Wer im Forum arbeitet mit dem ältesten Mikroskop?

Begonnen von Florian Stellmacher, September 09, 2012, 10:01:17 VORMITTAG

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Peter V.

#15
Hallo,

ZitatSind die historischen Mikroskopen gar mit einer neuen Beleuchtung und Kamera eine vollwertige Alternative zu neuen Mikroskopen?

Ich würde es mal so formulieren: Ja, was die Essenzielle betrifft (im Hell-, Dunkelfeld und mit Schiefer Beleuchtung). Mal abgesehen von neueren Techniken wie Phasenkontrasrt, DIK etc., die sind logischerweise außen vor.
Das Essenzielle ist sicher die Auflösung, und die war - ein optisches Spitzenprodukt seiner Zeit vorausgesetzt - schon beeindruckend gut, wie hier schon durch viele Beispiele gezeigt wurde. Aber natürlich haben wir bei solchen Mikroskopen nicht den "Komfort" heutiges selbst Billigmikroskope, angefangen bei Planheit des Bildes über die Größe des Sehfeldes bis hin zur Brillanz der Farben, die erst durch entsprechhende Vergütungen der Linsen erreicht werden konnte.
Aber grundsätzlich konnte man mit einem historischen "Spitzenmikroskop" schon nahezu "alles" erkennen. Man bedenke, dass alle bahnbrechenden lichtmikroskopischen Entdeckungen im Prinzip mit "historischen" Mikroskopen gmacht wurden.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Oecoprotonucli

Zitat von: Alfons Renz in September 09, 2012, 13:16:08 NACHMITTAGS
Auch hier:http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=529.30 wurden schon einige ältere Mikroskope und Techniken vorgestellt.

Lieber Alfons,

genau so etwas meinte ich: Moderne Kamera auf antikem Mikroskop!

Und wieder was gelernt: Die Schusterkugel kannte ich noch nicht (Rumkugeln und Schusterjungs schon)!

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

wilfried48

Zitat von: Florian Stellmacher in September 09, 2012, 10:01:17 VORMITTAG
Ich mache einfach mal den Anfang mit meinem Zeiss Photomikroskop I, Nummer 20344, wohl aus den 50er Jahren.

Lieber Florian,

ich hätte da auch noch ein altes Zeiss Photomikroskop I allerdings noch in der ursprünglichen voll schwarzen Ausführung, das ich allerdings in der Vitrine stehen habe und nur gelegentlich bewege.

Mit der Nummer 20244 des Stativs konnte das Zeiss Archiv nichts anfangen. Anhand der Nummern am Tisch und am Optovar konnte man allerdings recherchieren, dass es vermutlich vor 1957 gebaut wurde.

Ich werde es gelegentlich mal mit Fotos dokumentieren und im Thema "Mikroskopiker stellen ihr Mikroskop vor" zeigen.

viele Grüsse
Wilfried

vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Tausendblatt

#18
Moin,

ich benutze immer wieder mein 1929er Zeiss FCE.
Ich mag neben dem Aussehen die Mechanik und die vielen
heute unbekannten Kondensoren (Mikropolychromar, Wechselkondensor, Dunkelfeld...).
Dann noch die alten Apochromate...
Überaschend ist der 5/0,15 Apochromat, der sich wie ein Planobjektiv (!) verhält.

So sieht das Mikroskop aus, hier mit einer 30W ROW-Leuchte aus den 1950ern:



Dieses Video habe ich so mit dem Apochromaten 20/0,65 gemacht:

http://www.youtube.com/v/qQEwMI16sqA?rel=0"%20type="application/x-shockwave-flash"%20width="640"%20height="360"

Zum Filmen wird eine Vollformat-DSLR mit 85mm oder 120mm-Objektiv auf einem
Stativ über dem K5x Okular (SFZ 23) positioniert.


Viele Grüße

Jens


Jürgen H.

Zitatmit 1922 gehst Du natürlich schon hoch rein! Zeigt das Mikroskop überhaupt schon Farbe, oder ist das Bild in Sepia?  Grinsend

Lieber Florian, spielt keine Rolle, die mikroskopische Zeichnung ist ohnehin nicht bunt sondern schwarz weiß.....

Im Ernst: Die damaligen Achromaten sind bereits toll. Und mein 7er Leitz Fluotar, das früher einmal an der Uni Cambridge gebraucht wurde und schon deshalb geadelt ist, liefert auch farblich ganz hervorragende brilliante Bilder. Davon abgesehen, steht das Mikroskop in einer Familientradition und ist auch deshalb geliebt.

Schöne Grüße

Jürgen

Florian Stellmacher

Zitat von: Klaus Henkel in September 09, 2012, 13:36:55 NACHMITTAGS
Zitat von: Florian Stellmacher in September 09, 2012, 12:35:09 NACHMITTAGS

Das von Herrn Henkel verlinkte Bild, das Carl Zeiss' Sohn Roderik allerdings mit einer recht aufwendigen Apparatur aufgenommen hat, ...

