Botanik: Sphagnum palustre L., ein bleiches Torfmoos *

Begonnen von rekuwi, August 27, 2009, 18:01:51 NACHMITTAGS

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Bernhard Kaiser

#30
Liebe Regi,

Deine Aufnahmen sind wunderschön!
Du solltest immer dazuschreiben ob es sich um die Innen- oder Außenaufsicht handelt. In diesem Fall ist es die Innenaufsicht.

Merke: innen ist ventral oder konkav oder adaxial (dem Stengel zugewandt); außen ist dorsal oder konvex oder abaxial (dem Stengel abgewandt). Eselsbrücke: Podex ist konvex.

Die Poren sind zwar zu sehen aber undeutlich. Das liegt an der ungenügenden Färbung der Hyalocyten durch FCA. Wenn Du heute das Methylenblau erhältst kannst Du damit die Gegenprobe machen.

@Ralf
ZitatFCA geht super

Nach Regi's Aufnahme nicht überzeugend.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Ralf

Hallo Regi und Bernhard,

bei mir sieht das so aus:





Beide Bilder von einem noch zu bestimmenden Torfmoos aus dem Ochsenfilz.

Und so habe ich das gemacht:

- FCA von Chroma, ein Tropfen auf OT
- 3 trockene Astblätter reingelegt
- 5 Minuten gewartet
- 2 mal mit Wasser gespült
- dann in Wasser mikroskopiert


Hast Du etwas anders gemacht, Regi?


@ Bernhard: Wie Du siehst, brauchst Du meine alte Mail mit den alten Bildern nicht mehr zu suchen, ich habe schnell ein neues Präpatat gemacht.

Bernhard Kaiser

Hallo Ralf,
einwandfrei.

Ralf, es würde mich interessieren, wie sich ein mit FCA gefärbtes Präparat nach dem völligen Eintrocknen, auf Zugabe von Äthanol 96% verhält. Blutet der Farbstoff aus oder nicht?

Grund meiner Frage ist:
eingetrocknete, mit Methylenblau oder anderen basischen Farbstoffen gefärbte  Torfmoospräparate enthalten natürlich viel Luft in den Hyalinzellen. Will ich diese mit Äthanol vor der Zugabe von dem. H2O entfernen, bluten Methylenblau u.a. stark aus.
Färbungen mit Rutheniumrot - ein rein anorganischer Farbstoff - bluten zwar nicht aus, aber die Färbung gefällt mir noch nicht so ganz.

Nochmal zur Erinnerung:
um Dauerpräparate herzustellen lasse ich das beobachtete Moos- oder Flechten Präparat eintrocknen und fixiere das Deckglas an den 4 Ecken mit je einem kleinen Tropfen Nagellack. Nach Zugabe von H2O an den Rand des Deckglases, wird dieses kapillar darunter gesogen und meine Objekte sind wieder wie vorher.

Regi, Du siehst welche interessanten Folgerungen Dein Sphagnumfund nach sich zieht. Bitte achte weiter auf Torfmoose. Im Rhein-Main Gebiet und im Taunus dürfte es an feuchten, nicht kalkhaltigen Stellen öfter zu finden sein. Meistens sehen sie aus wie Edelweiß, wie Deine eindrucksvollen Habitus-Bilder zeigen.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

A. Büschlen

Hallo,

ich habe keine Erfahrung im färben von Torfmoosen.

Aber ich verwende die FCA Lösung schon lange Zeit zum färben von verholzten Teilen von Blütenpflanzen.
Ich wende das Rezept von A. Eisner an. Hier wird Ethanol zum differenzieren verwendet.

Mit grossem Interesse habe ich diesen Thread verfolgt! Super, wie ihr alle immer bei diesem spannenden Thema geblieben seid und wie vorbildlich ihr Regi geführt habt!

Weiter so!

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Klaus Herrmann

Hallo,

Die Rotkomponente des Etzold ist Fuchsin/Crysoidin (früher statt Chrysoidin Safranin) diese ziehen in wasserhaltigem Ethanol schon aus.
Deshalb ist ein rascher Wechsel auf wasserfreies Isopropanol nötig.
Danach muss man sogar ein Dauerpräparat anfertigen können mit Einschluss in Euparal.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Ralf

Zitat von: Bernhard Kaiser in September 01, 2009, 06:00:43 VORMITTAG



Ralf, es würde mich interessieren, wie sich ein mit FCA gefärbtes Präparat nach dem völligen Eintrocknen, auf Zugabe von Äthanol 96% verhält. Blutet der Farbstoff aus oder nicht?



