Histologie: Schnittserie durch Maus, sagittal

Begonnen von CaDi, März 18, 2011, 00:52:11 VORMITTAG

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CaDi

Nabend :-)

ich möchte mal wieder einen Teil meiner Schneidearbeit vorstellen. Diese Präparate habe ich für einen Vortrag
in der BMG (Berliner mikroskopische Gesellschaft) hergestellt (wer da war durfte ein Präparat mitnehmen :-)  ).

Der Block stammt aus einer Einbettung von Ronald Schulte.

Kurz zur Verarbeitung:
Ich habe die Blöcke im -25°C-Schrank für einige Minuten gekühlt um ihn grob mit einer steifen Rasierklinge zu trimmen,
anschließend schnell grob angeschnitten. Bevor ich mit 3µm dünn geschnitten habe, kam er wieder für wenige Minuten in
den Schrank. Mit einer frischen Klinge habe ich geschnitten, in kühlem Wasser vorgestreckt und anschließend im warmen Wasser
mit Eiweißglycerin gestreckt und aufgezogen.
Kurz schräg gestellt um das Wasser ablaufen zu lassen und sehr bald bei 64°C im gut gelüfteten Wärmeschrank für 10-15min angeschmolzen.
Gefärbt mit H.-E., eingedeckt in Cytoseal.

Die Fotos habe ich an meinem Zeiss Photomikroskop III mit einem Plan 1x Objektiv und einem 3,2:1 Projektiv gemacht, mit einer Canon Eos 450d
und Euromex-Adapter. Die Übersichtsfotos wurden mit Autostitch zusammengefügt und mit Photoshop CS4 und Corel PhotoPaint bearbeitet/ zugeschnitten.
Die stärkeren Vergrößerungen mit meinen Planapos.

Die Beschriftung habe ich "aus dem Bauch heraus" gemacht, kenne mich mit der Mausanatomie nicht ganz so gut aus. Wer Anregungen hat, ... immer her damit :-)



Zunächst eine Übersicht der 8 Sagittalschnitte:




Eine Beschriftung der wichtigsten Strukturen an einem der Bilder:



Die einzelnen Fotos vergrößert: Wer möchte kann versuchen den Bildern die oben bezeichneten Strukturen zuzuordnen.

Das Zwerchfell wurde bereits angeschnitten, es trennt die Leber (rechts, groß, rund) von der Pleurahöhle (links, hier liegen die Lungen, kommen später)


Lunge und Leber "werden größer", das Zwerchfell ist nun weniger flach angeschnitten. Die Rippen sind deutlich als Querschnitte (Rücken) bzw. etwas flach (Bauch) zu sehen (um die Pleurahöhle herum)


Herz und Perikard (darin liegt das Herz) sind links vom Zwerchfell zu sehen, das Herz nur als kleiner Punkt. Unter dem Zwerchfell dominiert klar die Leber, auch der Magen (großes Lumen) ist angeschnitten. Etwas Darm ist sehr weit rechts zu sehen. Die Milz beginnt rechts vom Magen und ändert sich in den nächsten Schnitten kaum.


Das Herz wird größer, die Milz nur unwesentlich (kleines Dreieck rechts vom Magen)


Herz wächst, Luftwege in Lunge zu sehen, Milz noch etwas größer, homogen hell eosinophil Blut im Gefäß, Thymus über (auf dem Bild links von) dem Herzen (basophil, dunkel), viele Darmschingen in der Bauchhöhle, Auge






Nach und nach werde ich Strukturen der Mäuse hier im Forum vorstellen. Hier erstmal einige
interessante Ausschnitte:

Leber: Die Zellen mit den großen runden Zellkernen sind die eigentlichen Hepatozyten. Die heterochromatischeren (dunkleren)
Zellkerne gehören den Ito-Zellen und Kupfer-Zellen.


Innenohr:


Leider etwas zerrissen


Ossifikation: In der Mitte der bereits zum Knochen umgewandelte ehemalige Knorpel.
Die homogenen eosinophilen Strukturen darüber und darunter zeigen die sich bildende
Knochenmanschette um den Knorpelkörper.
Die Knorpelzellen links und rechts vom bereits gebildeten Knochen verknöchern. Dabei
mineralisieren erst die Knorpelzellen und werden durch Knochen ersetzt.
[

Plexus choroideus: Ort der Liquorproduktion.


Er besteht aus einem einschichtigen kubischen Epithel mit Bürstensaum. Darunter ein
dichtes Kapillarnetz. Es gibt mehrere dieser Gebilde, verteilt im Bereich des Gehirns.


