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Dinobryon sertularia

Begonnen von SNoK / Stephan Krall, März 30, 2023, 22:09:45 NACHMITTAGS

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SNoK / Stephan Krall

Liebes Forum,

im Frühjahr findet man in Tümpel viele Goldalgen, u. a. Synura, Mallomonas und Dinobryon. Auch wenn Dinobryon schon oft gezeigt wurde, zeige ich diesen schönen Organismus einmal mehr nach dem Motto, "alle Jahre wieder".

Die Zellen von Dinobryon sitzen in einem durchsichtigen Kelch, der Lorica. Die Form dieser Lorica, sowie ihre Größe und einige andere Merkmale, helfen bei der Bestimmung. Ich habe mich nach dem Band XVI, Teil 2, 1. Hälfte von Huber-Pestalozzi (1941/1962) für D. sertularia entschieden.

Bei mir waren die Kelche der verschiedenen Organismen zwischen 40 und 45 µm lang, und 12 bis 14 µm breit.

Die Zellen verfügen über zwei Chromatophoren, auf einem davon sitzt ein Augenfleck. Jede Zelle hat zwei Geißeln, eine längere und eine kürzere. Oft sitzen die kleinen Kolonien auf einer Detritusflocke, aber sie schwimmen auch frei im Wasser mit Hilfe dieser Geißeln.

Mittig sind kontraktile Vakuolen zu sehen, aber wo die liegen ist artspezifisch. Der Protoplast ist mit einem kontraktilen Faden im Kelch befestigt.

Die Teilung erfolgt im Kelch. Ein Protoplast bleibt in der Mutterzelle und behält den Augenfleck. Der andere sitzt bei der Teilung an der Wand des Kelches und bildet einen neuen Chromatophoren mit Augenfleck und einen neuen Kelch. Deswegen sitzt dieser neue Kelch an der einen Wand des alten Kelches. So bilden sich die Bäumchen.

Dinobryon kann bei ungünstigen Bedingugen Cysten bilden, die rund sind und einen kleinen Porus haben, der mit einem "Stöpsel" verschlossen ist.

Die Ernährung von Dinobryon ist mixotroph. Sie können also sowohl Fotosynthese betreiben als auch Bakterien einstrudeln. Versuche mit Abdunklung der Chromatophoen haben aber ergeben, dass sie von Bakterien allein nicht leben können.

Dass man Goldalgen im Frühjahr so häufig findet, und erst später z. B. die chlorphyllhaltigen Augentierchen, mag daran liegen, dass ihre fotosynthetischen Stoffe besser an die Lichtverhältnisse im Frühjahr angepasst sind, und auch die mixotrophe Ernährungsweise ihnen hilft, wie auch vielleicht die Temperaturtoleranz gegenüber den Frühjahrstemperaturen. Das ist aber nur eine Idee von mir.

Anbei ein paar Bilder mit Beschriftung der Merkmale, die ich hier genannt habe.

Viel Spaß beim Anschauen,
Stephan


Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

schmidt

"Versuche mit entfernten Chromatophoen haben aber ergeben, dass sie von Bakterien allein nicht leben können."

Hallo Stephan,

das ist interessant, gibt es dazu eine Quellenangabe oder eine Veröffentlichung ?

Viele Grüße
pschmidt
Mikroskope:
Lomo Biolam Ph+; DF; HF-Abbe; Epi HF/DF/Pol; Epi-Fl; //Biolar DIK, IK, Ph variabel+-//
Nikon Eclipse -U  HF; DIK, Ph+, Epi-Fl//
MBS 10

SNoK / Stephan Krall

Lieber pschmidt,

ich habe es etwas falsch dargestellt und bereits im Beitrag korrigiert. Die Chromatophoren wurden natürlich nicht entfernt, das ginge wohl nicht, sondern die Goldalgen wurden ohne Licht gehalten und konnten dann trotz Bakterien nicht überleben. Ich hatte das aus dem Gedächtnis hingeschrieben. Es steht im Kosmos Algenführer auf Seite 82, Box 12 über Mixotrophie bei Algen.

Grüße
Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

KayZed

Lieber Stephan,

du zeigst uns wieder highlight-Aufnahmen deines DMR.
Eine wunderbare Verbindung von sanftem Kontrast und feiner Auflösung.
Das lässt bei mir wieder gewisse Ambitionen aufkommen.

Herzliche Grüße
KlausZ
Zeiss Stemi 508
Zeiss Jenaval Kontrast
Nikon Z7