Standardpräparate Kontrastverfahren

Begonnen von Jürgen Boschert, Februar 03, 2025, 22:07:50 NACHMITTAGS

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purkinje

Hallo Jürgen,
okay, Dank Dir für die Erläuterung. Es wandern die sichtbaren Streifen also mit der Verstellung des oberen, objektivseitigen Prismas. Dann ist das, wie von Dir geschildert, der Linseneffekt des Hohlraums der das Streifenfeld durch Umfokussierung sichtbar macht und es nicht zur Kompensation kommt. Man sieht also nicht nur das untere Prisma allein, wie ich fälschlicherweise annahm, sondern den phasenverschiebenden Gesamteffekt mit dem oberen Prisma. Das macht diese Ansicht natürlich spannender.
Beste Grüße Stefan

Peter V.

Lieber Jürgen,

wenn es ein solches Stadardpräparat geben sollte, wäre das natürlich schön. Ich fände "sich nicht mehr verändernde" Schleimhautepithelien schon recht nahe am Ideal. Solche Präparate lassen sich aber wohl nicht herstellen.

Die Vorteile hast Du bereits allesamt aufgezählt und ich kann das auch nur unterstreichen. Gerne nutze ich auch die sich bei sehr flachen und langsam trocknenden Schleimhautpräparaten einstellende Fältelung der Oberfläche und die kleinen "gezähnten" Strukturen an Zellmembranrändern. In der Tat habe i c h mich auf diese Präparate am ehesten "eingesehen" und kann damit am ehesten eine z.B. korrekte DIK-Einstellung etc. beurteilen. Reproduzierbarkeit ist da natürlich nie gegeben, das ist der Nachteil.

Hier werden mir oft Bilder von Diatomeen gezeigt, wenn es um die Einstellung eines DIC geht, mit denen ich  aber - ehrlich gesagt - nichts anfangen kann. Ich bitte dann immer, mir doch ein Bild von Mundschleimhautepithelien zu schicken.

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

purkinje

#17
Hallo Jürgen,

eine weitere mögliche Alternative zu sphärischen Objekten, jedoch auch nahe am Brechungsindex von Glas sind Zaponlackstriche/-streifen. Zur Beurteilung des Kantenkontrasts tauchen diese in der frühen Literatur zur Theorie des Phasenkontrastes auf. Optische Schnitte sind hier natürlich nicht das Thema, auch stellt sich bei höheren Vergrößerungen die von Dir angesprochene Frage nach einem passenden Eindeckmedium.
zaponstreifen.jpg
Aus Handbuch der Physik  E. Bergstrand, A. Maréchal, M. Françon, H. Wolter - Grundlagen der Optik 1956 S.597
Beste Grüße Stefan

olaf.med

Der Linseneffekt von Kugeln in Immersion ist übrigens schon lange bekannt. Bereits vor 1892 hat man diesen Effekt ausgenutzt um Interferenzfiguren sehr kleiner Objekte herzustellen, wobei man damit ohne irgendelche weiteren Operationen von orthoskopischen zum konoskopischen Strahlengang wechseln kann:

Kugeln.JPG

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

rhamvossen

Hallo Jürgen,

ZitatWas hoffe ich damit beurteilen zu können: 1. Zunächst die Objekttreue der Abbildung.

Wie wärs mit eine einfache Hellfeld-Aufnahme zum Vergleich? Sollte nicht bei jede Kontrast-Methode ein Hellfeld-Bild hinzugefügt werden?

@PeterV

ZitatHier werden mir oft Bilder von Diatomeen gezeigt, wenn es um die Einstellung eines DIC geht, mit denen ich  aber - ehrlich gesagt - nichts anfangen kann

Vielleicht weil Diatomeen nicht die meist geeignete Objekten sind für DIC. Ich glaube Hubert hat da mal etwas über geschrieben.

Beste Grüsse,

Rolf

Jürgen Boschert

Hallo Rolf,

Dir entgeht auch nichts, hatte ich doch glatt vergessen. Wird aber im nächsten PDF nachgeholt. Eigentlich wollte ich auch noch Dunkelfeld und COL ergänzen; für ersteres muss ich mir meine Kamera mal genauer ansehen, die ersten Aufnahmen waren grauenhaft; ringförmiges Schräglicht war selbst mit dem Heine-Kondensor unbefriedigend, hab einfach kein vernünftiges erzeugen können.
Beste Grüße !

JB

junio

#21
Liebe Floristen,
ich habe mir unbedeckte Präparate gemacht mit alternativen Ausstrichen aus Nagellack, Uhu hart, Sekundenkleber.
Die interessanten Stellen (Kanten, Dickenänderungen usw.) kann man dauerhaft markieren. Test- und Vergleichsaufnahmen mit Hellfeld und allen kontrastverstärkenden Verfahren und deren Variationen, mit und ohne Deckglas, mit verschiedenen Deckglasstärken, mit verschiedenen Schichtdicken, mit verschiedenen Immersionsflüssigkeiten usw. sind möglich.
Ein paar Beispielaufnahmen habe ich auch in meinem Fundus, aber leider nicht mehr (oder besser noch nicht) gefunden.
Ich werde aber an das Thema einmal systematisch gehen.

