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Wie kann man Tierhaare zuordnen?

Begonnen von Nochnmikroskop, Dezember 12, 2024, 22:24:38 NACHMITTAGS

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Nochnmikroskop

Hallo Forum,

in unserem Garten (Stadtrand Minden) flitzen einige mehr oder weniger wilde Tiere umher.
Verschwinden sehe ich diese meist durch unser Gartentor, welches nur Stahlstreben aufweist, wo die Tiere scheinbar gut durchpassen.
Eben habe mir mal das Gartentor angesehen und an einer Stelle einige Haare gefunden und in eine kleine Petrischale gelegt.

Unter dem Mikroskop sind dann doch sehr unterschiedliche Farben und Formen, sowie Dicken erkennbar.

Bisher habe ich folgende Tiere in der Infrarot-Überwachungskamera erkannt.
Katze schwarz und hellbraun, Marder, Waschbär, Fuchs (etwas unsicher darüber), unbekanntes Tier in Katzengröße (Aufnahme zu schlecht).

Nun stellt sich die Frage, ob ich von all den oben aufgezählten zufällig fündig geworden bin, und wenn ja welche kann man zuordnen.

Ich stelle einmal ein paar Bilder vor, es sollte sich um 4-6 verschieden Haare handeln. Die Farben sind nicht gut darstellbar, teilweise sind im Haar wohl auch wechselnde Farben erkennbar, je nach dem an welcher Stelle man fotografiert.

LG Frank  

Übersicht mit Markierungen, wo ich höher vergrößert mikroskopiert habe, seitliche Auflichtbelichtung
Übersicht mit Markierungen.jpg

Detail 4 verschiedene Haare, linkes Seite im Auflicht, rechts im Koaxiallicht
4 verschiedene Tierhaare Auf-Koaxiallicht.jpg

Detail mit Haarstrukturen von 2 Haaren, Koaxiallicht, Einzelaufnahme
2 Haare Detail Kaxiallicht.jpg

2 weitere Haare mit Maßen, Koaxiallicht, Farben sind dadurch nicht mehr exakt
2 Haare mit Maßen.jpg
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Leitz Orthoplan, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.

Sourdough

Zeig doch mal den unsicheren Fuchs und das unbekannte Tier in Katzengröße.

Kacke wäre einfacher zu bestimmen, wenn man sie nicht aus versehen mit den Schuhen zum Quetschpräparat verarbeitet.

Für Haare muss es auch was zum Bestimmen geben. Für Fledermaushaare in Fledermauskot gibt es einen Schlüssel.

Ich würde eine Vergleichssammlung anlegen. Dazu da Tor immer wieder putzen und wenn auf der Cam was drauf ar, gkeich nachschauen, ob es Haare abgestreift hat.

Viele Grüße
Michael
Only those who
Greatness see in little things
Worthy are the simple
They're happy in their ways
(Runrig, Running to the Light)

dicentra

Hallo Frank,

ohne die konkrete Lösung anbieten zu können: es gibt von Teerink einen guten Bestimmungsschlüssel "Hair of West European Mammals: Atlas and Identification Key." Es gibt inzwischen ein neueres Buch einer Tschechin (glaube ich), das kenne ich aber nicht. Der Teerink liegt bei mir zuhause, ich bin aber leider diese Woche unterwegs und kann daher grade nicht reinschauen. 

Aber für alle Haarinteressierten lohnt sich dieses Buch auf jeden Fall!
"Profis" sammeln übrigens Haare gern mit Stacheldrahtstückchen (oder Schlehen- oder Rosenzweigen) die bei den Laufwegen der Tiere angebracht werden. Da bleibt dann Haar drin hängen und kann einfach abgesammelt werden.

Sollte keine Antwort bis morgen kommen schaue ich mal nach, ob ich was finden kann, sobald ich wieder daheim bin.

