Interessante Pilz- und Flechtenfunde 151 – Heide-Hutflechte

Begonnen von Bernd Miggel, Mai 15, 2024, 07:27:20 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Heide-Hutflechte (Lichenomphalia umbellifera)

Ein großes Dankeschön an Hermine Lotz für ihre phantastische Ausarbeitung Bild 3.

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Bild 1 - Omphalina ericetorum, B. Miggel, 800x.JPG
Bild 1 – Die Heide-Hutflechte (Lichenomphalia umbellifera) zwischen Torfmoosen. Foto: Bernd Miggel.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Nur bei sehr wenigen Flechtenarten handelt es sich beim beim Pilzpartner (Mykobiont) um einen Ständerpilz (Basidiomycet). Zu diesen Basidiomyceten-Flechten gehört die hier gezeigte Heide-Hutflechte (Lichenomphalia umbellifera, Synonym Omphalina ericetorum). Hier wird der Mykobiont durch einen kleinen Lamellenpilz mit Nabelingshabitus repräsentiert. Man findet die Heide-Hutflechte im Frühjahr in feuchten, kühlen Lagen auf bemoosten, morschen Ästen oder Stümpfen oder über saurem Gestein zwischen Moosen, kaum einmal in der Ebene, eher in montanen bis hochmontanen Lagen. Ich fand die Art regelmäßig bei Hornberg im Mittleren Schwarzwald an einem feuchten Hang aus Granitgeröll, wo die Flechtenlager (Thalli) Torfmoosstämmchen (Sphagnum) überzogen. Die Rote Liste der Flechten Deutschlands (2011) führt sie in der Kategorie 3 (gefährdet).

Bild 2 - Omphalina ericetorum, Bernd Miggel, 800x.JPG
Bild 2 – Lauchgrünes Flechtenlager überzieht das Substrat. Foto: Bernd Miggel.


Morphologische Merkmale (in Anlehnung an Wirth et al. 2013)

Der Fruchtkörper enthält keine Algen. Er ist bis 30 mm hoch, cremefarben bis hellbräunlich, der Hut bis 20 mm breit, dünnfleischig, meist stark gerieft, der Stiel in etwa zylindrisch und röhrig, die Lamellen stark am Stiel herablaufend und sehr entfernt stehend. Geruch und Geschmack sinnd praktisch nicht vorhanden.
Sporen 7–11 × 5–8 µm. Basidien 1-, 2-, 4sporig.
Das grundständige Lager (Thallus) ist lichenisiert und besteht aus dunkel bläulichgrünen, winzigen Kügelchen. Die Kügelchen bestehen aus Algengruppen der Gattung Botrydina, umgeben von einem Hyphenmantel des Mykobionten. Beim Fund überziehen sie dichtgedrängt die Stängel von Torfmoos. Die Fotos (Bild 3) zeigen, wie die Algenkügelchen (es sind mehrere Algenzellen pro Kügelchen) von Pilzhyphen zusammengehalten und umsponnen werden. Gefärbt wurde mit Baumwollblau-Lactophenol, welches hier nur die Pilzhyphen anfärbt.

Bild 3 - Botrydina, Hermine Lotz, 1200x.jpg
Bild 3 – Collage ,,Botrydina". Fotos: Hermine Lotz.

Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Lichenomphlia-Arten
• Muschel-Hutflechte (L. hudsoniana): Fruchtkörper bis 3 cm hoch. Stiel anfangs leicht lila, dann weißlich, Hut cremefarben bis leicht bräunlichgelb, bis 1,5 cm breit, Lamellen kaum herablaufend. Thallus aus rundlichen bis muschelförmigen, flachen bis randlich aufgebogenen Schuppen.
• Alpen-Hutflechte (L. alpina): Hut zitronengelb, tief gelb bis orange. Thallus aus dichtstehenden d.grünen Kügelchen (Botrydina),
• Samtige Hutflechte (L. velutina): Hut dunkelbraun, zuletzt graubraun. Thallus aus dichtstehenden d.grünen Kügelchen (Botrydina).

Literatur
• LUDWIG, E. (2001): Pilzkompendium Bd. 1: Nr. 55.13.
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 818-820.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.
• WIRTH, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 701-703.
https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=1364
http://www.lichensmaritimes.org/index.php?task=fiche&lichen=480&lang=en


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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reblaus

Hallo Bernd -

es nicht alles gibt!
Eine Frage dazu: Dient das Sphagnum nur als Unterlage oder gibt es da auch direkte Verbindungen (ähnlich wie bei manchen Mykorrizen) ?

Gruß

Rolf

beamish

Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

mikrowastl

Vorstelllung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33417.0
Axiostar plus /Wild M7s

Bernd Miggel

Herzlichen Dank für eure Kommentare!
Das Sphagnum dient der Flechte nur als Unterlage.
LG - Bernd