Interessante Pilzfunde 48 - Eichen-Feuerschwamm

Begonnen von Bernd Miggel, August 23, 2022, 10:37:17 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Seit vielen Jahren beobachte ich diese stattliche Traubeneiche mit etwa einem Meter Durchmesser. Wenn man vom Bereich des Pilzbefalls absieht, macht sie einen absolut gesunden Eindruck. Sie ist allerdings bis in eine Höhe von acht Metern vom Eichen-Feuerschwamm befallen.  Man beachte die für ,,Feuerschwamm-Eichen" typischen Spechtlöcher im oberen Stammbereich.(Bild 1)

Der Pilz befällt sowohl das Splint- als auch das Kernholz und erzeugt eine Weißfäule vom Typ der ,,Simultanfäule", in deren Verlauf Lignin, Zellulose und Hemizellulose zu etwa gleichen Teilen abgebaut werden (SCHWARZE, F.W.M.R. et al. (1999)). In den Bereichen, in denen das Kambium befallen ist, kann der Baum kein Dickenwachstum mehr durchführen, so dass diese Bereiche eingefallen und farblich aufgehellt wirken. Klopft man mit dem Knöchel gegen diesen Stammbereich, so klingt es hohl. Mithin fehlt hinter der Rinde Holzsubstanz. Der Baum versucht, die Bereiche zu überwallen und damit die Stabilität des Stammes wiederherzustellen. Interessanterweise kann der Eichen-Feuerschwamm die sogen. Zugholzfasern des Holzes nur schlecht abbauen, so dass die Stammstabilität trotz des Befalls noch über viele Jahre hin gewährleistet ist (SCHWARZE, F.W.M.R. et al. (1999)).

Bild 2 zeigt die unteren drei Meter des befallenen Eichenstamms. Man erkennt die mächtigen, seitlichen Überwallungen, mit denen sich der Baum der Holzschwächung entgegenstämmt.

Die Fruchtkörper des Eichen-Feuerschwamms sind mehrjährig und sehr hart. Solange sie noch im Wachstum begriffen sind, zeigt die Fruchtschicht eine auffallende, rostbraune Farbe.

Bild 3 zeigt einen Stammausschnitt mit fünf Fruchtkörpern. Vom sechsten, ganz unten links, sieht man nur noch die braune Befallstelle. Er wurde als Beleg und zum Aussporen abgenommen.

Der größte Fruchtkörper mit einer Breite von 30 cm (Bild 4) ist durch den Zusammenwuchs mehrerer kleinerer entstanden. Er zeigt die typische, schwarze, von Quer- und Längsrissen durchzogene Oberseite alter Fruchtkörper.

Sporen ließen sich leider keine gewinnen. Das lag wohl daran, dass es über viele Wochen hinweg bei hoher Temperatur nicht geregnet hatte. Sogar die Zuhilfenahme eines Baumwollsäckchens mit eingelegtem Objektträger (Bild 5) zeigte nach 48 Stunden keinerlei Erfolg. Da die Sporen mit denen des Tannen-Feuerschwamms in Form und Größe jedoch nahezu identisch sind, kann man sich hier: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42629.msg314275#msg314275 informieren.


Eckdaten des Fundes:
• Pilzart: Eichen-Feuerschwamm (Fomitiporia robusta ((P. Karst.) Fiasson & Niemelä).
• Funddatum 19.08.2022.
• Fundort: Biotop ,,Eichen_Buchenalth_W_Sportpl_Ittersb", bei Karlsbad, Baden-Württemberg.
• Substrat: Stehende, lebende Traubeneiche.
• Boden: Braunerde aus geringmächtiger lösslehmhaltiger Fließerde über Fließerde aus Buntsandstein- Material.
• Belegnummer: Miggel div22006,spitt.

Verwechslungsmöglichkeiten:
• Der Tannen-Feuerschwamm (Phellinus hartigii) wächst an Weißtanne, wird genauso groß und ist nur über den Wirt zu unterscheiden.
• Der Sanddorn-Feuerschwamm (Fomitoporia hippophaicola) wächst an Sanddorn und bleibt kleiner. In den sonstigen Merkmalen unterscheidet er sich ebenfalls nicht.

Weiterführende Literatur:
BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1986): Pilze der Schweiz Bd. 2, Nichtblätterpilze: Nr. 323.
DÖRFELT, H. & RUSKE, E. (2015): Die pileaten Porlinge Mitteleuropas: 288-289.
JAHN, H. (1979): Pilze die an Holz wachsen: Nr. 138.
PÄTZOLD, W.. & BRENNER, B.. (2003): Dokumentation einer Phellinus-Eiche. Südwestdeutsche Pilzrundschau, 39. Jg. Heft 1: 7-14.
SCHWARZE, F.W.M.R., ENGELS, J. & MATTHECH, C. (1999): Holzzersetzende Pilze in Bäumen. Strategien der Holzzersetzung: 136-138.

Beitrag im Fundkorb: https://fundkorb.de/pilze/phellinus-robustus-eichen-feuerschwamm


Viel Vergnügen beim Anschauen!

Bernd



Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080

Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729

Gerd Schmahl

Hallo Bernd,
leider sind das mal wieder keine Bilder zu sehen für mich: Bild 1 und 2 sind schwarze Flächen und die übrigen gar nicht da. :'( Am sichersten ist es wirklich, die Fotos in der richtigen Reihenfolge an den Beitrag anzuhängen.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bernd Miggel

Hallo Gerd,
danke für den Tipp! Hab's schon in Ordnung gebracht.
lg - Bernd