Interessante Pilz- und Flechtenfunde 158 – Gabel-Säulenflechte

Begonnen von Bernd Miggel, Juni 29, 2024, 16:54:06 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Gabel-Säulenflechte (Cladonia furcata)

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Bild 1 – Gabel-Säulenflechte am Fundort. Foto: Liss Hoffmann.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Diesmal möchte ich mit der Gabel-Säulenflechte (Cladonia furcata) eine ,,Becherflechte ohne Becher" vorstellen. Man könnte sie auf Grund ihrer starren, fast stacheligen Lager (Thalli) durchaus auch als ,,Igelflechte" bezeichnen. Unser Fund (Bild 1) hatte einen Durchmesser von etwa 20 cm und wuchs auf einem schon fast zu Humus gewordenen Baumstumpf. Fundort: Nordschwarzwald, schattiger Waldrand, saurer, torfreicher Boden, 720 mNN. Die Art ist in Deutschland weit verbreitet und gilt als ungefährdet.

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Bild 2 – Strauchartiges Wachtum, graugrünliche Podetien, die unten beblättert und oben mehrfach verzweigt sind. Foto: Liss Hoffmann.

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Bild 3 – Bei stärkerer Vergrößerung zeigen sich die aufrecht stehenden, gabelig verzweigten Podetien mit zahllosen, traubig angeordneten, dunkelbraunen Apothecien. Foto: Liss Hoffmann.



Morphologische Merkmale


Die Stämmchen (Podetien) liegen farblich immer irgendwie bei grau, graugrün, braun. Sie sind mehr oder weniger aufrecht stehend, wachsen unregelmäßig sparrig und sind oft gabelig verzweigt. Apikal laufen sie spitz oder stumpf zu (Bild 3). Sie sind röhrig hohl, oft längs aufgerissen, von außen weiß-grün gescheckt und glatt ohne Soredien. Becher gibt es bei dieser Art nicht. Blättchen (Schuppen) findet man nur an den Podetien, Grundschuppen fehlen. Mit der Lupe erst erkennt man, dass unzählige, traubig angeordnete, dunkelbraune Apothecien vorhanden sind (Bild 4).

Bild 4 - Details, M250, BM, x800.jpg
Bild 4 – Details: Gescheckte, hohle Stämmchen mit abstehenden Blättchen (Schuppen) und traubig angeordneten, dunkelbraunen Apothecien. Foto: Bernd Miggel.

Farbreaktionen
K- (nach 2-5 Min. K+ bräunlich); C-; KC-; P+ gelb, dann schnell orange bis rot.

Schlüsseln nach Wirth 1995, S. 300 ff.
Apothecien braun - 1* Podetien glatt (nicht sorediös) - 27 Podetien ohne Becher - 28* Aspekt des Lagers von den Podetien beherrscht - 39* Flechte nicht K+ rasch rot - 40 Podetien glatt - 41* Lager P+ orange - 44 Podetien vielfach dichotom verzweigt - 45* K-, dann K+ braun bis schwarz; einige Podetien ohne Schuppen, andere mit Schuppen ►  C. furcata ssp. furcata.

Notizen
• Oft findet man C. furcata-Populationen mit nur wenigen oder gar keinen Apothecien.
C. furcata besitzt eine breite ökologische Amplitude, hat ihren Schwerpunkt aber auf sauren Böden.

Ähnliche Arten
• Die Falsche Rentierflechte (Cladonia rangiformis) ist viel regelmäßiger verzweigt, da die von einer Verzweigung abgehenden Ästchen immer gleichlang sind. Auch ist die Scheckung der Podetien viel auffallender, und die Färbung der Enden ist bräunlich. Die Ästchen sind zwar ebenfalls hohl, reißen jedoch niemals längs auf. Der Ökologie-Schwerpunkt liegt auf basischen Böden.
• Die Schlanke Becherflechte (Cladonia gracilis) besitzt schlankere, gerade, vertikal wachsende, unverzweigte Podetien, von denen immer einige auch Becher tragen.

Literatur
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 326-327.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 52.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.
• WIRTH, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 398-399.
• WIRTH, V. & KIRSCHBAUM, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 354.
https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/d
http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/pilzbilder-cladonia_furcata_3a_jpg-stopp.htm
https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=626


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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