Brombeerrost (Phragmidium violaceum)

Begonnen von jcs, August 03, 2022, 22:37:13 NACHMITTAGS

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Peter T.

Hallo Jürgen,

ich kannte den bisherigen Bericht nicht. Ein tolles Projekt, bei dem Du mega viel Einsatz und Durchhaltevermögen zeigen musstest. Die Bilder sind natürlich toll und bestaunenswert.

Wieder mal ein Beispiel für die unglaubliche Vielfalt des Lebens und die Ästhetik des oft Übersehenen.

Liebe Grüße
Peter

jcs

Hallo Peter,

danke für das Lob, freut mich. So wie das Leben im Wassertropfen immer wieder spannende Einblicke in den Mikrokosmos bietet, ist das Reich der Pilze immer für Überraschungen gut.

Der Vorteil für mich: Es bewegt sich nichts und davonlaufen können diese Dinger auch nicht. Das macht das Mikroskopieren etwas entspannter. Der Preis dafür ist, dass man manchmal ein Jahr warten muss, bis es wieder weitergeht. Sozusagen das ultimative Entschleunigungsprogramm

Jürgen

Alf

Hallo Jürgen,

Eine ausgesprochen schöne Darstellung mit wunderbaren Aufnahmen. Am Brombeerrost habe ich mich auch lange versucht und daran die Pianese-Färbung versucht zu optimieren. Meiner Erfahrung nach liefert die Pianese-Färbung nur gute Kontraste wenn die umliegenden Zellen im Rahmen der Abwehrreaktion verholzen. Die Pilzhyphen färben sich stets schön rosa, das gesunde Gewebe bleibt meist farblos außer es hat bereits eine defensive Lignifizierung eingesetzt.

Als Alternative könnte man mal eine Astrablau-Säurefuchsin Färbung versuchen da Astrablau unverholzte Zellwände färbt. Malachitgrün besitzt durch seine enge chemische Verwandschaft zum Fuchsin dieselben Färbeeigenschaften.


https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41942.msg309409#msg309409

Vergleiche z.B. am Versuch der Hundsrose mit Sternrußtau Befall. In der FCA-Färbung färben sich durch Fuchsin sowohl die Pilhyphen, als auch das lignifizierte Gewebe um den Pilzbefall herum rot. In der Pianese-Färbung hingegen erhält man einen schönen Kontrast, da das Säurefuchsin die lignifizierten Komponenten nicht anfärbt und diese durch Malachitgrün gefärbt werden. Die gesunden Zellwände bleiben in der Pianese-Färbung defacto ungefärbt.

Zusammenfassend wird man je nachdem wo man einen Pilzbefall nachweisen möchte auf unterschiedliche Färbungen zurückgreifen müssen. Ist das Blatt bereits makroskopisch von braunen und damit lignifizierten Stellen durchsetzt ist die Pianese-Färbung eine gute Wahl.

Möglicherweise lässt sich auch die PAS-Reaktion anwenden. Diesbezüglich habe ich bereits mehrere Anläufe unternommen und bei einem Ahornblatt mit Rhythysma acerinum Infektion in Kombination mit eine Astrablau Färbung exzellente Resultate Erhalten (Säurefuchsin färbt nämlich leider auch Chloroplasten rot an, im der PAS Reaktion bleiben sie ungefärbt). Interessanterweise war der Brombeerrost in der PAS Reaktion negativ. Daskann Ich mir aktuell noch nicht gänzlich erklären, entweder ich habe falsch gearbeitet, oder die Zellwand des Brombeerrost ist chemisch PAS negativ.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=47939.msg352852#msg352852

jcs

#33
Hallo Alf,
danke für Deine Hinweise auf Deine Färbeversuche mit den verpilzten Pflanzenschnitten. Ich muss gestehen, ich hatte das schon wieder vergessen, obwohl ich mir den Thread damals sehr gerne angeschaut habe.

Mit der Pianese-Färbung war ich auch nie wirklich ganz glücklich. Der Vorteil ist halt, dass man sie kommerziell erhält, und manchmal ergeben sich auch schöne und aussagekräftige Bilder. Den Brombeerrost hake ich jetzt einmal ab, aber für das nächste Pilz-Projekt (Orchideenmykorrhiza) werde ich das Färbethema wideer aufleben lassen (müssen).

Pianese ist da eine Option, aber auch Lactophenol-Baumwollblau und/oder Uvitex. Die Proben (Wurzel des roten Waldvögleins und Mykorrhiza an Buchenwurzeln) schwimmen schon in Ethanol. Schneiden ist ein Thema (Technovit oder Paraffin?) und dann Färben. Das klingt schon wieder nach einer Sache, die recht aufwändig werden kann.

Dein Ansatz über PAS klingt sehr spannend, aber das übersteigt meine Fähigkeiten mit Herstellung und Anwendung der Färbungen etwas, fürchte ich.

LG
Jürgen

jcs

#34
Hier kommt noch ein Nachschlag zum Brombeerrost. Da ich gerade mit Pilzfärbungen und Paraffinschnitten arbeite, habe ich noch eine 6 Monate alte Probe (Brombeerblatt aus der zweiten Maihälfte 2024) angeschaut. Das Blatt wurde war ca. 24h in AFE, dann 6-7 Monate in 70%EtOH, dann über 100% EtOH, Methylbenzoat, Xylol, 50:50 Xylol/Paraffin und 100% Paraffin eingebettet. Geschnitten wurde am Rotationsmikrotom 7-8µm dick.

Gefärbt habe ich diesmal mit Baumwollblau/Milchsäure, siehe Bilder unten. Das wird zwar nicht so "bunt" wie die Pianese-Färbung. Allerdings sind mir die Färbungen mit Pianese zu wenig konsistent und die Differenzierung ist für meinen Geschmack zu zufällig wenn man das Ausmaß der Lignifizierung der verpilzten Stelle nicht kennt (siehe Anmerkung von alf weiter oben).

Deshalb diesmal in monotomen Jeans-Blau, gefällt mir durchaus. Man sieht in der ersten Abbildung (20x HC PL Fluotar Objektiv) die Gesamtsituation mit dem Sporangium an der Blattoberseite und dem Aecidium an der Blattunterseite. In den markierten roten Rechtecken sind Schraubengefäße, die sich leicht gegen den Hintergrund abzeichnen. Im Rechteck (a) sind in meinen Augen die Pilzhyphen erkennbar.

Bei 40x-Vergrößerung (Abb. 2) wird offensichtlich, wie sich Pilzhyphen entlang solcher Gefäße voranarbeiten, um die Verbindung zwischen Blattober- und Unterseite herzustellen. Bei der Aufnahme mit dem 100x-Objektiv werden die einzelnen Aeciosporen erkennbar, die noch von einer Zellschicht an der Blattunterseite bedeckt sind.

LG
Jürgen

abb_1_20x.jpg
Abb.1: Aufnahme mit dem 20x-Objektiv (Stack aus 5 Bildern)

abb_2_40x.jpg
Abb.2: Crop aus einer Aufnahme mit dem 40x-Objektiv.

abb_3_100x.jpg
Abb.3: Stack aus 5 Aufnahmen mit dem 100x-Objektiv (immergiert).