Erfolgreiche Spurensuche wünscht
Oli

Nochnmikroskop

Hallo Michael,
danke für Deine Hinweise. 
Exkremente hatte ich z.T auch einmal auf dem Schirm, aber erstens zu wenig verschiedene und zweitens waren das immer Ratten (weshalb ich auch danach geschaut habe), oder 1x auch vermutlich Marder. Auch ein Igel konnte da zugeordnet werden. 
Du hast natürlich recht, man könnte / sollte das wissenschaftlicher angehen. Aber die Tiere werden nicht alle erwischt, die Kameras sind entweder zu träge, oder die Auflösung ist mangelhaft in der Nacht. Daher wollte ich den anderen Weg wählen, die Zuodnung der Haare zur Tierfamilie. 
Bilder muss ich mal aus den schlechten Videos rauskopieren, aber GIFs wären sicher besser. Versuche ich nachher mal.

Hallo Oli,
auch Dir recht herzlichen Dank für die Nennung der Bücher. Sehr interessant. 
Ich versuche mal mich so durchzuwurschteln, bevor ich mir eines auf englisch kaufe. Mir ging es ja auch darum überhaupt mal die Haare ansehen zu können. In den Leseproben waren schon beeindruckende Bilder erkennbar, soweit bin ich noch gar nicht gekommen. Hier muss ich mal sehen, wie ich besser werden kann. Vermutlich mit mehr Polarisation. Schiefe Beleuchtung hatte nicht den gewünschten Erfolg.
Tasächlich hatte ich schon überlegt, ob ich am Tor etwas mit Wiederhaken anbringen sollte, ggf. die anderen Öffnungen verschließen um sicher zu gehen, dass die Tiere durch die präparierte Stelle laufen müssen. Andererseits möchte ich auch nicht, dass sich die Tiere verletzen. 

Ich hatte mir schon Lampen mit Bewegungserkennung gekauft, dann sollte die Kamera mehr Details aufzeichnen können. Das Wetter war aber zu schlecht bisher, die liegen noch im Karton.

Viele Grüße, Frank
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liftboy

Hallo Frfank,

ich hätte da was für Dich, allerdings in französisch. Vielleicht hilfts ja weiter:
www.mikroskopfreunde-nordhessen.de/dateien/Haare-fr.pdf

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Nochnmikroskop

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die PDF. Es gibt dort sogar ein Inhaltsverzeichnis in deutsch, toll.
Ja, das hilft schonmal weiter.

LG nach Kassel
Frank
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Sourdough

Ja das ist ja toll, das französische Paper!

Bezüglich Wildkamera. Ich mach nicht immer aber meist Fotos bzw. ne Fotoserie. Die hat den Vorteil, dass mehr Details sichtbar sind. Hab aber festgestellt (per Video), dass Tiere gleich merken, dass da was ist. Dann sind sie etwas vorsichtiger. Ich denke, das ist der Grund, warum die nicht oft drauf sind.

Neulich, ich war nach Einbruch der Dunkelheit mit Stirnlampe am Gartentisch zu gange (außerorts), da sah ich zwei leuchtende Augen, etwa 50 m entfernt. Ist meist eine Katze. Diesmal war es ein Fuchs. Er kam näher, bis auf etwa 25 - 30 m, schnüffelte hier und da und sah trotz des blendenden Lichts immer wieder in meine Richtung. Fuchsangriffe kommen selten vor, aber es gibt sie, auch ohne Tollwut. Dummerweise hatte ich zuvor einige youtube-Videos zum Thema Tollwut angesehen. Da mir (ohne Fotomöglichkeit) ein respektvoller Abstand lieber war, hab ich kurz geklatscht. Der Fuchs hat sich dann ohne Eile getrollt, er hat mich geruchsmäßig sicherlich gekannt. Wir verstehen uns und schließlich lasse ich das ganze Fallobst, das ich nicht selber esse, liegen, damit sich seine Beutetiere daran laben und sich vermehren.

Ich weiß, wo der Fuchs in den Garten kommt. Er muss sich durch ein Loch im Zaum zwängen, aber ich hab noch nie Haare gefunden. Der Kot ist mir zu heikel zu mikroskopieren. Man könnte aber aus den Haaren darin die Beutetiere bestimmen.

