Ei eines Rattenbandwurms (Hymenolepis diminuta)

Begonnen von ImperatorRex, Juni 18, 2023, 12:36:24 NACHMITTAGS

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ImperatorRex

Ich untersuche den Kot meines kleinen Hundes gelegentlich auf Parasiten bzw. deren Entwicklungsstadien. Hierzu führe ich eine passive Flotation (https://de.wikipedia.org/wiki/Flotationsverfahren) des Fäzes unter Verwendung einer (gesättigten) Natriumnitrit 31%igen Natriumnitrat Lösung durch.

Zu meiner Überraschung habe ich das Ei von Hymenolepis diminuta, auch Rattenbandwurm genannt in einer Probe vorgefunden:



Die Eier von H. diminuta sind rundlich-oval und messen 60 bis 80 µm × 70 µm. Der Embryo im Ei misst 24 bis 30 µm × 16 bis 25 µm, drei Hakenpaare ( Hexanth-Embryo).

Überraschend insofern, dass Hymenolepis diminuta, auch Rattenbandwurm genannt, ein häufiger Parasit bei Nagetieren ist, Menschen oder Hunde jedoch eher selten bzw. sporadisch infiziert werden. Der Mensch infiziert sich durch die Aufnahme von Zwischenwirten (hauptsächlich Getreidekäfer, Reismehlkäfer und Flöhe), möglicherweise durch kontaminiertem Mehl, Getreideprodukten oder Trockenfrüchten. Zu einer Infektion bei Hunden habe ich auch nur wenige Berichte vorgefunden. Oftmals wird der Befund als eine Scheininfektionen interpretiert, insofern dass diese Eier von infizierten Nagetiere stammen, welche verschluckt und dann wieder ausgeschieden werden. (https://sciendo.com/article/10.1515/helmin-2016-0032, Seite 322).

Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen hier im Forum der sich auch mit koproskopischen Untersuchungen beschäftigt bzw. sich für diese Thema interessiert....

viele Grüße
Jochen

Gerd Schmahl

Hallo Jochen,
ich finde Deinen Beitrag zu diesem "Scheiß"-Thema sehr interessant und lehrreich.
Zitat von: ImperatorRexunter Verwendung einer (gesättigten) Natriumnitrit Lösung
Warum verwendet man so ein teures und nicht ganz ungiftiges Zeug? Ich habe bisher - und auch in dem verlinkten Wikipedia-Artikel - immer nur von Kochsalz-, Zinkchlorid- oder Zuckerlösungen bzw. Gemischen aus diesen gelesen.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

ImperatorRex

#2
Hallo Gerd,
ZitatWarum verwendet man so ein teures und nicht ganz ungiftiges Zeug? Ich habe bisher - und auch in dem verlinkten Wikipedia-Artikel - immer nur von Kochsalz-, Zinkchlorid- oder Zuckerlösungen bzw. Gemischen aus diesen gelesen.

Eine gute Frage. Tatsächlich muss ich mich korrigieren, bei der Flotationslösung handelt es sich um eine Natriumnitrat Lösung und nicht um Natriumnitrit.
Ich habe die Lösung zusammen mit Flotationsgefäßen als Komplett-Set erworben, insofern habe ich mir (damals beim Erwerb derselben) nicht besonders viele Gedanken über alternative Flotationsmedien gemacht.
Zur Eignung der Flotationsmedien gibt es auch sehr unterschiedliche Hinweise und Empfehlungen. Es gibt ja sehr viele unterschiedliche Parasitenklassen, und bestimmte Flotationsmedien mögen zum Beispiel besser für Protozoen Zysten geeignet sein als andere.
Aber auch hierüber gibt es unterschiedliche Einschätzungen bzw. Untersuchungen. Eine sehr detaillierte Untersuchung bzw. Zusammenfassung findet sich in der Dissertation von Amelie Kraemer, "Validierung ausgewählter koproskopischer Untersuchungsmethoden zum direkten Nachweis parasitärer Stadien verschiedener Parasitenspezies der Haussäugetiere." (https://d-nb.info/978209958/34)

Viele Grüße
Jochen

rlu

#3
Hallo Jörg,

ist zwar ein K-Thema, aber unheimlich interessant. Die ganzen Eier und Parasiten sind eigentlich ein dankbares Thema,
weil sie groß genug sind, dass man sie unter dem Mikroskop bestimmen kann.

Das Bild kommt von diesem Beitrag:
Bandwürmer und Bandwurm-Eier unter dem Mikroskop und worauf man bei der Mikroskopie achten sollte
"Hymenolepsis bezieht sich auf dünnwandige Eier"
"Ich stelle mir immer vor, dass der Rattenfänger von Hameln/Kette von Ratten), einen Rattenbandwurm hatte(Eselsbrücke)"
Sie beobachtet das gut.

Die Dissertation muss ich mir noch genauer anschauen.

Habe vom Ronald Schmäschke die koproskopische Diagnostik von Endoparasiten daheim. S127

Eine REM-Aufnahme von den Eiern wäre auch interessant. Stichwort Embryonalhäkchen, Streifen, Haken.

http://www.medical-labs.net/hymenolepis-nana-vs-hymenolepis-dimunota-2325/
Unterscheidung von Rattenbandwurm(Hymenolepsis diminuta) und Zwergbandwurm(Hymenolepsis nana)

Das ist eine super Aufnahme: DIC oder schiefe Beleuchtung?

Liebe Grüße
Rudolf

rlu

#4
Hallo,

mach den Pac-Man
https://www.youtube.com/watch?v=VQ11BVnmsfo
die anderen Inhalte muss man ausblenden, bzw. Ton aus.

Und das Ei lebt.

Gehe davon aus, dass das Bandwurmglied noch im Körper aufbricht .
"Aufgrund einzelner Körperabschnitte, die als Proglottiden bezeichnet werden, erscheinen besonders die Echten Bandwürmer gegliedert."
Bandwürmer/wiki


ImperatorRex

Vielen Dank Rudolf für Deine Ergänzungen.
Das verlinkte Video fand ich auch sehr informativ, eine schöne Einführung für den Einstieg. Ein bisschen überrascht war ich, dass viele Dunkelfeldaufnahmen gezeigt wurden.
Nach meiner Erfahrung zeigen die üblichen Kontrastverfahren (HF, evtl. mit schiefer Beleutung, Pako, DIC) die bestimmungsrelevanten Details besser als Dunkelfeld. Hier sind die Überstrahlungsartifakte eher störend.
   
ZitatDas ist eine super Aufnahme: DIC oder schiefe Beleuchtung?
Ja, die Aufnahme habe ich mit DIC gemacht.

viele Grüße
Jochen