Botanik: Der Mexikanische Doppelpalmfarn - Dioon edule *

Begonnen von Fahrenheit, Juni 06, 2016, 23:24:08 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

Ende Mai habe ich mich mit Detlef und Rainer an der TU Darmstadt getroffen, um nach den Welwitschia-Setzlingen zu schauen. Leider gibt es, wie im entsprechenden Thread geschrieben, nur einen Überlebenden.
Beim Gang durch die Gewächshäuser ist mir der Mexikanische Doppelpalmfarn ins Auge gefallen und wir haben eine Probe einer Blattfieder genommen und gleich im Anschluss präpariert. Auffällig war eine ölige Schicht auf dem Schälchen mit den Schnitten, der Blick durch Mikroskop nach der Präparation zeigte dann auch viele sehr große Sekretgänge im Querschnitt der Blattfieder. Leider zu spät, die mit W3Asim II gefärbten Schnitte zeigen über der ganzen Schnittfläche massive Artefakte vom Inhalt der Gänge.
Also zu hause noch mal ran! Diesmal wurden die Schnitte nach der zwischenzeitlich erfolgten Stückfixierung noch eine Weile in AFE belassen, nach der Überführung in Wasser mit Klorix 1:4 behandelt und anschließen noch einmal mit Chloralhydrat gebleicht bevor sie mit Dujardin Grün gefärbt wurden. Es gibt also im folgenden einiges zu sehen.

Wie immer aber zunächst etwas zur Pflanze selbst!

Der Mexikanische Doppelpalmfarn (Dioon edule) ist ein Palmfarn aus der Ordnung Cycadales und gehört zur Gattung Dioon in der Familie der Zamiaceen. Dort finden sich auch die Encephalartae und somit der Karoo-Palmfarn (Encephalartos lehmannii) und der Buschmannsfluss-Palmfarn (Encephalartos trispinosus), von denen ich hier im Forum schon berichtet habe. Der Gattungsname stammt aus dem Griechischen und bedeutet zweisamig, da die Samen in Paaren an den weiblichen Sporophyllen stehen. Das Art-Epitheton edule bedeutet essbar und bezieht sich auf die Nutzung der Samen, die in Mexiko palma de dolores, chamal und palmita genannt werden. Sie werden heute jedoch kaum mehr gegessen.   
Die Art ist in Mexiko endemisch und kommt nur in den Bundesstaaten Hidalgo, Querétaro, San Luis Potosí, im Süden von Tamaulipas und Veracruz vor. Das Areal befindet sich an den Osthängen der Sierra Madre Oriental.

Bild 1: Mexikanischer Doppelpalmfarn, junge Pflanze in einem Beet

Aus der Wikipedia, User Andy king50 unter CC BY-SA 3.0

Dioon edule wächst meist im Übergangsgebiet vom tropischen laubwerfenden Wald zum Eichenwald, gerne auf felsigen Standorten oder an Felshängen in 500 bis 1500 m Seehöhe. Die dort größtenteils im Sommer fallende Niederschlagsmenge beträgt jährlich 1000 bis 1500 mm.
Die Art wird zwar als nicht gefährdet betrachtet, aber das Sammeln ganzer Pflanzen oder das Abschlagen der Köpfe mit den Blättern als Zierschmuck hat die Bestände in manchen Gebieten stark reduziert (CYCADALES IN MEXICO - DIOON EDULE von Andrew Vovides, Instituto de Ecologia, Xalapa, Mexico).

Bild 2: Mexikanischer Doppelpalmfarn im Gewächshaus der Botanischen Gartens der TU Darmstadt


Der Mexikanische Doppelpalmfarn bildet mit den Jahren baumförmige und meist aufrecht Stämme, die bei einem Durchmesser von 20 bis 40 cm eine Höhe von 3 Meter oder mehr erreichen könne. Die Stämme sind, wie bei den meisten Baumfarnen, mit den Blattbasen der abgestorbenen Fiederblättern und den Cataphyllen bedeckt.

