Interessante Pilzfunde 57 - Roter Nadelwald-Heringstäubling

Begonnen von Bernd Miggel, November 24, 2022, 14:22:01 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Beim Roten Nadelwald-Heringstäubling Russula xerampelina handelt es sich um eine der eindrucksvollsten Täublingsarten. Mit seinem großen, roten Hut und seinem oft rot geflammten Stiel sticht er dem Pilzfreund sofort ins Auge.

Als eine Art des Nadelwaldes geht dieser Heringstäubling eine Mykorrhiza mit Kiefern, Fichten oder Weißtannen ein. An den Boden stellt er keine besonderen Ansprüche.

Geruch und Geschmack spielen bei der Täublingsbestimmung eine hervorragende Rolle. Unsere Art riecht, wie alle Heringstäublinge, deutlich nach Heringslake und schmeckt mild.

Das folgende Bild 1 zeigt einige Fruchtkörper im sauren Fichtenwald. Foto: Alexander Reichert.

Bernd Miggel

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#1
Mancher Täublingskenner hat im Wald Eisensulfat in wässriger Form oder als Kristall dabei. Bei Heringstäublingen ergibt sich mit Eisensulfat eine grünliche Farbreaktion. Da die meisten anderen Täublingsarten überhaupt nicht (Frauentäubling) oder rosa reagieren, hat man mit dieser Reagenz ein wertvolles Bestimmungs-Hilfsmittel zur Hand.

Makroskopische Merkmale
Der Hut ist zu 120 mm breit, intensiv karminrot (auch weinrot, purpurrot, blutrot) gefärbt und besitzt ein fast schwarzrotes Zentrum. Der Hutrand ist glatt oder schwach gerieft, die Huthaut bei feuchtem Wetter klebrig bis schleimig und etwa bis zur Hälfte des Radius abziehbar.
Die Lamellen sind anfangs cremefarben und werden bei reifen Fruchtkörpern ockerlich bis gelblich. Sie sind nicht untermischt und nur wenig gegabelt, die Schneiden oft rötlich überhaucht.
Die Stiele sind komplett weiß oder rot geflammt, manchmal sind sie sogar vollständig rot gefärbt.
Das Fleisch ist im Schnitt weiß, bräunt jedoch an der Luft, wie das auch bei den anderen Heringstäublingsarten der Fall ist.

Das folgende Bild 2 zeigt einen noch jungen, halbkugeligen Fruchtkörper bei Kiefern. Foto: Udo Schäfer.

Bernd Miggel

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#2
Mikroskopische Merkmale
Die Sporen sind mit 8-10 x 7-8 µm recht groß. Die Ornamentierung zeigt bei Anfärbung mit Melzers Reagenz fast isolierte, bis 1 µm hohe Warzen. Die Huthaut besitzt schlanke, in Sulfovanillin nur sehr schwach anfärbbare Pileozystiden.

Verwechslungsmöglichkeiten
Den Purpurfarbenen Heringstäubling (Russula graveolens var. purpurata) könnte man als ,,Zwergausführung" unserer Art ansehen, denn in Bezug auf Habitus und Färbung ist er nahezu identisch, mit maximal 50 mm Hutdurchmesser jedoch wesentlich kleiner. Außerdem geht er eine Mykorrhiza mit Laubbäumen, vorzugsweise Eichen, ein.
Der Kirschrote Speitäubling (Russula emetica) besitzt ebenfalls einen roten Hut, doch sind Lamellen und Stiel reinweiß, und seine Huthaut ist komplett abziehbar. Außerdem ist er wesentlich kleiner, riecht nicht nach Heringslake und schmeckt äußerst scharf.

Literatur
•   Ein Feldschlüssel für Täublinge
KRÄNZLIN F. (2000): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 217.
EHRLICH, J. (2018): Heringstäublinge in Berlin/Brandenburg. Der Tintling 3 (2018): 55-64
EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea 43: Nr. 54.
MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge: Nr. 107a.
http://tintling.com/pilzbuch/arten/r/Russula_xerampelina.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Roter_Herings-T%C3%A4ubling
https://fundkorb.de/pilze/russula-xerampelina-roter-heringst%C3%A4ubling


Viel Vergnügen beim Anschauen!
Bernd




Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080

Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729


3nzo

Hallo Bernd,
Danke für das Teilen Ihrer Beobachtungen, immer sehr interessant.
Mit freundlichen Grüßen.

Enzo

Bernd Miggel

Hallo Enzo,

gern geschehen! Im Spätherbst und Winter gehen die Pilze nicht aus; dann sind die an Holz wachsenden dran.

lg - Bernd