Speicheldrüsen: Man sieht viele Muskelstränge in den Bildern.




Trachea:
Die großen, roten, runden Gebilde sind Querschnitte der Trachealspangen. Sie werden
in Richtung Lunge kleiner, sieht man hier schön. Sie wirken dem Unterdruck beim Einatmen
entgegen.
Das erste Bild zeigt über der Trachea noch die Wirbelsäule.


3 Querschnitte von Trachealspangen (Knorpel). Man kann das Flimmerepithel der Trachea erahnen.



In den nächsten Tagen ergänze ich den Beitrag.

Gute Nacht

Ralf Feller

Hallo Carsten,
das ist eine super Arbeit, danke.

Was für ein Mikrotom verwendest Du?
Einmalklingen oder Standardmesser?

Gruß, Ralf

CaDi

#2
Hallo Ralf,

ich habe ein Leica-Rotationsmikrotom verwendet, mit Einmalklingen. R35 glaube ich,
da müsste ich nochmal schauen.

Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, wie wichtig die Schneidegeschwindigkeit und die richtige
Temperatur sind.
Ich habe oft eher zu langsam geschnitten, vor allem nach dem Kühlen dehnt sich der Block aus,
weswegen die Schnitte dann unregelmäßig und zu dick werden. Ich lasse die Blöcke gerne schön bei
-25°C durchkühlen (5-10min), die schönsten Schnitte kommen aber erst nach 30s-1min. Manchmal
(ich bin ungeduldig *g*) erwärme ich ihn dann wieder vorsichtig mit dem Daumen. Zu kalt sollte die Oberfläche
nicht sein, dann scheint er mir zu spröde zu sein und rollt sich eher auf.
Der sehr kalte Kern hält die Oberfläche dann für vielleicht 1-2 min. bei einer sehr guten Temperatur. 1-2µm sind dann
oft (je nach Gewebe und Paraffin) kein Problem.
Deswegen schneide ich gerne etwas größere Blöcke, auch bei kleineren Geweben (man sollte aber wegen der Klingen
geizig trimmen). Dann behält die Oberfläche länger die optimale Temperatur.

Besser wäre natürlich eine Kühlung am Mikrotom, aber wer hat das schon ;-)

Viele Grüße,
Carsten

Ronald Schulte

#3
Carsten,

Freue mich sehr das du mal wieder ein Beitrag schreibst.
Mir werden die Augen Gans nass wenn ich deine Bilder anschaue. Nicht zum weinen sondern fangt das Wochenende mit schöne Histologie an sehe ich.
Hast du wunderbar gemacht!

Was mir auffällt ist das in deine Schnitte kein Cerebellum zu beobachten ist. War bei mir auch nicht so wird sie vielleicht noch nicht so weit differenziert
sein das Mann sie als Cerebellum bezeignen kann.
Die in HE etwas Rötlich gefärbte Drüse im hinternleib ist das Pancreas (wird mit ein AZAN Färbung Gans Rot).
Habe die Drüse in mein Maus Anatomie Buch aufgesucht und zeige ich hier mal. Dieses Bild ist von ein erwachsener Maus aber ist gut zu sehen das die Drüse
bei die Maus ziemlich groß ist und im ganzen Bereich zu finden ist.

ps Der Chinesische Text ist, wie gewönlich, für Chinese Forum mitleser!








Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

CaDi

Lieber Ronald,

vielen Dank für Deine Bilder, war sehr lehrreich. Ich habe mich schon immer gefragt was das ist, habe
auch mal auf die Bauchspeicheldrüse getippt. Sie sieht aber so eckig aus, und war nicht gut erhalten.

Der Atlas ist klasse, auf der Schnittfläche sehen die Strukturen nochmal anders aus.

In den nächsten Wochen schneide ich evtl. einen anderen Block an. Eine Serie in transversaler Ebene wäre
auch sehr schön denke ich.

Viele Grüße,
Carsten

Ronald Schulte

#5
Carsten,

Da habe ich schon was von geschnitten und bin jetzt im Bereich des Organ von Jacobson angekommen http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=7970.0.
Schau mal wie schön das 'Zoomify' Bild arbeitet!
Ich hoffe das wenn ich im Bereich die Augen komme, mein Block gut angeschnitten ist so das die beide Augen gleichzeitig angeschnitten werden.
Das Anatomie Buch ist ein sehr schönes Buch und habe ich mich bestellt nach ein Tipp von Florian.


Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Ronald Schulte

Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.