Cordyceps sp. Infektion in Cicada

Begonnen von Leo van Griensven, Oktober 04, 2010, 12:44:56 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Leo van Griensven

Liebe Kollegen,

In diese Beitrage werde ich erstens versuchen Deutsch zu schreiben und zweitens demonstrieren was ich mit ein entomophagen Pilz gemacht habe.

Als Berufsarbeit studiere ich seit 2001 Effekte von Medizinale Pilze auf  das Immunsystem in vitro. Deshalb gehe ich 1-2 Mal pro Jahr nach Thailand und China. Letzes Mal habe ich ein Exkursion gemacht um Cordyceps sp. zu suchen im Wald. Cordyceps sinensis aber auch andere Species ist eine sehr bekannte Medizinalpilz, die alle gemeinsam haben das die in Hexapoda wachsen.
Diese eine die ich selbst gefunden und bis zum histologische Schnitte bearbeit habe kommt von Mahasarakham in nord-osten von Thailand. Diese Cordyceps hat eine Cicada infektiert und hat auch Fruchtkörper gebildet . Diese Fruchtkörper sind Ascomata und sind aufgebaut worden aus einem langen Myzelstrang die am Topf Perithecia trägt von worauf die Ascosporen ausgestossen werden. Dieser Myzelstrang, sagt man, wächst ungefähr 5 cm pro Jahr. Die Cicaden leben mehrere Jahre unter dem Boden. Angenommen das Infektion nicht unmittelbar zum Tod leitet, können diese Stränge sehr lang werden; ich habe eben 30-40 cm Länge gesehen. Einmal oben angekommen werden viele Perithecia geformt auf das kleine Stück (2-3 cm) das über dem Boden aussteckt. Dan sind auch andere Cicaden da, nach 17 Jahre unter dem Boden, um die Metamorphose (http://www.flickr.com/photos/jeremypullen/2740716264/) zu beenden, befrüchtet zu werden oder zu befrüchten, Eier zu legen und zu sterben nach einige Wochen. Die Sporen von Cordyceps werden die Cicaden Eier oder Larvae infektieren und der Zyklus fängt wider an.
Was ich hier zeige sind mehrere mikroskopische Aufnahmen , von longitudinal angeschnittene Ascomata und Perithecia. Fixierung in 4 % gepufferte Formaldehyde, Microwave, Alkohol und Paraplast Einbettung. 1% Toluidine Blau.  Schnitte gemacht auf ein AO 820 Mikrotom (wahrscheinlich 50 Jahre alt, vor 2 Wochen gekauft für 175 Euro, auseinander genommen und geölt, wirkt tadellos). 
Keine Sporen gesehen.

Demnach habe ich das Abdomen dieser Cicada in GMA (Technovit 7100) eingebettet und 8 μm Querschnitte von eine Ausschnitt gemacht. Nach trocknen, 10 Min. Färbung mit 1% Toluidin Blau, 1 % Borate Lösung, Aquadest waschen 5 Sec, trocknen, Rotihistol 1 sec, DPX.

Und was sieht man dann ? Das ganze Abdomen ist fast völlig gefüllt mit Myzel.
Man sieht mehere Fässer, die eine  Wandung besitzen, mit darein oder darauf kleine (bis grosse) doppelbrechende Kristallen.  Ich denke Hämolymph Zellen zu sehen, mänche mit metachromatische nuclei. Und natürlich sehr viel Myzel von wechselende Grösse (1 -10 μM Durchschnitt)

Das ist es für heute. Seit 1960 hab ich selbst keine Schnitte gemacht und damals war es mit ein Rasiermesser.  In mein Berufsarbeit habe ich langjährig Dingen machen lassen; jetzt tue ich es wieder selbst. Ist nicht einfach, aber macht Spass.

Ich möchte gern Informationen bekommen über Histologie von Cicadidae.
Und ich wilkomme Kritike.

Leo van Griensven.

Bernhard Lebeda

Hallo Leo

sehr spannende Thematik!!