Viele Grüße aus dem Land der wilden Tiere
Michael
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Nochnmikroskop

Hallo Tierfreunde,

ich habe den "Fuchs" mal als GIF abgespeichert,ich denke es ist wohl einer.
Das andere war wohl eine graue Katze / Kater. Den habe ich noch öfters drauf. Auch einen hellen Hund, den hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm.

LG Frank

Fuchs_1.gif
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liftboy

Hallo Frank,

definitiv Fuchs! Schau mal auf die dunklen Pfoten und die helle Schwanzspitze! Ein hübsches Kerlchen; wenn man sie vorsichtig toleriert werden sie sogar recht zahm.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Niels Bohr

purkinje

#9
Hallo werte Freunde der Wildnis,

kurze Anmerkung zu
Zitat von: Sourdough in Dezember 13, 2024, 13:02:59 NACHMITTAGSDummerweise hatte ich zuvor einige youtube-Videos zum Thema Tollwut angesehen

"Der letzte Tollwutfall bei einem in Deutschland wohnhaften Menschen trat im Jahr 2007 auf. Es handelte sich um einen Mann, der in Marokko von einem streunenden Hund gebissen wurde." Q:RKI Tollwut
Ich weiß aber dass unsere Fledermaus-Freunde hier auch Respekt haben und teils auch Schnitt und Bissschutzhandschuhe tragen, das ist übrigens aktuell unser einziges bekanntes Lyssa-Reservoir in D
Beste Grüße Stefan

Nochnmikroskop

Hallo Wolfgang,
danke für die Bestätigung.

Aber ob ich den wirklich in meinem Garten haben will???
Frau bestimmt nicht!

Der hat bestimmt nur mal einen Abstecher gemacht, ist dann scheinbar zum Nachbarn rüber und dann auf nimmerwiedersehn wech.

LG Frank
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Gerd Schmahl

Hallo Frank,
ich schaue morgen mal in Ruhe in den TEERINK. Das Buch lohnt sich wirklich. Ich habe den methodischen Teil übersetzt. Wer daran Interesse hat, möge mir eine PM zukommen lassen. Öffentlich möchte ich das nicht verbreiten. Du, Frank, hast von mir schon eine PM mit Link.
Eine vollständige Analyse die es erlaubt den Bestimmungsschlüssel abzulaufen verlangt das Feststellen einer Reihe von Merkmalen und mehrere Präparationsschritte:
1. Gesamtbild des Haares (Nur Deckhaare eigenen sich für eine Bestimmung, aber auch hier gibt es 2 Typen GH1 und GH2, die man lernen muss zu unterscheiden. Die GH1 sind die ganz geraden, die GH2 meist leicht gewellt, die Wollhaare oder Unterhaare sind sehr viel kleiner, bei den meisten Arten hell und stark gewellt
2. (Lack-)Abdruck der Haaroberfläche (Auch wenn man in Deinen Bildern die Oberfläche schon ganz gut erkennt)
3. Haarquerschnitte von verschiedenen Teilen des Haares (Durchmesser, die Oberflächenstruktur und der Haarquerschnitt ändern sich von der Wurzel bis zur Spitze z.T. beträchtlich). Dazu wird das Haar zwischen zwei Azetatfolieblätter geklebt und mit der Rasierklinge unter den Stereomikroskop an definierten Stellen Querschnitte herausgeschnitten und geordnet auf einen OT geklebt. Manche Säugetierarten haben sehr abenteuerliche Querschittsformen. Beileibe nicht alle haben kreisrunde Querschnitte.
4. Ölpräparat: Haarstücke, die bei der Herstellung der Querschnitte "übrig" bleiben, werden in Öl (Sonnenblumenöl oder Immersionsöl) als Eindeckmittel mikroskopiert. Dadurch wird das Haar durchsichtiger, weil annähernd gleicher Brechungsindex von Haar und Öl, so dass der Blick auf den Haarkanal freier wird und außerdem dringt Öl in das Haar ein so dass die Medulla nicht mehr durch die Lufteinschlüsse total schwarz erscheint. Die Struktur der Medulla ist eines der wichtigsten Bestimmungskriterien.

