Botanik: Cycas revoluta (Sagopalmfarn) *

Begonnen von Fahrenheit, Februar 21, 2010, 21:29:34 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebes Forum,

vor einigen Tagen habe ich von Michael Dillberger zwei Präparate von Cycas revoluta, dem Sagopalmfarn erhalten. Auch an dieser Stelle nochmals meinen herzlichsten Dank für diese aussergewöhnlichen Präparate!
Die Anatomie der sehr urtümlichen Gymnosperme, die nichts mit der Sagopalme (Metroxylon sagu) gemein hat, weicht im Detail doch deutlich von den bekannteren Bauplänen ab. Weshalb ich hier noch einmal Bilder von Michaels Präparaten zeigen möchte, auch als Ergänzung zum Beitrag von Anton Büschlen.

Zunächst zur Cycas revoluta selbst: diese gehört über die Familie Cycadaceae in die Ordnung Cycadales (Palmfarne).
Sie ist zweihäusig getrenntgeschlechtlich und bildet somit auf unterschiedlichen Pflanzen weibliche und männliche Blüten aus, die entfernte Ähnlichkeit mit Zapfen der Nadelbäume haben:

Bild 1: Cycas revoluta, weibliche Pflanze mit reifenden Samen, Aufnahme von Rickjpelleg


Bild 2: Cycas revoluta, männliche Pflanze mit junger Blüte, eine eigene Aufnahme aus den Gewächshäusern des Botanischen Gartens der TU Darmstadt, entstanden auf der Kornrade 2009


Die Cycas wächst - ähnlich wie Palmen - von einem 'Herz' an der Spitze des Stammes. Ältere Blätter und auch die Sporophylle, die den weiblichen Blüten-'Zapfen' bilden, wandern somit im Rahmen des Pflanzenwachstums zur Seite und bilden einen weiteren 'Ring' am Stamm.
Dies sieht man schön, wenn die weibliche Cycas revoluta nach dem Reifen der Samen neue Wedel austreibt.

Bild 3: Weibliche Pflanze mit neu austreibenden Wedeln, Aufnahme von Esculapio


Wer weitere Informationen zu dieser interessanten Art haben möchte, wird z.B. bei der englischen Wikipedia fündig.

Nun zu Michaels Präparaten: eines ist ein Querschnitt durch eine Blattfieder, das andere ein Wurzelquerschnitt. Beides sind Paraffinschnitte von 20 bzw. 12 µm Dicke. Die Färbung der Blattfieder ist W3A nach Wacker, die Wurzel ist mit Etzold Grün gefärbt.

Zunächst einige Eindrücke von der Blattfieder.

Bild 4: Zentralstrang mit Leitbündel, Vergrößerung 50x, Stapel aus 7 Bildern


Bild 5: das Leitbündel, Vergrößerung 200x, Stapel aus 10 Bildern, leider etwas unscharf, wegen der nicht ganz optimalen jpg-Kompression des Aufmaßprogramms.

Ph - Phloem
XL - Xylem
Sk - Sklerenchym
D  - Beispielhaft einige Drusen
T  - 'Riesentüpfel'

Bild 6: eine Kante der Blattfieder, Vergrößerung 100x, Stapel aus 6 Bildern


Bild 7: Eine beschriftete Einzelaufnahme von Detlef Kramer, ebenfalls von einem Präparat von Michael Dillberger


Einige der anatomischen Besonderheiten nun nochmal als Detailbilder,

Bild 8: Palisadenparanchym mit lignifizierten Zellwänden unter der zweilagigen Epidermis. Diese Pflanze ist eine Festung!  :). Vergrößerung 400x, Stapel aus 10 Bildern


Bild 9: Ein einzelner Blattspalt mit stark eingesenkter Schließzelle als Anpassung an die Trockenheit, wie er auch auf Anton Büschlens und Detlef Kramers Bildern zu sehen ist. Die Vorhöhle ist ca. 43µm tief. Auch hier gut zu sehen: fast alle Zellen haben durch Lignifizierung rot gefärbte Zellwände. Vergrößerung 400x, Stapel aus 10 Bildern.


