Interessante Pilz- und Flechtenfunde 147 – Zierliche Gelbflechte

Begonnen von Bernd Miggel, Mai 09, 2024, 09:33:35 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Zierliche Gelbflechte (Rusavskia elegans)

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48585.msg356806#msg356806

Bild 1 - mit Protoparmeliopsis muralis auf SMC2, 800x.JPG
Bild 1 – Zierliche Gelbflechte, gemeinsam mit der Gewöhnlichen Mauerflechte auf Buntsandsteinblock. Foto: Bernd Miggel.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Eine wunderschöne, orangerote Krustenflechte, die Zierliche Gelbflechte (Rusavskia elegans). Sie ist weit verbreitet und ungefährdet, und man findet sie auf saurem bis kalkhaltigem Gestein, auf Mauern, Dachziegeln, Grabsteinen etc. Wir entdeckten die Flechte im April 2024 im Nordschwarzwald. Sie wuchs, gemeinsam mit der Gewöhnlichen Mauerflechte (Protoparmeliopsis muralis) auf mehreren besonnten Sandsteinblöcken, die dort als Parkplatzbegrenzung dienten.

Bild 2 - Rusaskia elegand, B. Miggel, 800x.JPG
Bild 2 – Rosettenförmig gewachsener, 20 mm breiter Thallus, im mittleren Bereich Apothecien, außen Loben. Foto: Bernd Miggel.


Morphologische Merkmale (in Anlehnung an WIRTH & DÜLL 2000)

Das Lager (Thallus) ist orangerot bis rot, wächst gleichmäßig rosettig und wird bis zu 30 mm breit. Die Läppchen (Loben) sind lang und schmal, gleichmäßig strahlig, am Ende fingerförmig angeordnet und bis zu 1 mm breit. Wichtig: Sie sind gewölbt, und ihre Ränder sind heruntergebogen. Becher (Apothecien) sind stets vorhanden, zur Thallusmitte hin gehäuft und bis 1,5 mm breit. Ihre Farbe stimmt mit der des Thallus überein. Vegetative Vermehrungsorgane (Isidien, Sorale) fehlen.

Bild 3 - Details, 800x.JPG
Bild 3 – Detail: Apothecien und strahlig angeordnete, am Ende fingerförmige, leicht gewölbte Loben. Foto: Bernd Miggel.


Farbreaktionen
K+ violettrot, C-, P-

Verwechslungsmöglichkeiten (in Anlehnung an WIRTH & DÜLL 2000)
• Die Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthoria parietina) wird normalerweise größer, besitzt breitere, flache, schwerpunktmäßig gelbe Loben.
• Die Vielfrüchtige Gelbflechte (Xanthoria polycarpa) besitzt nur bis 0,5 mm breite Lappen, die zudem durch die Apothecien so gut wie verdeckt werden.

Literatur
• DÜRHAMMER, O. (2003): Die Flechtenflora von Regensburg. – Sonderdruck aus: HOPPEA, Denkschriften der Regensburgischen Bot. Ges. Bd. 6: 338.
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 972-976.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 106.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.
• WIRTH, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 1024-1026.
• WIRTH, V. & KIRSCHBAUM, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 200.
http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Rusavskia_elegans
https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/flechtenbilder-v


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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