Interessante Pilzfunde 44 - Schüsselförmige Mehlscheibe

Begonnen von Bernd Miggel, Dezember 19, 2021, 18:24:31 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Jede Pilzart birgt ihre Besonderheiten, so auch die unauffällige Schüsselförmige Mehlscheibe. Sie ist gar nicht so häufig, denn die Rote Liste von Deutschland führt sie in der Gefährdungsklasse G (Gefährdung unbekannten Ausmaßes). Dieser kleine, meist nur bis 20 mm breite Saprobiont besiedelt die Rinde alter Eichen. Allerdings benötigt er dabei nach meinen Beobachtungen saubere, etwas bewegte Luft und ein schattiges, feuchtes Kleinklima.

Eckdaten des Fundes:
• Pilzart: Schüsselförmige Mehlscheibe (Aleurodiscus disciformis (DC.) Pat.)
• Funddatum 13.12.2021.
• Fundort: Walddistrikt Heidwald bei Straubenhardt, Baden-Württemberg.
• Substrat: Rinde einer alten Traubeneiche.
• Boden: Pseudogley aus Fließerden über Unterem und Mittlerem Muschelkalk.
• Belegnummer: Miggel div21060,heid.


Bild 1 – Der Fundort, ein Mischwald mit alten Traubeneichen. Die Fruchtkörper befinden sich auf der waldseitigen Rinde der Eichen.


Makroskopische Merkmale:

Die Fruchtkörper sind schüsselförmig mit cremefarbener oder hellgrauer bis kittgrauer, bemehlter Oberfläche. Der feinfilzige Rand ist vom Substrat mitunter etwas abgehoben (resupinate bis effuso-reflexe Wuchsform), die zum Vorschein kommende Oberseite braun. Im frischen Zustand sind die Fruchtkörper lappig-weich. Getrocknet werden sie hornartig hart und reißen gerne auf.


Bild 2 – Zahlreiche Fruchtkörper auf der feuchten Rinde einer alten Traubeneiche.


Bild 3 – Ein 15 mm breiter, kittgrauer Einzelfruchtkörper. Die äußerste Randzone ist feinfilzig.


Mikroskopische Merkmale:

Die Sporen sind mit 15-20 x 11-15 µm recht groß und besitzen ein feinwarziges, amyloides Ornament. Den folgenden Bildern liegen Präparate mit SDS-Kongorotfärbung zu Grunde.


Bild 4 – Große, ellipsoide bis breitellipsoide Sporen. Die rechte Spore zeigt die Feinwarzigkeit der Oberfläche.


Bild 5 – Vermaßte Sporen. Die gelben Flecken stellen meist Kristalle dar.


Das Gewebe des Fruchtkörpers ist mit Kristallen übersät. Man kann sie mit Hilfe zweier über Kreuz gestellter Polarisationsfilter leuchtend zur Geltung bringen:


Bild 6 – Leuchtende Kristalle im Fruchtkörpergewebe. Fotografiert mit über Kreuz stehenden Polfilterfolien.

Ähnliche Arten:
• Der Runzelige Schichtpilz (Stereum rugosum) wächst ebenfalls an Laubholz und kann ähnlich aussehen. Wenn man seine Oberfläche anritzt oder reibt, rötet die betreffende Stelle. Er ist allerdings eher ockerfarben.

Weiterführende Literatur:

• BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1986): Pilze der Schweiz Bd. 2, Nichtblätterpilze: Nr. 46.
• JAHN, H. (1979): Pilze die an Holz wachsen: Nr. 62.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%BCsself%C3%B6rmige_Mehlscheibe
  https://fundkorb.de/pilze/aleurodiscus-disciformis-sch%C3%BCsself%C3%B6rmige-mehlscheibe


Viel Freude beim Anschauen!

Bernd




Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080

Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729
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