Vielen Dank für den interessanten Bericht!!



Viele Mikrogrüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Jürgen H.

Hallo Leo,

ganz herzlichen Dank für den schönen Bericht, der für mich schon deshalb besonders interessant war, weil ich mich eine Zeitlang mit der Rhododendronzikade beschäftigt habe, die ja nun allerdings eher Pilze verbreitet.

Deine Zikade hat offenbar einen sehr langen Lebenszyklus. Wenn ich Dich recht verstanden habe, ist bereits das Ei infiziert, so dass sich der Pilz bereits im ersten larvalen Stadium ausbreiten kann. Kommt der Pilz vom Muttertier her in das Ei? Oder gibt es auch andere Übertragungswege?

Bilden sich die langen außerhalb des Körpers gelegenen Myzelstränge erst beim adulten Tier aus? In welchen Körperteilen wachsen die Pilze im larvalen Stadium? Im Hämolymphraum?

Könntest Du einmal einen vollständigen Schnitt durch ein Tier zeigen?

Mikrogrüße

Jürgen

Päule Heck

Hallo,
in der Pilzzeitung "Der Tintling" (Heft 3 vom 27. Sept. 2007) beschreibt Daniel Winkler den Tibetischen Raupenpilz Cordyceps sinensis, der sich für tibetische Nomaden und Bauern zu einer der wichtigsten Einnahmequellen entwickelt hat und in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung findet. Der Preis für ein Kilogramm liegt in Shanghai bei ca. 25.000 Euro, was sich wohl dadurch erklären lässt, dass die Suche auf den tibetischen Hochweiden recht mühsam ist und der Pilz ja nicht oberirdisch wächst. Er befällt die wurzelbewohnenden Larven von Motten der Gattung Thitarodes und ernährt sich von deren Gewebe....
Herzliche Mikrogrüße
Päule
   

Leo van Griensven

Danke, Bernhard,
Es ist nicht nur das Thema das spannend ist. Als Anfanger ist auch einbetten, schneiden und farben sehr spannend. Ist sehr schwer alle Schnitte flach zu machen. Aber Geduld wird es lehren.

Leo




Zitat von: Bernhard Lebeda in Oktober 04, 2010, 13:13:38 NACHMITTAGS
Hallo Leo

sehr spannende Thematik!!


Vielen Dank für den interessanten Bericht!!



Viele Mikrogrüsse

Bernhard

Leo van Griensven

Hallo Jurgen,

Ich denke das alle Zikade die infiziert worden sind, schon unter dem Boden sterben und niemals mehr metamorphosieren. Die Sporen von Cordyceps konnen sich nur oben an der Luft verbreiten. Cordyceps ist ein obligat Parasit. Und die Zikaden haben nur kurze Zeit oben dem Boden zu leben, befruchtet zu werden, Eier zu legen und zu sterben. Ob das Ei oder das erste larvale Stadium infiziert wird weiss ich nicht. Wohl wissen wir das diese Zikaden auf Baumwurzel leben und im ganzen larvalen Leben unterirdisch bleiben. Die leben individuel und vielleicht sind die Chancen unterirdisch infiziert zu werden nur klein. Das Tier wird komplett durchwachsen mit Cordyceps und  dann werden Fruchtkorper produziert, 3-5 pro Tier, die viele Jahre wachsen konnen bevor die oben ankommen. Einmal da, start die sexuelle Phase von Cordyceps, meiosis und produktion von Sporen. In Amerika gibts Zikaden mit ein 17 Jahre Lebenszyklus. Das infizierte Tier kan niemals adult werden, es bleibt (tod) unten und nur die Fruchtkorperchen kommen oben an.
In meine Schnitte von Abdomen kan man sehen das die komplette Haemocoel durchwachsen is mit Myzel und so sind alle Organe.

Hatte ich mehr  infizierte Tiere und konnte ich besser schneiden , dann  werde ich sicherlich versuchen eine vollstandige Schnitt zu machen. Jetzt werden es nur bei individuelle Organe bleiben; das zweite Tier ist gebraucht worden um ein Reinkultur zu machen.