Bernhard,

Klaus hat recht, mit Ethanol blutet das rot aus.

Ich habe das Präparat von gestern heute noch einmal untersucht:

a) völlig eingetrocknet in Luft: Finde ich auch nicht schlecht. (4 Bilder mit Zerene gestapelt)



b) Nach Zugabe eines Tropfens Isopropanol (unter dem Deckglas durchgezogen). Das Rot wird kräftiger und blutet nicht aus. Es sind ein paar Luftblasen zu sehen. Morgen schaue ich das Präparat noch mal an, nachdem es dann aus Isopropanol heraus getrrocknet ist.






rekuwi

Hallo,

endlich hat heute die Schneckenpost das Methylenblau in den Briefkasten geworfen. Vielen Dank.
Abends kam ich dann dazu einen ersten Färbeversuch zu machen. Meine Güte - das ging wie Lottchen! Bernhard, Du hattest schon gewarnt - färbt intensiv. Mir waren dann doch einige Krümel zuviel in das Mininäpfchen gefallen. So schnell konnte ich garnicht die Blättchen rausholen. Habe dann mehrfach mit Ethanol ausgespült. Da ging noch einiges an Farbe wieder raus.
Hier das Blättchen mit 6,3x Objektiv:



hier mit 25x Objektiv.



Man schaut auf die Innenseite - also Ventralansicht. 2 - 3 Bilder gestapelt. Aber immerhin, die Poren sind jetzt gut sichtbar.

Nächtlich überfärbte Grüße
Regi

Günther Langer

Hallo Bernhard,

Merke: innen ist ventral oder konkav oder adaxial (dem Stengel zugewandt); außen ist dorsal oder konvex oder abaxial (dem Stengel abgewandt). Eselsbrücke: Podex ist konvex).[/b]

Ich verstehe einige Termini nicht so ganz: innen ist ventral oder convex. Nach meinem Verständnis ist ventral die Bauchseite, beim Menschen auch vorn und dorsal eben die Rückenseite etc. Es kann ja etwas ventral und konkav sein, ein eingezogener Bauch z.B. Sinngemäß dorsal und konvex. Oder gelten in der Pflanzenanatomie andere Begriffe? Ad- und abaxial ist klar.

Viele Grüße

Günther L.
Zeiss Standard WL, 14 und Phomi II
Zeiss DRC und SV 8
Leitz Laborlux 12
Makro-Setup: Leitz Aristophot mit Balgen u. StackShot
Nikon D90, D700, Canon EOS 600D, EOS 5D Mark III
Suche: Leitz Photar 12,5 mm

Bernhard Kaiser

#38
Hallo Regi, Günther L.,

@Regi,
Du hast mich mißverstanden. Du sollst nur die Torfmoosblättchen mit Methylenblau in wässriger Lösung färben. Dann mikroskopieren. Die Poren sind dann leuchtend hell und die Hyalinzellen blau zu sehen.

Nicht mit Äthanol auswaschen. Das war eine Zusatzfrage an Ralf. Ich wollte nur wissen, da ich kein FCA habe, ob dieses mit Äthanol auch ausgezogen (ausbluten) wird. Den Alkohol benötige ich nur um bei Trockenpräparaten beim Wiederanfeuchten die Luftblasen zu vertreiben.
Die Frage wurde inzwischen von Herrn Herrmann und Ralf beantwortet.
ZitatKlaus hat recht, mit Ethanol blutet das rot aus.

@Günther L.
das mit Bauch- und Rückenseite ist vollkommen in Ordnung. Die Bauchseite wird in der Literatur oftmals mit ventral oder konkav oder adaxial bezeichnet. Die Rückenseite mit dorsal oder konvex oder abaxial.
Die jeweils 3 Begriffe werden gerne synonym gebraucht. Dadurch entsteht häufig Verunsicherung. Ich musste öfter bei Vorträgen feststellen, daß Teilnehmer verschiedene Bücher hatten. Bei einen stand dann z.B. für die Bauchseite ventral, beim anderen adaxial. Um diese Verwirrung auszuschließen habe ich die unterschiedlichen Bezeichnungen aufgeführt und mit "oder" verbunden.