Bild 3: Blick in die Blattkrone


Bild 4: Auch die Blattbasen sind stark behaart


Die zahlreichen Blätter sind steif, aufrecht und von frisch grüner bis leicht blaugrüner Farbe. Sie sind flach oder leicht gekielt ohne Mittelrippe und werden bei einer Breite von 17 bis 20 cm zwischen 0,9 bis 1,4 m lang. Junge Blätter sind heller grün oder gelbbraun und leicht weiß behaart, die Haare fallen jedoch schnell ab. Die Blattspreite besteht aus 80 bis 130 Paaren von linealisch-lanzettlich Fiederblättchen, die zur Spitze und zur Basis hin schmaler und kürzer werden, dort aber nicht zu Dornen reduziert sind und meist rechtwinklig von der Rhachis abstehen. Die mittleren Fiederblättchen sind 6 bis 12 cm lang und 5 bis 9 mm breit; ihr Blattrand ist leicht nach unten eingerollt und trägt keine Dornen, außer bei Sämlingen und Jungpflanzen. Der Blattstiel ist mit 3 bis 13 cm relativ kurz und auch unbewehrt.

Bild 5: Weiblicher Zapfen

Aus der Wikipedia, User tato grasso unter CC BY-SA 2.5

Die eiförmigen weiblichen Zapfen stehen einzeln, zunächst aufrecht, später leicht geneigt. Sie werden bei einem Durchmesser von 19 bis 24 cm zwischen 25 bis 29 cm lang und die Sporophyllen sind bis auf die unetrsten beiden Reihen dicht behaart. Der Stiel ist 4 bis 5 cm lang und durch die Cataphylle verborgen, sodass der Zapfen häufig sitzend erscheint. Die Sporophylle sind 65 bis 72 mm lang. Ihre an der Zapfenoberfläche liegende Seite ist lang dreieckig, 9,8 bis 11 cm hoch, 4,5 bis 5,5 cm breit und ebenfalls dicht behaart. Die Sarcotesta (der fleischige Teil der Samenschale) des Samens ist zur Reife gelb, die darunter liegende, verholzte Sklerotesta ist ei- bis kugelförmig, 24 bis 30 mm lang, 19 bis 22 mm im Durchmesser und mehr oder weniger glatt, zeigt jedoch 12 bis 16 undeutliche Längsfurchen.

Bild 6: Weibliches Sporophyll mit den beiden paarig stehenden Samen

Aus der Wikipedia, User tato grasso unter CC BY-SA 2.5

Die männlichen Zapfen stehen ebenfalls meist einzeln (im Bild 7 nicht :) ) und haben eine zylindrische Form mit 17,5 bis 20 cm Länge bei einem Durchmesser von 6 bis 7,5 cm. Sie sind dicht weiß oder braungrau behaart. Ihr Stiel ist nur 3 bis 3,5 cm lang wodurch der Zapfen wie der weibliche oft sitzend erscheint. Die Sporophylle besitzen hier eine spitze oder ovale Spitze. Die an der Zapfenoberfläche liegende Seite des Sporophylls ist dreieckig, 12 bis 15 mm breit und 10 mm hoch und dicht behaart. Ihre Sporangien stehen in einer Gruppe, die sich auch auf die Seiten des Sporophylls erstreckt.

Bild 7: Männlicher Zapfen

Aufnahme von Brad Hall, Arizona, 2013


Informationen zur Präparation und Technik:

Präparation:

Geschnitten habe ich für die W3Asim II Färbung eine frische Blattfieder freistehend auf dem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK-Klingenhalter. Die Schnittdicke beträgt rund 50 µm.
Nach einer Schnittfixierung in AFE für ca. anderthalb Stunden wurden die Schnitte in Aqua dest überführt.

Gefärbt habe ich mit W3Asim II nach dem Rezept von Rolf-Dieter Müller. Entsprechende Arbeitsblätter können im Downloadbereich der MKB-Webseite herunter geladen werden. Eine ausführliche Beschreibung der Färbung findet sich hier.

