Interessante Pilz- und Flechtenfunde 157 – Struppige Bartflechte

Begonnen von Bernd Miggel, Juni 22, 2024, 18:53:13 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Struppige Bartflechte (Usnea hirta)

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Bild 1 - Usnea an Pinus, Liss Hoffmann, 800x.jpeg
Bild 1 – Struppige Bartflechte am Zweig einer jungen Kiefer. Foto: Liss Hoffmann.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Bei der Struppigen Bartflechte (Usnea hirta) handelt es sich um eine der kleineren, buschig wachsenden Bartflechten. Man findet diese weit verbreitete, nicht seltene Art in lichten Wäldern an freistehenden Bäumen. Wir fanden mehrere Lager (Thalli) an dünnen Zweigen einer jungen Waldkiefer in einem Kiefern-Schonwald auf saurem, torfigem Boden im Nordschwarzwald auf 720 mNN.

Bild 2 - Usnea, Zoom1, Liss Hoffmann, 800x.JPG
Bild 2 – Thallus aus Bild 1. Foto: Liss Hoffmann.

Bild 3 - Details, Bernd Miggel, 800x.jpg
Bild 3 – Fibrillen und Isidien zahlreich vorhanden, jedoch keine Papillen. Foto: Bernd Miggel.


Morphologische Merkmale (in Anlehnung an WIRTH & DÜLL 2000)

Das Lager ist graugrün, buschig und vom Substrat abstehend bis leicht hängend, reich verzweigt und bis etwa 40 mm lang (Bilder 1 und 2). Es ist an einer einzigen Stelle am Substrat angewachsen, wobei die Anwuchsstelle hell, also nicht geschwärzt ist. Mark (Medulla) und Zentralstrang sind reinweiß. Wie es der Längsschnitt (Bild 5) zeigt, ist das Mark locker (loose) aufgebaut, also nicht dicht oder kompakt. Die Hauptäste tragen dicht an dicht stehende Fibrillen (Bild 3). Einige der Nebenäste sind reich an dornenartigen Isidien, andere tragen kleine, runde Sorale (beides Bild 4). Papillen sind nicht vorhanden. Apothecien sind sehr selten; ich selber habe keine gefunden.

Bild 4 - Sorale und Isidien, Bernd Miggel, 800x.jpg
Bild 4 – Linker Ast mit Soralen, rechter Ast mit Isidien. Foto: Bernd Miggel.

Bild 5 - Längsschnitt, Bernd Miggel, 800x.JPG
Bild 5 – Längsschnitt durch einen Hauptast. Von außen nach innen: Rinde, Mark, Zentralstrang. Foto: Bernd Miggel.


Farbreaktionen
K-, C-, KC-, P-

Bestimmungsweg (nach Randlane & Törra 2009)
1* Thallus uniform in colour – 2* Apothecia absent – 4* Thallus shrubby and not longer than 60 mm - 5* Thallus grey – 6* Medulla and central axis white – 10* Thallus shrubby to subpendent – 18 Papillae absent on all branches – 19* Isidia present; medulla various (loose to compact) – 20 Isidia numerous on all branches; soralia punctiform; medulla loose ► Usnea hirta.

Verwechslungsmöglichkeiten
• Die Gewöhnliche Bartflechte (U. filipendula, syn. U. dasipoga) wächst deutlich hängend und wird bis zu 150 mm lang. Die Äste besitzen Papillen, die Anwuchsstelle ist geschwärzt. Das Mark färbt sich mit K+ rot, mit P+ orange.
• Die Kahle Bartflechte (U. glabrescens) wird größer, besitzt nur wenige Fibrillen und keine Isidien.

Literatur
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 948-951.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 27.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.
• WIRTH, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 1138.
• WIRTH, V. & KIRSCHBAUM, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 66-67.
• Randlane, T. & Törra, T. (2009): Key_to_European_Usnea_species
https://lichenportal.org/portal/taxa/index.php?taxon=189635
https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=2436
https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/flechtenbilder-t-u#flechtenbilder-u


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



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