Beste Grusse,

Leo


Zitat von: Jürgen Harst in Oktober 05, 2010, 18:13:01 NACHMITTAGS
Hallo Leo,

ganz herzlichen Dank für den schönen Bericht, der für mich schon deshalb besonders interessant war, weil ich mich eine Zeitlang mit der Rhododendronzikade beschäftigt habe, die ja nun allerdings eher Pilze verbreitet.

Deine Zikade hat offenbar einen sehr langen Lebenszyklus. Wenn ich Dich recht verstanden habe, ist bereits das Ei infiziert, so dass sich der Pilz bereits im ersten larvalen Stadium ausbreiten kann. Kommt der Pilz vom Muttertier her in das Ei? Oder gibt es auch andere Übertragungswege?

Bilden sich die langen außerhalb des Körpers gelegenen Myzelstränge erst beim adulten Tier aus? In welchen Körperteilen wachsen die Pilze im larvalen Stadium? Im Hämolymphraum?

Könntest Du einmal einen vollständigen Schnitt durch ein Tier zeigen?

Mikrogrüße

Jürgen

Leo van Griensven

hallo Paule,

Und deshalb werden die in China jetzt auf Seidenraupe kultiviert und getrocknet verkauft. Ob das wirklich auch C. sinensis ist bezweifele ich; ich denke das es hier geht um C. militaris. C. militaris wachst auch auf Bouillon Agar und auf Reis und produziert auch kleine Ascomata. Die extrahiere ich um Glukane zu bekommen und damit mache ich dann  Untersuchunge an in vitro immunomodulatorische Effekte.

Die Preis von C. sinensis ist so hoch weil auch das Suchen in Tibet strikt verboten ist. Es ist wie mit Tiger Penis  und Rhinoceros Horn. Die Effekte sind vergleichbar; leider auch fur der Umwelt. C. sinensis ist sehr selten geworden.

Cheers,

Leo


Zitat von: Päule Heck in Oktober 05, 2010, 19:47:18 NACHMITTAGS
Hallo,
in der Pilzzeitung "Der Tintling" (Heft 3 vom 27. Sept. 2007) beschreibt Daniel Winkler den Tibetischen Raupenpilz Cordyceps sinensis, der sich für tibetische Nomaden und Bauern zu einer der wichtigsten Einnahmequellen entwickelt hat und in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung findet. Der Preis für ein Kilogramm liegt in Shanghai bei ca. 25.000 Euro, was sich wohl dadurch erklären lässt, dass die Suche auf den tibetischen Hochweiden recht mühsam ist und der Pilz ja nicht oberirdisch wächst. Er befällt die wurzelbewohnenden Larven von Motten der Gattung Thitarodes und ernährt sich von deren Gewebe....
Herzliche Mikrogrüße
Päule
   

Päule Heck

Hallo Leo,

<<Der Preis von C. sinensis ist so hoch, weil auch das Suchen in Tibet strikt verboten ist.>>

Das ist wohl nicht ganz so (oder doch schon?)! Wie ich dem Bericht von Daniel Winkler entnehmen konnte, werden  von Beamten sogenannte Sammellizensen vergeben, die für Ortsansässige zwischen 5 und 40 Euro, für auswärtige Sammler ca. 60 bis 500 Euro kosten (Stand 2007). Dies gelte gleichzeitig als (einzige) Besteuerung des Pilzhandels und die Lizenzen seien zudem mit Auflagen verbunden ( Umweltauflagen, schonende Ausgrabtechnik usw.)....
Winkler schreibt weiter, dass interessanterweise die traditionellen Sammelgebiete noch immer über gute Cordyceps-Bestände verfügten, aber durch die schnell steigende Sammelintensität auf jeden Fall Vorsicht geboten wäre. Ist heute also das Ende der Fahnenstange doch schon erreicht ??

Herzliche Mikrogrüße
Päule