Eingedeckt sind die Schnitte - nach gründlichem Entwässern in reinem Isopropanol - in Euparal.
Wie eingangs schon angesprochen, hat das ätherische Öl aus den Sekretgängen die Schnitte komplett "zugekleistert".

Die nach dem Dujardin-Grün-Rezept von Rolf-Dieter Müller gefärbten Schnitte sind nach einer einwöchigen Stückfixierung in AFE ebenfalls auf dem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK-Klingenhalter geschnitten, diesmal allerdings in Möhreneinbettung längs und quer. Die Schnittdicke beträgt wieder rund 50 µm.

Anschließend habe ich die Schnitte nochmal für gut 2 Stunden in AFE nachfixiert und nach der Überführung in Aqua dest. mit Klorix 1:4 für ca. 5 bis 7 Minuten behandelt, um das ätherische Öl aus den Sekretgängen sicher zu entfernen. Nach gründlichem Spülen mit Aqua dest. habe ich dann für rund 8 Stunden mit Chloralhydrat gebleicht (250g auf 100ml Aqua dest.). Anschließend war wieder gründliches Spülen  angesagt.

Nach dieser recht aufwändigen Vorbereitung habe ich dann mit Dujardin Grün gefärbt. Eine BEschreibung der Färbung findet Ihr hier: Dujardin Grün auf der Seite des MKB

Eingedeckt sind die Schnitte der zweiten Serie wieder - nach gründlichem Entwässern in reinem Isopropanol - in Euparal.


Technik:

Alle Aufnahmen auf dem Leica DME mit den dem 40x NPlan sowie den 10x und 20x PlanApos. Die Kamera ist eine Canon Powershot A520 mit Herrmannscher Okularadaption. Zur Zeit nutze ich ein Zeiss KPL 10x, das mit den Leica-Objektiven sehr gut harmoniert. Die Steuerung der Kamera erfolgt am PC mit PSRemote und der Vorschub manuell anhand der Skala am Feintrieb des DME.

Alle Mikroaufnahmen sind mit Zerene Stacker V1.04 (64bit) gestackt. Die anschließende Nachbereitung beschränkt sich auf die Normalisierung und ein leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinern auf die 1024er Auflösung (alles mit XNView in der aktuellen Version). Bei stärker verrauschten Aufnahmen lasse ich aber auch mal Neat Image ran.

Da es mal wieder etwas länger wird, muss ich hier trennen ...
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Zum Mitnehmen: Leitz SM
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Fahrenheit

#1
... und weiter gehts  ;)

Nun aber zu den Schnitten!

Bilder 8a-d: Der Querschnitt des Fiederblättchens in der Übersicht, Bilder 8a-c Dujardin Grün, Bild 8c W3Asim II, Bild 8b mit Beschriftung, Bild 8c Polarisationskontrast; Vergrößerung 200x, Stapel aus je 49 bzw. 29 Aufnahmen





