Objekttische: Unschöne Oberfläche

Begonnen von Jürgen Boschert, Februar 17, 2024, 17:17:52 NACHMITTAGS

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Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

immer wieder einmal kommt die Frage auf, was man bei unschönen Gebrauchsspuren auf den Oberflächen von Objekttischen tun kann. Neu Lackieren ist nun nicht trivial und auch nicht jedermanns Sache.

Da kam mir die Idee, mal bei der Automobiltechnik vorbeizuschauen. Man findet dort sog. Lackschutzfolien in den verschiedensten Farben, z.B. eine wie hier: https://www.ebay.de/itm/164981845921
Ich habe mir mattschwarze besorgt und damit ein bisschen rumprobiert. Das funktioniert schnell und einfach, die Tischoberfläche sieht richtig wertig aus. Als Beispiele habe ich zwei Fotos angehängt. Die Folien sind sehr dünn, den  evtl. den Kondensoranschlag muss man evtl. doch etwas nachregulieren.

Vielleicht hilft das ja dem ein oder anderen.


Beste Grüße !

JB

A. Büschlen

Hallo Jürgen,

danke für diesen Hinweis.
Aus eigener Erfahrung: Einlegeplatten an Auflichtstativen von älteren Stereomikroskopen sind oft arg zerkratzt. Auch diese Platten können mit solchen Folien überklebt werden.

Gruss Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Peter V.

Lieber Jürgen,

bei Pathologen gilt ein abgewetzter Tisch als Qualitätsmerkmal. Nur ein fauler Pathologe hat einen schönen Tisch.

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Jürgen Boschert

Lieber Peter,

Du weißt ja, ich bin kein Pathologe ...

Beste Grüße !

JB

Jakob_Wittmann

Hallo zusammen!

Lieber Jürgen, das ist eine wirklich interessante Information, danke Dir. Diese Folie könnte tatsächlich eine sehr brauchbare, ,,kosmetische" Lösung für zerkratze Objekttische sein.

Die Lackierung alter ,,schwarzer Schönheiten"  ;)  :) ist bei Instrumenten von z. B. ZEISS oder Leitz von bewundernswerter Qualität. Objekttische der Mikroskope dieser vergangenen Ära sind ebenso äußerst hochwertig beschichtet bzw. lackiert.

Aber der Zahn der Zeit und tausende Male mit scharfkantigen Objektträgern darüber Streifen hinterlassen Spuren ...

Ich habe schon mal versucht Kratzer auf der Lackierung unauffälliger zu machen. Nur mit Auffüllen dieser mit einem schnell trocknenden Lack. Mit nachfolgendem Polieren mit Watte:

Kann man abhaken, vergessen oder noch besser von vornherein bleiben lassen. Man schafft es nicht, den ganz speziellen Glanz dieser mehrschichtigen Lackierungen auch nur annähernd hinzubekommen.

Ohne die Lacke von seinerzeit (vermutlich längst verboten, da furchtbar giftig oder so ... 8)  8)  ;D  ;D  :'(  :'( ) ist da nicht zu wollen. Selbst falls man noch Bestände hätte, dürfte dies eher eine Sache sein, die man besser Fachleuten überlassen sollte.

Ich habe 2 sehr frühe Laborlux I Mikroskope. Abgesehen von einem passenden Tubus, kann ich zumindest ein funktionelles daraus machen. Das in Frage kommende Stativ ist an sich nicht schlecht erhalten, hat aber an einer Stelle einen auffälligen Lackschaden (ich füge Bilder bei).

Eine Frage, bitte, Jürgen: Meinst Du, dass diese Folie auch für gewölbte Teile geeignet ist?

Wenn ja, könnte ich die Stelle mit Schleifpapier vorbehandeln. Danach die sauber passend geschnittene Folie drauf: fertig! :)

Liebe Grüße


Jakob


,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

Wutsdorff Peter

Hallo Jakob,
eine Folie kannst Du nur auf eine einfach gekrümmte (Zylinder )  Oberfläche kleben
Gruß Peter Wff

Peter V.

Hallo,

Die Autofolierer kleben auch auf Rundungen.

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Nordlicht

Hallo,

man müßte allerdings das Mikroskop komplett einwickeln ??? ,
ansonsten hast du immer die Kanten der Schnittflächen.

Ich glaube für Folie ist diese Form doch ein wenig zu komplex.

Grüße  Matthias

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

also prinzipiell sollten sich auch recht stark gekrümmte Flächen mit solch einer Folie decken lassen; dies soll nach den Anleitungen mit Wärme, z.B. Fön, möglich sein. Das habe ich aber selbst noch nicht versucht. Ein Problem dürften tatsächlich die Stöße sein, allerdings heißt es auch dazu in den Anleitungen, dass diese mit Wärme praktisch unsichtbar werden. Autos werden ja mit solcher Folie auch vollständig foliert. Vielleicht hat damit ja jemand hier im Forum schon Erfahrung. Ich überleg mir auch schon, ob ich mal versuchen soll, mir aus einem ziemlich verschrammten Phomi I mein eigenes schwarzes machen soll ... mal sehen.
Beste Grüße !