Wenn man einen schon eingegrenzten "Täterkreis" hat, kann man mit dem Atlas auch einfach an Hand der Fotos schon zu einem Ergebnis kommen, oder zumindest sagen: Fuchs ist nicht dabei oder so. Wie gesagt: morgen schaue ich mal in Ruhe, ob an Hand der Bilder schon was geht.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Nochnmikroskop

Hallo Gerd,

auch hier noch einmal lieben Dank für Deine Bemühungen. 
Einen kleinen Teil der Vorgehensweise wie man Schnitte durchführen kann, im Original, konnte ich schon bei Google Books als Leseprobe sehen. Davon hatte ich mir Screenshots gemacht. Die kann ich ja jetzt löschen  8) . Toll Deine Übersetzung!

Das ganze Thema ist, wie die meisten mikroskopischen Themen, bis zum Unendlichen erweiterbar und spannend. 

Jetzt beginne ich zu verstehen woher der Begriff HAARGENAU her kommt.  ;D

Ich habe mir die Videos nochmal etwas genauer angesehen und festgestellt, dass z.B. die schwarze Katze meistens an anderer Stelle durchs Tor schreitet, so als ob sie die andere Stelle meidet. 
Auch am Geländer der Kellertreppe werde ich noch einmal genauer schauen, da dort auch ein schmaler Durchgang ist, den die Viecher hin und wieder nehmen. Immer am Abgrund lang, komisch.
So komme ich ggf. an mehr Material, um auch bessere Bilder machen und ggf. Präparationen vornehmen zu können.

LG Frank
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Gerd Schmahl

Hallo Frank,
so eine Haarmischung ist schon schwierig zu bestimmen. Wie gesagt sind die Merkmale der Medulla=Haarkanal, die man in Deinen schönen Auflichtbildern leider gar nicht erkennen kann, für die Bestimmung ungemein wichtig. So, komme ich an Hand Deiner Bilder auch nicht wirklich zu sicheren Ergebnissen. Für die Bestimmung brauchbare Haare sind die auf Deinen Bildern nicht gewellten Haare (Deckhaare vom Typ GH1), die recht sicher zwei unterschiedlichen Tierarten gehören.
FranksTierhaare-Arten.jpg

A könnte einem Waschbären gehören, B könnte vom Fuchs stammen. Von A fehlen leider Detailaufnahmen und bei B komme ich mit den Maßen nicht klar. Fuchshaare sollten an ihrer dicksten Stelle ca. 125µm dick sein.  Auch die üblichen Verdächtigen wie das Eichhörnchen oder die Katze haben wesentlich dickere Haare als nur knapp 30µm. Bist Du ganz sicher, dass Deine Bemaßungen stimmen?

LG Gerd
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Inverses: Willovert mit Ph

Nochnmikroskop

Hallo Gerd,

ich werde die Haare nochmals einzeln darstellen und beschriften. Die von Dir mit A beschrifteten Haare sind mit Wurzel, kann man auf dem Bild erkennen. Die kann ich nochmals extra hochauflösend darstellen. 
Das rotere Haar, welches Du als B beschriftest hattest ist im Detailbild zu sehen, habe ich aber schlecht beschriftet. Da geht das graue Haar nach links weg. Auch dieses dickere Haar ist keine 30 µm dick, wie man am Maßstabbalken erkennen kann.

Die Maße stimmen, da bin ich sicher. Aber natürlich weisen die Haare an unterschiedlichen Stellen auch noch größere Dickentoleranzen auf. Auch da werde ich versuchen die Haare an mehreren Stellen zu messen.

Die Petrischale ist nur 25 mm im Durchmesser, also 2 Haare hatte ich durchgetrennt, damit die da rein passen und der Glasdeckel nix quetscht.

Dir nochmals vielen Dank für Deinen Bestimmungsversuch, aber wenn ich mich nicht an wissenschaftliche Methodiken halte, ist die Chance ja auch recht gering eine sichere Bestimmung anzuwenden. 

LG Frank
 
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