Alles klar?

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser




Fahrenheit

Hallo Herr Kaiser,

darf ich Sie auf einen kleinen Fehler aufmerksam machen: in Ihrem letzten Beitrag haben Sie versehendlich beide Male "abaxial" geschrieben.

@ Regi und Ralf:
Die mit FCA bzw Methylenblau gefärbten Bilder gefallen mir ausnehmend gut. Die durch die Zellwände und Poren gebildeten Muster mit den feinen Farbverläufen sind echte Hingucker.

Schöne Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Bernhard Kaiser

#40
Hallo Jörg,

danke für die Berichtigung. Natürlich ist die Bauchseite adaxial. Habe es korrigiert.

Die mit Methylenblau gefärbten Zellen von Regi zeigen die Poren nur "verwaschen". Das kommt von der Äthanol - Nachbehandlung. Ich hoffe, Regi bringt noch Bilder nur mit Methylenblau. Dann können die Poren noch besser gesehen werden.
Die mit FCA gefärbten Blattzellen von Ralf ohne Äthanol sind natürlich ebenfalls für das Porenstudium hervorragend geeignet.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

rekuwi

Lieber Bernhard,

uff, Torfmoosblättchen zum 3.!
Diesmal hoffentlich richtig gefärbt. Ich glaube es lag nichteinmal am Auswaschen sondern daran, daß ich die Blättchen in Glyzerin mikroskopiert habe. Ich machte eben die Prozedur nochmals ohne Auswaschen aber wieder in Glyzerin, das war wieder verwaschen, warum auch immer.
Jetzt in dest. H2O sind die Poren doch hinreichend weiß herausgekommen!? 4 Aufnahmen gestapelt. 25x Objektiv.



Liebe Grüße
Regi

Klaus Herrmann

#42
Hallo zusammen,

da ich aus dem Schwarzwald auch etwas Moos mitgebracht habe - ich denke es ist ebenfalls ein Sphagnum - habe ich mal eine Färbung versucht, die ziemlich unempfindlich gegen Ethanol ist. Ich hab sie in der Schule als unkomplizierte Färbung eingesetzt für Epidermisabzüge.

Brilliantkresylblau CI 51010 in verdünnter wässriger Lösung. Färbt auch unfixiertes botanisches Gewebe sehr gut an. Die Lösung sieht aus wie königsblaue Tinte. Wenn man überfärbt hat, kann man nach dem Auswaschen mit Wasser mit 70%igem Ethanol noch etwas differenzieren, der Farbstoff zieht aber auch nach 30 Minuten nicht aus, wenn man die Probe vergisst - wie bei mir geschehen, weil ich eigentlich Lycopodium gefärbt habe.

Ich habe gleich 2 Dauerpräparate in Euparal eingedeckt. Hier die Bilder: (Über die Bauch-Rücken oder stabile Seitenlage habe ich mir keine Gedanken gemacht  ;) - ich wollte nur die Methode vorstellen.)


Das einzelne Blatt ist durch die Härtung in Isopropanol wohl so spröde geworden, dass es beim Andrücken des Deckglases eingerissen ist! Aber die Poren sieht man deutlich! Beide Proben lagen vor dem Überführen in Isopropanol - als Intermedium für das Euparal - 30 min. in 70%igem Ethanol!

Wenn jemand Bedarf hat: Den Farbstoff habe ich in ausreichender Menge





Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Klaus Herrmann

Hier noch das Bild von der Fundstelle. Kommt nicht an das schöne Bild von Regi dran :(

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Bernhard Kaiser

Liebe Regi,

jetzt hast Du es richtig getroffen. Du siehst die Blattrückseite mit Poren auf den Hyalinzellen. Die Bauchhyalinzellen sind dagegen, vor allem in der Blattmitte, weitgehend porenfrei.
Durch die Hyalinzellen ziehen sich Pilzhyphen. Die körneligen Gebilde in einigen Zellen dürften Grünalgen sein.

@Herr Herrmann,
danke für den Hinweis auf Brilliantkresylblau. Ich habe sofort Versuche angesetzt. Wenn es sich bewährt, färbe ich künftig meine Torfmoos - Trockenpräparate damit.

Schönen Tag.
Bernhard Kaiser