Lieber Herr Stellmacher!

Das Mikroskop war in die Wagerechte gekippt, vor dem Okular war eine 13 x 18 cm Plattenkamera mit Balgenauszug befestigt. Das Licht kam von einer mit Wasser gefüllten Schusterkugel, hinter der eine Öllampe stand.

http://www.weihenstephan.org/~fsrklauhenk/Carpenter.jpg

Auf dem Bild sehen wir The President of The Royal Microscopical Society, Oxford, Carpenter, aus dessen Buch das Foto von Rod. Zeiss stammt.
Das Bild ist der 7. Auflage des Buches von 1891 entnommen, man kann deshalb wohl annehmen, das das Mikroskop etwa 1888 von Zeiss in Jena hergestellt worden war.

Meinen Sie das mit " ... recht aufwendige Apparatur ..." ? Naja ...

Gruß KH

Lieber Herr Henkel,

die Komplexität liegt sicherlich mal wieder im Auge des Betrachters. Roderich Zeiss hatte sich auch experimentell mit der Mikrofotografie beschäftigt, sodass ich annehme, dass das Foto mit einem nicht serienmäßigen Instrumentarium erstellt wurde. Eine kommerzielle mikrofotografische Einrichtung von Zeiss aus dem Jahre 1885 sah so aus:



Parallel wurde eine "kleine" mikrofotografische Einrichtung von Zeiss angeboten:



Um besonders große Platten mit maxialer Auflösung belichten zu können, wurden auch wahre Giganten hergestellt: links Clemén's Einrichtung von 1897 (man beachte die Leiter!), rechts eine ungewöhnliche vertikale Einrichtung von Seibert & Krafft um 1890.



Sie werden mir beipflichten, dass modernere Kleinbildkameras sowie Digitalkameras "weniger auftragen". Die Bilder habe ich übrigens dem sehr schönen Buch A History of Photography with the Light Microsocpe von Brian Bracegirdle, Quekett Microscopical Club, 2010 entnommen. Dieses Werk ist eine wahre Fundgrube, zumal die weitaus meisten mikrofotografischen Einrichtungen nur noch als Abbildungen und nicht in natura erhalten geblieben sind, sodass man diese Sparte der Geschichte der Mikroskopie schlichtweg kaum zu Gesicht bekommt.

Was die Abbildung in der 7. Auflage von Carpenters The Microscope an its Revelations von 1891 - sie findet sich auf S. 346 (es ist eines meiner Lieblingsbücher!) - anbelangt, so bin ich mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe. Zum einen vermag ich in der abgebildeten Person nicht Carpenter selbst zu erkennen, es sei denn, es ist ein Jugendbild mit noch vorhandener Haarpracht; Carpenter trug passend zu seiner enorm hohen Stirn einen typischen viktorianischen Kinnbart (Modell Käptn Knaller). Zum anderen handelt es sich bei dem abgebildeten Mikroskop nicht um ein Zeiss-Mikroskop sondern um ein typisches Mikroskop aus dem England des 19. Jh, z.B. von Ross, Swift oder Beck (da ich dies schreibe, bin ich von mehreren Vertretern dieser Art umringt). Eine eindeutige Bestimmung des Modells ist mir leider anhand der Zeichnung nicht möglich.

Eigentlich wären mikrofotogrfische Einrichtungen im Wandel der Zeit ein würdiges Thema für einen eigenen Thread.

Herzliche Grüße,
Florin Stellmacher
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Klaus Henkel

Zitat von: Florian Stellmacher in September 09, 2012, 16:07:38 NACHMITTAGS

Lieber Herr Henkel,
die Komplexität liegt sicherlich mal wieder im Auge des Betrachters. Roderich Zeiss hatte sich auch experimentell mit der Mikrofotografie beschäftigt, sodass ich annehme, dass das Foto mit einem nicht serienmäßigen Instrumentarium erstellt wurde. Eine kommerzielle mikrofotografische Einrichtung von Zeiss aus dem Jahre 1885 sah so aus:

Parallel wurde eine "kleine" mikrofotografische Einrichtung von Zeiss angeboten:

Um besonders große Platten mit maxialer Auflösung belichten zu können, wurden auch wahre Giganten hergestellt: links Clemén's Einrichtung von 1897 (man beachte die Leiter!), rechts eine ungewöhnliche vertikale Einrichtung von Seibert & Krafft um 1890.

Was die Abbildung in der 7. Auflage von Carpenters The Microscope an its Revelations von 1891 - sie findet sich auf S. 346 (es ist eines meiner Lieblingsbücher!) - anbelangt, so bin ich mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe. Zum einen vermag ich in der abgebildeten Person nicht Carpenter selbst zu erkennen, es sei denn, es ist ein Jugendbild mit noch vorhandener Haarpracht; Carpenter trug passend zu seiner enorm hohen Stirn einen typischen viktorianischen Kinnbart (Modell Käptn Knaller). Zum anderen handelt es sich bei dem abgebildeten Mikroskop nicht um ein Zeiss-Mikroskop sondern um ein typisches Mikroskop aus dem England des 19. Jh, z.B. von Ross, Swift oder Beck (da ich dies schreibe, bin ich von mehreren Vertretern dieser Art umringt). Eine eindeutige Bestimmung des Modells ist mir leider anhand der Zeichnung nicht möglich.