Zunächst fallen die großen Sekretgänge (SG) ins Auge, die oberhalb der geschlossen kollateralen Leitbündel liegen.
Dann fangen die vielen im Schwammparenchym (SP) verteilt liegenden runden Idioblasten den Blick, die auch das Leitbündel umschließen. Dabei handelt es sich um sklerifizierte - aber nicht verholzte - abgestorbene Faserzellen (SklF), die das Fiederblättchen in Längsrichtung stabilisieren. Gut erkennt man den geschichteten Aufbau der dicken Zellwände. Das verbliebene Zelllumen hat sich - vermutlich durch den Kapilareffekt - mit Acridinrot voll gesogen.
Das Fiederblättchen hat eine Dicke von gut 720 µm. Davon entfallen auf der Oberseite zwischen 10 und 20 µm auf die pockige Cuticula (Cu). Darunter liegt die einreihige Epidermis (Ep) mit zwei verschiedenen Zelltypen, einer sklerifiziert, der andere nicht. Die nächste Schicht bildet eine sklerifizierte Hypodermis (SklHyp), an deren unterem Rand die schon aus dem Schwammparenchym bekannten sklerifizierten Fasern angelagert sind. Es folgt das Palisadenparenchym oder Assimilationsparenchym (AP), dessen Zellen zur Blattoberseite und zur seite hin ebenfalls sklerifizierte Zellwände haben. Im Schwammparenchym finden wir zusätzlich noch eine große Anzahl Calciumoxalat-Drusen (D) und den Abschluss zur Unterseite bildet wieder eine Epidermis mit diesmal etwas dünnerer Cuticula, in die viele Stomata (St) eingelagert sind. Diese haben große Vorhöfe, wie die dicke Cuticula ein Verdunstungsschutz und somit eine Anpassung an Trockenheit.
Im Polarisationskontrast treten die sklerifizierten Zellen, insbesondere die Fasern sowie die Drusen schön hervor.
Zum Vergleich noch Bild 8d mit den über die ganze Schnittfläche verteilten Artefakten des Inhalts der Sekretkanäle.
Informationen zu den Abkürzungen im Bild 8b sowie den folgenden beschrifteten Aufnahmen findet Ihr wie immer auf der Webseite des MKB: Tabelle mit den Kürzeln und den zugehörigen allgemeinen Erläuterungen.

Bilder 9a-c: Der leicht nach unten gebogene Blattrand, Bild 9b mit Beschriftung, Bild 9c zum Vergleich; Vergrößerung 100x, Stapel aus 37 bzw. 30 Aufnahmen  




Auch am Außenrand des Fiederblättchens zeigt sich der oben beschriebene Aufbau, dabei ist die obere Deckschicht aus Cuticula, Epidermis und Hypodermis um den Rand herunter gezogen.

Bilder 10a-c: Die Oberseite des Fiederblättchens, Bild 10b mit Beschriftung, Bild 10c zum Vergleich; Vergrößerung 200x, Stapel aus 56 bzw. 40 Aufnahmen




Wir sehen den schon unter Bild 8 beschriebenen Aufbau aus Cuticula, Epidermis, Hypodermis (SklHyp) mit Fasern (SklF) und Assimilationsparenchym. Im unten liegenden Schwammparenchym sind wieder die Fasern (SklF) und Drusen (D) wieder mit von der Partie. Besonders deutlich werden in der Aufnahme die lignifizierten oberen und seitlichen Zellwände der Zellen des Assimilationsparenchyms. Auch Zellkerne (ZK) sind gut erhalten.

Bilder 11a-c: Stomata mit Vorhöfen an der Blattunterseite, Bild 11b mit Beschriftung, Bild 11c zum vergleich; Vergrößerung 400x, Stapel aus je 22 bzw 21 Aufnahmen




Wir sehen dicht an dicht Stoma eines an trockenheit angepassten Blattes: sie liegen tief eingesenkt am oberen Rand der Vorhöfe, ein Schutz vor übermäßigem Wasserverlust. Die Form des Stomas mit seinen paarigen Neben- und Schließzellen finden wir so auch bei den meisten Coniferen, auffällig sind die vorderen Cuticularhörnchen am Beginn des stomatären Spalts, ebenfalls ein Verdunstungsschutz. Der substomatäre Interzellularraum (sIZR) fällt hier recht klein aus, dafür sind die Interzellularen des Schwammparenchyms recht groß.

Schauen wir nun noch einmal etwas genauer auf Leitbündel, Sekretgang und Fasern:

Bilder 12a-c: Strukturen im Mesophyll des Fiederblättchens, Bild 12b mit Beschriftung, Bild 12c zum Vergleich; Vergrößerung 200x, Stapel aus je 37 bzw 24 Aufnahmen




Der große Sekretgang (SG) ist innen mit Zellen eines Drüsenepitels (DEp) ausgekleidet, das das Sekret in das Lumen des Gangs abgibt. Zwischen Xylem und Phloem des Leitbündels finden wir kein Cambium, es handelt sich also um ein geschlossen kollaterales Bündel. Am Rand des Xylems liegen einige Transfusionstracheiden (TTr), ein Zelltyp, den wir auch bei den Coniferales und z.B. bei der Welwitschia finden. Das oben vom Sekretgang begrenzte Leitbündel ist von den bekannten Fasern (SklF) umgeben, die neben vielen Calciumoxalatdrusen (D) auch im Schwammparenchym verstreut liegen.  

