Dauer-Präparate herstellen

Begonnen von Jorge, Dezember 16, 2010, 12:12:23 NACHMITTAGS

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Jorge

Hallo,

als Anfänger hätte ich eine (vermutlich auch mehr :D ) Frage:

Ich betreibe seit kurzem Pilz-Mikroskopie und untersuche daher u.a. (vornehmlich) Sporen.

Ich würde sehr gerne die Präparate aber dauerhaft konservieren, wie z.B. die fertig zu kaufenden Präparate für Anfänger.

Habe versucht über Literatur (Erb, Pilzmikroskopie) und über das Internet hieru etwas zu finden, aber vergebens.

Kann mir jemand hierzu helfen.

Danke im Voraus    Jorge

Klaus Herrmann

Hallo Jorge,

die Pilzler, die ich kenne leben für den Augenblick, fast alle machen mehr oder weniger gute Quetschpräparate und davon ein paar Fotos und diskutieren dann in diversen Pilzler-Foren über die Bestimmung. Aber nie habe ich gehört, dass die sich über das Herstellen von Dauerpräparaten austauschen.
Der Erb ist hervorragend für das Thema Bestimmung aber zu Dauerpräparaten lässt er sich nicht aus.

Natürlich gibt es Dauerpräparate von Pilzschnitten aber Sporen als Dauerpräparat habe ich noch nie gesehen. Wahrscheinlich quellen die und dann sind sie wertlos, weil die Größe ein wichtiges Bestimmungskriterium ist!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Jorge

Hallo Klaus,

danke für die schnelle Antwort.

Ich hatte gedacht die Sporen z.B. zu archivieren und später zu Vergleichszwecken wieder zu konsultieren und um später Neulingen etwas vorzuführen.

Aber es scheint ja nicht möglich zu sein, schade!

Merci, und Gruss  Jorge

Klaus Herrmann


ZitatAber es scheint ja nicht möglich zu sein, schade!

Keine Ahnung ob das nicht doch geht, da wart mal auf die Experten, die es hier ja gibt!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Jorge

Hallo Klaus,

Danke, und dann warte ich noch einmal ab.  :)

Gruss  Jorge

Detlef Kramer

... oder wende Dich gezielt an Peter Reil. Du wirst ihn schnell finden.

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Jorge

Hallo Detlef,

vielen Dank, werde mich mal auf die Suche nach ihm machen, vielleicht läuft er mir ja auch über die Füsse  ;D

Gruss  Jorge

Peter Reil

Hallo Jorge,

es gibt nicht viele Pilzler, die Dauerpräparate herstellen. Da hat Klaus recht.

Dauerpräparate von Sporen (z. B. bei Quetschpräparaten) sind prinzipiell nicht schwierig. Deckgläschen von einem geeigneten Präparat abnehmen, Wasser mit Papier abziehen, einen kleinen Tropfen Hydromatrix dazu, neues Deckgläschen drauf, fertig.
Die bis zum nächsten Tag fest gewordenen Präparate lassen sich auch mit Immersion (100er Objektiv) einwandfrei betrachten und halten bei mir schon seit ein paar Jahren. Auch Färbungen bleiben sehr schön erhalten (z. B. mit Baumwollblau wie hier bei der Sommertrüffel Tuber aestivum).



Freundliche Grüße
Peter

Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

beamish

#8
Hallo Jorge,

während ich unten geschriebenes formuliert habe, hat Peter auch geantwortet (@ Peter: hast Du mal kontrolliert, ob sich Maße etc. mit der Zeit verändern?). Trotzdem bleibe ich bei meinem Text  ;) :

Ich habe schon mal ältere Dauerpräparate mit irgendwelchen Pilzsporen gesehen. In der Praxis ist das aber wohl wirklich unüblich. Pilze offenbaren sich nämlich mit ihren taxonomisch wichtigen Details vor allem "lebend", d.h. im Frischpräparat. Nicht umsonst heißt H.O. Barals unvergleichliche Sammlung seiner Dokumentationen von Ascomyceten "In vivo veritas": Im lebenden Präparat findet man die Wahrheit...

Totes Material und schon gar durch Chemie (KOH etc.) "wiedererwecktes" ist morphologisch z.T. so stark verändert, daß es mit den ursprünglichen Strukturen nichts mehr gemein hat.
Siehe: http://www.gbif-mycology.de/HostedSites/Baral/index.html

Langer Rede kurzer Sinn: immer frische Pilze mikroskopieren. Das Gesehene zeichnerisch oder fotografisch oder beides dokumentieren und DAS zum Vergleich für spätere Kollektionen aufheben. Einen frischen Befund mit einem alten Dauerpräparat zu vergleichen wird meist nicht hinhauen.

Herzlich

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Jorge

Hallo Peter, hallo Martin,

vielen Dank für Eure Antworten, habe mir weitergeholfen, jetzt weiss ich zumindet mal gob Bescheid.

