Interessante Pilzfunde 36 - Schweferlritterling: mit zwei Sporengrößen

Begonnen von Bernd Miggel, November 10, 2021, 09:17:29 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Wer im Oktober oder Anfang Novenber unsere schönen Rotbuchenwälder durchstreift, wird sicher auch auf den Schwefelritterling stoßen. Bild 1 zeigt drei reife Fruchtkörper aus einer etwa 30 Exemplare umfassenden Gruppe mit relativ kleinen Fruchtkörpern.

Die Art ist unverkennbar durch folgende Merkmale:
     • immer trockener, konvexer, bis 100 mm breiter, schwefelgelber Hut,
     • schwefelgelbe Lamellen, schwefelgelbes Fleisch, schwefelgelber, längsfaseriger Stiel,
     • starker, unangenehmer Geruch. Geschmack nach Mehl und schwach bitter.
     • Vorkommen bei Laubbäumen, vorzugsweise Rotbuchen.

Eckdaten des Fundes:
     • Pilzart: Tricholoma sulphureum (Bull.) P. Kumm.
     • Fundort: Walddistrikt Oberer Wald, Gemeinde Straubenhardt in Baden-Württemberg
     • Begleitbäume: Rotbuchen, Stieleichen
     • Begleitpilze: Süßlicher Buchenmilchling Lactarius subdulcis
     • Boden: Braunerde aus geringmächtiger lösslehmhaltiger Fließerde über Fließerde aus Buntsandstein-Material über Oberem Buntsandstein
     • Belegnummer: Miggel div21054,obw



Bild 1 - Drei reife, allerdings rel. kleine Fruchtkörper am Fundort. Fruchtkörper schwefelgelb.



Bild 2 - Längsgeschnittener Fruchtkörper. Hutfleisch gelb; Stiel enghohl, im oberen Bereich gelb, ansonsten gelbbraun.



Bild 3 - links: Blick auf die trockene, gelbe Hutoberfläche; rechts auf die stark mit Lamelletten untermischen, selten gegabelten, gelben Lamellen.
   


Bild 4 - Die Sporen sind meist mandelförmig. Präparat in GDS nach Clémençon.


Die Sporen:

Beim Aufzeichnen der Häufigkeitsverteilungen von Länge, Breite, Schlankheitsgrad und Volumen ergab sich Überraschendes: Die Volumenverteilung (Bild 5) zeigte zwei Häufigkeitsmaxima ("Kamelhöcker"). Dies deutet unzweifelhaft auf zwei unterschiedliche Sporengröße-Klassen hin. Eine Literaturrecherche ergab, dass der Schwefelritterling 2- und 4-sporige Basidien besitzt. - Wobei man schlussfolgern darf, dass die 2-sporigen Basidien die großen, die 4-sporigen Basidien die kleinen Sporen generieren.
Mit diesem Wissen ausgestattet habe ich die Trennlinie zwischen den beiden Größenklassen bei 230 µm3 gezogen und für jede der beiden Klassen eine eigene Statistik aufgestellt. Damit ergibt sich:
Gruppe mit kleinen Sporen: Lav x Bav = 9,9-10,5 x 5,6-6,1 µm    Qav = 1,64-1,85     Vav = 170-200 µm3
Gruppe mit großen Sporen: Lav x Bav = 11,1-12,2 x 6,6-6,9 µm   Qav = 1,66-1,80     Vav = 250-310 µm3
Mit L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen, av Average/Durchschnitt.


Bild 5 (links) - Volumenverteilung (blaue Kurve) der Sporen. Es zeigt zwei Größenklassen.  Bild 6 (rechts) - Schlankheitsgrad-Verteilung (blaue Kurve) der Sporen.


Weiterführende Literatur:
    • CHRISTENSEN, M., HEILMANN-CLAUSEN, J. (2013): The genus Tricholoma. Fungi of Northern Europe, Vol. 4: 194-197.
    • https://pilzbuch.pilzwelten.de/schwefelritterling/tricholoma-sulphureum.html
    • https://fundkorb.de/pilze/tricholoma-sulphureum-schwefelritterling


Fachausdrücke, Abkürzungen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729


Viele Vergnügen beim Anschauen!

Bernd


Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080


Florian D.

Hallo Bernd,

das nennt man eine bimodale Verteilung.

Viele Grüsse
Florian

Bernd Miggel