JB

Peter Reil

Hallo,

Jürgen kam mir zeitlich zuvor. Mir erging es wie ihm. Die Objekttische einiger Mikroskope sehen wirklich nicht mehr schön aus, und - abgesehen vom WAF - man mikroskopiert schließlich auch "ein wenig mit dem Auge".  :)

A-IMG_0002.jpg
Und wenn ein Tisch mal so aussieht, möchte ich ihn "schöner" haben. (Komisch, bei meinem Auto würde es mich weniger stören...)

Meine Erfahrungen dazu möchte ich mitteilen:

1) Lackieren
Nach Tisch sauber schleifen kann problemlos lackiert werden. Zufrieden war ich mit den Ergebnissen nie. Teils gleiten die Objektträger nicht mehr sauber über den Tisch und sie haften fast daran fest. Ich jedenfalls bekomme das nicht so hin, dass es taugt.

2) Folieren

Ich nutzte eine "Steinschlagschutzfolie" für's Auto. Verarbeitung ging sehr leicht, alles lässt sich sauber mit dem Skalpell zuschneiden. Der Tisch ist nun über ein Jahr im Einsatz. Alles funktioniert super! Die Folie ist kaum als solche wahrnehmbar.
A-IMG_0001.jpg

3) Resopalschicht aufkleben
Da ich bei einem Schreiner wohne, habe ich mir ein Stückchen weißes Resopal geholt, mit der Laubsäge und Feile bearbeitet und mit Pattex aufgeklebt. Es ist eine Heidenarbeit, das passgenau hinzukriegen - mache ich auch nicht wieder. Aber das Ergebnis ist perfekt. Besser war die Originalbeschichtung des Objekttisches nicht. Nach einem Jahr im Einsatz keinerlei Nutzungsspuren zu sehen.
A-IMG_0003.jpg

Jeder mag für sich selbst entscheiden, wie er "seinen" Objekttisch haben möchte.

A-IMG_0005.jpg

Das von Jürgen bereits genannte Folieren ist wirklich zu empfehlen.

Gruß
Peter

PS: Man kann auch - bis zu einem gewissen Grad - Rundungen folieren. Dazu wird die Folie mit einem Föhn erwärmt. Allerdings braucht es da schon etwas Übung.
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Peter V.

Lieebr Peter,

wasa ich an solchen Tischen immer interessant finde, ist die Tatsache, dass man ziemlich genau die Handbewegung des Nutzers, mit der er das Präparat aufs Mikroskop gelegt und dann bewegt hat, nachvollziehen kann.

Herzliche Grüße
Peter
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Hugo Halfmann

#11
Hallo zusammen,

erstmal sind alle gezeigten Lösungsansätze interessant.

Was mich aber schon länger interessiert:
Wie sind diese Tische seinerzeit lackiert worden?
Lackierung? Einbrennlackierung? Pulverbeschichtung? Eloxierung?
Was anderes???
Wer kann das präzise beantworten?

Dann könnte man im Bedarfsfall das ursprüngliche Beschichtungsverfahren anwenden. Kann ja eigentlich kein Hexenwerk sein.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

TPL

Zitat von: Jakob_Wittmann in Februar 17, 2024, 19:22:47 NACHMITTAGS(...)Ich habe 2 sehr frühe Laborlux I Mikroskope. Abgesehen von einem passenden Tubus, kann ich zumindest ein funktionelles daraus machen. Das in Frage kommende Stativ ist an sich nicht schlecht erhalten, hat aber an einer Stelle einen auffälligen Lackschaden(...)
Hallo Jakob,
ich sehe das nicht als Schaden, sondern als "Lachfalten" eines Stativs, dessen 1930er-Konstruktion sich noch Jahrzehnte nach seiner Entwicklung bewährt hat (v.a. dort, wo der Tisch nicht gehoben oder gesenkt werden sollte; z.B. mit Mikro-Manipulatoren). Daran würde ich nichts ändern wollen, zumal es keine funktionellen Gründe zu geben scheint.

Beste Grüße,
Thomas

TPL

Zitat von: Peter Reil in Februar 18, 2024, 11:54:28 VORMITTAG(...)Jeder mag für sich selbst entscheiden, wie er "seinen" Objekttisch haben möchte.(...)
Sehr schön, lieber Peter!

was den WAF angeht, finde ich Spuren aus 'bestimmungsgemäßem', auch heftigem Gebrauch oftmals leichter erklärbar als familiär unantastbare Vitrinen-Museumsstücke. Das aber nur am Rande.

Du zeigst gleich drei Versionen eines seit den 1970ern sehr verbreiteten großen Kreuztischs (bis auf die Gravur sieht der von Nikon gleich aus). Deren Tischplatten waren nicht lackiert, sondern eloxiert. Das mag bitte nur als Spitzfindigkeit durchgehen, da ich kein Metall-Werkstoffler bin.

Meine sonstigen Gedanken dazu: sofern die Nutzungsspuren keine funktionell beeinträchtigenden Unebenheiten erzeugt haben, würde ich diese belassen oder im Zweifelsfall (Reflektionen?) per schwarzem Edding-Stift zu beheben versuchen. Klingt vermutlich schlimm, aber eine weiße Resopal-Platte wohl auch ;).

Herzliche Grüße,
Thomas