Wie müssen wir uns nun diese im Querschnitt runden Fasern aus abgestorbenen, dickwandig sklerifizierten Zellen ohne Lignineinlagerungen genau vorstellen? Sind sie kugelförmig oder doch eher gestreckt? Da kann nur ein Längsschnitt helfen.

Bild 13a,b: Längsschnitt durch das Fiederblättchen zwischen den Leitbündeln, Bild 13b mit Beschriftung; Vergrößerung 100x, Stapel aus je 29 Aufnahmen



Wir sehen im unteren Teil des Mesophylls zwei Faserstränge (SklF): die Zellen sind regelmäßig 2 oder mehr Millimeter lang und somit neben den vielen verholzten Zelltypen für die sehr derbe und steife Haptik des Fiederblättchens verantwortlich. Der weitere Aufbau folgt dem unter Bild 8 beschriebenen Muster, unten finden wir den knochenförmigen Längsschnitt durch ein Stoma (St)

Bild 14a,b: Etwas näher heran, Bild 14b mit Beschriftung; Vergrößerung 400x, Stapel aus je 24 Aufnahmen



Im Detail ist der geschichtete Aufbau der Zellwände der Faserzellen gut zu erkennen. Im Laufe des Zellwachstums lagert die Zelle nach und nach Wandmaterial ab und verengt damit ihren Lebensraum innerhalb der Zellwand mehr und mehr, bis sie schließlich abstirbt. Zurück bleibt nur die sklerifizierte Zellwand.

Bild 15a,b: Ein Faserende im Längsschnitt, Bild 15b mit Beschriftung; Vergrößerung 400x, Stapel aus je 14 Aufnahmen



Die Fasern enden im Mesophyll und haben dort Kontakt zu den normalen Zellen des Schwammparenchyms. Im Kopf der Faser liegt eine runde Struktur, von der ich annehme, dass es sich um den Rest des Zellkerns der abgestorbenen Faserzelle handelt. Unterhalb der zentralen Faser liegt eine weitere, die etwas unscharf unter den darüber liegenden Zellen des Schwammparenchyms hervor scheint (...SklF).
Leider nicht im Bild: auch über die Länge der Faser besteht immer wieder Kontakt zu den umgebenden Parenchymzellen. Dort verlaufen durch die Zellwand der Faser Tüpfelkanäle, wie wir sie z.B. auch von Steinzellen kennen.

Nun noch ein Längsschnitt auf Höhe des Leitbündels und des Sekretgangs:

Bild 16a,b: Leitbündel und Sekretgang im Längsschnitt, Vergrößerung 200x, Stapel aus je 20 Aufnahmen



Hier sehen wir die Strukturen aus Bild 12 längs angeschnitten: Der Sekretgang mit seinem Drüsenepitel, darunter Xylem, Phloem und die Transfusionstracheiden gefolgt vom Schwammparenchym, unter dem wieder eine Faser hervor scheint.


Ein Vergleich

Dioon edule ist nun der vierte Palmfarn, den ich unter dem Messer hatte. Die drei anderen sind:
- der Sagopalmfarn (Cycas revoluta)
- der Karoo-Palmfarn (Encephalartos lehmannii), hier bereits mit Vergleich zum Sagopalmfarn
 und
- der Buschmannsfluss-Palmfarn (Encephalartos trispinosus)

Alle vier Pflanzen gehören in die Ordnung der Palmfarne (Cycadales) und sind mehr oder weniger nah miteinander verwandt:

Bild 17: Das Kladogramm nach Hill et all zeigt die Verwandtschaft in der Ordnung Cycadales:

Aus der Wikipedia (Artikel zu den Palmfarnen)

Tabellarisch wird das ganze durch die vollständige Systematik etwas übersichtlicher:

Bild 18: Die Ordnung Cycadales

Quelle: The Cycad pages, Ken Hill, 2012 Royal Botanic Gardens Sydney

Cycas revoluta ist also die ursprünglichste Form, Dioon liegt dazwischen und die Gattung Encephalartos ist entwicklungsgeschichtlich die jüngste Form.
Auch wenn die Systematik heute hauptsächlich auf der Molekulargenetik beruht: in den Schnitten sollten sich einige Ähnlichkeiten erkennen lassen. :)

Werfen wir zunächst einen Blick auf den Habitus der vier Pflanzen. Wie in den folgenden Serien auch in der Reihenfolge Cycas revoluta, Dioon edule, Encephalartos lehmannii und Encephalartos trispinosus:

Bilder 19a-d: Der Sagopalmfarn (Cycas revoluta), 19a Pflanze, 19b weiblicher Zapfen, 19c älterer weiblicher Zapfen, 19d männlicher Zapfen





Bilder 20a-c: Der Mexikanische Doppelpalmfarn (Dioon edule), 20a Pflanze, 20b weiblicher Zapfen, 20c männlicher Zapfen




Bilder 21a-b: Karoo-Palmfarn (Encephalartos lehmannii), 21a Pflanze, 21b männlicher Zapfen



Bilder 22a-b: Buschmannsfluß-Palmfarn (Encephalartos trispinosus), 22a Pflanze, 22b weiblicher Zapfen



Zunächst fällt auf, dass der Grundbauplan der vier Arten recht ähnlich ist, obwohl sie sich von Form und Farbe der Blattfiedern und auch vom Bau des Stammes deutlich unterscheiden. Dies ist nicht weiter verwunderlich, zumal die Pflanzen sich in recht unterschiedlichen Ökosystemen behaupten müssen: Cycas und Dioon finden sich in den Hochwäldern und an den Küsten Mittelamerikas, während die beiden Encephalartos-Arten sich in sehr trockenen Zonen Südafrikas behaupten müssen. Allerdings zeigt die Verteilung der Gattungen der Ordnung Cycadales über Kontinente hinweg, dass wir es mit sehr altertümlichen Pflanzen zu tun haben.
Spannend ist der Blick auf die weiblichen Zapfen. Die Sporophyllen der jüngeren Arten bilden tatsächlich einen geschlossenen Zapfen, während sie bei der ältesten Art C. revoluta einen offenen Kranz bilden. Hier ist ganz deutlich eine Entwicklung hin zu einem besseren Schutz der Samen zu erkennen, die so bei den männlichen Zapfen nicht zu sehen ist.

Zum Schluss nun noch ein vergleichender Blick auf die Querschnitte der Fiederblättchen:

Bilder 23a-e: 23a C. revoluta Querschnitt ohne Mittelrippe, 23b C. revoluta Mittelrippe, 23c D. edule, 23d E. lehmannii, 23e E. trispinosus






Hier zeigt sich, dass C. revoluta im Fiederblättchen nur ein zentrales Leitbündel hat, das in der Mittelrippe liegt. Dafür ist das Schwammparenchym parallel zur Schnittrichtung orientiet, um eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit und Nährstoffen sicher zu stellen. Die anderen Arten haben in den glatten Fiederblättchen jeweils mehrere parallel liegende Leitbündel.
Auch finden wir im insgesamt deutlich einfacher aufgebauten Fiederblättchen von C revoluta keine Sekretgänge, die bei den anderen Arten auftauchen. Bei D. edule liegen die Sekretgänge immer direkt über den  Leitbündeln, bei den Encephalartos-Arten zwischen den Leitbündeln im Mesophyll.
Die sklerenchymatischen Zellwände der Zellen des Assimilationsparenchyms zeigen sich bei allen Arten, ist aber bei den älteren Formen stärker ausgeprägt.
Die Fasern hingegen gibt es so nur bei Dioon edule.