Vielleicht hat aber auch schon ein anderer einschlägige Erfahrungen gesammelt, oder kann  substanzielle Kritikpunkte bzgl. des Vorschlags nennen.

Beste Grüße von Jürgen aus Hagen

Lupus

Hallo Jürgen,

Zitatich habe mir unbedeckte Präparate gemacht mit alternativen Ausstrichen aus Nagellack, Uhu hart, Sekundenkleber.
Du meinst wohl solche Testobjekte (im Beispiel mit wasserverdünnbarem PVA-Kleber)?
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48355.msg355918#msg355918

Hubert

Gerd Schmahl

Hallo,
eines verstehe ich nicht, in Bezug auf Epithelzellen:
Zitat von: Jürgen Boschert
 
Reproduzierbarkeit im strengen Sinne ist damit nicht zu erzielen. Da sich die Verhältnisse im Präparat über die Zeit ändern, ist es auch für längere Untersuchungen nicht ohne weiteres geeignet.
Wieso sollte man davon denn kein Dauerpräparat herstellen können oder sind (hitze-)fixierte und in einem Kunstharz oder UV-Kleber eingeschlossene Epithelzellen ungeeignet? Was soll sich hier noch verändern?
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Jürgen Boschert

Hallo Gerd,

das Präparieren und Eindecken in ein Harz ist sicher einfach. Aber: Es sollten halt ungefärbte Zellen sein; und deren Brechungsindex so nah an dem der Medien liegt, dass sie selbst im DIC und sogar Jamin-Lebedeff (sic!) praktisch unsichtbar sind.

Habe aber jetzt noch eine Möglichkeit am Testlauf, die funktionieren könnte; stell ich dann hier gesondert vor. Es ist keines der üblichen Eindeckmedien, sondern ein Immersionsöl.
Beste Grüße !

JB

junio

Hallo Hubert,
ja, der von Dir verlinkte Beitrag war damals der Auslöser für die Anfertigung meiner Testobjekte. Die Ausstriche mit den drei von mir verwendeten Medien habe mit einem Deckglas auf dem Objektträger gemacht.
Als vorteilhaft finde ich, dass die unbedeckten Präparate für alle möglichen Experimente um Kontrastierungen und Abbildungseinflüsse eingesetzt werden können. Nach einem Einsatz werden sie einfach wieder gereinigt und getrocknet.
Beste Grüße von Jürgen

Peter V.

#26
Lieber Jürgen (Boschert),

mit der Herstellung von Dauerpräparaten habe ich mich praktisch nie beschäftigt und meine Erfahrung erschöpft sich in vielleicht 50 Pflanzenschnitten, die ich einmal vor 15 oder mehr Jahren in Euparal eingedeckt habe.

Aber: Man fixiert doch auch zytologische Präparate z.B. in Ethanol oder mit speziellen Fixiersprays, welche danach i.d.R. gefärbt und nicht eingedeckt mikroskopiert und aufbewahrt werden. Warum ist das keine Alternative?

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Lupus

Hallo,

es geht hier um den Test von Phasenkontrastverfahren.
ZitatAber: Man fixiert doch auch zytologische Präparate z.B. in Ethanol oder mit speziellen Fixiersprays, welche danach i.d.R. gefärbt und nicht eingedeckt mikroskopiert und aufbewahrt werden.
Gefärbte Präparate sind für den genannten Zweck vollkommen ungeeignet, weil natürlich dabei der Kontrast durch Absorption, und nicht durch Interferenzauslöschung entsteht. Es gibt auch diverse käufliche Fertigpräparate z.B. von Epithelzellen, Paramecium u.a. bekannte Objekten, aber deren Färbung kontrastiert andere Organstrukturen als reine Phasenobjekte.

Beim Trocknen schrumpft das Objekt sozusagen in der Z-Ebene, verliert also eine der interessanten Eigenschaften. Ich hatte in einem vorangegangenen Beitrag als weiteres Beispiel zwei übereinander liegende Glasfasern genannt, da ist dann auch eine definierte Tiefe und höhengestaffelte Überlagerung der Phasenstrukturen vorhanden. Durch Anpassung des Brechungsindexes des umgebenden Mediums, z.B. durch Mischung zweier verschiedener Immersionsöle, lässt sich sogar die Stärke der Phasenübergänge definiert anpassen und die Empfindlichkeit des Phasenkontrastverfahrens testen.

Hubert

Peter V.

#28
Hallo Hubert,

ich meinte, dass die Zellen für den aktuell diskutieren Zweck natürlich nicht gefärbt, sondern einfach nur mit Ethanol etc. oder Fixiersprays fixiert werden.

Es ging mir nur darum, ob eine solche Fixierung nicht in Lage ist, ein zumindest für bestimmte Zeit weitestgehend unverändertes Präparat zu erzeugen.

Herzliche Grüße
Peter
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Lupus

Hallo Peter,

das ändert aber nichts daran dass durch den Alkohol das Wasser aus den Zellen verdrängt wird und das Objekt dann anders aussieht als in den beliebten Vergleichen, die es mit frischen Epithelzellen bereits gibt.
Jürgen hatte in einem Beitrag ein paar seiner Testkriterien aufgezählt.

Hubert