Kristalle in verdorbenem Glyceringelatine-Präparat

Begonnen von Klaus Herrmann, Februar 26, 2011, 13:34:52 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo,

nichts ist so schlecht, als dass man dem nicht noch was Positives abgewinnen könnte :D
An anderer Stelle unter Bestimmungen habe ich Bilder eines Präparates gezeigt: eine mit HCl aufgearbeitete Probe eines Kalkpräparates, das in Glyceringelatine eingebettet wurde. In diesem total verdorbenen Präparat sind einzelne Kristallaggregate, die wirklich schön sind.

Hier 2 Beispiele um es attraktiv zu machen mit DIC und teilweise λ und λ¼


Durch die Art der Aufarbeitung könnte man CaCl2 vermuten, das ist aber sehr hygroskopisch - ich weiß es nicht. Sieht halt schön aus :D

Der "Schotter" drumrum ist typisch für solche Proben: Siebfraktionen werden als Streupräparat eingedeckt, um dann viele Proben geduldig zu durchmustern nach interessanten Belegen.







Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Hans-Jürgen Koch

Hallo Klaus,

mir war nicht bekannt, dass Calciumchlorid so schöne etwas verschobene Rutil-Strukturen ausbildet.
Sehr schöne plastische Fotos.

Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

treinisch

Hallo Klaus,

neugierige Frage: wodurch sind denn die Glyceringelatinepräparate
verdorben?

Viele liebe Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Ernst Hippe

Hallo Klaus,
merkwürdige Bildungen! Die folgenden sind wirklich CaCl2:



Ich hatte mir dazu aber ebenfalls vermerkt, daß sie nur kurz haltbar waren, also wohl wegen der Hygroskopie.
Gruß Ernst Hippe
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Klaus Herrmann

Hallo,

der Autor der Arbeit hat sich gemeldet mit der Vermutung, die Kristalle könnten Gips sein. Die Aufarbeitung mit HCl würde dem nicht widersprechen, weil Ca-Sulfat nicht in HCl löslich ist. Doppelbrechend sind sie auch, nur die Kristallform ist etwas seltsam, so habe ich Gips noch nie gesehen!

Vielleicht sagt ja Olaf was dazu?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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TPL

#5
Hallo zusammen,
Gips in Präparaten von Proben, die zur Untersuchung von Mikrofossilien aus organischem Material (Palynomorphe: Pollen, Sporen, Dinoflagellaten, etc.) genommen wurden, ist ziemlich sicher ein Produkt der Verwitterung des Gesteins in der Nähe der Landoberfläche (lange nach dessen Ablagerug) oder der chemischen Aufbereitung der Probe. Wäre der Gips primär, also im Ablagerungsmilieu der Palynomorphen entstanden, dann wäre das Porenwasser-Milieu zu oxisch für die Erhaltung der organischen Mikrofossilien*.

Die Kristalle auf den Abbildungen umwachsen einige der 'schmutzigen' (wahrscheinlich Tonmineral-) Flocken, die in gleicher Art auch ohne Überwuchs vorkommen. Das lässt sich so deuten, dass die großen Kristalle nach der Herstellung im Präparat gewachsen sind. Wenn es Gips ist, dann ließe sich das anhand seiner kristalloptischen Parameter bestimmen, die in diesem Fall ja ganz gut erkennbar sein sollten.

Beste Grüße, Thomas

*Gesteine, in denen Palynomorphe erhalten bleiben können sind, erkennt man schon ganz gut an ihrer Farbe. Die Farbe von Sedimentgesteinen wird im allgemeinen vom (sehr niedrigen!) Gehalt an Eisenverbindungen geprägt: sie sind schwarz, dunkelgrau oder dunkelgrün von feinst verteilten Eisen-Sulfiden (meist Schwefelkies/Pyrit; FeS2) oder, wesentlich seltener, von gestaltlosem organischem Material (amophem Kerogen). An der Grenze der Erhaltungsfähigkeit sind die mittelgrünen oder -grauen Tonsteine oder Kalke. Rote, oder andere helle Gesteine, enthalten dreiwertigeEisenverbindungen, die anzeigen, dass das Sediment (-gestein) so sauerstoffreichen Bedingungen ausgesetzt war, dass auch die Erhaltung von organischen Mikrofossilien dadurch verhindert würde. In solchen roten/hellen Gesteinen würden die häufigen primären Sulfide sekundär zu Sulfaten (z.B. Gips) oxidiert. Damit wären aber auch alle je enthaltenen organischen Mikrofossilien futsch :'(.
Ein erfahrener Mikropläontologe würde also keine Probe nehmen, die - oft schon an der Farbe oder am Gipsgehalt erkennbar - zu stark oxidiert wurde.