Interessante Pilzfunde 54 – Doppeltbescheideter Riesenstreifling

Begonnen von Bernd Miggel, November 03, 2022, 12:05:08 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Betritt man im Spätherbst nach lang anhaltender, feuchtwarmer Witterung einen Laubwald auf Kalkboden, dann kann man manchmal ins Schwärmen geraten: Der Wald ,,explodiert" geradezu vor lauter Pilzen. So erging es auch uns, den Mitgliedern des Hornberger Mykol. Arbeitskreises, als wir am 1. November 2022 einen solchen Wald im südlichen Kraichgau in Baden-Württemberg betraten.
Ein besonders eindrucksvoller Fund war der hier vorgestellte Doppeltbescheideter Riesenstreifling Amanita ceciliae, der in vielen Exemplaren, einzeln oder in Gruppen, wuchs.

Lebensweise
Der Doppeltbescheidete Riesenstreifling liebt basenreiche Böden, z.B. Lehmböden über Muschelkalk, und geht eine Mykorrhiza überwiegend mit Laubbäumen, wie z.B. Eichen, Rotbuchen, Hainbuchen, ein.

Bernd Miggel

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#1
Eckdaten des Fundes
•   Pilzart: Doppeltbescheideter Riesenstreifling (Amanita ceciliae (Berk. & Broome) Bas).
•   leg.: Mykol. AK Hornberg, det.: B. Miggel.
•   Funddatum: 6.11.2022.
•   Fundort: Kalklaubwald östl. Keltern-Niebelsbach, Baden-Württemberg.
•   Boden, Geologie: Pelosol-Braunerde aus Fließerden auf Unterem und Mittlerem Muschelkalk sowie Pararendzina, häufig rigolt, aus Hangschutt über Muschelkalk.
•   Begleitbäume: Rotbuchen, Traubeneichen, Hainbuchen, Kiefern, Lärchen.
•   Belegnummer: Miggel div22141,gsmuw.

Makroskopische Merkmale des Fundes
Was beim Anblick eines Fruchtkörpers ins Auge fällt, ist die für einen Scheidenstreifling beträchtliche Größe. Ähnlich den Riesenschirmlingen entwickelt sich der Fruchtkörper aus einem anfänglichen ,,Paukenschlegel-Stadium" und schirmt dann weit auf. Dabei können die Hüte durchaus 15 cm Hutdurchmesser erreichen. Die Stiele sind bis 20 x 3 cm groß und stämmig. Die Hutfarbe reicht von gelbbraun über graubraun und olivbraun bis olivgelb, olivgrün und erinnert farblich an Grüne Knollenblätterpilze. Die Hüte sind mit plackenartigen Hüllresten bedeckt, die anfangs weißlich sind und sich später grau bis dunkelgrau verfärben. Die Stiele sind genattert, anfangs hell bräunlich, später grau. Sie sind typischerweise basal mit mehreren grauen Volvabändern versehen. Daher rührt auch der Name ,,Doppeltbescheideter Riesenstreifling". Die Lamellen sind weiß, breit, dünn, dichtstehend, weich und am Stiel schmal angeheftet.

Bernd Miggel

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#2
Mikroskopische Merkmale des Fundes
Ein wichtiges Merkmal bei der Artbestimmung der Scheidenstreiflinge ist der mikroskopische Aufbau des Volva. Bei der hier beschriebenen Art besteht sie fast nur aus rundlichen Zellen mit 25-50 µm Durchmesser, den sogen. "Spärozysten", und nur wenigen, 3-4 µm breiten Hyphen (Bild 3). Diesen "schwammartigen" Aufbau erkennt man bereits, wenn man ein winziges Volvastückchen im Stereomikroskop betrachtet: Es sieht wie Schaustoff aus. Die wenigen Hyphen können die Volva nur in beschränktem Maße zusammenhalten.
Die Sporen sind kugelig, glatt, dünnwandig und mit kurzen Sterigmen versehen und besitzen beim Fund Durchmesser zwischen 9 und 12 µm (Bild 4).

Bernd Miggel

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#3
Notizen

  • Die Fruchtkörper saßen nur sehr wenig fest im Boden, so dass sie schon fast bei Berührung umfielen.
  • Die Sporen des Fundes liegen im Vergleich mit der Literatur (s.u.) in der Größe an der unteren Grenze bzw. leicht darunter.

Verwechslungsmöglichkeiten

  • Der Ockergraue Riesenstreifling Amanita lividopallescens ist in der Fruchtkörpergröße und auch im Habitat vergleichbar. Seine Volva ist allerdings wesentlich fester. Sie präsentiert sich als bis zu 6 cm hohe, lappige, weißliche bis hellbräunliche, mitunter rostfleckige Scheide, in die der Stiel wie eingepfropft erscheint. Mikroskopisch besteht die Volva überwiegend aus Hyphen; Sphärozysten sind anteilig weniger vorhanden.

Empfehlenswerte Literatur

Viel Vergnügen beim Anschauen!

Bernd



Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080

Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729