht durchgehend aus winzigen, fast kugeligen, intensiv gelben, schwefelgelben bis grüngelben Körnchen (Bild 6). Apothecien sind, zumindest für Deutschland, nicht bekannt. Die Vermehrung geschieht daher rein ungeschlechtlich, indem Teile des Lagers vom Wind verweht werden.

Bild 3 - Detail, 800x.JPG
Bild 3 – Ein Teil der Rinde ist vom schwefelgelben Lager völlig bedeckt.  Foto: Bernd Miggel.

Bild 4 - Detail, 800x.JPG
Bild 4 – Ein anderer Bereich des Kiefernstamms.  Foto: Bernd Miggel.

Farbreaktionen (K: Kalilauge 10-20%, C: Natrium-Hypochlorit, KC: erst K dann darauf C, P: para-Phenylendiamin):
Rinde K+ gelb, C-, KC-, P-; Mark K-, C+ rot, KC+ rot, P-

Ähnliche Flechtenarten (nach KIRSCHBAUM & WIRTH 2010)
• Der Gelbe Schönfleck (Caloplaca citrina) sieht ähnlich aus, wächst aber nicht an Bäumen, sondern an kalkreichem Gestein, z.B. an Betonmauern.

Bild 5 - Lager pulverig-mehlig, 800x.JPG
Bild 5 – Das pulverig-mehlige Lager.  Foto: Bernd Miggel.

Bild 6 - hohe Auflösung, 800x.JPG
Bild 6 – Hier in hoher Auflösung.  Foto: Bernd Miggel.


Literatur
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 291-292.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.

Internet (abgerufen am 22.3.2024)
1. http://www.pilzflora-ehingen.de/pilzflora/arthtml/ccandelaris.php
2. http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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