Interessante Pilz- und Flechtenfunde 137 – Trompeten-Becherflechte

Begonnen von Bernd Miggel, April 09, 2024, 17:28:24 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Trompeten-Becherflechte (Cladonia fimbriata)

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Bei Norbert Kühnberger möchte ich mich für Bild 2 bedanken.

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Bild 1 – Eine größere Population grünlichgrauer Cladonia fimbriata am Straßenrand auf feuchtem Holz und feuchter Erde Foto: Liss Hoffmann.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Zu den leicht kenntlichen Becherflechten-Arten gehört die häufige Trompeten-Becherflechte (Cladonia fimbriata). Man erkennt sie am schlanken, gleichmäßigen Wuchs, der hellen, graugrünen Farbe und daran, dass Apothecien meist fehlen (Bild 1). Sie wächst auf saurem, sandigem Boden, vermorschtem Holz oder an der Basis von Baumstämmen.

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Bild 2Cladonia fimbriata in Gemeinschaft mit Parmelia sulcata. Foto: Norbert Kühnberger.



Morphologische Merkmale (in Anlehnung an WIRTH & DÜLL 2000)

Die Podetien von Cladonia fimbriata besitzen Becher, sind gleichmäßig schlank und dünnstielig, in der Farbe grau, grünlichgrau oder grünlich und bis etwa 20 mm hoch. Die Becher haben eine Breite bis zu 4 mm, tragen häufig bräunliche Pyknidien (Bilder 4 und 5) und sehr selten Apothecien. Die grundständigen Blättchen sind grünlich und nur bis ca. 1 mm breit.

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Bild 3 – Detailaufnahme. Die grundständigen Blättchen sind klein und wenig zahlreich. Foto: Liss Hoffmann.

Bild 4 -  (B,R8,S4)Pyknidien hell_b, 800x.jpg
Bild 4 –  Becher von Cladonia fimbriata mit mehlig-sorediöser Oberfläche und mit bräunlichen Pyknidien. Foto: Bernd Miggel.

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Bild 5 –  Die Pyknidien (bräunliche Punkte) von Cladonia fimbriata im Detail. Foto: Bernd Miggel.

Farbreaktionen (K: Kalilauge 10-20%, C: Natrium-Hypochlorit, KC: erst K dann darauf C, P: para-Phenylendiamin):
K-, C-, KC-, P+ orangerot

Notizen
• Von den vierzig Cladonia-Arten, die DÜRHAMMER 2003 für Regensburg aufführt, sind nicht alle mit bloßem Auge, einer Lupe und mit der Tüpfelreaktionen bestimmbar. Bei einigen Arten muss man zusätzlich die sogen. ,,Dünnschicht-Chromatographie" heranziehen, ein Verfahren, das dem Amateur im Allgem. nicht zur Verfügung steht.

Ähnliche Flechtenarten (in Anlehnung an WIRTH & DÜLL 2000)
• Die Echte Becherflechte (Cladonia pyxidata) und die  Grünliche Becherflechte (Cladonia chlorophaea) sehen der hier beschriebenen Flechte ähnlich, doch sind ihre Podetien gedrungener im Wuchs, und ihre Oberfläche ist nicht mehlig-sorediös, sondern körnig, warzig oder schollig.

Literatur
• DÜRHAMMER, O. (2003): Die Flechtenflora von Regensburg. – Sonderdruck aus: HOPPEA, Denkschriften der Regensburgischen Bot. Ges. Bd. 6: 143-144.
• KIRSCHBAUM, U. & WIRTH, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 89.
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 324-326.
• JAHNS, H.M. (1980): Farne – Moose – Flechten Mittel-, Nord- und Westeuropas. – BLV-Bestimmungsbuch: Nr. 500.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 57.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.

Internet (abgerufen am 3.4.2024)
1. https://britishlichensociety.org.uk/resources/species-accounts/cladonia-fimbriata
2. https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=621
3. http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



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liftboy

Hallo Bernd,

da will ich doch  aus meiner Sammlung auch was dazutun:
Erdaufwuchs auf meinem Fichtenbonsai (ca. 20Jahre alt)

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Bernd Miggel

Danke Wolfgang!
Man sieht die Art sehr schön grün durchgefärbt in allen Entwicklungsstadien.
lg - Bernd