Interessante Pilzfunde 108 – Südlicher Riesen-Streifling

Begonnen von Bernd Miggel, Februar 09, 2024, 11:23:48 VORMITTAG

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Bernd Miggel

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Einführung, Lebensweise und Verbreitung


Der stattliche Südliche Riesen-Streifling Amanita battarrae (Boud.) Bon ist eine Art der mediterranen bis submediterranen Klimazone, im temperaten und borealen Bereich kommt er nicht vor. Dort wächst er auf basenreichen Böden und geht eine Mykorrhiza mit Laubbäumen wie z.B. Rotbuchen, Hainbuchen, Esskastanien, Linden, Eichen, Haseln oder Pappeln ein. In der Roten Liste Pilze Deutschlands (2016) wird die Art meines Wissens nicht genannt.
In Deutschland kommt der Pilz nur an sehr wärmebegünstigten Orten vor, z.B. im Bodensee-Gebiet, woher auch der hier in gezeigte Fund rührt.
Uwe Winkler war so freundlich, seine Fruchtkörperfotos für dieses Portrait zur Verfügung zu stellen. ,,Seine" Exemplare findet er bei Konstanz in einer Höhe von 420 mNN unter alten Eichen, Rot- und Hainbuchen. Sie erreichen dort eine Fruchtkörperhöhe von bis zu 20 cm und einen Hutdurchmesser von bis zu 15 cm. Begleitpilze sind dort Stinktäublinge, Milde Kammtäublinge und andere Scheidenstreiflinge.

Bild 1
– Reifes Exemplar bei Rotbuchen, Notizen im Text. Foto: Uwer Winkler.

Bernd Miggel

#1
Makroskopische Merkmale
weitgehend nach LUDWIG 2012 und GMINDER (s.u. Literatur 1. bzw. 2.)

Sehr großer, kräftiger Fruchtkörper. Hut bis zu 15 cm breit, jung eiförmig, reif flach konvex mit angedeutetem Buckel, ohne Velumreste auf dem Hut, graubraun mit starker, bis zu einem Drittel des Radius reichender Riefung, und mit deutlicher, radialer Zonierung. Lamellen dichtstehend, Fläche und Schneide weiß, alt creme.  Stiel bis zu 20 cm hoch, weißlich bis hell graubräunlich, undeutlich schuppig. Volva in Form einer hohen (z.B. 7 cm), offenen, dicken (z.B. 3 mm) Scheide, die weiß bis ockerlich, mitunter rostfleckig ist. Fleisch weiß, mild, geruchlos.

Die Farbe des frisch ausgefallenen Sporenpulvers ist weiß.


Bild 2 (oberes Bild) – Junger, noch eiförmiger Fruchtkörper, mit deutlicher Hutzonierung. Foto: Uwer Winkler.
Bild 3  (unteres Bild) – weiße Volva mit leichter ockerfarbener Fleckung. Foto: Uwer Winkler.

Bernd Miggel

#2
Mikroskopische Merkmale (nach LUDWIG 2012)

Sporen rund bis rundlich, glatt, hyalin, 9-15 x 9,5-11,5 µm, mit einem Schlankheitdgrad Q = 1,0-1,08.


Notizen
•    Unter dem Namen Amanita battarrae wurde bei uns zeitweilig der Zweifarbige Scheidenstreifling verstanden. Siehe dazu 2. unter Literatur.

Ähnliche Arten
•    Der Zweifarbige Scheidenstreifling (Amanita umbrinolutea (Gillet) Bataille) besitzt weniger Grauanteile in der Hutfarbe. Auch ist er deutlich schmächtiger, und die Hutzonierung ist stärker ausgeprägt. Schließlich ist sein Habitat der saure Nadelwald, zudem wächst er - im Gegensatz zu unserer hier beschriebenen Art - auch in der temperaten und borealen Klimazone.

Literatur
1.    LUDWIG, E. (2012): Pilzkompendium Bd. 3: Nr. 99.4.
2.    https://forum.dgfm-ev.de/thread/2344-amanita-battarrae/
(abgerufen am 7.2.2024).
3.    NEVILLE P, POUMARAT S, REDEUILH G (2009) Amanita battarrae (Boud.) Bon et A. umbrinolutea (Gillet) Bataille, deux espèces différentes. In NEVILLE P, POUMARAT S (2009) Quelques espèces nouvelles ou mal délimitées d'Amanita de la sous-section Vaginatae. Fungi non delineati LI-LII: 141-176 + phot. 31-36.
4.    https://fundkorb.de/pilze/amanita-battarrae-s%C3%BCdlicher-scheidenstreifling



Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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