Fazit: es geht und ich weiss jetzt wie, aber vermutlich mir Einschränkungen.

Merci und Gruss   Jorge

Peter Reil

Hallo Martin,

Hans-Otto Barals Vitaltheorie hat mit Sicherheit ihre Berechtigung und ist nachvollziehbar. Hans-Otto arbeitet mit einem Teil der Ascomyceten.
Aber seine Vitaltheorie lässt sich nicht einfach auf alles Mykologische übertragen.

Pilze werden als Exsikkate (getrocknete Exemplare) hinterlegt. Da ist das Pilzmaterial zwar tot, aber selbst nach vielen Jahren (sogar nach hunderten!) sind viele (...nicht immer alle...) der morphologischen Merkmale noch genauso erhalten, wie am frischen Fruchtkörper. Insofern sind diese "wiedererweckten" Fruchtkörperstücke sehr wohl wissenschaftlich wertvoll.

Auch bei Dauerpräparaten können einige Merkmale (z. B. Sporenornamentation) noch genauso erhalten bleiben, wie am Frischmaterial. Man muss sich natürlich bewusst sein, dass auch Veränderungen der Formen durch die Präparation möglich sind. Mit Hydromatrix hatte ich bisher beste Erfahrungen und kaum merkliche Veränderungen. Daher ist das meine bevorzugte Methode bei der Präparation (Trüffelsporen, Schnitte durch Basidiomyceten-Fruchtkörper, Huthautschnitte).
Ein Präparat von WATSON vor 1900 der Perigordtrüffel ist noch so prima erhalten, dass ich behaupten möchte, dass auch ein erfahrener Mykologe nur beim Blick durchs Mikroskop es nicht von einem Frischpräparat unterscheiden könnte.

Bestimmte Chemikalien müssen teils angewandt werden, um bestimmte Merkmale hinreichend oder überhaupt sichtbar machen zu können.


ZitatDas Gesehene zeichnerisch oder fotografisch oder beides dokumentieren und DAS zum Vergleich für spätere Kollektionen aufheben.
Das möchte ich trotzdem voll und ganz unterstützen.

Freundliche Grüße
Peter Reil
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Jorge

Hallo Peter,

sehr interessant, danke.

Die Dauerpräparate die ich gelegentlich erstellen möchte sollen ja rein Hobbyzwecken und dem Spass dienen.

Also werde ich mich mal darin versuchen.

Gruss   Jorge

Bernhard Lebeda

Zitat von: Peter Reil in Dezember 17, 2010, 17:32:38 NACHMITTAGS


Auch bei Dauerpräparaten können einige Merkmale (z. B. Sporenornamentation) noch genauso erhalten bleiben, wie am Frischmaterial. Man muss sich natürlich bewusst sein, dass auch Veränderungen der Formen durch die Präparation möglich sind. Mit Hydromatrix hatte ich bisher beste Erfahrungen und kaum merkliche Veränderungen. Daher ist das meine bevorzugte Methode bei der Präparation (Trüffelsporen, Schnitte durch Basidiomyceten-Fruchtkörper, Huthautschnitte).


Hallo Peter

vielleicht solltest Du dem guten Jorge noch den Preis von Hydromatrix mit auf den Weg geben, dann lässt er es sicher lieber bleiben mit den Dauerpräparaten  ;D

Viele frische Mikrogrüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Bernhard Kaiser

#13
Hallo Jorge,

stellen Sie auf einem Objektträger das Sporenabwurfpräparat eines Pilzes her und legen Sie auf die Sporenabwurfschicht ein trockenes Deckglas.
An die 4 Eckpunkte desselben geben Sie je einen Tropfen Nagellack und lassen trocknen.

Zur Beobachtung geben Sie einen Tropfen dem. H2O an den Rand des Deckglases. Dieses wird unter das DG gesogen und Ihre Sporen können mikroskopiert werden. Es bilden sich an manchen Stellen Luftblasen, aber zur Mikroskopie reicht es immer.
Danach einfach lufttrocknen lassen.
Bei Bedarf wieder dem. H2O usw.

ZitatIch hatte gedacht die Sporen z.B. zu archivieren und später zu Vergleichszwecken wieder zu konsultieren
genau dafür ist die Methode geeignet.

Präparat beschriften und liegend aufbewahren. Geht bei Pilzen, Moosen, Flechten!

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Bernhard Kaiser

Hallo Jorge,

was ist bei Ihren Versuchen, Dauerpräparate von Pilzsporen herzustellen, herausgekommen?
Haben Sie mit irgendeiner Methode Ihr Ziel erreicht oder sind Schwierigkeiten aufgetreten, vielleicht nur bei einzelnen Arten?

Es ist immer hilfreich, Erfolge oder Mißerfolge zu erfahren. Nur so läßt sich ein Verfahren, wenn nötig weiter verbessern.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser