Warum gibt es Dünnschliffe nur im Englischsprachigen Raum?

Begonnen von moräne, Februar 24, 2010, 14:16:32 NACHMITTAGS

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moräne

Hallo Dünnschliffliebhaber
Ich frage mich schon lange warum man hier in Deutschland keine Dünnschliffe bekommt. Bevor ich vor einem Jahr zufällig aif den Begriff thin section gekommen bin, war es für mich unmöglich an so etwas zu kommen.
Ich habe an Uni`s nachgefragt, ob man vielleicht kaputte Schliffe hätte, aber da war nichts zu machen.
Nun habe ich da wenig einblick, aber ich könnte mir vorstellen,das da auch etliches mit zu vielen Blasen in den Müll wandert.
In welchem Umfang werden an Unis eigenlich Dünnschliffe produziert,  werden diese dann gesammelt,  was passiert mit dem Ausschuß?
Vieleicht könnte da auch das eine oder andere nicht mehr benötigte zu ebay wandern?
Jetzt gibt es bei c0. uk ja auch einen verkäufer aus den Staaten, welcher eine Menge alter Dünnschliffe verkauft.
Wo er die von Fuess her hat würde mich interressieren, vielleicht aus DDr Instituten?
Was ich in der Hinsicht noch interressieren würde, ist wie man erkennt ob ein Dünnschliff durch die "Strahlenmühle " gegangen ist?

Grüße
Gerd

Holger

Hallo Gerd,

es gibt auch im deutschsprachigen Raum Dünnschliffe - aber sie sind recht teuer. Eine Quelle ist etwa die Firma Krantz in Bonn.

Was die universitäre Arbeit angeht - hm, da spreche ich nicht ganz direkt aus eigener Erfahrung, ich bin schließlich kein Geologe/Petrograph/Paläontologe: Aber ich würde erwarten, dass diejenigen Schliffe, auf die in wissenschaftlichen Publikationen Bezug genommen wird, in den Archiven der geowissenschaftlichen Institute gesammelt werden. Es sind schließlich die Belegstücke zu der jeweiligen Arbeit.

Und ob die Studenten heutzutage tatsächlich noch das Schleifen lernen (bei welcher Gelegenheit dann ggf. "Ausschuß" anfallen könnte), wage ich zu bezweifeln. Das wird alles zentral in einer Werkstatt erledigt, bzw. die Anfänger unter den Studenten lernen das Interpretieren an fertigen Präparaten.

Gruß,
Holger

olaf.med

Hallo Gerd,

während ich geschrieben habe, hat Holger bereits geantwortet. Trotz der Überschneidungen hier auch mein Senf dazu.....

natürlich gibt es auch in Deutschland jede Menge Dünnschliffe. Alleine in unserem Institut z.B. werden jedes Jahr viele Tausende angefertigt. Bei den modernen Fertigungsverfahren gibt es aber praktisch keinen Ausschuß. Außerdem werden diese ja auch nicht für den Markt hergestellt, sondern auf Anforderung der Wissenschaftler, in deren Schubladen sie dann verschwinden. Die Schliffe sind auch nicht aus Gründen der Attraktivität gefertigt worden, sondern gezielt für  wissenschaftliche Fragestellungen. Bei den Schliffen von Fuess aber (über Gemmary vertrieben?) handelt es sich um didaktische Serien für die Lehre, die modernen Anforderungen eigentlich nicht mehr genügen, aber die besonders von Sammlern gesucht werden (daher auch der Preis  >:().

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Capovau

Bei uns im Institut werden die Dünnschliffe sehr stark automatisiert hergestellt. Neben Einzelanfertigungen im Handschliff kommen auch Vollautomaten von Struers zum Einsatz. Ausschuss gibt es so gut wie keinen. Die Proben an sich gehen zu den Auftraggebern und werden begutachtet, verworfen oder gesammelt. In den Müll fliegt wenig. Aber selbst wenn, die Proben sind bei uns selten natürlichen Ursprungs sondern aus glas- und keramischer Herkunft und unterliegen deshalb besonderen Vorschriften, die uns vom Hersteller und Vertragspartner vorgeschrieben werden. Von denen mag keiner, wenn ihr Material in fremde Hände geräte, bzw. wenn ich hier Bilder und Kommentare dazu veröffentlichen würde. Sorry, also auch hier keine Quelle. Die niedlichen Maschinen dafür sind übrigens so teuer, das sie sich für den Privatmann nicht lohnen, es sei denn man machte einen Handel mit den Objekten auf. Aber ob die erzeilbaren Preise tatsächlich den Aufwand rechtfertigen würden, bezweifle ich. Bei uns steckt die Präparation in den Gemeinkosten und wird summarisch in den Projekten aufgerechnet.

Gruß
Thomas

TPL

#4
Hallo Gerd,
Dünnschliffe gibt es zu Hunderttausenden im deutschsprachigen Raum - nur werden die selten oder gar nicht gehandelt.
Dass Dünnschliffe aus englischen Labors wesentlich häufiger angeboten werden mag zwei Gründe haben:

1.) gab und gibt es in Großbritannien mehrere sehr aktive Mikroskopie-Klubs (z.B. die Postal Microscopical Society oder der Queckett Microscopical Club), die auch Dünnschliffe unter ihren Mitgliedern verschickt haben. Dann gibt es auch noch ganze Dünnschliff-Serien der Open University, die zum Heimstudium versendet werden.

