Interessante Pilzfunde 15 - Violettblättriger Zwergknäueling

Begonnen von Bernd Miggel, Oktober 05, 2020, 10:33:36 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Ein richtiges Schmuckstück, dieser Violettblättrige Zwergknäueling Panellus violaceofulvus (Batsch) Singer. Sein Hut ist meist nur 8-10 mm breit, und nur eine Lupe enthüllt seine Schönheit. Ich fand dieses Pilzchen am 1.1.2018 im NSG Waldmoor-Torfstich bei Oberreichenbach in Baden-Württemberg.
Diesen kleinen, auffällig violetten Lamellenpilz findet man recht häufig an morschem Nadelholz.
Der Hut ist 5-12 mm breit, er besitzt pleurotoiden (Seitlings-) Habitus, ist  dünnfleischig, radial gerieft, fleischbraun, rotbraun, violettbraun, fleischviolett oder violett, besonders im zentralen Bereich ist er stark striegelig-weißfilzig. Die Lamellen sind weit entfernt stehend, relativ dick, in etwa hutfarben. Der Stiel fehlt bei den Fruchtkörpern des Fundes, gemäß der Literatur kann er aber auch deutlich ausgeprägt sein:










Die Sporen sind deutlich amyloid (graue bis violettschwarze Jodreaktion) , zylindrisch bis schwach allantoid (würstchenförmig), glatt, dünnwandig und hyalin (durchscheinend).
Es wurden 29 Sporen des ausgefallenen Sporenstaubes vom vorliegenden Fund in Melzers Reagenz gemessen. Sporengröße und Schlankheitsgrad (Quotient aus Länge und Breite) betragen  (95-prozentiger Erwartungswert der Mittelwerte):
MW = 6,6-6,9 x 2,7-2,9 µm; QM = 2,29-2,47:




Das Hyphensystem ist monomitisch, d.h. es besteht nur aus generativen Hyphen. Die Hyphen tragen Schnallen, sind dünnwandig und hyalin. Das folgende Bild zeigt die Hyphen, Basidien und Basidiolen:




Die Basidien sind keulenförmig und in den Maßen 22-25 x 6-7,5 µm. Sie sind mit vier derben Sterigmen versehen. Pleurozystiden (Zystiden an der Lamellenfläche) fehlen.
Die Cheilozystiden (Zystiden an der Lamellenschneide) sind ungleichmäßig keulig, teilweise mit Ausstülpungen, gemessen: 20-25 x 6,5-7,5 µm. Basidien und Cheilozystiden:



Literatur
https://fundkorb.de/pilze/panellus-violaceofulvus-violettbl%C3%A4ttriger-zwergkn%C3%A4ueling
Herzliche Grüße - Bernd


Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080

detlef.q

Hallo Bernd,

solch einen kleinen Pilz habe ich bisher noch nie gefunden oder besser gesagt beachtet.
Sieht sehr interessant aus.
Du bearbeitest ja wirklch sehr spezielle Themen!

Herzliche Grüße
Detlef


Peter Reil

Hallo Bernd,

schöne Fotos dieser kaum bekannten Pilzart.

Eigentlich ist der Pilz recht häufig und fehlt wohl in keinem Weißtannenareal. Sein bevrozugter Standort sind abgestorbene, noch am Baum verbliebene Äste, oft in großer Höhe. Wer schaut da auch hin?

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30