Interessante Pilzfunde 17 - Konsolenförmiger Birkenfeuerschwamm

Begonnen von Bernd Miggel, Mai 06, 2021, 15:08:11 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Heute möchte ich den Konsolenförmigen Birkenfeuerschwamm Phellinus lundellii Niemelä vorstellen. Es handelt sich um eine parasitisch lebende Porlingsart der hemiborealen bis borealen Klimazone, also z.B. der skandinavischen Waldgürtel. In unserer gemäßigten, temperaten Zone kommt sie nur sehr selten vor, und wenn, dann in höher gelegenen Moorwäldern oder Moorrandwäldern. Der hier beschriebene Fund stammt von einem Kiefern-Moorrandwald des Nordschwarzwaldes in knapp 700 m Höhe. Dort wachsen die Fruchtkörper an einer morschen, liegenden Moorbirke, dem typischen Substrat.


Bild 1 - Die Umgebung, ein Kiefern-Moorrandwald mit eingestreuten Moorbirken, Fichten und Weißtannen, in der Zwergstrauchschicht vor allem Blaubeere, aber auch Rauschbeere, Preiselbeere und Besenheide. Der querliegende Birkenstamm stellt das Substrat des beschriebenen Fundes dar.


Die Fruchtkörperform reicht von pileat/konsolenförmig (Bild 2), über semipileat bis resupinat (Bild 3). Auffallend sind die wie schwarz geteert aussehenden Oberseiten der Fruchtkörper. Das Hymenophor ist farblich etwa gelbbraun/lehmbraun/milchkaffeebraun, Bereich um 5D5 in KORNERUP, A. & WANSCHER, J.H. (1961) und wirkt auf Grund der Kleinporigkeit samtig.


Bild 2 - Konsolenförmiger Fruchtkörper mit etwa 10 cm Breite an liegendem, morschem Moorbirkenstamm.


Bild 3 - Phellinus lundellii wächst auch semipileat bis resupinat, hier großflächig am selben Birkenstamm.


Bild 4 zeigt die Porenschicht in stark vergrößerter Form. Die Poren sind sehr klein, rundlich und gleichmäßig verteilt. Die Porendichte wurde an einem 10 cm breiten, reifen Fruchtkörper mit etwa 4 Poren pro mm mit dem Verfahren der Autokorrelation bestimmt. Dieses elegante Verfahren wurde hier ausführlich diskutiert.


Bild 4 - Poren in der Draufsicht, es sind ca. 4 Poren pro Millimeter.


Die Bilder 5 und 6 zeigen in SDS-Kongorot gefärbte Schnitte durch das Hymenium und die darunter liegenden Hyphenschicht. In Bild 5 von oben nach unten:

  • Sporentragende, 4-sporige Basidien sowie drei Seten, die die Basidienlage knapp überragen. Diese Hymenialsetae sind bei unserer Porlingsart recht häufig, sie sind derb, dickwandig, gerade oder verbogen, z.B. 18 µm lang und an der Basis etwa 4 µm dick.
  • Eine dünne, parallele Lage dünnwandiger, ca 2 µm breiter, generativer Hyphen.
  • Darunter die Hymenialtrama mit parallel bis schräg verlaufenden, dickwandigen, ca. 3 µm breiten Skeletthyphen.


Bilder 5 (oben) & 6 (unten)- Hymenialschicht mit darunterliegendern Hyphenlagen, gefärbt in SDS-Kongorot. Weitere Angaben im Text.


Die Sporen sind breit ellipsoid bis fast rundlich, hyalin und etwas dickwandig. Nach LÄSSOEE, T. & PETERSEN, J. (2019) betragen die Maße 4,5-6 x 4-5 µm. Für Bild 7 wurden sechs Bilder mit jeweils nur wenigen Sporen übereinandergelegt.


Bild 7 - Die meist breit ellipsoiden Sporen, gefärbt in Phloxin.


Tipp:
Das Auffinden kleiner, hyaliner Sporen im Präparat wird durch die Zugabe von wenig Phloxin zum Wasser sehr erleichtert.



Viel Vergnügen mit dem Beitrag!

Bernd


Literatur:
KORNERUP, A. & WANSCHER, J.H. (1961): Taschenlexikon der Farben. Muster Schmidt Verlag, Zürich, Göttingen.
LÄSSÖE, T. & PETERSEN, J (2019): Fungi of Temperate Europe, Volumes 1 & 2. Princeton
https://fundkorb.de/pilze/phellinus-lundellii-konsolenf%C3%B6rmiger-birkenfeuerschwamm

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080