Lieber Herr Stellmacher!

Was für eine schreckliche Schlamperei von mir! Zwar kann ich einen Bart deutlich erkennen auf der Zeichnung, aber es ist tatsächlich nicht Carpenter. Dazu kommentierte ich damals eine Leserzuschrift wie folgt:

Preisrätsel
Liebe Leser,
erinnern Sie sich an das Titelbild von µ Nr. 22, März 2001 (letztes Heft)? ,,Quelle unbekannt." stand da.
µ-Leser xyz aus Braunschweig, Fellow of the Royal Miccroscopical Society, teilt uns dazu mit: ,,Mit großem Vergnügen habe ich gerstern wieder µ gelesen. Aus dem Briefkasten geholt und noch im Mantel hingesetzt und eine Stunde gelesen  –  meine Frau konnte es nicht fassen. Die Hot Spots haben mich auch schon schön geärgert. Anlaß meines Grußes ist das Titelbild µ-22, zu dem ich eine Quelle mitteilen möchte.

Es stammt aus Gerard L'e TURNER: God Bless the Microscope. A History of The Royal Microscopical Society Over 150 Years. 1989. Turner war President der RMS. Und der Abgebildete ebenfalls. Es ist William Henry DALLINGER (1842-1909), President 1884-87, der auf dem Bild ein großes Mikroskop von ROSS verwendet. Die Illustration stammt aus Dallingers Ausgabe von W. B. CARPENTERS Werk: The Microscope, 7th edition (1891), p. 346."

Schauen Sie sich das Bild noch einmal genau an.  Da stimmt doch etwas nicht? Wer der Redaktion als Erste(r) den kapitalen Fehler des Zeichners mitteilt, erhält ein schönes Buch als Geschenk!"

So schrieb ich damals.
Inzwischen spielt mir anscheinend mein Gedächtnis solche Fehlleistungsstreiche, daß ich mich schon selbst "recherchieren" müßte!

Als kleine Wiedergutmachung für meine Verwechslung Carpenter/Dallinger rufe ich hiermit nochmals mein damiliges "Preisrätsel" aus:

Wer von den heutigen Lesern findet den "kapitalen Fehler" des Zeichners?

Einen Preis gibts aber dieses Mal nicht, die Preisbücher sind mir ausgegangen. Außerdem ist das Rätsel für die Forumsprofis viel zu leicht - oder?

KH

Florian Stellmacher

#22
Lieber Herr Henkel,

zugegeben, sehr unorthodox...

Variante 1


Georg Stehli (aus Mikroskopie für Jedermann, wohl in jeder Auflage)

Variante 2


http://www.weihenstephan.org/~fsrklauhenk/Carpenter.jpg
Reverend William Henry Dallinger

Variante 2 erfordert ein sehr gutes fotografisches Gedächtnis!  ;D

Herzliche Grüße,
Florian Stellmacher
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Peter Reil

Hallo Florian,

Variante 2 ist eben die für den Kreuzblick. Wenn man lange genug übt...

Freundliche Grüße

Peter R.
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Alfons Renz

Na,

aber der gute Herr Stehli wird bei dieser Stellung seines Spiegels gewiss auch nicht sehen!

meint Alfons.

Florian Stellmacher

Liebe Freunde und Skeptiker des Strahlenganges,

da bin ich aber überzeugt, dass Leitz das technisch problemlos realisiert hätte, dort nennt sich sowas Visoflex!



Geht doch!  ;)

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Frank D.

Zitat von: Florian Stellmacher in September 09, 2012, 19:12:10 NACHMITTAGS
...
Geht doch!  ;)

...

Lieber Florian,

sitzt da William Henry Dallinger oder Marty Feldman?

verständnislose Grüße
Frank

Florian Stellmacher

Lieber Frank,

vielleicht hätte ich mehr als einen Smiley setzen sollen?

Natürlich geht das so nicht, es war nur ein behutsamer tastender und überzeichnender Schritt auf dem weiten, unsicheren Parkett des Humors. Alles klar?

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
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Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Jürg Braun

Guten Abend

Wenn wir schon bei den Kuriositäten sind. Mit dieser Spiegelstellung wird Georg Stehli gleich viel sehen wie der über das Kreuz schielende Herr Dallinger.

Gruss

Jürg

Florian Stellmacher

Okayokayokay! Die Sache mit dem Zeichnen und Beim-Zeichnen-gezeichnet-bzw.-fotografiert-Werden ist offenbar nicht so einfach...



Gibt es noch weitere historische oder sogar antike Mikroskope, die heute noch in Benutzung sind?
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
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