Natürlich kann eine solche vergleichende Betrachtung anhand einiger Fotos und Schnitte keine entwicklungsgeschichtliche Analyse sein, aber für mich war die Entdeckung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede sehr interessant.

Vielen Dank an alle, die bis hier hin durchgehalten haben! ;) Anmerkungen und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Heiko

Lieber Jörg,

Du dokumentierst einen Ehrfurcht gebietenden Aufwand und (soweit ich eine Wertung wagen darf) ein ebensolches Niveau.

Viele Grüße,
Heiko

koestlfr

Moin Jörg!

Wahnsinn! Tolle Doku! Das nenn ich Systematik!

Liebe Grüße
Franz

Liebe Grüße
Franz

hajowemo

Lieber Jörg,
ein hervorragender Beitrag ist dir da mal wieder gelungen.
Ich habe ihn mit Genuss gelesen und danke dir hier für
die geleistete Arbeit die in einem solchen Beitrag steckt.
Liebe Grüße
Jochen
Vorstellung
Homepage www.mikroskopie-hobby.de
Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

Gratulation zu Deinem Beitrag. Ich freue mich immer, wenn ich auch Längsschnitte einer Pflanze betrachten kann.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Fahrenheit

Liebe Freunde,

vielen Dank für Euer Lob, über das ich mich immer sehr freue.
Die Palmfarne sind eine interessante und relativ überschaubare Ordnung, da kann man sich auch als Laie einige Gedanken zur Entwicklungsgeschichte machen.
Ich hoffe, in den Botanischen Gärten noch weitere Exemplare aus den Gattungen zu finden, die ich bisher noch nicht unter dem Messer hatte und bin gespannt, was da noch zu sehen ist.

Eines möchte ich noch nach legen: stäflicherweise habe ich vergessen, Detlef für seine fruchtbarer Diskussion rund um die Fasern im Fiederblättchen des Dioon edule zu danken, und natürlich auch für die Möglichkeit, eine Probe zu nehmen. Das sei hiermit nachgeholt.

Herzliche Grüße
Jörg
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Ronald Schulte

Jörg,

Du weist das ich nicht viel von die Pflanzenwelt verstehe aber kann wohl sehen das du das schneiden, Farben und Fotografieren von deine sehr besondere schöne Präparaten voll im griff bekommen hast. Ich finde besonders die 'Dujardin Grün' sehr gut gelungen. Zeigt schöne Details und differenziert auch besonders gut. Natürlich muss das richtige 'Differenzier Händchen' auch stimmen aber das hast du.

Gratuliere, grusse Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Fahrenheit

Lieber Ronald,

auch Dir vielen Dank für Dein Lob!
Ich hoffe, meine botanischen Beiträge machen Dir genau so viel Freunde, wie Deine histologischen Beiträge mir. :)

Herzliche Grüße
Jörg
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Reinhard

Hallo Jörg,

ein Opus. Ein Lebenswerk.
So muss es einem wie mir bei Deinen Beiträgen vorkommen.
Wenn das nur mit dem Parken in Bonn nicht so ein Problem wäre.  :( :( :(

viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

Fahrenheit

Lieber Reinhard,

danke für Dein großes Lob!
Das Parken in Bonn ist übrigens kein Problem: Parkscheine gibt es bei Horst zu beginn der Treffen für 1,20€ und Parkraum ist immer genug da.
Komm' gerne vorbei!

Herzliche Grüße
Jörg
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Ole Riemann

Lieber Jörg,

herzlichen Dank für diesen wunderbar sorgfältigen Beitrag mit tollen Abbildungen. Besonders gefällt mir Deine genau Beschriftung, die es auch einem Laien leichter macht, die Strukturen zu erkennen.

Viele Grüße

Ole


Fahrenheit

Lieber Ole,

auch Dir vielen Dank! Bitte entschuldige die späte Antwort, wir waren ein wenig in der Sonne. :D

Herzlicher Grüße
Jörg
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