Bild 10 und 11: 'Riesentüpfel' in den Zellwänden der Zellen des Schwammparenchyms. Zunächst in der Aufsicht, dann im Querschnitt. Auch hier lignifizierte Zellwände. Die Tüpfel haben im Schnitt einen Durchmesser von 5 bis 10µm, größere Exemplare auch über 20µm. Beide Bilder 400x, Stapel aus 16 bzw. 6 Bildern.



Nun noch einige Bilder vom zweiten Präparat mit dem Wurzelquerschnitt.

Bild 12: Das zentrale Leitbündel besteht aus 4 Einzelbündeln. Vergrößerung 50x, Stapel aus 8 Bildern.


Bild 13: ein einzelnes Leitbündel. Man erkennt eine feine Endodermis, die den gesamten Zylinder umschließt. Vergrößerung 100x, Stapel aus 5 Bildern.

Xl - Xylem
Pl - Phloem

Bild 14: In Parenchym der Wurzel gibt es viele Zellen mit Calciumoxalat-Drusen und andere mit eingelagerter Stärke. Es sieht so aus, als würde jedes einzelne Stärkekorn um einen Kristallisationskeim wachsen. Die größere der zwei Drusen im Bild hat einen Maximaldurchmesser von 44µm, die Stärkekörner messen durchschnittlich 6µm. Vergrößerung 400x, Stapel aus 9 Bildern.  


Bild 15: zum guten Schluss noch eine Aufnahme der Rhizodermis. Vergrößerung 200x, Stapel aus 6 Bildern.


Die Aufnahmen entstanden an meinem Leica DME mit N- und C-Plan Objektiven über den Herrmannschen Okularadapter (Leica Periplan 10x 18) mit meiner Canon A520.

Kommentare und Kritik sind wie immer willkommen.

Vielen Dank fürs Lesen und herzliche Grüße!
Jörg

Edit 18.03.2014: Image Banana hat dicht gemacht, also wieder für eine Auffrischung der Bilder gesorgt ... :(
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Jan Kros

Hallo Jörg,

Schöne Bilder und sehr gut dokumentiert.
Ich nehme an das die letzte Bilder vom Wurzel keine Handschnitten sind.

Herzlichen Gruss
Jan Kros

Fahrenheit

Lieber Jan,

bei beiden Präparaten handelt es sich, wie ich oben etwas versteckt schon geschrieben habe, um Mikrotomschnitte von mit Paraffin umschlossenen Proben. Die Dicke beträgt 20µm bei der Blattfieder und 12µm bei der Wurzel.

Die genaue Vorgehensweise (das Rezept) nach dem Michael Dillberger arbeitet, kenne ich allerdings nicht. Wenn Interesse besteht, kann ich einmal nachfragen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Eckhard

Lieber Jörg,

Dir vielen Dank für die schicke Dokumentation und natürlich ein Kompliment an Michael für die schön gefärbten Schnitte.

Herzlicher Gruss
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Fahrenheit

#4
Lieber Eckhard,

auch Dir vielen Dank! Michael hat Deinen Beitrag schon gelesen - ich brauche Dein Lob also nicht weiterzuleiten.  :)

Anbei noch eine Aufnahme der Stärkekörner der Wurzel im polarisierten Licht (Vergrößerung 400x, Stapel aus 11 Bildern). Der dunkelblaue Hintergrund kommt von einem fest in der Kamera verbauten 'Hilfsobjekt' - wahrscheinlich ein Filter vor dem Kamerachip.
Im Bild ist die gleiche Zelle, die auch im Zentrum von Bild 14 zu sehen ist.

Herzliche Grüße
Jörg

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