Interessante Pilz- und Flechtenfunde 129 – Verkahlender Baumbart

Begonnen von Bernd Miggel, März 29, 2024, 18:14:17 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Verkahlender Baumbart (Usnea glabrescens)

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Bild 1 - 20240225-Usnea-spec. (3a), Udo Schäfer, 800x.jpg
Bild 1 –Thallus von Usnea glabrescens mit buschigem Wachstum und mit durcheinander wachsenden Ästen. Foto: Udo Schäfer.

Bild 2 - 20240225-Usnea-spec. (4a), Udo Schäfer, 800x.jpg
Bild 2 – Ausschnitt aus Bild 1. Foto: Udo Schäfer.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung (nach WIRTH 1995)

Auf den ersten Blick könnte man den in Deutschland äußerst seltenen Verkahlenden Baumbart (Usnea glabrescens) für den Gewöhnlichen Baumbart (U. filipendula) halten. Doch es gibt wesentliche Unterschiede, siehe ,,Morphologische Merkmale". U. glabrescens kommt in montanen bis hochmontanen und subalpinen Lagen vor, z.B. in kaltluftstauenden Mulden, vor allem an freistehenden Nadelbäumen oder an Holzpfählen. Die Art wird in der Roten Liste Deutschlands (2011) in der Gefährdungskategorie 1 (Vom Aussterben bedroht) geführt.

Das Exsikkat eines Fundes auf 700 mNN sowie die Bilder 1  bis 4 erhielt ich dankenswerterweise von Udo Schäfer, Schramberg, Schwarzwald.

Bild 3 - 20240225-Usnea-spec. (1a), Udo Schäfer, 800x.jpg
Bild 3 – Nur die Basis des Hauptastes mit zahlreichen Fibrillen.Foto: Udo Schäfer.


Morphologische Merkmale (nach WIRTH 1995)

Usnea glabrescens gehört mit einer Thalluslänge von bis zu 12 cm zu den größeren Bartflechte-Arten. Ihre Wuchsform ist recht variabel, mal wächst sie mehr buschig mit durcheinander wachsenden Ästen (Bilder 1 und 2), mal eher herablaufend mit fast parallelen Hauptästen. Die Äste sind fast kahl, d.h. fast ohne Fibrillen (Bilder 3 und 4). Lediglich die Basis der Hauptäste ist dicht mit Fibrillen belegt (Bild 3). Allerdings sind die Äste dicht mit Flecksoralen bestückt, Isidien fehlen komplett. Apothecien kommen nur sehr selten vor. Zieht man einen Ast vorsichtig in Längsrichtung, wird der weiße Zentralstrang freigelegt, ein typisches Merkmal aller Usnea-Arten (Bild 5).

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Bild 4 – Nebenast völlig fibrillenlos. Foto: Foto: Udo Schäfer.

Bild 5 - (C,S4), Bernd Miggel_b, txt, 800x.jpg
Bild 5 – Auseinandergezogener Nebenast: Rinde r, Zentralstrang z, Sorale s, Fibrille f. Foto: Bernd Miggel.

Farbreaktionen (K: Kalilauge 10-20%, C: Natrium-Hypochlorit, KC: erst K dann darauf C, P: para-Phenylendiamin):
Rinde, Zentralstrang/Mark K-, C-, P-

Ähnliche Flechtenarten (nach WIRTH 1995)
• Der Gewöhnliche Baumbart (Usnea filipendula) wird bis zu 30 cm lang, ist stets länger als breit und wächst hängend mit vorwiegend parallelen Hauptästen. Die Äste sind dicht mit bis zu 1 cm langen Fibrillen versehen, außerdem mit halbkugeligen bis kurz zylindrischen Papillen und mit Isidiengruppen oder isidiös werdenden kleineren Soralen. Zudem sind die makrochem. Farbreaktion völlig anders, nämlich Mark K+ rot, C-, P+ orange.

Literatur
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 946-947.
• WIRTH, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.

Internet (abgerufen am 29.3.2024)
1. https://www.naturbasen.dk/art/19233/usnea-glabrescens
2. https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=2435
3. http://www.stridvall.se/lichens/gallery/Usnea/NIKA6092?full=1
4. http://www.stridvall.se/lichens/gallery/Usnea/NIKA6090?full=1

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Viel Freude beim Anschauen!
Bernd