2.) In den 1980er Jahren wurden viele Geology Departments an britischen Universitäten geschlossen, darunter auch sehr renommierte Institute in Sheffield, wo die Dünnschliff-Petrografie ihren Anfang nahm. Ich vermute, dass Teile der Bestände dieser Institute in Privatbesitz "übergingen" und nun, fast 30 Jahre später, durch Haushaltsauflösungen an Nachlass-Aufkäufer und in die Internet-Antiquariate gelangen. Das ist sehr spekulativ, würde sich aber mit Erfahrungen decken, die ich - in wesentlich kleinerem Umfang - in Deutschland gemacht habe.

Übrigens werden auch in unserer 'Anstalt' Dünnschliffe in großer Zahl hergestellt, aber es gilt das, was Olaf und Thomas bereits genannt haben: wenig Ausschuss durch weitgehende Mechanisierung mit Maschinen, die weit oberhalb des Amateur-Budgets liegen. Die meisten Institute der öffentlichen Hand könnten Dünnschliffe kaum wirtschaftlich anbieten, da diese Sorte kommerzieller Kleinst-Leistungen sich nur mit erheblichem Aufwand abrechnen lassen und dazu noch zwingend auf einem Preisniveau liegen müssten, dass auch kommerzielle Hersteller anbieten.

Vielleicht wird sich die Situation ja verbessern, wenn sich solche Geräte wie das System von G. Abele (http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=3527.msg26851#msg26851) breiter durchsetzen.

Schöne Grüße, Thomas

moräne

Hallo Holger, Thomas  Olaf
Leider ist das was ich eben geschrieben habe verschwunden, aber das macht nichts den im letzten Beitrag hat Thomas Tpl ja sehr Ausführliches geschrieben
Bleiben also keine Fragen mehr, und die Möglichkeit von hier etewas zu bekommen geht also gegen null
Die schliffe von Fuess, gab es bei ebay co uk, thin section, ganz runterscrollen von rockdoctoc aus USA
waren nicht so teuer.
Grüße
Gerd

olaf.med

Hallo Gerd,

nur nicht verzweifeln. Wenn Du nur was zum Rumgucken suchst "werden Sie geholfen". Ruf' mich doch einfach mal an (0234 3223519 während der Dienstzeiten).

Gruß,

Olaf
Gerne per Du!

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olaf.med

Hallo Gerd,

ich kann die Fuess Schliffe leider nicht finden. Hast Du eien ebay-Nummer davon?

Danke, Olaf
Gerne per Du!

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Udo Maerz

Hallo moräne,

in den letzten Wochen habe ich ein paar Dünnschliffe für mich angefertigt (sicherlich nicht ganz fehlerfrei wie mit den Automaten hergestellt). Es gibt auch einige Dubletten, die ich zum Mikroskopie-Treffen nach Wuppertal mitbringen werde. Nach dem, was man im Forum bislang lesen konnte, scheint es ja einen kleinen Interessentenkreis dafür zu geben.

Kannst du dabei sein ?


Viele Grüße
Udo Maerz



moräne

Hallo olaf , hallo udo
Von Berlin bis nach Wuppertal ist es mir zu weit.
Komme also nicht dahin.
es ist aber nicht so das ich an mangel an material leide, habe im letzten jahr an die 20 schliffe gekauft und bin im moment dabei zu zeichnen.
und bei nur einer vergrößerung einen schliff in etwa 20 kreisen zu zeichnen dauert zur zeit so eine woche.
habe also noch ein jahr zu tun.
es ist nur so das man mit der zeit süchtig nach dem neuen wird.
grüße
gerd

olaf.med

Sorry, bin neu hier. Was geht wann ab in Wuppertal?

Danke für die Info, Olaf
Gerne per Du!

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Udo Maerz

Hallo Olaf,


schau doch mal unter der Rubrik Mikrotermine nach ---> Treffen der Mikrofreunde in Wuppertal (jetzt am kommenden Samstag!)

Vielleicht auch für dich interressant, die Dünnschliffmaschine, die von Herrn Abele hier im Mikroskopieforum vorgestellt wurde.

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2835.0

Dazu gibt es auch eine homepage: www.duennschliff.com


viele Grüße
Udo Maerz




Peter V.

Lieber Olaf,

Wuppertal ( am kommenden Samstag ) ist eine "offene" Veranstaltung von Siggi Osol, der sich über jeden, der kommt, freuen wird! Eine lockeres Mikroskopikertreffen.
Ich würde mich auch freuen, Dich dort zu sehen....

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Klaus Herrmann

Lieber Olaf,

ZitatIch würde mich auch freuen, Dich dort zu sehen....

dem kann ich mich anschließen! :D

Und dann könntest Du endlich mal in ein ordentliches Polmikroskop schauen ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken