Interessante Pilzfunde 67 - Reihige Tramete

Begonnen von Bernd Miggel, April 28, 2023, 10:32:25 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Die Reihige Tramete (Neoantrodia serialis), begegnet mir bei Wanderungen im Schwarzwald recht häufig. Dieser saprobiontisch lebende Porling wächst an morschem Nadelholz, das sich in der Optimalphase der Vermorschung befindet, und hinterlässt im Holz eine Braunfäule. Er ist an seinem reihigen Wachstum, seiner hell- bis tabakbraunen Hutoberfläche und seiner weißen Porenschicht gut zu erkennen. Die Rote Liste der Pilze Deutschlands (2016) führt ihn als ungefährdet.
Den hier gezeigten Fund konnte ich Anfang April 2023 am Rand eines Übergangsmoores im Nordschwarzwald machen.

Bernd Miggel

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#1
Makroskopische Merkmale

Die Wuchsform unseres Porlings bezeichnet man als halbresupinat (effus-reflex). An senkrechtem Substrat bildet er kleine, dickfleischige Hüte, die zu waagerechten Reichen zusammenwachsen. Diese Reihen können sich unter optimalen Verhältnissen zu einer ausgedehnten, geschlossene Fläche verbinden. An Substratunterseiten wächst die Art rein resupinat.
Es lässt sich leicht feststellen, dass frische Fruchtkörper weich sind und sich als Ganzes leicht vom Substrat ablösen lassen. Getrocknete Fruchtkörper sind sehr hart.
Versucht man, frische Fruchtkörper mit den Händen zu zerreißen, so  tut man sich schwer: sie sind unheimlich zäh. Die Hutoberfläche unserer Art ist fein filzig und hellbräunlich bis tabakbraun und besitzt keine Kruste. Charakteristisch sind auch die weißliche Zuwachskante und das weiße Fleisch.

Bernd Miggel

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#2
Im Gegensatz zur braunen Hutoberfläche ist die Porenschicht weißlich. Um die Porendichte bei Porlingen zu ermitteln, ist es von Vorteil, die Poren erst einmal über einer definierter Fläche abzuzählen und durch die Fläche zu dividieren. Dadurch gewinnt man die Porenanzahl pro Quadratmillimeter. Mit einem Taschenrechner zieht man von diesem Wert die Wurzel und erhält als Ergebnis die gewünschte Porenzahl pro Millimeter. Hier ergab sich ziemlich exakt ein Wert von 3 Poren pro Millimeter, was mit Angaben in der Fachliteratur - ,,2 bis 4 Poren / mm" - gut übereinstimmt. Von der Form her kann man die Poren als rundlich bezeichnen.

Bernd Miggel

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#3
Mikroskopische Merkmale

Porlinge, die sich im frischen Zustand zäh anfühlen, sind im Fleisch di- oder trimitisch. Die Reihige Tramete ist dimitisch und besteht überwiegend aus dickwandigen Skeletthyphen und nur aus wenigen, dünnwandigen Generativhyphen mit Schnallen.

Um bei Porlingen Sporen zu gewinnen, lässt man die Fruchtkörper über Nacht direkt auf Objektträger ,,abregnen". Dabei sollte man darauf achten, dass die Poren senkrecht stehen, damit ein Absporen möglich ist. Auch sollte man die gesamte Anordnung mit einem Pappbecher abdecken. Bei dem hier beschriebenen Fund konnte ich nur wenige dieser hyalinen, glatten, dünnwandigen Sporen gewinnen. Um sie unter dem Mikroskop überhaupt ausfindig machen zu können, habe ich in Wasser eingebettet und dieses mit einer geringen Menge Phloxin versehen. Erhaltene Maße: L x B = 5,5-8 x 2,3-3 µm; Q = 2,48-2,66.
Hierbei stellt L die Länge, B die Breite und Q den Schlankheitsgrad L/B dar.

Bernd Miggel

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#4
Verwechslungsmöglichkeiten
Der Gemeine Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) wächst ebenfalls an morschem Nadelholz und ist ähnlich gefärbt. Jedoch wächst er nicht derart stark reihig, und seine Hutkanten besitzen eine Kruste. Außerdem sind seine Sporen rundlich und warzig.

Literatur:
BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1986): Pilze der Schweiz Bd. 2, Nichtblätterpilze: Nr. 341.
JAHN, H. (1979): Pilze die an Holz wachsen: Nr. 124.
KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Bd. 1: 480-481
https://fundkorb.de/pilze/antrodia-serialis-reihige-tramete


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080

Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729