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Schwere "Geburt"

Begonnen von Michael Plewka, Dezember 24, 2017, 11:15:51 VORMITTAG

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Michael Plewka

Schwere ,,Geburt"

Hallo zusammen,

in einer Tümpel-Probe aus Simmelried vom September diesen Jahres fand ich diese Exuvie eines Bärtierchens, gefüllt mit Eiern. ,,Schon oft gesehen, nichts Besonderes" war mein erster Gedanke, doch dann sah ich, dass ein Tierchen  aus dem Ei geschlüpft war:



Es krabbelte in der Hülle herum. Das weckte mein Interesse: ich wollte gerne beobachten, wie und wo das Viech aus der Hülle rauskommt.
Das bedeutet: Geduld haben.....
Also konnte ich  während des Wartens beobachten, wie das Tierchen permanent in der Hülle herumkrabbelte, dabei auch die anderen Eier herumdrehte (was man vielleicht als eine Art der Brutpflege auffassen kann  >> Belüftung). Dadurch kamen dann andere Perspektiven zustande; so kann man anhand der Stilette sehen, dass auch mindestens zwei weitere Eier schon relativ weit entwickelt sind. Weiterhin ist die leere Eihülle des geschlüpften Tierchens erkennbar:




Mehrfach wanderte das Tierchen auch in die Beinhüllen, in dem folgenden Bild ist kann man dabei den charakteristischen Mundring sehen, den man vielleicht von den fantastischen Tardigraden-SEM-Bildern der ,,eyes-of-sciences"-Autoren Nicole Ottawa und Oliver Meckes kennt:



Während des Wartens auf das o.a. Ereignis kommt man dann ins Grübeln: ,,Was ist denn die ,,Geburt" bei einem solchen Viech: das Schlüpfen aus dem Ei oder das Schlüpfen aus der  (ehemaligen) Haut der Mutter?

,,Aus der Haut gefahren" ist das Tierchen jedenfalls in der Zeit des Beobachtens (ca 90 min) nicht.

Also ab in die Feuchte Kammer und einen Tag spater wieder geschaut: das Tierchen krabbelte weiterhin herum, ansonsten keine Veränderung .
Nach einem weiteren Tag, d.h nach insgesamt 2 Tagen   fand ich dann mittlerweile 4 aus den Eiern geschlüpfte Viecher vor, die nun alle in der Exuvie herumwuselten:



Hier mal ein Bild auf die Stilette von 2 der Viecher. Doch auch dieses mal kein Schlüpfen aus der Hülle....



Leider konnte ich wegen der Weihnachtsaktivitäten erst 2 Tage später erneut beobachten:
Jetzt fand ich die Hüller leer vor: alle Tierchen waren aus den Eiern geschlüpft und hatten die Hülle verlassen:




Das Schlüpfen aus der Hülle habe ich also nicht beobachten können.
Hier noch ein Bild eines der Tochtertiere (Mit Rücksicht auf das Leben der Tiere war die Schichtdicke des Wasseres recht hoch; entsprechend gering ist die Qualität der Aufnahmen; das gilt auch für die anderen Aufnahmen):




Für mich  bleiben deshalb einige Fragen offen, z.B. :

Warum ist das zuerst geschlüpfte Viech  nicht schon früher -bespielsweise nach 3 Tagen- aus der Exuvie geschlüpft?
An welcher Stelle  bzw. auf welche Weise öffnen die Viecher die Exuvie? Benutzen sie das Stilett? Muss dieses vielleicht noch irgendwie ,,aushärten", bevor es die Hülle knacken kann? Gibt es eine Sollbruchstelle in der Exuvie?
Schlüpfen erst alle Viecher aus den Eiern bevor die Hülle geöffnet wird?


Zur Zeit wird ja in vielen Teilen der Welt  ebenfalls eine ,,Schwere Geburt" (die vor  ca. 2000 Jahren stattgefunden haben soll) gefeiert. In diesem Sinne wünsche ich an dieser Stelle allen Mikroskopiker (innen) ein schönes Fest......

beste Grüße
Michael Plewka

hajowemo

Lieber Michael,
einfach ein toller Beitrag.
Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr
Jochen
Vorstellung
Homepage www.mikroskopie-hobby.de
Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

limno

Hallo Michael,
danke für diesen schönen Beitrag just zur rechten Zeit! :D
Den Weihnachts- und Neujahrswünschen schließe ich mich gerne an und gebe sie an unsere fleißigen Mitforisten mit fröhlichem Dank weiter und hoffe, dass es auch 2018 munter und erfolgreich für uns alle weitergeht.
Herzlichst
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

liftboy

Hallo Michael,

wenn man aber bedenkt, dass die Mutter damals schon einen"Krippenplatz" hatte......

Auch Dir ein frohes Fest und ein gesundes Neues

Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

wejo

Hallo Michael,
eine interessante Dokumentation! Danke für das Zeigen!
Gruß
Werner

Michael Müller

Hallo Michael,
vielen Dank für den schönen Beitrag. Den Schlupf von Tardigrden hatte ich bis jetzt immer verpasst!

Zitat von: Michael Plewka in Dezember 24, 2017, 11:15:51 VORMITTAG
An welcher Stelle  bzw. auf welche Weise öffnen die Viecher die Exuvie? Benutzen sie das Stilett? Muss dieses vielleicht noch irgendwie ,,aushärten", bevor es die Hülle knacken kann? Gibt es eine Sollbruchstelle in der Exuvie?

Sollte die Exuvie nicht bereits eine Öffnung haben? Schließlich ist ja die Mutter bereits herausgeschlüft.

Schöne Feiertage

Michael Müller
Gerne per Du

Michael Plewka

Hallo Michael,

Deine Frage ist natürlich so sehr naheliegend, dass sie mir auch schon in den Sinn gekommen war, als ich die Exuvie beobachtet habe. Also hatte ich nach einer entsprechenden Öffnung gesucht. Da ich davon ausgehe (ich lasse mich auch gerne eines besseren belehren), dass, wenn die Eier (nach) hinten abgelegt werden, folglich die Hülle vorne verlassen wird, habe ich insbesondere den Vorderteil gründlich ,,unter die Lupe genommen. Aber egal welche Focusebene ich auch eingestellt habe: eine Öffnung fand ich nicht. Das hier gezeigte Bild des Vorderteils ist natürlich (wegen der geringen Schärfentiefe) kein Beweis für die Nichtexistenz einer solchen Öffnung, zeigt aber eine Detritusflocke, welche sich beim Bewegen der Exuvie (festgestellt beim Hinzufügen von frischem Wasser) nicht ablöste. Vielleicht ein kleiner Hinweis darauf, das die Öffnung nach dem Verlassen vom Muttertier  ,,zugeklebt" wurde?




beste Grüße
Michael Plewka