Monobrom-Naphtalin Präparat reparieren

Begonnen von A_Wedemeyer, September 07, 2010, 15:17:18 NACHMITTAGS

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A_Wedemeyer

Hallo,

ich habe am Wochenende auf einem Flohmarkt eine größere Sammlung alter Präparate erstanden, darunter auch mehrere Diatomeenlegepräparate mit Monobrom-Naphtalin als Eindeckungsmittel. Nun sind die Teile schon etwas älter (Datierungen der Eigenanfertigungen lauten auf 1904/5), und Teile des Monobrom-Naphtalin sind (wahrscheinlich wortwörtlich) verduftet.
Hier ein Beispielsfoto:


In diesem Fall sind noch alle Diatomeen zu sehen, aber die in Luft zeigen einen deutlich niedrigeren Kontrast als die im Monobrom-Naphtalin. Daher die Frage: ist es möglich (praktikabel und sinnvoll), diese Präparate zu reparieren?
(wenn mit neuem Monobrom-Naphtalin: wie bekommt man dieses heute als Privatperson?)

Zweite Frage: womit reinigt man solch alte Präparate (verschiedene und unbekannte Eindeckungsmedien / Lacke) am besten und möglichst gefahrlos? Sollte man sich auf dest. Wasser und ein Leinentuch beschränken oder geht z.B. auch Isopropanol?

Herzliche Mikrogrüße aus dem Norden

CMB

Hallo Herr Wedemeyer,

gelegte Präparate  von Thum und anderen habe ich mehrfach restauriert.

Pauschale Lösungen gibt es nicht, jedes Präparat hat seinen eigenen Alterungsprozess durchgemacht und muss individuell restauriert werden

Fragen zum Vorgehen/Unterstützung beantworte ich gerne per PN.

Freundliche Grüsse

CMB




Klaus Herrmann

Hallo,

das sieht ja sonst nocht tadellos aus und sollte deshalb zu retten sein. Die Diatomeen sind normalerweise auf dem Deckglas aufgeklebt. Der Deckglaslack ist wahrscheinlich in Ethanol löslich, weil er xylolfest sein muss.
Ich würde nicht gerade bei diesem 100er Präparat beginnen und eher einen versierten Fachmann dran lassen - der sich ja schon gemeldet hat.

Zwar wäre das Bromnaphthalin nicht das Problem, aber ob man die Einbettung tatsächlich wieder darin macht? Es ist ja nicht so hochviskos wie Glycerin!

Nun wird es sicher einen Goldrausch geben auf die Flohmärkte vom hohen Noarden! ;D Davon und vom echten Rembrand träumt doch jeder Flohmarktgänger! :-*
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

grovea

Guten Abend, Herr Wedemeyer,

... ob das Präparat komplett restaurierbar ist, kann ich Ihnen nicht zusichern. Wenn trotzdem Interesse
an meiner Hilfe besteht, melden Sie sich bitte unter RalfNoetzel@AOL.com.

Mit freundlichen Grüßen
R. Nötzel

Alfons Renz

Hallo Herr Wedemeyer,

Zu Ihrem Glückfund kann man nur gratulieren, denn mit diesen Thum-Präparaten besitzen Sie ein einmaliges Dokument der Mikropräparationskunst vergangener Zeiten. Wie bei jedem historischen Objekt ist nun sorgfältig abuzuwägen, was wichtiger, und im Hinblick auf seinen Sammlerwert auch ratsam ist: Die konservierende Behandlung des Originals unter Erhalt aller Zeichen des Alters, oder der Versuch, es zu 'reparieren'.

Die meisten Sammler (und Museen) würden sicherlich ein nicht-restauriertes Präparat im Originalzustand bevorzugen.

Und der Versuch, das Deckglas mit den Diatomeen abzulösen und neu einzubetten, kann durchaus auch missraten. Oder das neue Einbettungsmedium könnte innnerhalb weniger Jahre (oder Jahrzehnte) unschöne Ausfällungen bilden, die eine Neueinbettung - mit neuem Risiko - erfordern.  Der jetzige Zustand ist zumindest einigermaßen stabil. D.h. wenn Sie das Präparat richtig (auf der richtigen Seite flach liegend, lichtgeschützt und kühl) lagern, wird es die nächsten Jahrzehnte weitgehend unverändert überstehen. Eine Neueinbettung ist daher nicht dringlich.

Falls Sie mehrere Präparate ähnlicher Qualität (Typenplatten mit 100 Diatomeen) besitzen, könnten Sie ja mit einer einen Versuch 'wagen', aber je seltener das Objekt ist, umso mehr würde ich zu Vorsicht und Zurückhaltung raten.

Etwas anders ist die Sache, wenn Sie z.B. eine Ausstellung zu Thum-Präparaten machen wollen und hierfür einige Präparate wieder in präsentablen Zustand versetzen und photographieren wollen, so wie es in beispielhafter Weise mit den Möller-Präparaten in Hamburg geschehen ist. Herr C.B.M. wird Sie da sicherlich sehr kompetent beraten.

Historische Präparate als Sammlungsobjekte sollten besser nur konservierend und nicht restaurierend behandelt werden. Denn auch der Alterungsprozess einer Präparation ist eine wichtige Information, die durch eine Neueinbettung verloren geht und deren Vergleich weitere 100 Jahre benötigt.

Mit besten Grüßen,

Alfons